Hier werden praktisch alle Lieder von einer Akustik-Gitarre und teilweise durch Hammond Orgelklänge begleitet. Das klingt meist verträumt und melancholisch, kann aber auch mal eine grosse harte Kante aufweisen. Letzteres zum Beispiel beim hervorragenden Led Zeppelin-Cover «Ramble On». Dass das Album durchaus auch metallisch klingen könnte, zeigt sich mit dem Song «Devil In Drag», der als Bonus zusätzlich in der elektrischen Version präsentiert wird. Hier offenbart sich aber auch am deutlichsten, wieso James LaBrie diesmal seine Songs im Akustik-Gewand wiedergibt. Denn E-Gitarren mit seiner Stimme kombiniert klingen doch stark nach seiner Hauptband. Wer aber den Einstieg in dieses Werk von der Dream Theater Seite her aus wagt, für den ist die E-Version von «Devil In Drag» ideal. Zumal hier sich dem Metal-gewohnten Fan das Potenzial von «Beautiful Shade Of Grey» erst offenbart. Anderseits: Wieso sollte der Kanadier Solo-Alben im Dream Theater-Stil veröffentlichen? So gesehen haben die neun Eigenkompositionen hier durchaus ihre Berechtigung, zumal sie ein hervorragendes Songwriting zwischen Singer-Songwriter, spanischen Gitarren, Lagerfeuer-Nummern und progressiven Stücken darstellen. Zudem passt die hier transportierte Melancholie hervorragend zu LaBries Stimme. Wobei auch das nicht wirklich was Neues ist, wenn man den ganzen Dream Theater Katalog kennt. Wer ein entspanntes Album mit James LaBries Gesang sucht, wird hier glücklich. Wer jedoch nur euphorisierende Hormone produziert, wenn es laut knallt, der verzichtet besser auf «Beautiful Shade Of Grey». Ich selber finde hier aber sogar den besseren Zugang als zum harten Vorgänger.
Roger W.