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Sonntag, 27 April 2025 20:55

Riot V – Gomorra in Aarburg Empfehlung

27. April 2025, Aarburg - Musigburg
By Tinu

Riot V hätten eigentlich schon 2024 in Aarburg auftreten sollen, aber der 10. Mai schien damals nicht für die Truppe aus New York geschaffen zu sein, da Bassist Don Van Stavern und seine Jungs den Gig krankheitsbedingt absagen mussten. Knapp ein Jahr später sollte es dann aber klappen, und nach einem von Augen- und Ohrenzeugen berichteten, sensationellen Gig zwei Tage vor der Musigburg am «Keep It True» waren die Erwartungen sehr hoch. Aber Riot V wären nicht Riot V, würden sie nicht locker mit der Herausforderung umgehen können. Mit dem noch immer aktuellen Longplayer «Mean Streets» im Gepäck und einer unbändigen Spielfreude präsentierte sich der Fünfer in bestechender Form in der Musigburg und begeisterte jeden Besucher. Noch nie hatte ich eine so bärenstarke Stimmung im Aarburger Club gesehen, und die lauten "Riot!" Rufe liessen keine Zweifel offen, dass jeder Fan den Heimweg mit einem meterbreiten Grinsen im Gesicht antrat.

Gomorra
Anstelle von Crystal Viper standen die Schweizer Gomorra auf der Bühne. Die Jungs um den Destruction Gitarrist Damir Eskić (Schmier war dabei ebenso im Publikum zu sehen, wie dreifünftel von Burning Witches) hinterliessen einen vorzüglichen Eindruck und konnten das Publikum mit ihrer agilen Art schnell auf ihre Seite ziehen. Dabei versuchten Damir, Gitarrist Dominic, Bassist Arman und Sänger Jonas sich so viel zu bewegen, was die Bühne an Platzmöglichkeit hergab. Musikalisch bewegt sich das Quintett irgendwo zwischen (den alten) Flotsam And Jetsam und Metal Church. Dies auch dank der Stimme von Jonas Ambühl (Atlas & Axis), der die Besucher mit seiner mitreissenden Art sofort abholte.

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Logisch waren viele Gomorra Shirts im Publikum zu sehen und so war es ein Einfaches, die Headbanger zu mobilisieren. Die flinken Finger flogen im Sekundentakt über das Griffbrett und liessen die Fäuste der Metalheads in die Höhe schnellen. Dazu die wehenden Haare der Musiker, Banger-Herz was willst du mehr? Der Musigburg schien das Gebotene sehr gut zu gefallen, da Gomorra mit weit mehr als nur einem Höflichkeits-Applaus verabschiedet wurden.

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Riot V
Was dann aber folgte, ist gelinde gesagt die heilige Salbung für den Metal. Der Gäste aus New York boten eine Show, die jene zwei Tage vorher beim «Keep It True» locker in den Schatten stellte. Die mehr als nur sympathische Art von Sanges-Wunder Todd Michael Hall trug viel zum Gelingen an diesem Abend bei. Waren es die Ansagen zu(r) Aarburg, die er als nette kleine Stadt mit einer wundervollen Burg betitelte oder der Grillplausch mit den Paraguyanern, der Sympathikus wickelte alle mit seinem Lächeln um den Finger. Daneben sang der Barde, als gäbe es kein Morgen mehr und entpuppte sich für mich als der aktuell beste Shouter im Metal-Bereich. Die (extrem langen) Screams, die er immer wieder unter Beweis stellte, würden 99.99 % seiner Kollegen in den Wahnsinn treiben, während Mister Hall diese mit einer unglaublichen Lockerheit in die Location schmetterte.

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Auch seine Ansagen betreffend «Swords & Tequila», die er mit einem Augenzwinkern unters Publikum jubelte und sich beim Wort «Sword» zwischen die Beine sah, bescherten ihm viele Lacher. Die weisse Robbe, das Maskottchen der Jungs, war auf der rechten wie auch der linken Bühnenseite zu sehen. Ansonsten stand kaum was auf der Stage, da die Jungs die Musik sprechen liessen. Dies mit dem wieder hinter dem Schlagzeug sitzenden Frank Gilchriest, den viele noch von seiner Zeit bei Virgin Steel her kennen. Was der "kräftig gebaute" Trommler aus seinem kleinen Drum herausholte, suchte seinesgleichen. Mit einer locker gespielten Power schlug der mächtige Mann auf sein Werkzeug ein, so dass sich sein Becken mehr als nur einmal aus seiner Halterung löste und auch auf das Handy von Todd flog. "Frank! What did you do with my phone? Who will do the foto after the show?", flachste Mister Hall "leicht entsetzt" in Richtung von Frank.

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Der nicht mehr so neue Gitarrist Jonathan Reinheimer hielt sich eher im Hintergrund und stellte sich nur bei seinen Doppel-Solos, zusammen mit Mike Flyntz, in den Mittelpunkt. Diese Soli waren ein weiterer Pluspunkt bei Riot V. Hört man sich zum Beispiel dasjenige von «Thundersteel» an, fragt man sich unweigerlich, wieso eine solch begnadete Truppe nicht im Hallenstadion spielt. Ganz einfach, weil sie zu gut für diese Welt sind und nur fachkundige Musikhörer Riot tief in ihre Herzen geschlossen haben. Mister Tequila himself, Don Van Stavern am Bass, spielte mit dem Publikum, poste mit seiner lockeren und lässigen Art und animierte die Leute immer wieder zum Mitmachen. Dass er dabei immer wieder einen Schluck aus seiner Tequila Flasche trank, diese seinen Mitmusikern reichte und der Schnaps ab und zu den Weg ins Publikum fand, führte dazu, dass die Flasche keinen Tropfen mehr beinhaltete noch bevor der Gig zu Ende war.

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Mike ist einer dieser bescheidenen Gitarristen, welche sich niemals ins Zentrum stellen, obschon der Spot ihm gebüren würde. Sein unglaublich feinfühliges Spiel ist geprägt von seinem Meister Mark Reale. Dieser leider viel zu früh verstorbene Gitarren-Held prägte den Sound wie das Gitarren-Spiel von Riot und brachte Mister Flyntz bei, wie man sich songdienlich ausdrückt, ohne das Aushängeschild zu mimen. Das Publikum feierte die Amis nach allen Regeln der Kunst ab. Dies mit lauten Riot Rufen, was die Band auch nach den ersten drei Zugaben nicht von der Bühne gehen liess. Sie unterstützten die Truppe mit wehenden Haaren, fliegenden Fäusten, der Pommes-Gabel oder dem Mitsingen der Songs. Todd hatte somit ein leichtes Spiel und dirigierte die Meute bloss noch mit Gestiken.

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So wurden die älteren Hits wie «Road Racin'», das von Todd gottgleich interpretierte und von Don mit einem Toast für den damaligen Sänger Rhett Forrester angekündigte «Restless Breed», dazu «Outlaw», «Fire Down Under» sowie das von den Fans lautstark gewünschte und nicht auf der Setliste stehende «Altar Of The King» mit einer niederknienden Leidenschaft gespielt, während vom «Thundersteel» Werk (Zitat Don: "This is my baby!") deren sechs («Bloodstreets» ging als emotionaler Höhepunkt durch) und vom neusten Werk «Mean Street» deren vier Tracks gespielt wurden. Die Mischung machte es aus, und trotzdem fehlten viele Hits, die man sich aus dem letzten halben Jahrhundert der Jungs wünschte. Bei siebzehn Killer-Studio-Alben schafften die Jungs trotzdem das Unmögliche und stellten eine Setliste zusammen, die sich gewaschen hatte.

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Auch wenn ich letztlich viele Killer-Tracks aus meinen beiden Lieblings-Alben «Nightbreaker» («Magic Maker», der einzig gespielt Song, war eine Offenbarung sondergleichen, die mit einem Gänsehaut erzeugenden Doppel-Solo gekürt wurde!) und «The Privilege Of Power» vermisste. Am Ende des Konzertes verabschiedete sich eine von den Reaktionen der Fans überwältigte Band, die sicherlich nicht zum letzten Mal in der Schweiz Halt gemacht haben wird. Schon jetzt kann ich sagen, dass dieses Konzert zu meinen absoluten drei Highlights von 2025 zählt. Was bleibt ist bloss die Frage, welchen Platz es am Schluss einnehmen wird. Sicher ist, dass sich Judas Priest und King Diamond mächtig anstrengen müssen, um Riot V den Platz an der Sonne streitig machen zu können. Dazu war das Gebotene der Jungs um Don einfach zu grossartig. Diese sagenhafte, unglaubliche, leidenschaftliche und mit viel Herzblut vorgetragene Show wird noch lange ihresgleichen suchen, ausser Riot V kommen bald wieder in die Schweiz…

Setliste: «Hail To The Warriors» - «Fight Or Fall» - «Fire Down Under» - «Victory» - «On Your Knees» - «Feel The Fire» - «Road Racin'» - «Warrior» - «Bring The Hammer Down» - «Johnny's Back» - «Restless Breed» - «Magic Maker» - «Love Beyond The Grave» - «Swords And Tequila» - «Thundersteel» -- «Bloodstreets» - «Take Me Back» - «Flight Of The Warrior» -- «Altar Of The King (auf Wunsch der Fans)» - «Outlaw» - «Sign Of The Crimson Storm»

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