Saxon im legendären Volkshaus, wer kann da widerstehen? Zumal mein letzter Besuch in diesem Lokal in den Neunzigern war, damals spielten Bands wie Maiden, Manowar oder Sepultura noch hier. Dummerweise spielten zur gleichen Zeit auch noch Brainstorm in Solothurn, was sicher auch dazu führte, dass die Schwaben nur in der Raumbar spielten (!) und das Volkshaus nicht ganz ausverkauft war. Mit auf der Tour waren Grand Slam und Girlschool, deren Geschichte 1975 begann. Das Publikum war dementsprechend im gesetzteren Alter und vor dem Konzert war wiederholt ein Spruch zu hören: Saxon sind einfach immer gut! Ob sie das an diesem Freitagabend bestätigen konnten?
Grand Slam
Auch wenn der Name vielen Besuchern wohl nicht geläufig war, Grand Slam sind eine Band mit einer historischen Bedeutung, denn der Gründer war niemand geringeres als Phil Lynott (Thin Lizzy). Leider starb der Frontmann kurz danach, weshalb damals kein Material veröffentlicht wurde. 2019 wurde die Band von Gitarrist Laurence Archer wiederbelebt und hat mittlerweile zwei Alben veröffentlicht. Logisch dass der Auftritt im Volkshaus einen kräftigen Thin Lizzy Touch verströmte. Sänger Mike Dyer ist ein Frontmann mit Ausstrahlung, auch wenn dessen Frage nach der richtigen Aussprache von Zürich vom anfangs reservierten Schweizer Publikum nicht wirklich beantwortet wurde. Doch die starke Performance blieb nicht ohne Reaktionen und so kam gegen Schluss doch noch Stimmung auf, kein Wunder bei einem Gassenhauer wie «Whiskey In The Jar».
Setliste: «Nineteen» - «Crazy» - «Military Man» - «Spitfire» - «Sisters Of Mercy» - «Whiskey In The Jar»
Girlschool
Nanu, da ist doch ein Typ am Schlagzeug? Ja tatsächlich, denn Denise Dufort konnte die Tour gesundheitsbedingt nicht antreten und wurde von Alcatrazz Trommler Larry Paterson ersetzt. Somit war Sängerin Kim McAuliffe das einzige Gründungsmitglied auf der Bühne, flankiert von Jacke Chambers an der Gitarre und dem Neuzugang Olivia Airey (Nichte von Don Airey) am Bass. Auch wenn die Umstände also nicht optimal waren und Kim etwas mit der Stimme kämpfen musste, gaben die Girls von Minute Eins an Vollgas.
Beim Opener «Demolition» war Kim zwar kaum zu hören, aber diese technische Schwierigkeit kriegte man schnell in den Griff. Dass «Hit And Run» wohl das beste Werk der Engländerinnen ist, dafür reichte ein Blick auf die Setlist, denn gleich fünf Songs wurden gespielt. Dass Lemmy von Motörhead ein Faible für Girlschool hatte, dürfte bekannt sein, weshalb die Coverversion von «Bomber» einer liebevolle Huldigung an ihn gleichkam. Mit dem Smash Hit «Emergency» wurde die Bühne für den Headliner geräumt, aber nicht ohne ganz dicke Fussspuren zu hinterlassen.
Setliste: «Demolition Boys» - «C’mon Let’s Go» - «The Hunter» - «Hit And Run» - «Future Flash» - «Kick It Down» - «It Is What It Is» - «Screaming Blue Murder» - «Race With The Devil» - «Bomber» - «Emergency»
Saxon
Auch wenn die Mannen um Biff Byford immer im Schatten von Priest und Maiden stehen, Saxon sind dermassen konstant, was sowohl Live Auftritte, wie auch Studio Veröffentlichungen angeht, wie kaum eine andere Band. Das bewies die Band auch heute Abend im Volkshaus. Eine Setlist zum Zunge schnalzen, eine Spielfreude die ansteckend war und während viele Headliner heutzutage nach spätestens 90 Minuten die Bühne verlassen geben Saxon 2 Stunden Vollgas. Auch wenn Paul Quinn kaum zu ersetzen ist, hat der Nachfolger Brian Tatler seinen Platz mittlerweile gefunden.
Was die Herren Nigel Glockner (72), Byford (74) und Scarratt (65) auf der Bühne leisten, verdient ausserdem absolute Höchstachtung. Während andere in diesem fortgeschrittenen Alter längst die Pension geniessen, zeigen Saxon immer noch eindrücklich dass Metal jung hält. Neben der normalen Setlist, stand der Abend ausserdem unter dem Motto «Wheels Of Steel», den das Kultalbum wurde heute ganz gespielt. Daneben zeigten sich auch neuere Songs wie «Hell, Fire And Damnation», «1066» oder das unfassbar geile «There’s Something In Roswell» als absolute Live Kracher.
Beim Gang zum Bierstand blickte man immer wieder in zufriedene, manchmal sogar ehrfürchtige Gesichter und auch nach dem Konzert waren die Stimmen einmal mehr sehr, sehr positiv. Dass Saxon auch noch Spass an der Sache haben, bewiesen sie im Zugaben Block, als sie kurzerhand zugeworfenen Kutten der Fans anzogen. Apropos Zugaben: Diese liessen den Abend endgültig zum Triumphzug werden. «Crusader», «Heavy Metal Thunder», «Denim And Leather» und «Princess Of The Night»…noch Fragen? Zurück zu Anfangsfrage, ob Saxon immer gut seien. Ja, es ist einfach absolut immer ein Genuss die Briten auf der Bühne zu sehen. Somit sind Saxon schon wieder ein heisser Anwärter auf das Konzert des Jahres, auch weil die Stimmung im Saal praktisch von Song zu Song noch enthusiastischer wurde. Einmal mehr kann man nur den Hut vor Biff und Co. ziehen
Setliste: «Hell, Fire and Damnation» - «Dogs Of War» - «Backs To The Wall» - «Madame Guillotine» - «And The Band Played On» - «Dallas 1 Pm» - «Solid Ball Of Rock» - «There’s Something In Roswell» - «Strom Arm Of The Law» - «1066» - «Motorcyle Man» - «Stand Up And Counted» - «747 (Strangers In The Night)» - «Wheels Of Steel» - «Freeway Mad» - «See The Light Shining» - «Street Fighting Gang» - «Suzie Hold On» - «Machine Gun» - «Crusader» - «Heavy Metal Thunder» - «Denim And Leather» - «Princess Of The Night»