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THURNINs «Harmr» präsentiert sich als düstere, introspektive Meditation über Trauer, aber es fehlt oft an emotionaler Wirkung und dynamischer Bandbreite, um den Zuhörer wirklich zu fesseln. Obwohl die Themen Trauer und Verlust auf dem Album klar formuliert sind, ist die Umsetzung eher gedämpft als überzeugend, so dass ein Grossteil des emotionalen Gewichts vom Konzept und nicht von der Musik selbst getragen wird.
Der Minimalismus des Albums, dominiert von Akustik-Gitarren, darüber gelegten Streichern und gelegentlichen Bläsern, schafft eine melancholische Atmosphäre, aber das Fehlen von Schlagzeug und Gesang lässt die Songs oft eindimensional und manchmal sogar monoton wirken. Im Gegensatz zur spannungsgeladenen und dramatischen Energie von Künstlern wie Estas Tonne, deren Auftritte von roher Intensität geprägt sind, bleibt «Harmr» fast zu zurückhaltend. Estas Tonnes virtuoses Gitarren-Spiel und ihr leidenschaftlicher Gesang reissen den Zuhörer in einen Strudel der Emotionen, doch Thurnins spärliche Instrumentierung und begrenzte Variations-Möglichkeiten lassen das Ganze statisch wirken. Die Überlagerung der Instrumente sorgt zwar für mehr Struktur, wirkt aber oft eher wie eine Übung im Stimmungsaufbau, als dass sie echte emotionale Tiefe erzeugt.
Das Auf und Ab der Harmonien, eine atmungsähnliche Qualität, die eine organische Bewegung erzeugen soll, wirkt oft so, als fehle ein entscheidendes Element der Dynamik, so dass das Album eher wie ein langes, ausgedehntes Lamento wirkt als wie eine Reise durch die Trauer. Emotionale Höhepunkte sind rar, und Momente, die mitreissend hätten sein können (wie das perkussionsgetriebene «Heortece»), erhalten nicht genug Raum, um wirklich zu explodieren. Stattdessen bleibt alles grösstenteils in seiner melancholischen Spur, ohne in die Art von dramatischen Höhepunkten abzugleiten, die mehr emotionale Resonanz verleihen könnten. Tracks wie «Fylgja» und «Folkvangr» sind auf ihre Art wunderschön, aber ihre Zartheit grenzt an Langeweile, wenn die Chose als Ganzes nicht genug in Ton oder Tempo variiert, um den Bann der melancholischen Nachdenklichkeit zu brechen.
Am Ende wirkt «Harmr»» eher wie ein Stimmungsbild als ein ausgereiftes Werk emotionalen Ausdrucks. Es gibt Momente von Anmut und Schönheit, aber das Album schöpft sein kathartisches Potenzial nie voll aus. Im Vergleich zu Künstlern wie Estas Tonne, die jede Note und jede Phrase nutzen, um tiefe und aufwühlende Reaktionen hervorzurufen, bleibt «Harmr» oft flach und lässt einen mit der Sehnsucht nach mehr Energie, mehr emotionalem Kontrast und mehr Dramatik zurück. Wenn Ihr auf sanften Gitarren Folk steht, solltet Ihr hier auf alle Fälle mal reinhören.
Lukas R.