Bei solch langen Auszeiten ist es bekanntlich nicht selten der Fall, dass eine Band im Anschluss an eine darin stattgefundene Selbstfindungsphase mit verändertem Sound zurück kehrt. Hier kann ich Entwarnung geben, denn auf «Lord Of Misrule» zelebrieren Blood Ceremony das, was sie schon immer gemacht haben. Will heissen, dass man sich wieder mal vor den Doom-Vätern aus Birmingham verneigt («The Hellfire Club»), den Schlapphut ganz unabhängig vom regelmässigen Einsatz der Querflöte vor Jethro Tull zieht («Mossy Wood») und sogar völlig relaxten Westcoast-Tunes frönt («Hecate»). Die restlichen sieben Songs dazwischen sind ein kunterbuntes Potpourri jener Klänge, welche vor 55 Jahren die Jugend begeisterten und gleichermassen die verkrustete und spiessige Elterngeneration schockierten, was, so ehrlich muss man einfach sein, am Ende doch für wesentliche soziale Umwälzungen sorgte. Schnee von Vorvorgestern also, aber geschmackvoll und vor allem authentisch umgesetzt.
Mirko B.