Mit «Urgewalt» haben Verheerer ein wütendes und unverblümtes Album geschaffen, das die Grenzen des Black- und Death Metals verschiebt. Die Band, die seit ihrer EP «Archar» aus dem Jahr 2015 fest im deutschen Metal-Underground verwurzelt ist, entwickelt sich mit einem ebenso intensiven wie unberechenbaren Sound weiter. Inspiriert von den Schrecken des Ersten Weltkriegs taucht man in die Tiefen des menschlichen Leidens, der Selbstzerstörung und der Macht-Mechanismen ein, die Gewalt und Entmenschlichung vorantreiben. Diese düstere Erkundung spiegelt sich in der kraftvollen Musik wider, die explosive Aggression mit eindringlich langsameren und atmosphärischen Passagen verbindet.
Die Band zeichnet sich dadurch aus, dass sie gängige Genre-Klischees ablehnt und eine eigene Interpretation des Black Metal bietet. Besonders hervorzuheben ist der Gesang, der zwischen geschrieenem Gesang und Metal Growls wechselt und dann immer wieder einfach nur erzählende Abschnitte wie die düsteren Themen des Albums unterstreicht. Die komplexe Gitarren-Arbeit mit Tremolo-Picking und gelegentlichen Soli ergänzt die intensiven Rhythmen sowie das brutale Schlagzeug-Spiel und schafft so eine chaotische, sprich doch strukturierte Atmosphäre.
«Urgewalt» ist ein emotionsgeladenes Album. Songs wie «Hail Mary» und «Kriegstreiber» (mein Anspiel-Tipp) zeigen das technische Können der Band und ihre Fähigkeit, sowohl Gewalt als auch Melancholie zu erzeugen. So beginnt «Kriegstreiber» eher überraschend mit einem sanften Piano Intro. Die ansonsten raue Produktion unterstreicht die apokalyptische Stimmung und zementiert seinen Status als kompromissloses Black Metal Werk.
Thematisch beschäftigen sich «Urgewalt» mit der Antikriegs-Botschaft und den tragischen Folgen menschlicher Zerstörungswut, insbesondere während des Ersten Weltkriegs. Dies entspricht der politischen Haltung der Band, die Musik als Vehikel nutzt, um zerstörerische Ideologien herauszufordern und über die Dunkelheit der menschlichen Natur nachzudenken. «Urgewalt» von Verheerer ist die Mucke für alle, welche einen frischen und zum Nachdenken anregenden Ansatz für extremen Metal suchen.
Lukas R.