Der Vierer hat sich einen Ruf als zukunftsweisende und kreativ ambitionierte Band erarbeitet. Persönlich ordne ich «The Blue Nowhere» fest in die Reihe bahnbrechender und wegweisender Alben ein, die nicht nur in jeder erdenklichen Weise begeistern, sondern auch die Messlatte für andere des Genres höher legen. Der Vierer um Tommy Rogers (Gesang/Keyboard), Paul Waggoner (Gitarre), Dan Briggs (Bass/Keyboard) und Blake Richardson (Schlagzeug/Percussion) spielt seit 2005 zusammen, und ihre musikalische Symbiose erreicht auf diesem Album neue Höhen der Greifbarkeit.
Das Album ist mit dynamischem und virtuosem Sound bepackt, umfasst zehn Songs mit einer Gesamtlänge von 71 Minuten. Der Titeltrack trägt den Namen eines Hotels, das die Ausgangslage für ein konzeptionelles Album bildet. So gibt es auf dem Longplayer viele Momente, in denen man sich eine gequälte Seele bildlich vorstellen kann. Shining-Momente voller Wahnvorstellungen, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Musikalisch sind fast alle Rock-, Prog- und Metal-Subgenres vertreten, dazu kommen noch Funk, Blues, Jazz und Bluegrass.
Bei zwei Songs tragen Streicher und Bläser dazu bei, der ohnehin schon umfangreichen musikalischen Palette eine orchestrale Note zu verleihen. Einer davon ist Haken-Schlagzeuger Ray Hearne an der Tuba. Traditionelle Prog-Rezensionen bestehen oft aus detaillierten Beschreibungen jedes einzelnen Titels, aber der Reiz von «The Blue Nowhere» besteht darin, seine unzähligen Kleinode, Feinheiten und erstaunlichen Überraschungen zu entdecken. Ehrlich, die Menge an Ideen, die in jedem Song steckt, ist riesig.
Dennoch handelt es sich nicht um ein zusammenhangloses Durcheinander, denn bei wiederholtem Anhören wird deutlich, dass die Songs geschickt komponiert sind. Alle Bandmitglieder beweisen ihre Vielseitigkeit, indem sie überzeugend in stark kontrastierenden Stilen und Stimmungen spielen. Es ist ein Album, bei dem man sich gleichzeitig mit Gänsehaut, headbangend und einem breiten Grinsen ertappt.
Oliver H.