Nach zwei EPs («Little Monster» 1988, «Tongue, Tied & Twisted» 1990) streichen sie allerdings nach einem knappen Jahrzehnt des musikalischen Wirkens schon wieder die Segel. Erst 2016 raufen sie sich nochmals zusammen, hauen 2018 ihre dritte EP «The Rock'n' Roll Circus» heraus und warten jetzt endlich, satte 35 Jahre nach der Bandgründung, endlich mit ihrem ersten Longplayer auf. Dass sich die Herren Musikanten inzwischen im gesetzteren Alter befinden und ihre wilden Zeiten als Partylöwen längst hinter sich gelassen haben, hört man der Scheibe an. Die Textzeile «I know that I'm too old to die young» (aus «Too Old To Die Young») sagt in diesem Zusammenhang eigentlich schon vieles über die augenzwinkernde Selbstwahrnehmung der Band, aber die geistige und körperliche Reife manifestiert sich nicht nur in den Texten, sondern auch auf der musikalischen Ebene der dreizehn Songs.
Anstatt auf Nummer sicher zu gehen und sämtliche Klischees zu bedienen, die einer Band dieser Spielart Airplay bescheren können (oberflächliche Partysongs, kitschige Liebeslieder, schwülstige Balladen…), beschreiten Playhouse lieber den riskanteren Pfad der Eigenständigkeit. So kommt es dann, dass sich neben den obligaten Songs mit Mitsingteil auch einige Tracks befinden, die mit einem leicht düsteren Americana-Touch überraschen oder gar in Richtung The Eagles schielen. Mit dem Schlusslicht «Champagne» überschreiten sie sogar sämtliche Genregrenzen und servieren einen lockerflockigen Sommersong mit integriertem Rap-Mittelteil, der den perfekten Soundtrack zum entspannten Cocktail-Nachmittag am Pool liefert. Melodic Hard Rock ist zwar überhaupt nicht mein Ding, ist mir alles viel zu soft, zu seicht und zu brav. Aber wenn ich mir anhöre, was teilweise aus dieser Sparte von der breiten Masse abgefeiert wird, dann muss ich Playhouse zugestehen, dass sie offensichtlich zu den essenzielleren Vertretern des Genres gehören. Scheuklappen-befreite Fans von Bon Jovi, Bryan Adams, Nickelback, H.E.A.T und dergleichen sollten unbedingt mal eine Hörprobe riskieren.
Mirko B.