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KARGs neuestes Album «Marodeur» verbindet atmosphärischen Black Metal mit Elementen aus Postrock, Grunge und Shoegaze (Ein Musikgenre, das sich durch dichte, verträumte Klangwände aus verzerrten Gitarren und ätherischen Vocals auszeichnet, die oft von Effekten wie Reverb und Delay geprägt sind). Die 2006 gegründete Band aus unserem Nachbarland zum Osten verfeinert ihren Sound seit fast zwei Jahrzehnten.
Mit «Marodeur» schlagen Karg nun einen kollektiveren Weg ein und präsentieren eine komplexe Mischung aus Genres, roher Energie und melancholischer Tiefe. Musikalisch ist «Marodeur» eine Reise der Kontraste. Das Album beginnt mit einem eindringlichen, atmosphärischen Shoegaze-inspirierten Intro, das sich schnell in schwerere, grungigere Gefilde entwickelt. Die Verschmelzung von atmosphärischem Black Metal und Post-Punk zieht sich wie ein roter Faden durch das Ganze hindurch und sorgt für eine dynamische und emotionsgeladene Atmosphäre. Der Einsatz von cleanen Gitarren und Synthesizern baut Spannung auf, um dann in rauere Black Metal Passagen überzugehen, die oft von schnellen Tremolo-Pickings und Blastbeats unterbrochen werden, was der Chose eine rohe und eigenwillige Note verleiht.
Gesanglich sind Karg so intensiv wie eh und je. Die Schreie sind bösartig, voller Qual und spiegeln die tiefe Trauer wie den Schmerz in den Texten des Albums wider. Manchmal überwiegen die Schreie die melodischen Elemente, besonders in Stücken wie «Annapurna» und «Reminiszenzen einer Jugend», wo das Nebeneinander von schwebenden, melancholischen Melodien und gutturalen Schreien eine starke emotionale Spannung erzeugt. Dieser Gesangs-Stil kann allerdings auch polarisieren, und ich selbst empfinde ihn als zu hart, was der emotionalen Tiefe, die die Musik zu vermitteln versucht, abträglich ist.
Thematisch beschäftigen sich «Marodeur» mit Themen wie Melancholie, Verlust und innerer Zerrissenheit, wobei die Texte im Dialekt von Koglers Heimat, dem Tennen-Gebirge, verfasst sind. Dieser regionale Touch verleiht der Auseinandersetzung mit zerbrochenen Beziehungen, Drogenmissbrauch und Depressionen auf dem Album Authentizität und ein persönliches Element. Songs wie «Burned Bridges» und «Yūgen» triefen vor Traurigkeit und vermitteln gekonnt das Gefühl tiefer emotionaler Erschütterung. Das Tempo ist abwechslungsreich gehalten, langsamere, introspektive Momente wechseln sich mit schnelleren, aggressiveren Passagen ab, was dazu beiträgt, das Interesse über die acht Tracks hinweg aufrechtzuerhalten.
Auch wenn «Marodeur» nicht jedermanns Sache ist, vor allem wegen der rauen Vocals, so ist es doch unbestreitbar ein fesselndes Hörerlebnis für Fans von atmosphärischem und Post Black Metal. Die Stärke liegt in der Fähigkeit, starke Emotionen hervorzurufen und rohe Aggression mit zerbrechlicher Schönheit zu verbinden. Anspiel-Tipps sind «Schnee ist das Blut der Geister» und «Annapurna», die beide die Fähigkeit der Band zeigen, tief emotionale und vielschichtige Kompositionen zu schaffen. Alles in allem ist «Marodeur» ein kühnes, leidenschaftliches Werk, das diejenigen ansprechen wird, die sich auf seine dunkle, gequälte Schönheit einlassen können..., und jetzt verspüre ich Lust auf ein Stück Sacher Torte.
Lukas R.