Was kann man an einem normalen Dienstagabend sonst noch tun, als dem Ruf eines grandiosen Metal-Packages zu folgen? Nichts! Arch Enemy sind frisch mit ihrer aktuellen «Blood Dynasty»-Europatour 2025 gestartet und machten pflichtbewusst in der Hall in Zürich-Dübendorf Halt. Erwartet wurde ein energiegeladener Abend, der trotz nicht ausverkauftem Haus, was eigentlich zu erwarten gewesen wäre, Realität wurde.
Nicht nur Arch Enemy waren für einmal das Aushängeschild der Tour, sondern auch ihre Supportbands Eluveitie und Amorphis sind klingende Namen in der Metalszene. Einzig Gatecreeper müssen sich wohl auf dieser Tour noch beweisen, die jeweils den abendlichen Reigen eröffnen. Erstaunlicherweise herrschte bereits zur frühen Türöffnung um 17 Uhr ordentlich Andrang vor der Halle, was natürlich für den Opener eine erfreuliche Tatsache war.
Gatecreeper
Die Opener dieser Tour heissen Gatekeeper und kommen aus dem Wüstenstaat Arizona. Leider habe ich die Hälfte ihres Gigs verpasst, was aber nicht heisst, dass ich nichts mitbekam. Ich habe mir sagen lassen, dass der Fünfer, pünktlich um 18:00 Uhr, mit seiner todesmetallischen Vorstellung begann. Die Halle war noch überschaubar gefüllt, diejenigen jedoch, die bereits versammelt waren, mussten eine gnadenlose musikalische Dampfwalze über sich ergehen lassen. Die Band verzichtete vermehrt auf grosse Ansagen und setzte stattdessen auf Druck und Power, was die früh angereisten Fans offensichtlich beeindruckte. Ihr Set dauerte aber nur eine knappe halbe Stunde, und danach musste der Stab an die nächste Band übergeben werden: an Amorphis mit ihrer neuen Platte «Borderland».
Amorphis
Noch immer früh am Abend, die Leute tröpfelten stetig in der Hall ein, folgten als zweite Dampfmacher, die finnischen Melodic Death-Metaller Amorphis. Sie legten einen souveränen, wenn auch nicht wahnsinnig spielfreudigen Auftritt hin. Vielleicht haderten sie noch immer mit ihrer Position in diesem Line-Up, denn sie könnten ebenso gut die Headliner dieser Tour sein. Jedenfalls wussten sie mit Songs vom aktuellen Album «Boderland» sowie mit Tracks aus ihrer gesamten Karriere zu begeistern. Von «Black Winter Day» über «The Bee» bis hin zu «Bones» erzeugten die charismatischen Finnen eine hypnotische und fesselnde Atmosphäre. 
Tomi Joutsen zeigte einmal mehr, weshalb er zu den überzeugendsten Frontmännern des Genres zählt. Seine stimmlichen Wechsel zwischen Klargesang und Growls fesselte das Publikum, das nun richtig erwacht war und in die Vollen ging. Leider sind 40 Minuten Amorphis viel zu knapp, und als man, mich eingeschlossen, so richtig bereit war, mit den Jungs abzurocken, waren diese bereits dem Saallicht ausgesetzt und versenkten ihre letzten Plektren in der Menge. Nun zeigte sich der Sechser in bester Laune, und vermutlich war ihre Motivation doch grösser als zu Beginn angenommen. Jedenfalls schufen die Musiker die perfekte Grundlage für den einzigen Schweizer Act des Abends.
Setliste: «Bones» - «Silver Bride» - «Wrong Direction» - «The Moon» - «Dancing Shadow» - «Death Of A King» - «Black Winter Day» - «House Of Sleep» - «The Bee»
Eluveitie
Wie gesagt, bildete die CH-Formation Eluveitie den krönenden Abschluss des Support-Pakets. Die Band um Chrigel Glanzmann kompensierte die amorphe Spielfreude und grinste von Minute eins um die Wette. Die Musiker schienen sich sehr wohlzufühlen, und zeigten sich begeistert, wieder einmal in der Heimat spielen und die Ansagen in Schweizerdeutsch halten zu dürfen. Ihre Kombination aus folkigen Melodien und keltischen Klängen, gepaart mit metallischer Härte war genau das, was die Fans brauchten. Sie feierten ihre Idole frenetisch, und zeigten nur beim Singen von «De Ruef Vo De Bärge» ein wenig Schwäche, da der Mundarttext vermutlich weniger vertraut ist als die englische Version. 
Dudelsäcke und Geigen prägten wie gewohnt ihren Sound, und brachten ordentlich Bewegung in die Halle. Auch ihr Set bestand aus Klassikern und neuerem Material, doch kein Song ist wie ihr Überfliegerhit «Inis Mona». Dieser sorgte für einen Gänsehaut-Moment, das Publikum war nun voll auf Betriebstemperatur, doch wie schon zuvor bei Amorphis, wurde die Party gecrasht, als sie am schönsten war. Auch Eluveitie durften bloss 40 Minuten lang zeigen, was in ihnen steckt, doch der Metalevent hatte noch ein Ass im Ärmel - Arch Enemy.
Setliste: «Ategnatos» - «Deathwalker» - «The Prodigal Ones» - «Exile Of The Gods» - «A Rose For Epona» - «Premonition» - «Ambiramus» - «De Ruef Vo De Bärge» - «King» - «Inis Mona»
Arch Enemy
Als gegen 21:20 erneut das Licht ausging und das Intro der «Blood Dynasty»-Tour durch die Halle dröhnte, kam das Publikum in Fahrt. Die Fans begrüssten Alissa White-Gluz lautstark, und der Funke sprang sofort über. «Deceiver, Deceiver» eröffnete ihr Set, und alles wirkte kraftvoll und technisch präzise. Die Sängerin agierte routiniert, ihre Growls und Screams waren ”on point”, und die Attacken auf der Bühne verfehlten ihr Wirkung nicht. Ganz allgemein erlebte ich eine völlig veränderte Alissa an diesem Abend. Kein Versteckspiel mit den Fotografen, sie lächelte ständig und agierte oft mit dem Publikum. 
Es mag bloss eine Vermutung sein, aber vielleicht hat der öffentliche Zoff zwischen dem Konzertfotografen J. Salmeron, der von allen Arch Enemy-Konzerten ausgeschlossen werden sollte, seine Wirkung nicht verfehlt und eine geläuterte Sängerin ist auf Wiedergutmachungstour. Wie auch immer, der Auftritt der Megaseller war top, Michael Amott und Joey Concepcion glänzten virtuos an ihren Instrumenten, die technischen Duelle perfekt, während Sharlee D’Angelo und Daniel Erlandsson das Rhythmusfundament lieferten. Dass Arch Enemy Profis sind, zeigte der sehr kontrollierte Auftritt. Die Songs trafen jeden Nerv, die Performance war stark, und die Band rief das Potential ab, das man von ihnen erwartet. 
Die Truppe präsentierte zudem eine kraftvolle Setlist, die neben «Avalanche», «Blood Dynasty» und dem mächtigen «War Eternal» noch viele Hochkaräter innehatte. Klassiker und neue Songs mischten sich in gutem Abstand, und die Soundqualität war durchwegs überzeugend. Auch wenn dieses Spektakel, das in einem Arch Enemy-Ballonregen endete, nicht ausverkauft war, war es für die Fans dennoch ein lohnender Abend. Arch Enemy in Bestform und mit dem Publikum auf Tuchfühlung, wie schon lange nicht mehr.
Setliste: «Deceiver, Deceiver» - «Ravenous» - «Dream Stealer» - «Blood Dynasty» - «War Eternal» - «My Apocalypse» - «Illuminate The Path» - «Liars & Thieves» - «The Eagle Flies Alone» - «First Day In Hell» - «Sunste Over The Empire» - «No Gods No Masters» - «Avalanche» - «Snowbound» - «Nemesis» - «Fields»