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Montag, 07 Juli 2025 21:34

Dirty Honey – James And The Cold Gun in Rubigen Empfehlung

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07. Juli 2025, Rubigen - Mühle Hunziken
By Rockslave

Seit ich vor rund zwei Jahren von dieser genialen, amerikanischen Rock-Combo aus Los Angeles Notiz genommen und sie mittlerweile bereits viermal live gesehen habe, bin ich sehr angetan von dem, was Frontmann Marc LaBelle, Gitarrist John Notto, Bassist Justin Smolian und Drummer Jaydon Bean abliefern. Der knackige wie bluesige Hard Rock, der zumindest teils auf den Spuren von Aerosmith wandelt, bringt die Körper in Wallung und die Füsse zum Wippen.

Dass solche Mucke mitunter in so einer geilen Location wie der Mühle Hunziken am besten funktioniert, verwundert nicht. Für einen Montagabend fand sich ein ansehnliches Publikum ein, das sich den zweiten Auftritt von Dirty Honey in Rubigen nicht entgehen lassen wollte. Wie schon beim ersten Besuch vor Ort, wo die Amis die coole Truppe The Wild Things aus London als Support mitbrachten, bestritt mit den Walisern James And The Cold Gun erneut eine tolle Band das Vorprogramm.

James And The Cold Gun
In weniger als drei Jahren schafften es James And The Cold Gun von einer Garage in Cardiff, Wales, wo die Mitbegründer der Band, James Joseph und James Biss, ihr Debüt-Album aufnahmen, in den Hyde Park, wo sie als Support von Pearl Jam auftraten. Diese Art von explosivem Wachstum spiegelt sich in der Musik der Band wider: ein lockerer, lauter Sound, der an die glorreichen Tage des Alt-Rocks der 1990er Jahre erinnert, als E-Gitarren den Äther beherrschten. Der selbstbetitelte Erstling ist eine Anspielung auf diese Ära, aber es ist auch ein trotzig modernes Album, das die Klänge der Vergangenheit für eine Welt zurückfordert, die dringend ein wenig Verstärkung braucht. Und die Ereignisse aus Sicht Support-Band wiederholten sich an gleicher Stelle wie vor zwei Jahren! Heisst auf dem Papier eher in der Alternative/Grunge-Ecke angesiedelt, vermochte das Quartett mein Interesse überraschenderweise ebenso zu wecken.

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Das heutige Konzert war zudem der letzte Auftritt als Support der Amis, und heuer spielten sie auch schon im Fri-Son als Anheizer für die Rival Sons. Im letzten Herbst begleitete man ausserdem keinen Geringeren als Gunner-Bassist Duff Mc Kagan auf dessen Solo-Tour, und dies als "Special Guest". Geboten wurde fetziger Garage Rock-Sound, der eben nicht allzu grungig daherkommt. Drummer Jack Wrench zerlegte dabei sein Drum-Kit fast in seine Einzelteile, was man auch an einem zerbrochenen und den gebrauchten Sticks sah. Die Rhythm-Section wurde durch Bassistin Gaby Elise komplettiert, die sich von Anfang an voll reinhängte und in ihrer wichtigen Rolle regelrecht aufging. Das gut aufgelegte Publikum in der Mühle liess sich bald von der energetischen Performance in Stimmung bringen und spendierte spontanen Szenen-Applaus. Mir gefiel das Ganze ebenso, sodass ich mir die aktuelle LP «Face In The Mirror» am Merch krallte.

Setliste: «Face In The Mirror» - «Twist The Knife» - «Fragile» - «Above The Lake» - «Meet My Maker» - «Guessing Games» - «Chewing Glass»

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Dirty Honey
Tja, was soll man hierzu noch gross erzählen, sofern man, wie meine Wenigkeit, ein grosser Fan der Kalifornier geworden ist, seit sie die Szene aufmischen. Etwas, das ein gewisser M. F. aus L. allerdings nie werden wird, aber seis drum, man kann nicht alles mögen! Die sehr gut gefüllte Mühle, die überwiegend ein eher älteres Publikum beherbergte, brauchte dank JATCG als optimale Anheizer keine Anlaufzeit, als der Headliner des Abends mit dem Opener «Gypsy» von null auf hundert einstieg. Erst im Februar haben die Amis mit «Mayhem And Revelry Live» bereits das erste, offizielle Live-Album veröffentlicht, ein Muss für jeden Fan der Truppe aus Kalifornien. Im Zentrum stand natürlich Frontmann Marc LaBelle, der einmal mehr aufzeigte, wie gut seine Gesangs-Stimme zu diesem bluesig ausgerichteten Hard Rock passt. Musikalisch getragen von seinen drei Kollegen, lieferte der Frontmann wie gewohnt und souverän ab!

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Die grundsätzlich kleine Bühne schränkte ihre agilen Protagonisten zu keiner Zeit ein, und so poste die Saiten-Fraktion ohne Hemmungen, was das Zeug hergab. Besonders Gitarrist John Notto gehört mit Bestimmtheit zu der Sorte Musiker die, auf der Bühne stehend, regelrecht in ihrer Rolle aufgehen und sich nach dem Umlegen des imaginären Schalters im eigenen Universum befinden. Das galt auch für die sichtlich entzückten Besucher, die voll antizipierten und mehr als einmal ihre Mitsing-Qualitäten unter Beweis stellten. Dirty Honey überzeugten dann auch akustisch mit «Coming Home (Ballad Of The Shire)» und «Honkey Tonk», gleich hintereinander gespielt und hielten so die tolle Stimmung aufrecht. Anschliessend sorgte Mr. LaBelle für Aufsehen, als er sich von unten in den ersten Stock hochzog, dort mitten unter den Leuten ein paar Takte sang und dann wieder herunterkletterte! Ein Bild für die Götter und nicht ungefährlich.

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Zuvor durfte Master Notto noch solistisch ran an die Buletten und liess sich nicht lumpen. Hinten raus galt das für die ganze Band, die sich einmal mehr kompakt präsentierte und den Auftritt sichtlich genoss. Dazu trugen in erster Linie die auf ganzer Linie überzeugenden Songs bei, und zum anderen profitierte der Auftritt von der halt ohne Zweifel geilen Location. Es würde mich nicht wundern, wenn die Truppe eines Tages auch draussen auf der Bühne am Teich aufläuft und bestimmt auch dort für unvergessliche Momente sorgen wird. Heute Abend wurde so zu sagen das "Infield" während gut neunzig Minuten gerockt und das nicht zu knapp. Man darf davon ausgehen, dass in dieser Band einerseits noch ein riesiges Potenzial schlummert und andererseits die Mühle Hunziken in Rubigen mit Sicherheit auch bei der nächsten Tournee berücksichtigt wird. Bis dahin bietet sich die aktuelle Live-Scheibe als perfekte Begleitung dazu an.

Setliste: «Gypsy» - «California Dreamin'» - «Heartbreaker» - «Satisfied» - «Scars» - «Dirty Mind» - «Tied Up» - «Coming Home (Ballad Of The Shire)» - «Honkey Tonk» - «Don't Put Out The Fire» - «Let's Go Crazy» - «The Wire» - «Another Last Time» - «When I'm Gone» - «Alright» - «Won't Take Me Alive» - «Rolling 7s»

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