Studio Bericht: Shakra
14. Januar 2011
By Tinu
«Back On Track» heisst das neue Album von Shakra. Und die Jungs um Gitarrist Thom Blunier sind zurück. Alle, die sich noch an Mark Fox zurückerinnern, werden nach diesem Album dem ehemaligen Shouter keine Träne nachweinen. Denn John Prakesh, der neue Sänger, überzeugt auf der ganzen Linie. Der Gesang wirkt dabei lange nicht mehr so gequält und herausgedrückt, wie noch bei seinem Vorgänger. John bringt mit seiner facettenreichen Stimme neue Farbtupfer ins Shakra-Land und überzeugt mit kraftvollem Gesang. Er ist eine Bereicherung für die Emmentaler und wird uns auf den künftigen Konzerten noch viel Freude bereiten. So viel ist jetzt schon mehr als nur sicher!

Doch der Reihe nach. Ich sass im Studio und durfte zwischen Thom und Thomas Muster den neuen Tracks lauschen. Auch wenn es immer schwer ist ein Album nach dem ersten Hören zu beurteilen, aber «Back On Track» hat es in sich! «Be True Be You» startet mit einem Mörderriff und kraftvollem Gesang. Schon jetzt wird klar, dass das Quintett nichts von seiner Eigenständigkeit verloren hat. Mit dem fantastischen Soloteil und dem coolen Refrain beweisen Shakra, dass sie nichts verlernt haben, ihrem erfolgsverwöhnten Weg treu geblieben sind und trotzdem wieder rockiger zu Werke gehen. «I’ll Be» ist nach dem schnellen Einstieg ein flotter Stampfer. Nicht, dass ihr denkt, dass die Songwriter wieder zurück in ihre Frühphase gehen, aber zumindest eine konsequente Weiterentwicklung zu Songs wie «Rising High» ist hier auszumachen. Erneut besticht das Lied mit einem Hammer-Solo. «Crazy» ist der erste Höhepunkt. Ein unglaublich positives Feeling springt den Hörer an. Locker und unbekümmert spielen die Jungs und haben hier einen Hit für die Ewigkeit gebastelt. «Back On Track» ist eine harte Gaspedalnummer, wie ein Mehrschlagkommando ins Gesicht, das mit einem monströsen genialen Refrain ausgestattet ist. Der zweite Höhepunkt. «When I See You» kühlt die Gemüter ab. Die Halbballade mit ihrem countryartigen Flair wird von akustischen Klängen getragen. Solche Nummern sorgten in den achtziger Jahren für Platinüberzüge. Gesanglich eine der besten Leistungen von John, erinnert etwas an Tommy Heart von Soul Doctor/Fair Warning, und ist der dritte Höhepunkt des Albums.

Wird durch ein sehr gefühlvolles Solo abgerundet. «Money Makes The World Go Round» ist der Flirt mit modernen Sounds. Weist einen coolen Refrain auf und ein ebensolches Solo. «Yesterday’s Gone» ist ein untypischer Hammersong. Ein eher ruhiger Strophenteil steigert sich im Refrain. John überzeugt auf der ganzen Linie und geht knapp als weiterer Höhepunkt durch. «Someday» ist der zweite eher modern ausgerichtete Track. «Eternity» geht wieder in die «Rising High»-Richtung. Somit ein typischer Shakra-Song mit einem fantastischen Solo. «Lonesomeness» ist die Ballade der Scheibe. Bedingt durch den Gesang von John hat wohl noch nie eine Ballade von Shakra dermassen viel Ausdruck, Gefühl und Sensibilität an den Tag gelegt. Hier ist der Feuerzeugalarm an den Konzerten sicher. Im Vergleich zu den letzten erfolgreichen Balladen wirkt hier der Gesang ganz einfach weniger gequält und gepresst sondern überzeugt mit ehrlichen Gefühlen! «Unspoken Truth» startet mit tribalartigen Rhythmen. Steigert sich und wird zur puren Brutalität (Riff). Wirkt wie ein den Hörer überrollender Panzer, der mit dem «Hey» im Refrain zu einem kommenden Live-Hit werden könnte. «Brand New Day» ist der nächste Höhepunkt und könnte von «Rising» oder «Infected» stammen. «Stronger Than Ever» ist der Abschlusssong. Verdammtes Mörderriff. Was für ein Refrain! Als würde nach einer schweren Zeit die Band gestärkt und als Gewinner hervorgehen. Pure Selbstsicherheit und pures Selbstbewusstsein.

Mit einem Lächeln und einem gestreckten Mittelfinger verabschieden sich die Musiker von einer alten Last. Ein fantastischer Abschluss und der letzte Höhepunkt dieser vorzüglichen Scheibe. Fazit: Shakra sind in der Champions League. Die Jungs haben sich nochmals verbessert, sind aber weit davon entfernt sich zu kopieren. Die jüngeren Fans werden ihre Freude haben und viele alte werden den Weg locker wieder zur Truppe finden, da sie es verstehen ihre Wurzeln wieder vermehrt einzubinden und sich trotzdem neuen Songstrukturen nicht zu verwehren. Professioneller, vielseitiger und vielschichtiger ist «Back On Track» geworden. Ein Album mit einem, und da wiederhole ich mich sehr gerne, fantastischen Sänger, der neben den hohen Schreien viele Farbnuancen einbringt und trotzdem immer genügend Platz für Gefühle lässt. Zudem ist das Cover verdammt geil geworden und lässt viel Interpretationsmöglichkeiten offen. Meine Herren, ich ziehe meinen Hut vor euch!!!