Excelsis luden zur grossen Geburtstagsparty und viele folgten dem Aufruf. Unter dem Namen ‘Drachentöter Festival – 30 Jahre Excelsis’ wurde die Kulturhalle Sägegasse in Burgdorf kurzerhand in einen Festtempel verwandelt. Es war ein Abend voller Geschichten und Begegnungen, mit vier etablierten Acts und einer Schülerband, welche alle dazu beitrugen, dass der von Rockpoint organisierte Samstag zu einem vollen Erfolg wurde.
Auffallend war, dass das Publikum altersmässig von Kindern über Jugendliche bis hin zu älteren Semestern alles zu bieten hatte. Dadurch entstand eine friedvolle Stimmung, welche noch lange in die Nacht anhielt. Eine kleine Anekdote betrifft auch den Metal Factory Stand, welcher unser Chef Roxx wieder mal mit viel Liebe üppig ausgestattet hat. Ein Junge wollte unbedingt einen Motörhead Krug und versuchte zuerst den Preis zu drücken, natürlich ohne Erfolg. Dann begann er die leeren Bierbecher zu sammeln und konnte sich so den Krug leisten. Im Laufe des Abends konnte er sich mit seinem ‘Depot-Geschäft’ noch öfter am Stand etwas kaufen und lief so plötzlich auch mit allerlei Nieten verziert durch die Räumlichkeiten.
Lórien
Apropos Jugend und Geschichten. Lukas von Excelsis hatte an diesem Abend viel zu tun. Bekanntlich spielt er auch bei Kel Amrûn und neben dieser Doppelbelastung machte er auch den Soundcheck für die Schülerband Lórien, bei welchem zwei seiner eigenen Kinder spielen. Kein Wunder standen Lukas und seine Frau Aline (Kel Amrûn) danach mit leuchtenden, stolzen Augen im Publikum. Die Angst, dass um 18:00 der Saal noch relativ leer sein würde erwies sich glücklicherweise als Irrtum. Es waren bereits viele Leute da und der eigene Lorien Schul-Fanclub (mit eigenem Banner), sorgte dafür dass sich die fünf Jungs schon ein wenig wie Rockstars fühlen durften.
Lyrisch besingt man Fantasy Themen («Lórien», «Dragon»), Geschichte und Sagen («King Artus») sowie für Frieden. Besonders der namengebende Song über das schönste Reich der Elfen aus Tolkkien’s Geschichten blieb dabei positiv im Gedächtnis. Der Refrain hat nämlich durchaus Ohrwurm Qualitäten. Natürlich, die Band steht noch am Anfang und muss noch viel lernen, aber da wächst etwas, was in Zukunft noch für Furore sorgen könnte. Ach ja: Der blutjunge Taima verblüffte nicht nur mit seinem Gesang und seiner Gitarrentechnik, sondern auch mit seiner Dudelsack Einlage. Etwas, dass Lórien gerne öfter in ihre Songs einbauen könnten. Demnächst soll ein Tape von Taima, Yuma, Mael, Finlay und Esteban (alle zwischen 8 und 15 Jahren) erscheinen, ich werde die Kids auf jeden Fall supporten.
Setlist: «Intro» - «Last Fight» - «Lorien» - «Dragon» - «World In Shadows» - «The Little Folk» - «King Artus»
Kel Amrûn
Wer schon irgendwann mal auf einem der zahlreich stattfindenden Mittelalter Festen in der Schweiz anwesend war, wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch schon von Kel Amrûn verzaubert worden sein. Das Quartett hat mit Metal zwar nichts zu tun, aber die vielen mittelalterlichen Instrumente und die bezaubernde Stimme von Aline sorgten dafür, dass selbst die grössten Metal Fanatiker sich zu einem grossen Tanzkreis hinreissen liessen, quasi ein Circle Pit für Alle.
Das Mittelalter spielt in vielen Metal Texten eine grosse Rolle, kein Wunder also, genossen viele Anwesende den Auftritt und fühlten sich plötzlich wie an einem Lagerfeuer. Besonders das Talent von Lukas ist bewundernswert. Egal ob diverse Flöten, Schellen oder Dudelsack , der Mann kann alles und lässt es so aussehen, als wäre das spielen dieser Instrumente ein Klacks. Nach einer Stunde wurden Kel Amrûn unter grossem Applaus entlassen, mit der Gewissheit, dass man einen tollen Auftritt hingelegt hat.
Setlist: «Intro» - «Slawisch» - «Sardo» - «Maitanz» - «Astarde» - «Oktobert» - «Chrueg» - «Bela Calah» - «Al Atnas» - «Poc Vecem» - «Imbolc» - «Sleipnir» - «Ad Vis A Lop»
Pertness
Ich gebe es offen zu: Die Musik der Berner Oberländer sagt mir dann doch noch um einiges mehr zu, als die Mittelalter Klänge von Kel Amrûn, ich bin halt Metalhead durch und durch. Pertness waren heute die Dienst älteste Truppe, allerdings haben auch die Jungs erst vor zwei Jahren das Dreissigjährige gefeiert. Pertness pflegten aber immer eine Freundschaft zu Excelsis wie Gitarrist Tom zu berichten wusste. Man habe in den Anfangstagen mal bei den Emmentaler nachgefragt, wie sie sich bei den Plattenfirmen bewerben würden und hätten ein sensationelle Vorlage bekommen.
Auch wenn die letzte Scheibe bereits sieben Jahre auf dem Buckel hat (höchste Zeit für einen neuen Geniestreich Jungs!) und die Setlist sich seitdem nicht gross geändert hat, so machen Auftritte von Pertness immer Spass. Das sieht nicht nur Gerre von Tankard so, der oft mit Pertness Shirt oder Mütze rumläuft, sondern auch der Autor dieser Zeilen. Ich freue mich jedenfalls schon diebisch auf den Auftritt am Metal Marmot Festival in Frutigen. Pertness haben abgeliefert und so die ideale Vorlage für die Sagenschreiber gelegt.
Excelsis
Ehre wem Ehre gebührt! Im nun äussert gefüllten Saal, liefen Excelsis kurzerhand zur Höchstform auf. Mit einer Zeitreise durch die letzten dreissig Jahren wurde eine Setlist präsentiert, welche einzigartig bleiben wird. Auf der Leinwand wurden die jeweiligen Albumcover oder Bilder projiziert und so konnte man den Werdegang auch optisch begutachten. Frontmann Münggu war prächtig aufgelegt und seine Frage «Möget der no?» wurde jeweils lautstark beantwortet. Die erste Hälfte des Sets bestand mit Songs wie «Drachebodealp» oder «Baphomets Fluech» fast ausschliesslich aus Perlen, welche man normalerweise nicht zu hören bekommt. Das machte diesen Abend noch aussergewöhnlicher und jeder Excelsis Fan wird noch lange daran zurückdenken.
Natürlich folgten dann die ganz grossen Hits wie «Uechtland», «Die wisse Bärge» oder mein persönlicher Favorit «Münnebärg». Beim finalen «Chrieger» bedankte sich Münggu bei vielen Freunden und Helfern und holte die Anwesenden auf die Bühne. Auch Taima von Lórien wurde auf die Bühne geholt und durfte unter grossem Applaus den letzten Song mitzocken. Excelsis haben ihr Jubiläum mit einem fantastischen Auftritt gekrönt und es bleibt zu hoffen, dass man der Schweizer Musikszene noch lange erhalten bleibt
Setlist: «Intro» - «Zrügg i die töifschti Nacht» - «Baphomets Fluech» - «Drachebode Alp» . «Füre Chönig» - «Tod & Ehr» - «Uechtland» - «Die wisse Bärge» - «The Chapel» - «Maimond» - «Münnebärg» - «Brueder Tod» - «Chrieger»
Emerald
Der Slot des Rausschmeissers ist oft undankbar. Nach einem langen Abend um Mitternacht noch die Bühne zu rocken, ist eine schwierige Aufgabe. Zum Glück zeigte sich das Burgdorfer Volk an diesem Abend in Partylaune und so waren doch noch viele Fans hungrig auf Emerald, welche am 6. Dezember in Fribourg übrigens ebenfalls ihr dreissigjähriges Jubiläum feiern. Gespannt war man auch auf Sänger Mace Mitchell, welcher dieses Jahr gesundheitliche Probleme hatte und tatsächlich scheint seine Stimme noch nicht ganz die alte Stärke erlangt zu haben. Das war allerdings nur meine Wahrnehmung, welche vielleicht aufgrund von einigen Bierchen und des langen Abends auch völlig falsch ist.
Musikalisch feuerten die Jungs wie gewohnt eine Salve nach der Anderen ins Publikum und punkteten mit einer grossen Spielfreude. Gitarrist Michael Vaucher, war dermassen in Spiellaune, dass er es tatsächlich gleich zweimal schaffte seine Gitarre auszuklinken. Die Band überbrachte darüber hinaus die erfreuliche Botschaft, dass nächstes Jahr ein neues Album auf den Markt kommt. Mit «Greed» und «One Moment In Freedom» schafften es zwei neue Songs in die Setlist, welche schon früher zu Live Ehren kamen und mir ausserordentlich gut gefallen. Mit dem Maiden Cover «Wasted Years» wurde das Drachentöter Festival mit einem Knaller beendet.
PS: Die Setlist, welche Emerald bei sich hatten, ist dermassen kultig, dass ich sie Eins zu Eins so wiedergebe…
Setlist: «Only The Tripper Wins» - «Verreckoning Day» - «Forever Füüf» - «Röwangsch» - «Margreed» - «Freaksou» - «One Moment Of Gugus» - «Hemeroid Knights» - «Tears Of A Vanius» - «Hörnli Wui, Hui» - «Wasted Beers»