Nun liegt mit dem selbstbetitelten «Helgrindur» der langererwartete Nachfolger vor, auf dem die Band ihren eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzt. Die zehn frischen Songs drehen sich inhaltlich vor allem um Märchen, Mythen, Legenden und auch eigene Geschichten, die sich musikalisch in einem Pagan-lastigen Death Black Gewand bewegen. Die zum Teil eindringlichen Texte werden durch ein grossartiges Gespür für Melodien in eine packende Atmosphäre gebettet, die dem Bandkonzept die nötige Authentizität verleiht. Leider nimmt sich die Truppe für meinen Geschmack etwas zu ernst, denn das Cover-Artwork, das symbolisch den Torwächter, welcher die verdammten Seelen durch das Reich der Hel geleitet und die Kreatur der Finsternis im Schach hält, schreit förmlich nach etwas Spass und Trollpogo. Es wäre vielleicht gar nicht schlecht gewesen, Songs wie «Herr des Waldes» oder «Erinnerung» als Party-Kracher zu sehen.

Die Orientierung an Equilibriums «Wirtshaus Gaudi» hätte dabei nicht geschadet. Ich bin mir sicher, wenn der Härtegrad stimmt, die Leute auch einen Partysong ohne Ernsthaftigkeit fressen würden. Dieses Gemäkel macht jetzt die Platte aber nicht zu einem schlechten Werk, sondern zeigt allenfalls den fehlenden Mut oder verminderten Spassfaktor, den die Band aber vielleicht auch gar nicht beabsichtigt. Die elf Songs, allesamt in deutscher Sprache gesungen, sind harte, abwechslungsreiche Kracher, die musikalisch ganz klar den Fans härterer Gefilde Spass machen dürften. Eingespielt wurde der neue Longplayer im "4CN Studio" (Obscurity,  Kreator), und es bleibt zu hoffen, dass Helgrindur beim nächsten Album den Mut finden, alles in eine Waagschale zu werfen, auch Drehleiern und Flöten, damit sich der Pagan Troll Wahnsinn komplett entfalten kann.
Oliver H.