Tour-Spezial! Crown Of Glory in Italien
By Roger W.
“Crown Of Glory goes to Italy!” So hiess das Motto der Kaffee- oder Bierfahrt, welche die Herren Berglas, Burgener, Lüscher, Meier, Muther und Muther mitte Dezember veranstalteten. Zwei Konzerte in Modena und Brescia, zusammen mit drei italienischen und einer französischen Metalband, versprachen mitreissende Shows und ein euphorisches, südländisches Publikum. Damit Crown Of Glory nicht alleine Reisen mussten, organisierten sie einen Reisebus und schippten mit einer Schar von rund 25 weiteren Personen nach Süden. Auch Metal Factory verfiel der zum äusserst fairen Preis angebotenen 3-Tagesfahrt und berichtet exklusiv über grosse Momente, gemütliches Zusammensein und italienisches Organisationstalent.

Freitag, 12.12.2014: Modena
Vom Norden her kam der Bus nach Sursee. Bereits vorher hatte er sich in Sissach mit einigen trinkfreudigen Gästen gefüllt. In Sursee wurde aber nicht nur Publikum aufgeladen, sondern auch die Instrumente, das Mischpult und all der andere Kram, den eine Metalband für ihre Auftritte braucht. Abgemacht war, um 14.00 Uhr in Modena im dortigen "Borderline-Club" anzukommen. Mit ein wenig Verspätung gelang das auch, wobei diese scheinbar zu wenig lange war, denn beim Club war schlicht niemand anzutreffen. Nach einigem Warten wurde die ganze Gruppe ins Hotel gefahren. Band und Crew hatten nur eine kurze Erholungspause, denn für sie galt, nach neuem Plan, gegen 17.00 Uhr ihr Equipment aufzubauen. Die Gäste verkrochen sich derweil bis zum nächsten Treffpunkt um 19.30 Uhr in ihren Zimmern oder entdeckten die schöne Altstadt mit ihren Kirchen, Palästen und Plätzen.

Wieder beim Club angekommen, ging es entweder auf die Suche nach etwas Essbarem oder direkt in den Club hinein. Dort spielten schon bald die glatzköpfigen Power Metaller Tragodia aus Brescia (dem Auftrittsort vom Samstag). Die Band hat bereits drei Alben veröffentlicht und rockt super. Ihr Name scheint sich aber noch nicht bis Modena durchgesprochen zu haben. Zumindest war rasch erkennbar, dass sich in diesem Club zum Grossteil Leute aus unserem Bus eingefunden hatten. Dazu machten erste Geschichten über organisatorische Mängel die Runde. Tragodia konnte es egal sein, denn das spärliche Publikum nahm die Band sehr wohlwollend in Empfang.

Die Franzosen Chemical Wedding mussten ihre beiden Auftritte aus gesundheitlichen Gründen absagen. Und so durften Crown Of Glory als zweite Band auf die Bühne. Da sich auch bis zum Ende des Abends nicht mehr Publikum einfinden würde, war ihr Auftritt von den erzeugten Reaktionen her klar der Beste, auch wenn man den Musikern den Ärger des Tages aber anmerkte. Lieder wie «One Fine Day» oder «Raven's Flight»; entfalteten ihre volle Wirkung. Wie man später hörte, konnten sie sogar ein, zwei neue Fans gewinnen. Abgeschlossen wurde der Auftritt mit einer Geburtstagstorte für Gitarrist Markus Muther, der just an diesem Tag seinen 40igsten feierte.

Tarchon Fist aus dem nahen Bologna versuchten mit bereits deutlich weniger Publikum die gute Stimmung aufrecht zu erhalten. Musikalisch wäre dies durchaus auch gelungen, denn obwohl ihre Kompositionen wahlweise latent an Covers von Iron Maiden und Saxon erinnerten, war sowohl das Stageacting wie auch der Sound im grünen Bereich. Die Einheitskleidung, bestehend aus Tarnhosen, unterstrich den professionellen Eindruck. Die Publikumsreihen lichteten sich allerdings bereits merklich, zumal es Tarchon Fist trotz langjähriger Aktivität und unzähligen Alben nicht schafften, eigene „Gutfinder“ ins Borderline zu locken.

Der letzte Auftritt des Abends gehörte den einheimischen Perfect View. Der Fünfer zelebriert einen lupenreinen AOR-Hard Rock mit tollem Gesang und einem unnahbaren Gitarristen, der von der Ausstrahlung her an Timo Tolkki (Ex-Stratovarius) erinnert. Mit der Zeit entstand gar der Eindruck, dass er nicht wirklich zur Band gehört. Journey-Kenner schwärmten bei dieser Band nicht nur über das entsprechende Cover, sondern auch für die eigenen Kompositionen. Der späte Auftritt liess allerdings Fragen offen: „Tolles Niveau, einheimisch, aber kein eigenes Publikum und trotzdem die Spielzeit von einer auf eineinhalb Stunden ausdehnen?“ Die italienische Metalwelt ist komisch, aber es stand ja noch ein zweiter Tag bevor.

Samstag, 13.12.2014: Brescia
Richtig ausgeschlafen ist anders! Verkatert (die Mitreisenden), verärgert und verunsichert (die Band) stimmte schon eher. Die Fahrt ging vom Hotel zuerst zum "Club Boderline", wo nach einiger Wartezeit (natürlich) das Equipment mitgenommen werden konnte. Modena und Brescia liegen im Bus-Tempo rund zwei Stunden auseinander. Die Fahrt verlief ruhig, so dass nach einigem Suchen das Hotel in Brescia in Beschlag genommen werden konnte. Nach dem organisatorischen Desaster vom Vorabend entschlossen sich Crown Of Glory dazu, sich so zu verhalten, wie wenn sie normale Gäste wären. Erst zwei Stunden vor dem Auftritt im Club ankommen, dort die Instrumente einstöpseln und losspielen. So hatten im Gegensatz zum Vortag auch die Musiker Zeit, die Altstadt anzuschauen. Obwohl Modena und Brescia beide rund 190'000 Einwohner zählen, ist die Altstadt von Brescia deutlich grösser und gepflegter. Wiederum entstanden kleine Grüppchen, welche den Ort auf eigene Faust entdeckten. Fürs Nachtessen wählten die meisten das eigene Hotel. Wobei das Preis-Leistungsverhältnis (Qualität und Menge) bei diesem Essen leider deutlich in Richtung Abriss ging.

Hotel und Club lagen am Samstag rund acht Kilometer auseinander. Damit nicht alle ein Taxi organisieren musste, fuhr der Bus mit der ganzen Meute hin und für diejenigen, die wollten, um 01.00 Uhr nachts auch wieder zurück. Der Club "Circolo Colony" liegt irgendwo versteckt im Industriegebiet von Brescia. Im sehr gepflegten Lokal mit richtiger Bühne und Sitzgelegenheiten gaben sich den Plakaten zu Folge auch mittelgrosse internationale Bands wie zum Beispiel Tankard, Moonsorrow oder Annihilator die Klinke in die Hand. Diese hatten auch die Gelegenheit, von den rund acht im Offenausschank angebotenen Bieren zu probieren.

Schnell wurde klar, dass es hier einiges professioneller zu und her geht ist als in Modena. Vom Ablauf her tauschten heute Tragodia und Perfect View ihre Positionen, womit Letztere als Erste ran durften. Perfect View konnten auch heute überzeugen. Dies umso mehr, weil ihre Spielzeit deutlich kürzer und damit beendet war, bevor Langeweile aufkommen konnte. Höhepunkt war wieder die perfekte Umsetzung eines Journey-Covers, bei dem im Publikum so etwas wie Stimmung aufkam.

Crown Of Glory griffen dieses Flämmlein geschickt auf und verwandelten es in ein Höllenfeuer. Nach zwei gemeinsamen Tagen kannten sich die Schweizer Reiseteilnehmer gut. Die Scheu untereinander war verflogen und man gönnte Crown Of Glory nach den Schwierigkeiten in Modena ein Trostpflaster. Der Funke sprang also rüber. Band und Publikum forcierten einen Siegeszug, bei dem auch die spärlich anwesenden Nicht-Crown Of Glory-Kenner mitgerissen wurden. So muss ein Heavy Metal Konzert sein!

Tarchon Fist hatten nach diesem Auftritt deutlich Mühe, diese Begeisterung zu halten. Am Auftritt und den Songs lag es auch diesmal nicht. Vielmehr war ihr Publikum auch heute nicht auszumachen. Kam dazu, dass sie viel zu laut abgemischt wurden. So hielten sich auch einige aus dem Schweizer Bus lieber draussen auf als drinnen im Club. Und das trotz kalter Temperaturen.

Ähnlich ging es auch den einheimischen Tragodia. Wobei hier noch erschwert dazu kam, dass der Schweizer Bus mitten in ihrem Auftritt zum Hotel zurück fuhr. Da viele nicht recht wussten, wie man ohne italienische Sprachkenntnisse und an einem ziemlich abgelegen Ort ein Taxi organisieren könnte, wählte ein Grossteil diese bequeme Rückfahrts-Variante.

Sonntag, 14.12.2014
Der Sonntag begann ähnlich wie der Samstag. Verkatert, müde, aber diesmal zufrieden. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto fuhr der Bus in die Schweiz zurück. Was bleibt, sind schöne Erinnerungen, neu gewonnene Freundschaften, offene Fragen und Videoaufnahmen, welche Crown Of Glory im Idealfall verwerten können. Man darf also gespannt sein. Metal Factory freut sich bereits darauf, Crown of Glory auf der nächsten Kaffee- und Bierfahrt zu begleiten.