Orchestrale Parts sind denn auf «Abyss» selten geworden, stattdessen sind Einflüsse von Metalcore, Pop und Progressive präsenter denn je. Schon der Opener «My Halo» hört sich, als würden Ad Infinitum die Charts anvisieren. Noch irritierender ist «Surrender», welcher mich zuerst mehr an die langweiligen Radio Energy Charts Songs in Dauerschleife erinnert, bevor progressive Riffs und ein paar Growls von Melissa doch noch etwas Härte reinbringen.
Die Vorabsingle «Outer Space» war doch eigentlich schon eine Vorwarnung. Metalcore Riffs treffen auf Club Sounds und die (wie immer starke) Stimme von Melissa, puh das ist harter Tobak für meine Ohren. Als Hoffnungs-Schimmer entpuppt sich dann die ruhige Halbballade «Anthem For The Broken», welche noch am ehesten an die symphonische Vergangenheit erinnert. Auch «Parasite» ist recht gelungen, hier gefällt die Mischung aus den Growls und der Klarstimme der Schweizer Sängerin.
Wie zum Teufel soll ich dieses Werk bloss benoten? Klar, Ad Infinitum erhaschen sich damit sicher eine neue Käuferschicht und haben ein melodiöses, modernes und top produziertes Werk am Start. Die vielen Disco-Soundeffekte und die auf modern getrimmten Riffs bereiten mir allerdings Bauchschmerzen, und ich muss es klar sagen: Nach dem langweiligen, neusten Nightwish Erguss ist auch «Abyss» in meinen Augen eine Enttäuschung. Ich vergebe mal eine neutrale Sechs, wobei man je nach Sichtweise gerne drei Punkte herauf- oder heruntergehen kann.
Rönu