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Samstag, 13 Dezember 2025 21:17

Monkey3 im Verkehrhaus in Luzern Empfehlung

13. Dezember 2025, Verkehrshaus Luzern
By Lukas R.

Es gibt Konzerte. Und es gibt Erlebnisse. Und dann gibt es diese seltenen Nächte, in denen Musik, Raum und Vision zu einem einzigen kosmischen Ereignis verschmelzen. Der 13. Dezember 2025 unter der Kuppel des Planetariums im Verkehrshaus Luzern war genau so eine Nacht.

Als lebenslanger Bewunderer der epischen, melodischen und zutiefst trippigen Klanglandschaften von Monkey3 – und ebenso leidenschaftlicher Fan des Planetariums unter der inspirierten Leitung von Marc Horat – lag in dieser Idee von Beginn an ein Hauch von kosmischer Bestimmung. Rockmusik unter einer Kuppel? Erinnern wir uns; Pink Floyds - The Dark Side of the Moon wurde am 27. Februar 1973 erstmals im Londoner Planetarium aufgeführt – noch vor seiner offiziellen Veröffentlichung.

In einer eigens synchronisierten Sternen- und Raumshow verschmolzen Musik und Kosmos zu einem Gesamterlebnis. Diese legendäre Premiere machte früh deutlich, dass das Album von Anfang an als immersive Reise durch Raum, Zeit und Bewusstsein gedacht war – weit mehr als nur ein Rockalbum. So war diese Idee auch von ganz Anfang – weit mehr als ein ‘Konzert’.

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Der Platz für die Band ist begrenzt, die akustische Umgebung äusserst anspruchsvoll und der Veranstaltungsort unterscheidet sich von jeder herkömmlichen Bühne. Eine Herausforderung, ja. Aber auch vielversprechend. Als die gesamte Band von Monkey3 nach Luzern kam, den Veranstaltungsort aus erster Hand erlebte und gemeinsam mit Marc das enorme visuelle Potenzial erkundete, war die Entscheidung gefallen. Dies würde kein gewöhnliches Konzert werden. Es würde eine Reise werden. Zwei Abende im Dezember 2025 waren geplant, und der Plan ging auf: Beide waren Monate im Voraus ausverkauft.

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Als Autor der Metal-Factory und Freund der Band wurde ich eingeladen, an diesem Abenteuer teilzunehmen. Die Metal Factory konnte ja auch im Vorfeld exclusive über die Konzertvorbereitung berichten.

Am Donnerstag, dem 11. Dezember, nahm ich an der achtstündigen Feinabstimmungssession teil. Es war beeindruckend zu sehen, wie das Sound-Team Nicolas und Romain alles akribisch aufeinander abstimmte – von Tasten und PCs über Bass-, Akustik- und E-Gitarren bis hin zum entscheidenden Herzstück des Monkey3-Sounds, dem Schlagzeug. Es war eine Meisterklasse in Sachen Hingabe und Präzision. Um Mitternacht war endlich alles bereit. Den Abschluss dieser langen Nacht bildete ein spätes Abendessen im Autobahnrestaurant St. Katharina, dem einzigen Ort in der Umgebung von Luzern, an dem 24/7 warme Speisen serviert werden.

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Am Abend des Konzerts selbst herrschte im Planetarium grosse Vorfreude. Fans waren aus Griechenland, Frankreich, Italien, Deutschland und natürlich der Schweiz angereist, um dieses einzigartige Ereignis mitzuerleben. Auch Medienvertreter waren anwesend, die sich das, was bereits als etwas Aussergewöhnliches gehandelt wurde, nicht entgehen lassen wollten.

Pünktlich um 19:30 Uhr begann Monkey3 mit einem Akustikset. Mit zwei Akustikgitarren, einem sanft zurückhaltenden Bass und leise gespielten Trommeln glitten wir in die Nacht. Ein trippiger, meditativer Auftakt, der uns perfekt auf das vorbereitete, was kommen sollte. Als das Planetariumsteam die Bilder zum Leben erweckte, konnte man die Faszination in jedem Gesicht im Publikum sehen. Ehrfurcht. Staunen. Aufregung. Die Vorfreude auf die nächsten 90 Minuten lag schwer in der Luft.

Was folgte, war im besten Sinne eine Reizüberflutung. Unser Sonnensystem entfaltete sich über uns, die Milchstrasse wölbte sich über die Kuppel, schwarze Löcher öffneten ihre stillen unerbittlichen Schlunde, Sterne wurden geboren und starben. Die Reise führte uns Lichtjahre von der Erde fort, tief in den Weltraum, bis an die Grenzen des bekannten Universums. Von dort spannte sich der Bogen zurück in unser eigenes Planetensystem – zur glühenden Sonne, die die gesamte Kuppel mit weiss-rot leuchtendem Feuer erfüllte. Es gab nicht den einen Brennpunkt – das Programm war von zahlreichen Schwer- und Brennpunkten durchzogen, die sich fortwährend abwechselten.

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Monkey3 spielen nicht einfach nur Songs. Sie zelebrieren die höchste Kunst von Musik und Emotionen. Jeder Ton, jeder Schlag, jeder Effekt war mit Bedacht platziert. Bass und Gitarren schleuderten Melodien direkt in die kosmische Leere. Die Musik steigerte sich stetig, bis sich nach etwa vierzig Minuten alles veränderte: dB wechselte von der Akustikgitarre zum Korg und PC, Boris griff zu seiner Gibson-E-Gitarre, Jalils Bass wurde schwerer und kraftvoller und Walters Schlagzeugspiel betrat eine eigene Welt – komplex, kraftvoll und hypnotisch. Der Sound wurde episch und gewaltig und öffnete sich in weite, space-artige Klangräume, in denen Gravitation, Explosion und Leere hörbar wurden.

Die Gesichter im Publikum lächelten, hatten Tränen in den Augen oder starrten einfach ungläubig. Niemand blieb unberührt. Jeder erlebte seinen eigenen privaten Film unter der Kuppel.
Auch die Band spürte es. Immer wieder wanderten ihre Blicke nach oben, und sie teilten diesen Moment mit uns, während über unseren Köpfen Welten entstanden und wieder zerfielen. Boris’ Gitarre wurde immer mehr zum Kulminationspunkt und donnerte durch den Weltraum. Plötzlich befanden wir uns in auf der ISS (Internationalen Spacestation) – ruhiger, zurückhaltender –, doch nur für kurze Zeit. Schon bald stürzte Monkey3 erneut in ihre wilden, unverkennbaren Ausbrüche des charakteristischen Sounds und wir befanden uns wieder in der unvorstellbaren Leere des Weltraums.

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Was dieses Konzert perfekt machte, waren nicht einzelne Songs. Es war der Bogen, die Spannung, das Geschichtenerzählen. Die aussergewöhnliche Fähigkeit der Band, uns ohne Worte durch eine Geschichte zu führen. In Kombination mit der visuellen Pracht des Planetariums entstand wahre Magie. Ich – und alle 250 Besucher des zweiten von zwei ausverkauften Abenden – wusste, dass wir etwas ganz Besonderes erlebten. Am Ende stand der ganze Saal auf und auch nachdem die Band schon draussen waren, wurde noch lange ein encore gefordert. Mit lang anhaltendem, herzlichem Applaus dankten sie der Band, dem Planetariumsteam und allen Beteiligten. Ein neuer Freund, der extra aus Griechenland angereist war, um beide Konzerte zu sehen, sagte hinterher sichtlich bewegt, dass sein Herz an einer Stelle fast stehen geblieben wäre.

Es war ohne Frage das beste Konzert meines Lebens, und das will etwas heissen, denn ich habe schon 500+ Konzerte erlebt. Danke an alle, die das möglich gemacht haben.
Die Setlist der einzelnen Songs – auch wenn es sich wie ein einziges Werk anfühlte – war: «Black Maiden» - «Ida» - «Electric Mistress» - «Last Moulinao» - «Icarus» - «Kali Yuga» - «Rackman» - «Jack» - «Collapse, Through the Desert».

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