Es ist jetzt mehr oder weniger genau sechs Jahre her, seit sich diese schweizerisch-amerikanische Freundschaft gefunden hat. Ort des kultigen Geschehens war damals ein inzwischen leider nicht mehr existierendes Lokal (Coq d'Or in Olten, heute Güggu Bar), wo Ironflame ihren allerersten Auftritt in der Schweiz bestritten und Comaniac dort eben als deren Support fungierten. Hinter dem Ganzen steckt auch heute noch Szene-Zampano und Macher Alex Fontanini.
Aktuell hat er das Management der Aargauer Thrasher inne (inklusive Booking plus Merch) und legt in diesem Zusammenhang noch einiges mehr an Tatendrang hin. Ironflame kamen über Frankfurt mit einem Mietwagen extra nach Aarau angereist, um den ersten Gig der kurzen, aber feinen "Europe Torn Asunder Tour 2025" mit insgesamt sechs Konzerten (CH-1, DE-4 und BE-1) hinzulegen. (rsl)
Comaniac
Das Jahr 2025 begann für Comaniac mit einem Paukenschlag, als man am 25. Januar im Flösserplatz (nota bene auch hier in Aarau) den geschichtsträchtigen Auftritt anlässlich des 10-jährigen Jubiläums zum Debüt-Album «Return To The Wasteland» mit allen ehemaligen Musikern als "very special guests" zelebrierte. Im Juni und August folgten mitunter weitere Konzerte mit Support-Slots für Municipal Waste und Death Angel (Zürich) sowie Exhorder (Luzern). Somit waren die Jungs auf zack und spielten zu ihrem aktuellen Album «None For All» (2023) auf. Aufgrund einer Unpässlichkeit des etatmässigen Bassisten Tom Zürcher übernahm Kollege Fabian "Fäbu" Volkers (Mind Patrol) dessen Part und liess nicht lumpen!
Als die Band um etwas nach 19:30 Uhr die kleine Foyer-Bühne enterte, standen gerade mal etwa zwanzig Leutchen (!!) vor der Bühne, was schon echt beschämend war. Gut, es war halt ein Dienstagabend, und der Headliner gilt halt nach wie vor, und leider muss man dazu sagen, immer noch bloss als Geheim-Tipp. Mainman Jonas Schmid (v/g) steckte dies als Profi aber locker weg, legt den Schalter um, und von da an ging es nur nach vorne los. Nach dem Intro pfefferten Comaniac mit «Eye To Eye» den Opener von «None For All» ins Foyer und reichten sogleich «Art Is Dead» (vom Album «Holodox», 2020) energiereich nach. Es war nichts als eine Ohren- und Augenweide, wie kompakt die Band aufspielte, einfach grandios.
Das agile Spiel der Jungs lockte dann noch ein paar vermeintlich verlorene Seelen mehr vor die Bühne, aber letztlich tut sowas mitansehen zu müssen, schon weh. Nach drei weiteren "neuen Album-Tracks" kam es dann zur ersten Überraschung des Abends, respektive der allerersten, öffentlichen Aufführung von «One Night In Essen»! Dieser Song, von Comaniac im "Ironflame Stil" geschrieben, konnte gesanglich natürlich nur von Andrew D'Cagna himself passend interpretiert werden, und so geschah es denn auch. Der eine von zwei Songs (über Letzteren berichtet untenstehend dann Kollege Rönu), der nur auf der exklusiven 7"-Single «Iron Maniac» zu finden ist, entpuppte sich als wahrer Höhepunkt des Abends!
Knappe vierzig Minuten (mit dem Zudrücken beider Augen!) waren unter dem Strich natürlich für einen "Special Guest" eindeutig zu wenig, aber das Gezeigte liess nach dem Ausklingen des heutigen Rausschmeissers «1, 2, Rage» keinen Zweifel darüber aufkommen, wer hinter Coroner in Sachen Technical Thrash Metal unangefochten den zweiten Platz in der Heimat belegt: Comaniac! Es bleibt zu hoffen, dass die ausgestreute Saat eines Tages richtig üppig aus dem Boden schiesst und wir noch viel Freude mit dem talentierten Quartett aus Baden erleben dürfen. (rsl)
Setliste: «Intro» - «Eye To Eye» - «Art Is Dead» - «Start The Madness» - «Desolation Manifest» - «Breakdown Rite» - «One Night In Essen» - «Head Of The Snake» - «1, 2, Rage».
Ironflame
Andrew Cagna scheint über ein überdurchschnittliches Personengedächtnis zu verfügen. Unsere bisher einzige Begegnung in der Musigburg lag schliesslich über zwei Jahre zurück, trotzdem begrüsste mich der sympathische Sänger im Foyer herzlich. Überhaupt freute sich der Mann über einige bekannte Gesicher im Publikum und bedankte sich gleichzeitig auch bei denjenigen Fans, welche zum ersten Mal das Vergnügen hatten, dem genialen Metal der Amerikaner beizwohnen. Dass die Bühne im Foyer des KiFF nichts für Bewegungs-Fanatiker ist, zeigte sich schnell. Die Jungs füllten die Bühne völlig aus, so dass Bassist James für einmal in die hintere Reihe, hinter Gitarrist Quinn, verbannt wurde.
Das tat der unglaublichen Spielfreude der Jungs aber keinen Abbruch. Trotz Jetlag legten Ironflame mit den beiden Knallern «Firestorm» und «Vengeance Rising» fulminant los. Es ist angesichts der Klasse solcher Songs erstaunlich, dass die Band nicht längst grösser ist. Ein Blick auf die vorangegangenen Setlists verriet mir, dass man an den letzten Auftritten in den USA auf meinen absoluten Lieblingssong «Ready To Strike» verzichtete. Glücklicherweise fragte Andrew das Publikum, ob wir denn auch "ready" seien? Aber so was von! Doch damit hatte die Band ihr Pulver noch längst nicht verschossen. Mit «Legion Of Fire» wurde auch ein brandneuer, bisher unveröffentlichter Song gespielt, welcher sich als typische Ironflame Hymne entpuppte.
Nachdem Comaniac mit Andrew den Metalsong «One Night In Essen» spielten, war nun die Reihe an Ironflame in Thrash-Gefilde zu tauchen. Andrew bekräftigte, dass er nicht in der Lage sei Thrash zu singen, weshalb Jonas von Comaniac auf die Bühne gebeten wurde, um «Iron Maniac» zum Besten zu geben. Andrew wechselte als Fan vor die Bühne und feuerte seine Bandkollegen von unten an. Kult! Der Song an sich, ist ein echter Knaller geworden, und so verwunderte es kaum, dass die 7"-Single nach dem Konzert reissenden Absatz fand. Beim Blick auf die Setliste verblüffte mich, was da noch folgen sollte, denn es waren nur lauter Fragezeichen zu sehen.
Der Frontmann meinte zu den Fans, dass nun der Song mit den "Question Marks" folgen würde und was nun kommen werde: «I Don't Know». Natürlich handelte es sich um den Ozzy-Knaller und der wurde von Ironflame in einer schlicht herausragenden Version dargeboten. «Majesty Of Steel» läutete dann so langsam den Schluss ein. Wer Ironflame tatsächlich noch nicht kennen sollte, dem kann ich diesen Song nur wärmstens empfehlen. Das folgende «Riding The Dragons» hat Andrew zwar für seine treuen Anhänger in Europa geschrieben, doch wer nun kitschigen Power Metal erwartet hat, lag natürlich falsch, denn den typischen Ironflame Stil verliess man auch hier nicht.
Mit «Shadow Of The Reaper» fand die fantastische Darbietung schliesslich nach rund 75 Minuten ihr Ende. Das mag etwas kurz erscheinen, aber angesichts der Tatsache, dass die Band erst am Morgen in Frankfurt landete und anschliessend noch mit einem Mietauto in die Schweiz fahren musste, war das aber so was von verständlich. Nach dem Konzert konnten die Fans auch noch fleissig auf Unterschriften-Jagd gehen oder sich am reichhaltigen Merchstand bedienen. Die fairen Preise (zum Beispiel CHF 20.- für ein Tourshirt oder CHF 10.- für die Single der Kollaboration unter Iron Maniac) luden förmlich dazu ein.
So lässt sich abschliessend zusammenfassen, dass die Zuhausegebliebenen definitiv etwas verpasst haben. Comaniac sind live immer ein Erlebnis, und Ironflame überraschten mit starken, sprich nicht vorhersehbaren Songs! (rön)
Setliste: «Firestorm» - «Vengeance Rising» - «Marching On» - «Seekers Of The Blade» - «Ready To Strike» - «Legion Of Fire» - «Everlasting Fire» - «Iron Maniac» - «I Don't Know (Ozzy Osbourne Cover)» - «Standing Tall» - «Majesty Of Steel» - «Riding The Dragons» - «Shadow Of The Reaper»