Szene! AC/DC - «Power Up» im Kreuzverhör
10.11.2020

AC/DC -
Power Up
Columbia/Sony Music
Wenn eine legendäre Band wie AC/DC ein neues Album veröffentlicht, dann müssen wir genauer hinschauen und vor allem gut hinhören! Deswegen folgt hier ein kleines wie feines "AC/DC Special", zu dem das neue Album «Power Up» von mehreren MF Musik-Experten unter die Lupe genommen wird .
 
By Crazy-Beat: Yeah, Angus und Co. sind zurück. Vorbei ist die grässliche Axl Rose-Phase. Welcome back Brian Johnson und welcome back Phil Rudd. Natürlich hört man den Songs sofort an, dass Cliff und Phil wieder zusammen für den Boden der rockigen AC/DC-Songs verantwortlich sind. Es gab und gibt nie einen besseren Drummer für die Australier als Phil Rudd. Mir gefällt «Power Up» wesentlich besser als der Vorgänger «Rock Or Bust». Schon das vorab veröffentlichte «Shot In The Dark» gefällt sehr und geht musikalisch schon in Richtung ältere Alben. Auch klasse das flotte «Demons Fire», geiles Gitarrenriff und Brian bei bester Stimme. Die Songs sind zum Teil wieder bluesig, wie das coole «Reputation», auch gibt es vermehrt wieder Backing Vocals, sprich Chöre in den Refrains. Abwechslung bringt das langsame, schwerfällige «No Man's Land». Ebenfalls klasse das abschliessende «Code Red», ein typischer Stampfer mit starkem Chor im Refrain, bleibt schnell im Ohr hängen. «Realize» und «Witch's Spell» ebenfalls urtypische AC/DC-Songs, die an früher erinnern. Etwas aus der Reihe tanzt das frische «Through The Mists Of TimeW, glänzt mit sehr starkem Riff und einer etwas anderen Gesangsmelodie, echt geiler Song. Wie man lesen konnte, verwendeten Angus und Co. auf diesem Album viele Ideen und Riffs von Malcolm Young, jedoch sind die Gitarren von Angus und Stevie eingespielt worden. Auch Angus glänzt mit durchgehend starken, nicht zu langen Soli, ohne Gefrickel wie früher oft, sondern echt songdienlich. Natürlich sind die Songs simpel. Cliff und Phil spielen sehr einfach, aber so "fuckin tight", und genau das macht den Sound der Australier aus. Zum Schluss sei gesagt, dass «PWR UP» echt Spass macht, durchgehend rockt. Toll, dass die (fast) alte Mannschaft wieder zusammen musiziert. Man hört hier ein eingespieltes Team bei allen zwölf Tracks, welcome back Angus, Phil, Cliff, Brian und Stevie.
Crazy Beat
Punkte: 8.1 von 10

 

By Rockslave: Mitunter dank diesem Album fällt die Bilanz des Katastrophen Virus Jahres 2020 zumindest in der Musikszene nicht völlig unter den Tisch. Als im Spätsommer 2018, also noch lange vor dem Corona-Desaster, entsprechende Fotos im Umfeld der Vancouver Warehouse Studios auftauchten, die nebst dem zuletzt noch übrig gebliebenen Gitarristen Angus Young den wiedergenesenen Frontmann Brian Johnson, Drummer Phil Rudd, Rhythmus-Gitarrist Stevie Young und Bassist Cliff Williams zusammen zeigten, zeichnete sich ab, dass sich hier offenbar neue Aktivitäten anbahnten. Letzterer hatte sich ja eigentlich auf sein Altenteil zurück gezogen, und zwei Jahre später ist es tatsächlich soweit! AC/DC haben mit «Power Up» ihr mittlerweile siebzehntes Studioalbum am Start und gedenken hiermit in der gleichen Art wie vor vier Dekaden mit «Black In Black» Bon Scott nun dem vor drei Jahren verstorbenen Malcolm Young. Dabei kamen von Angus mitunter weiter ausgearbeitete Riffs zum Tragen, aber keine direkt von Malcolm eingespielte Parts. Die Erwartungen an die Musik der australischen Rock'n'Roll Legende sind klar gesetzt, und genau das kriegen die weltweit Millionen von Fans wieder in Reinkultur. Dennoch gibt es bei den insgesamt zwölf Songs Nuancen zu vermelden, die bei genauem Hinhören durchaus überraschen und für Aufmerksamkeit sorgen. Dazu gehört in erster Linie, nebst teils noch stärker akzentuierten Backing-Vocals («Realize»), die wirklich bemerkenswerte Gesangsleistung von Brian, der nach seinem massiven Gehör-Problem völlig befreit und variabel performt, wie man es zuvor noch kaum je von ihm gehört hat.

Die gewohnt hohen Parts wirken dabei auf wundersame Weise nicht mehr so angestrengt und lassen die Kraft dennoch nicht vermissen. Bei «Rejcetion» taucht gar ein kurzer Clean-Vocal Part auf, und dieser Song ist der Einzige, der über vier Minuten dauert. Der Rest bewegt sich, bis auf «Wild Reputation» (2:55 Min.), stets zwischen drei und dreieinhalb Minuten. Somit kommt die Band ohne Firlefanz voll auf den Punkt, und Mastermind Angus streut dabei dennoch zahlreiche Licks und Soli ein. Mit dem im Voraus veröffentlichten «Shot In The Dark» wurde schon mal eine griffige Nummer vorgelegt, die ganz im Geiste von «Rock Or Bust» oder «Rock'n'Roll Train» abrockt. Auch «Through The Mists Of Time Of Time» überzeugt mit leichten Pop-Vibes (!) und dann eben die zahlreicher eingesetzten Backing Vocals, die, wie auch bei «Kick You When You're Down», etwas ungewohnt auftauchen, aber perfekt dazu passen. «Power Up» bietet jedoch noch mehr Facetten wie die töften Bass-Parts von Cliff Williams bei «Witch's Spell», «Wild Reputation» und «System Down». Überhaupt lohnt es sich, wie bei beiden Vorgängern schon, besonders auf die tiefen Töne zu achten. Alle Songs bewegen sich im Midtempo-Bereich und zeichnen sich trotzdem durch massig Groove aus. Einen fillermässigen Stinker sucht man auf «Power Up» vergebens, auch wenn die Explosivität eines Klassikers wie «If You Want Blood, You Got It» fehlt. Während der Vorgänger «Rock Or Bust» es gerade mal auf 35 Minuten bei elf Songs brachte, schlagen nun bei einem Track mehr solide wie LP-freundliche 41 Minuten zu Buche. AC/DC liefern hiermit ohne Zweifel das Rock'n'Roll Highlight des Jahres ab, und das tut der virusgeschundenen Seele mehr als nur gut!
Rockslave
Punkte: 8.8 von 10


 

By Tinu: Es hätte wohl niemand mehr damit gerechnet, dass AC/DC nochmals einen Tonträger veröffentlichten. Schon gar nicht nach dem Tod des Rifflieferanten Malcolm Young, der 2017 verstarb. Die Jungs um Angus Young haben sich aufgerappelt und der in die Brüche gehende Truppe, welche die letzte Tour mit Axl Rose (Guns n' Roses) und Chris Slade spielte, durch altes Blut neues Leben eingehaucht. Das Gerüst steht wieder mit der Rhythmusmaschinerie Cliff Williams (Bass) und Phil Rudd (Drums), sowie Brian Johnson (Gesang). Zusammen mit Angus und Stevie Young (Rhythmusgitarre) veröffentlicht die Band ihr 18. Studioalbum (wenn man das australische Debüt separat zählt) und wird keinen Fan enttäuschen, der sich mit den letzten Werken («Black Ice», «Rock Or Bust») und einem guten Schuss «Blow Up Your Video» anfreunden kann. Erwarten wir vom Fünfer etwas bahnbrechend Neues? Nein! Erwarten wir das Feuer und die jugendliche Unbekümmertheit aus den siebziger Jahren zurück? Nein! Erwarten wir ein Album, das uns mitreisst? Jawohl! Und genau das tut «PWR Up» auch. Sei es mit dem schnörkellosen «Shot In The Dark» oder dem poppigen «Through The Mists Of Time», das mit seinem unwiderstehlichen Groove und der packenden Melodie alle in den Bann ziehen wird. Noch immer ist es die krächzende Stimme von Brian und das unverkennbare Spiel von Angus, welche sich auf den fetten Rhythmusteppich austoben können. Vielleicht sind dabei gewisse Parts aus den eigenen Reihen kopiert («Witch's Spell», «Wild Reputation», «Money Shot») oder zeigen leichte Querverweise in die Frühphase der Truppe («Demon Fire») auf. Dazu gesellt sich zähflüssig Fliessendes («No Man's Land») oder entpuppt sich beim ersten Anhören zum Hit («System Down», «Code Red»). Man kann dies alles nun verurteilen, da es nichts Neues ist, aber am Ende des Tages zählt nur eines: Packen mich die Lieder? Dies passiert schon mit dem Opener «Realize» und zieht sich durchs komplette Werk hindurch. Selbst eine Truppe wie AC/DC schreibt nicht jedes Mal eine Scheibe mit der Hitdichte der Marke «Powerage», «Highway To Hell», «Back In Black» oder «Flick Of The Switch» (für mich nach wie vor völlig unterbewertet und ignoriert!). Im Hier und Heute rocken AC/DC befreit los mit einer Scheibe, die Spass und Freude macht, aber sicher nicht am Status der obengenannten Alben kratzen kann.
Tinu
Punkte: 8.8 von 10
 
By Oliver H.: Sechs Jahre nach ihrem letzten Studioalbum «Rock Or Bust» melden sich die australischen Hard Rock Urgesteine AC/DC in bewährter Besetzung und mit einer neuen Platte zurück. «Power Up» heisst das Teil und ist dem verstorbenen Malcolm Young gewidmet, wie genau vor vierzig Jahren «Back In Black» für Bon Scott! Sänger Brian Johnson (zuletzt wegen Gehörproblemen zeitweise durch GnR's-Fronter Axl Rose ersetzt worden) und Leadgitarrist Angus Young konnten erfreulicherweise auf vertraute Bandmitglieder zurückgreifen. Cliff Williams ist an den Bass zurückgekehrt, Phil Rudd am Schlagzeug und Stevie Young an der Rhythmusgitarre. So präsentiert sich die Kultband aus Sydney auf «Power Up» im typischen Riff-Gewand. Zwölf knackfrische Songs sind auf dem Silberling enthalten und die Comeback-Single «Shot In The Dark» gab bereits vor ein paar Tagen einen kleiner Vorgeschmack ab. Wem die Single bereits gefallen hat, dem gefällt auch der Rest des Albums. Aus meiner Sicht startet die Platte ziemlich stark mit «Rejection» und «A Shot In The Dark», hängt dann ein wenig, packt dich mit «Witch's Spell» und «Demon Fire» wieder bei den Eiern, lässt dich dann fallen, um dir mit «System Down» und «Money Shot» den Rest zu geben. In den letzten Jahren hat kaum eine Veröffentlichung der Kultband so viele eingängige und groovige Songs mehr beinhaltet wie das aktuelle Werk. Die neuen Tracks sind wieder unter der Regie von Brendan O'Brien entstanden, der bereits «Black Ice» (2008) und «Rock Or Bust» (2014) produziert hatte. Ob es sich nun bei «Power Up» um ein letztes grosses Aufbäumen des australischen Rock'n'Roll Zuges handelt oder Malcolm seinen seelischen Beistand in Form genialer Riffs geleistet hat, sei dahingestellt. Tatsache ist, wenn die Anlage ordentlich schnauft und kurz vor dem Zerbersten steht, ist ein Grinsen ins Gesicht gemeisselt und ein Stillstehen unmöglich.
Oliver H.
Punkte: 9.0 von 10