Höchste Zeit also, diese in Vergessenheit geratene Combo wieder aus der Versenkung zu holen, zumal das neue Album «Written By Life» im gleichen Line-up wie schon vor vier Jahren aufgenommen wurde. Neben Herbie sind das nämlich Carsten Stepanowicz (Guitars), Flo Gottsleben (Guitars), Markus Beck (Bass) und Manni Spalka (Drums). Der Album-Titel ist dabei insofern Programm, als dass jeder der Musiker persönliche Geschichten sowie Erlebnisse bezüglich musikalischen Abenteuern, Meilensteinen wie Tragödien eingebracht hat und das Teil deshalb den Charakter eines Konzept-Albums trägt. Die Suche in unserem Archiv nach einer Rezi vom Debüt ergab erstaunlicherweise keinen Treffer, obwohl mit Massacre damals wie auch aktuell ein renommiertes Szene Record Label dahinter steht. Hört man sich zuerst die alten Songs wie «Yes I Am», «I'm Alive» oder «You Rock» an, erweckt man saucoole Mucke in der Schnittmenge von Hard Rock und Melodic Metal wieder zu neuem Leben. Diesem Pfad folgt erfreulicherweise auch das neue Material, das genau dort ansetzt, wo man zuletzt aufgehört hat.
Heisst vorab die ebenso fette Produktion, Herbies prägnante Gesangsstimme und die immer noch ziemlich agile Hintermannschaft, die schon beim raumfüllenden Opener «Nightshift» nichts dem Zufall überlässt. «Don't Stop The Daydream» liefert anschliessend die untrügliche Antwort darauf, warum Radiant auch bei metal-archives.com gelistet sind. Was bei Voodoo Circle gesanglich vom Timbre her nicht passte, gebärdet sich hier dafür wie auf "Arsch auf Eimer"! Eingebettet in ein unverkennbar deutsch eingefärbtes Rock- und Metal-Gewand lassen es Radiant auch 2022 mächtig krachen und liefern heuer auf Augenhöhe wie Victory, Kissin' Dynamite oder Axel Rudi Pell ab, um mal den Vergleich in der Heimat zu bemühen. «Written By Life» vermag jedoch auch international lockerst mitzuhalten, und wenn es erstens keine Anspiel-Tipps braucht und zweitens bei insgesamt elf Songs bereits mit deren zehn die Krone glasklar errungen wird, gibt es für Genre-Fans nur eines zu tun: kaufen! Wer sich dieses Juwel entgehen lässt, verpasst etwas und sollte sich das Debüt ebenso krallen!
Rockslave