Getreu dem in den frühen Siebzigern geläufigen Usus, grasen die sechs Musiker dabei auf verschiedenen Wiesen, was aus dem dritten Output von Witchwood (bis 2014 firmierten sie noch unter dem quasi-Zungenbrecher Buttered Bacon Biscuits, herzlichen Glückwunsch zum dringend notwendigen Namenswechsel) ein spannendes Potpourri aus (Hard) Rock, Folk Rock und Prog Rock mit gelegentlichen, sehr dezenten Funk- und Soul-Einschüben macht. Die Bands, denen die sechs Vintage-Enthusiasten dabei die Ehre erweisen, lesen sich wie das Who is Who der Rock-Geschichte. Im Sound von Witchwood, in dem selbstverständlich auch Hammondorgel, Synthesizer und Querflöte ihren angestammten Platz haben, findet man die genetischen Fingerabdrücke von Deep Purple, Blue Öyster Cult, Jethro Tull und vor allem Uriah Heep. Letzterer Vergleich ergibt sich auch aus der Stimme von Goldkehlchen Riccardo "Ricky" Dal Pane. Er mag zwar nicht dessen beeindruckenden Stimmumfang haben, aber vom Timbre her erinnert er immer wieder an John Lawton, der von 1976 bis 1979 bei den britischen Rock-Göttern in Lohn und Brot stand. Dementsprechend variantenreich und anspruchsvoll sind die Songs, welche trotz ihrer partiellen Länge und der stilistischen Vielfalt nie in Zerfahrenheit abdriften. Dies ist dem Umstand zu verdanken, dass sie den Pfad der erdigen, zeitlosen Rockmusik nie wirklich verlassen, sondern nur immer wieder ein paar Schritte abseits des Weges wagen. Der Classic Rock – Liebhaber findet auf diesem Album alles, was sein Herz erwärmt, kompetent umgesetzt von einer Band, die das Erbe behutsam und respektvoll behandelt.
Mirko B.
Punkte: 8.5 von 10