Es war bereits der zweite Auftritt der schottischen Trinkpiraten in diesem Jahr, dem ich beiwohnte. Im Januar im Rahmen des Paganfest, nun also im X-TRA in Zürich. Zumindest in Sachen Location war es für mich allerdings eine Premiere. Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass ich vor allem wegen den Kanadiern von Lutharo nach Zürich fuhr, denn die Band hat in meinem Metal Herz einen besonderen Platz inne. Im nicht ausverkauften, aber ordentlich gefüllten Saal kamen mit Roses Of Thieves aber zuerst eine Band, welche ich bisher nicht kannte.
Roses Of Thieves
Die Ungarn reisten mit zwei Alben im Gepäck an, trotzdem handelt es sich noch um eine junge Band, welche melodischen Modern Metal mit Folk vermischt. Auffallend natürlich das Akkordeon, welches einen Hauch Korpiklaani versprühte. Mangelnden Einsatz konnte man der Band an diesem Abend sicher nicht unterstellen. Ob es dazu allerdings die Tanzeinlagen des Bassisten bei einer Metal-Show braucht, wage ich doch zu bezweifeln. Auch musikalisch vermochte mich das Ganze überhaupt nicht abzuholen, und dies mit dem Sabrina Cover des Eurodance-Hits «Boys» und dem NSYNC-Song «Bye Bye Bye» (Outro) als negative Höhepunkte, doch die Band kann ja nichts für meinen Geschmack. Vielen schienen die Ungarn jedoch zu gefallen, und so wurde doch mehr als nur ein Höflichkeits-Applaus spendiert.
Setliste (nicht vollständig): «Be The Captain» - «White Wolf» - «Boys» - «Once Upon A Time» - «Not Your Fate»
Lutharo
Vor ein paar Wochen kam es bei Lutharo zum grossen Knall, denn Sängerin Krista Shipperbottom und Drummer Cory Hofing stiegen überraschend aus. Für die angehende Tour engagierte man Sängerin Kayla Dixon von Vintersea und an den Drums half Alex Snape aus. Nun ist ein solcher Sängerwechsel immer auch ein immenser Verlust, weil man sich an die Stimme ja gewöhnt hat, besonders wenn sie so einzigartig ist, wie die von Krista. Wie klangen denn nun Bandklassiker wie «Born To Ride», «Wings Of Agony» oder «Lost In Soul»? Die stimmliche Range von Kayla war auf jeden Fall beeindruckend, und die Frau ist ein echter Gewinn, auch wenn die Songs definitiv härter als vorher von der Bühne klingen. 
Ausserdem ist die Bühnenpräsenz der Amerikanerin vereinnahmend. Daneben liefen die Gitarristen Jeff Wilson (mit einem Dauergrinsen) und Victor Bucur zur Höchstform auf. Ob Lutharo mit ihrem Melodic Death Metal allerdings die ideale Besetzung zur Party-Mucke von Alestorm waren, steht auf einem anderen Stern, aber die Publikums-Reaktionen waren phasenweise wirklich laut. Laut Basser Chris besteht zumindest eine Hoffnung, dass Kayla fest einsteigen wird. Man darf also gespannt sein.
Setliste: «Ruthless Bloodline» - «Creating A King» - «Reaper’s Call» - «Wings Of Agony» - «Time To Rise» - «Born To Ride» - «Lost In A Soul»
Alestorm
Die schottischen Piraten-Metaller haben das X-TRA in einen Party-Tempel verwandelt. Bericht fertig! Im Prinzip würde dieser Satz in der Tat reichen, denn das haben Alestorm in der Tat getan und natürlich auch so gewollt. Wenn eine ganze Halle die metallisierte Version von Tajo Cruzs «Hangover» lautstark mitsingt, muss allerdings auch eine Menge Alkohol geflossen sein. Doch Songs wie «Keelhauled», «Mexico», «The Storm» oder dem abschliessenden «Fucked With An Anchor» muss man halt auch diese fast schon unverschämte Eingängigkeit attestieren, die Alestorm letztlich ausmachen.
Die Stimmung war dementsprechend ausgelassen, Moshpits oder Ruderspiele inklusive. Auch der Humor kam nicht zu kurz, so meinte Sänger Christopher Bowes im Zugaben-Block: "Wir haben eine gute und schlechte Nachricht für euch. Die Gute, wir spielen noch zwei Songs, die Schlechte ist, dass nun der schlimmste Song der Alestorm Geschichte folgt!". Nun, «Wooden Leg» ist in der Tat nüchtern kaum zu ertragen, aber das war dem Publikum heute Abend egal, denn wie heisst doch ein anderer Song so treffend: «P.A.R.T.Y.»
Setliste: «Keelhauled» - «Killed To Death By Piracy» - «The Sunk’n Norwegian» - «Uzbekistan» - «Mexico» - «Frozen Piss 2» - «Under Blackened Banners» - «Banana» - «Zombies Ate My Pirate Ship» - «Bar Und Imbiss» - «Hangover» - «Magnetic North» - «Nancy The Tavern Wench» - «Alestorm» - «The Storm» - «P.A.R.T.Y.» - «Shit Boat» - «Drink» -- «Wooden Leg!» - «Fucked With An Anchor»


