Buick Audra singt, als würde sie einem sanft, aber bestimmt die Wahrheit sagen. Sie kreiert Hooks, die im Ohr bleiben, selbst wenn die Gitarren knirschen und sich verbiegen. Jere Roes Schlagzeug und Bass sorgen mit einem lebendigen, elastischen Swing für die nötige Schwere. Das Kit klingt gewaltig, ohne jemals die Konturen der Songs zu verwischen. Das ganze Album strahlt Klarheit aus. Jeder verzerrte Akkord besitzt Kontur, jeder Tom-Schlag trifft ins Mark und Buicks Stimme schwebt entschlossen darüber.
Die Band versprach eine Balance zwischen Schwere und Leichtigkeit, und diese Versprechung wird sofort deutlich: «Keeping Score» öffnet die Tür mit kraftvollen Riffs und einem Refrain, der Widerstand in Befreiung verwandelt. «Drain» und «Dripping Silver» bewegen sich wie Flutwellen, deren eng gewundene Strophen sich im Refrain weit öffnen. «Midheaven» stolziert auf einem harten Groove, der sowohl zum Kopfnicken als auch zum Nachdenken einlädt und beweist, dass dieses Duo gross wie eine Arena klingen kann, ohne an Intimität zu verlieren.
Textlich dreht sich «Bear» um Zugehörigkeit und Grenzsetzung: Wer darf dich für sich beanspruchen und wer nicht? Dieser rote Faden verbindet das Album, ohne es zu beschweren. Selbst wenn das Thema heikel ist, heben die Songs die Stimmung. In der zweiten Hälfte wird der emotionale Rahmen erweitert: «Imperfect» verwandelt Selbstakzeptanz in einen Mitsing-Song, «Found» bietet einen seltenen ruhigen Glanz und «Dead & Discarded Girls» endet wie eine Mahnwache, die sich weigert, zu verstummen.
Was «Bear» so besonders macht, ist, wie direkt es sich anfühlt. Ohne Füllstoffe oder Verstecke präsentiert sich ein Duo, das seinem Handwerk vertraut und mit Lautstärke, Groove und Klarheit eine Geschichte erzählt. Wenn Ihr wegen den Riffs kommt, werdet Ihr wegen des Herzens bleiben. Und wenn Ihr wegen der Texte kommt, werdet Ihr von diesen Riffs überzeugt sein.
Lukas R.