Tracks wie «Sculptor Of Flesh» und «I Am Abomination» donnern mit kompromissloser Kraft durch das Album. Doch trotz der hohen Energie und der präzisen Performance verlangt das Album letztlich mehr, als es halten kann. Die in studiotauglicher Klarheit gestreamte Live-Aufnahme lässt die rohe Wildheit und den atmosphärischen Verfall vermissen, die ihre frühen, weniger makellosen Produktionen fesselnder machten. Das Rauschen, die Verzerrung, die atemlose Menge – all das scheint herausgefiltert worden zu sein.
Wenn Ihr eingefleischte 1349-Fans seid, werdet Ihr den eingefangenen Moment, die Präzision der Ausführung und die Setliste als Showcase ihres Vermächtnisses zu schätzen wissen. Wenn Ihr jedoch neu bei der Band seid oder einen Einstieg in deren Welt des akustischen Höllenfeuers sucht, könnte Euch diese bereinigte Live-Version weniger charismatisch erscheinen als die Original-Studio-Alben. Zudem scheint mir die Abmischung des Schlagzeugs sehr schlecht gelungen zu sein.
«Winter Mass» ist ein solides Andenken für Bewunderer, aber nicht der optimale Einstieg. Die Originale besitzen nach wie vor die Schärfe und Härte, die bei diesem Live-Set abgeschwächt werden. Stellt man die Live-Version von «Atomic Chapel» der kraftvollen Studio-Aufnahme auf «Demonoir» (2010) gegenüber, wird in Sekunden klar, wie gross die klangliche Kluft ist.
Lukas R.