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Der traditionelle Metal lebt mehr denn je, man muss sich nur mal den Erfolg von Festivals wie «Keep It True» oder dem «Headbanger Open Air» anschauen. Dort spielen nicht Maiden oder Priest als Headliner, sondern Bands wie Riot, Heavy Load oder Cirith Ungol. In genau dieselbe Schiene passen auch die Texaner von IGNITOR, die bereits ihr achtes Album vorstellen.
Die Einflüsse der Amerikaner sind vielfältig und reichen von Bands wie Jag Panzer, Cirith Ungol über Iron Maiden bis hin zu Deep Purple. Mit Jason McMaster hat man einen absoluten Hauptgewinn am Mikro, der seine Stimme auch schon bei Liveauftritten von Accept oder Armored Saint zur Verfügung stellte. Der treibende Titeltrack, das Maiden-lastige «Imperial Bloodlines» oder das mit Hammond Orgel veredelte «Ferocious The Martyrs» sollten als Anspiel-Tipp genügen. Was der Band allerdings fehlt, sind die ganz grossen Riffs und Refrains. Somit bleibt unter dem Strich ein solides US-Metal Album, das Fans dieser Spielart durchaus interessieren könnte.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/hjex4dPZts8
NEVER OBEY AGAINs «Trust» ist ein dynamisches und gut durchdachtes Album, das nahtlos Heavy Metal mit elektronischen Elementen verbindet und das Wachstum sowie die Experimentier-Freude der Band unter Beweis stellt. Die Produktion ist ausgefeilt und dennoch aggressiv, mit einer klaren Betonung auf Präzision und roher Kraft.
Der Sound des Albums wechselt oft zwischen harten Metal-Riffs, atmosphärischer Elektronik und gefühlsbetonten Melodielinien und schafft so eine fesselnde Klangreise. Die Gitarren-Arbeit, angeführt von Alessandro Tuvo und Alex Pedrotti, ist komplex und kraftvoll und bildet eine solide Grundlage für den vielfältigen Sound. Von den Djent-inspirierten Grooves in «G.O.D. » («Given Or Denied») bis hin zu den hochfliegenden Soli in «Under My Skin, Before Your Eyes» verleihen die Gitarren der Musik Textur und Tiefe, die von schnellem, aggressivem Tuckern bis hin zu melodischen, gefühlsbetonten Leads reichen. Die Rhythmus-Gruppe, die vom neuen Schlagzeuger Marco Binda angeführt wird, beweist eine starke Beherrschung komplexer Strukturen, mit engen, synkopischen Beats, die die dynamischen Wechsel zwischen den Abschnitten ergänzen und sich oft in progressives Terrain wagen, ohne an Intensität zu verlieren.
Unsere südlichen Nachbarn mögen zwar alle technisch brillant sein, doch es fehlt ihnen oft an der entscheidenden, emotionalen Intuition. Die elektronischen Elemente sind gekonnt in die Struktur des Albums eingewoben und verleihen ihm Atmosphäre und Stimmung. Tracks wie «Give Me a Fuckin' Break» und «Control» enthalten subtile, aber durchaus wirkungsvolle Synthesizer-Linien und elektronische Schnörkel, die die härteren Teile des Albums aufwerten, während sie in den ruhigeren Momenten ein Gefühl von Raum vermitteln. Dieses Gleichgewicht zwischen elektronischen und organischen Elementen verleiht dem Ganzen ein modernes, facettenreiches Gefühl, ohne dabei zu synthetisch zu wirken. Einer der intensivsten Momente auf «Trust» ist die Ballade «Under My Skin, Before Your Eyes».
Dieses Stück ist eine schöne, gefühlvolle Abwechslung zum härteren Material des Albums und zeigt die Fähigkeit der Band, verschiedene Texturen und Emotionen zu erkunden. Der Song besteht aus langen, gefühlvollen Strophen, die von Carol gesungen werden, deren Stimme Verletzlichkeit und Stärke vermittelt. Wenn der Refrain einsetzt, ist es klar, dass hier eine grosse emotionale Tiefe entsteht, da die Musik sich hier einmal zurücknimmt, um Carols Gesang zur Geltung zu bringen, der nicht durch Verzerrungen oder schwere Instrumente beeinträchtigt wird. Die emotionale Aufrichtigkeit des Textes und die Rohheit der gesanglichen Darbietung machen die Nummer zu einem der ergreifendsten Momente des Albums, ein Beweis für die Vielseitigkeit der Band und ihre Bereitschaft, intime, reflektierende Bereiche zu erkunden.
Carols stimmliche Bandbreite ist ein entscheidender Teil des Erfolgs von «Trust». Ihre Fähigkeit, nahtlos von ätherischem, melodischem Gesang zu intensiven Growls und Schreien überzugehen, bringt eine einzigartige Energie in jeden Track. Sie zeigt ein beeindruckendes Mass an Vielseitigkeit, ob sie nun zarte, nachdenkliche Momente in Songs wie «Wish» oder rohe Aggression in schnelleren Tracks wie «Never Feel, Never Fear» zum Besten gibt. Insgesamt ist «Trust» ein Album, das von seinen Kontrasten lebt - zwischen schwer und sanft, aggressiv und melodisch - und so ein reichhaltiges und fesselndes Hörerlebnis schafft. Der Sound der Band entwickelt sich weiter und bietet eine Mischung aus modernem Metal mit elektronischen Einflüssen und progressiven Elementen, die den Zuhörer von Anfang bis Ende durchaus fesseln kann.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/nq2kjS1UNJk
Schon wieder? Die deutsche Death Metal Formation TEMPLE OF DREAD haut ihre Alben im Jahres-Rhythmus heraus, und so markiert «God Of The Godless» bereits das fünfte Album seit 2019. Den Vorgänger belohnte ich damals mit acht Punkten, weshalb ich doch gespannt war, ob die Jungs das Niveau zumindest halten können.
Lyrisch ist man erneut in der Mythologie unterwegs und verzichtet auf die vielfach im Genre üblichen Splatter und Horror-Texte. Musikalisch hat sich zum Glück auch nicht viel verändert, heisst noch immer regiert klassischer Death Metal der alten Schule. Aufgrund der Stimme ist natürlich noch immer Obituary als Vergleich an erster Stelle zu nennen. Schon der Opener «Carnage Ritual» ist ein Schlag in die Magengrube, sprich ein Song, der so auch auf «The End Complete» hätte stehen können. «Spawn Of Filth» klingt nach Slayer und kickt ebenso wie der Opener.
Auch wenn immer wieder das Tempo in einigen Passagen gedrosselt wird, sind die meisten Songs auf der Überholspur unterwegs. Der Titeltrack oder auch «Monstrosity Divine» sind weitere Anspiel-Tipps, aber Vorsicht, denn nach deren Genuss könnten Nackenschmerzen auftreten. Als Fazit muss ich aber schon feststellen, dass der Vorgänger nicht ganz geknackt werden kann, aber keine Angst, das hier ist immer noch ein aggressiver Hassbrocken. Irgendwie bleibt ausserdem das Gefühl pendent, dass die Ostfriesen eigentlich in der Lage wären, einen echten Knaller zu schreiben!
Rönu
https://www.youtube.com/embed/Q4nMugFvdx4
Die Schweizerin Askahex wurde in einem Interview gefragt was sind die grössten Unterschiede des neuen Albums zum direkten Vorgänger seien, worauf sie folgend antwortete: "Ich glaube, dass das neue Album direkter, okkulter und roher geworden ist. Es ist die Quintessenz dessen, wofür ASHTAR in meinen Augen steht: Eine ausgewogene Mischung aus Black Metal und Doom, ohne Firlefanz und Spielereien, sehr schwarz, sehr böse, aber auch naturverbunden und eine Spur romantisch."
Ashtars «The Return Of The Frozen Souls» ist eine eindrucksvolle Fusion aus Black Metal und Doom, inspiriert von den eisigen, kargen Landschaften, die durch den Zorn der Natur geformt wurden. Das Album erschafft eine Klanglandschaft von beängstigender Dunkelheit, in der die ursprüngliche Kraft des Black Metal mit der schweren Trauer des Doom verschmilzt. Es nimmt den Zuhörer mit auf eine intensive emotionale Reise durch trostlose Landschaften, auf der Themen wie Verzweiflung, Nihilismus und die schrecklichen Folgen der Vernachlässigung des natürlichen Gleichgewichts zum Vorschein kommen.
Das Album strahlt eine beängstigende und stürmische Atmosphäre aus, die von eindringlichem Gesang geprägt ist, der inmitten von verzerrten Funeral-Doom-Gitarren und donnerndem Schlagzeug widerhallt. Songs wie «Winter Solstice» und «L'âme Perdue» fangen die wilde Realität der natürlichen Welt ein, wobei industrielle Klänge und chaotische Drones einen Eindruck von ungezähmter, überwältigender Kraft erwecken. Der Zuhörer taucht in die emotionale Komplexität des Albums ein, in dem Themen wie Zerstörung und tiefe Trauer die unnachgiebige Kraft der Natur widerspiegeln.
Ashtars unverwechselbare Mischung aus Black und Doom Metal vermittelt die Verletzlichkeit des menschlichen Lebens und warnt vor den Folgen der Missachtung und Misshandlung der natürlichen Welt. Der Titeltrack des Albums sowie herausragende Songs wie «Glowing Guardians» und «Der Zorn der Göttin» spielen auf eine Realität an, in der sich die Natur gegen die Menschheit aufgelehnt hat. Dies ist eine ergreifende Erinnerung daran, dass die Umweltschäden, die wir verursachen, irgendwann auf uns zurückfallen werden. Die gequälten, traurigen Melodien und die bedrohliche Atmosphäre vermitteln wirkungsvoll das Gefühl des drohenden Untergangs.
Dabei veranschaulicht die tiefe Emotionalität der Musik die unausweichlichen Folgen des Zorns der Natur. «The Return Of The Frozen Souls» ist nicht nur ein ausdrucksstarkes Black/Doom Metal Album, sondern auch ein eindringlicher Kommentar zur zerstörerischen Koexistenz der Menschheit mit der Natur. Das Werk dient als düstere Warnung, dass wir ohne konzertierte Anstrengungen zum Schutz der Erde bald mit der vollen Wucht ihres kalten und rachsüchtigen Zorns konfrontiert werden könnten. Der letzte Song ist dann noch ein Cover, im Original von Glenn Danzig/Samhain.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/1y5agsmWZVg
Mit dem achten Studio-Album beweist das Projekt SUNSTORM Durchhalte-Vermögen (auch wenn sich die Truppe, ausser dem Shouter, seit 2023 runderneuert hat). Ihr melodischer Hard Rock, der irgendwo zwischen den Rainbow Zeiten mit Joe Lynn Turner (er sang lange bei Sunstorm) und Night Ranger liegt, hat nichts von seinem Flair verloren. Dies auch dank der Hammer-Stimme von Ronnie Romero, der einmal mehr wie ein junger Gott singt.
«I'll Stand For You» bringt schon mal die Melodic Fans in Wallung, während «Hope's Last Stand» dann mit mehr Rock und weniger Keyboards bedeutend knackiger kickt. Eine Melodic-Perle ist «Love's Not Gone», die jeden Fan der McAuley Schenker Group begeistern wird. Mutig, wenn man sich an «Shot In The Dark» "vergreift", einem der besten Tracks von Ozzy Osbourne. Ronnie singt diese Nummer mit sehr viel Gefühl, aber das Gitarren-Spiel von Jake E. Lee muss man zuerst einmal mit der gleichen Genialität spielen können.
Auch wenn Aldo Lonobile sich bemüht, aber an Mister Lee reicht er nicht heran. Die Ballade «Without You» hat schon fast was Gotthard-mässiges, was sicherlich an der Stimme von Ronnie liegt. Das flotte «Dreams Aren't Over» zeigt nochmals auf, dass die Truppe durchaus über Potenzial verfügt, aber leider auch nicht darüber hinwegtäuscht, dass man es hier halt bloss mit einem weiteren Projekt zu tun hat, das zwar durchaus von tollen Musikern gespielt, die "wir greifen die Welt an" Attitüde jedoch vernachlässigt wird.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/-sJ17-P7ZyA
Das neue Album der Edelstahl-Schmiede PARAGON ist da! Die Realisierung hatte es laut Bassist Jan Bünning in sich, da sich die Band in der Zeit zwischen der Veröffentlichung des Vorgänger-Albums «Controlled Demolition» und dem heutigen Tag fast aufgelöst hätte.
Jan Bünning und Martin Christian begannen im Winter 2019 mit den Arbeiten an neuen Songideen, doch dann erschütterte die Pandemie die Welt und brachte einen Grossteil der Band-Aktivitäten - von Live-Gigs bis zu Proben - zum Erliegen. Dennoch schrieben beide weiter an neuen Songs und am Ende eines langen Prozesses waren neun Songs bereit, für «Metalation» aufgenommen zu werden und die ersten Gesangs-Demos fanden 2022 statt. Für dieses Album beschlossen Paragon, die Gitarren, den Bass und das Schlagzeug selbst aufzunehmen.
Während «Controlled Demolition» ein sehr hartes und schnelles Werk war, entschieden Paragon, dass es keinen Sinn machen würde, dieses Muster noch einmal zu wiederholen und entschieden stattdessen für das neue Album, dass es ein wenig melodischer und vielseitiger klingen sollte, genau wie in ihren guten, alten Zeiten. Günny verliess die Band im Spätsommer 2022, ebenso wie Sören. Die verbliebenen Bandmitglieder spielten mit dem Gedanken, ein letztes Album zu veröffentlichen und einige Abschieds-Shows mit Martin an der Gitarre und seinem Sohn Jason Wöbcke am Schlagzeug - zu spielen, und Paragon dann aufzulösen.
Nun scheint, dass die Chemie zwischen allen Bandmitgliedern besser denn je ist, und so ist es nicht überraschend, dass dieses neue Album einfach grandios daher kommt. Ein Metal-Kracher jagt den anderen. Es ist eine wahre Freude sich die Songs anzuhören, welche schnörkellos und ohne Firlefanz aus den Lautsprechern donnern. Keine überproduzierten, mit Keyboards verwischten Weichmacher. «Fighting The Fire» oder «Battalions», einfach Heavy Metal mitten ins Gemächt. «Beyond The Horizon» schwerfällig stampfend und «MarioNET» mit High Speed voll auf die 12. True Metal Fans dürften von diesem Album begeistert sein. Hier wird mit Stahl geklotzt, nicht gekleckert, dasS es eine eine wahre Freude ist. Gut Ding braucht eben auch mal Zeit, Und ich denke, dass Paragon es kaum erwarten können, dass alle das neue Album hören, und sie wieder auf der Bühne stehen können.
Björn
https://www.youtube.com/embed/3qjg7NgZsLU
DEAD ICARUS sind die neue Band von Alex Varkatzas, dem ehemaligen Sänger und Mitbegründer von Atreyu, und Gabe Mangold, der sonst noch Gitarrist bei Enterprise Earth ist.
In die Vollen geht es schon von Anfang an mit «The Unconquerable», und so ist die Kacke schon vom ersten Moment an am Dampfen! Heftiger Metalcore mit Breakdowns wird gekonnt dargeboten. Genauso intensiv geht es mit «Bearing Burdens And Saving Skin» in die nächste Runde. Der Titeltrack «Zealot» bietet massive Riffs und ein geniales Gitarren-Solo an! Hymnenhaft beginnt «1 Million Days» und zeigt eine softere Seite von Dead Icarus. Aber auch dieser Song wird zum Ende hin nochmals so richtig ruppig! Eine kleine Verschnaufpause wird mit dem Zwischenspiel «Temptations Kiss» geboten.
Eine richtig geile Metalcore-Hymne ist «Fountains Of Death». «Casting Spells» bietet ein absolut geniales Gitarrensolo, das diesen Song in eine andere Sphäre katapultiert. «Hell Opens Its Mouth» ist derber Metalcore mit massiven Breakdowns, die wie das Salz in der Suppe sind, und mit ganz viel Groove kann «Vade Retro Santana» überzeugen. Noch ein ruhiges Zwischenspiel ist «Secrets In The Dark». Zum Schluss wird nochmals mit «Betrayal Shaped Daggers» ein Metalcore Feuerwerk entfacht. Dead Icarus liefern mit «Zealot» ein typisches Metalcore-Album ab, das vor allem auf Nostalgie setzt!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/EjBGU-hF4js
«The Singularity» ist nicht nur ein Album - es ist ein Universum für sich. Der Komponist BEAR MCCREARY, der für seine Arbeit an "Battlestar Galactica", "Godzilla: King Of The Monsters" und kürzlich an "Ring of Power" bekannt wurde, hat dieses genreübergreifende Projekt geschaffen, das symphonischen Metal mit einer erzählerischen Graphic Novel verbindet und so ein immersives, kosmisches Erlebnis schafft.
Das Album, gepaart mit einer von Mat Groom geschriebenen und von Kyle Higgins inszenierten Graphic Novel, erforscht die Weiten des Universums durch die Augen der Hauptfigur Blue Eyes und enthält Kollaborationen mit einigen der kultigsten Musiker des Rock und Metal. In McCrearys eigenen Worten: "Ich glaube, das geht alles irgendwie auf 'Herr der Ringe – Ring of Power' zurück. Für mich ist es ein Projekt, das mich inspiriert hat, es ist ein Projekt, in das Musik eingeflossen ist, sogar in den Büchern, und es ist ein Projekt, an dem ich jetzt mit 'Ringe der Macht' arbeite. Aber es war etwas, das mich zum Nachdenken darüber gebracht hat, wie Musik als authentischer Teil einer fiktiven Welt diese Welt glaubwürdiger macht."
Die Musik selbst ist eine komplexe Mischung aus verschiedensten Stilen, die Thrash Metal, Opern-Symphonie und experimentelle Klanglandschaften miteinander verbindet. Vom Opener «The Incinerator» mit der unverwechselbaren Stimme von Serj Tankian bis zum opernhaften «Type III» mit Rufus Wainwright verschiebt McCreary die Grenzen und lädt den Zuhörer in eine Welt ein, in der Metal, Rock und klassische Musik nahtlos nebeneinander bestehen. Die Vielfalt der Gastkünstler ist atemberaubend - Slash, Corey Taylor, Joe Satriani, Kim Thayil und sogar Billy Boyd treten auf und fügen ihre einzigartigen Stile zu einem Album hinzu, das sowohl persönlich als auch universell wirkt.
Die Zusammenarbeit von Bear McCreary mit den legendären Gitarristen Slash und Joe Satriani auf «The Singularity» ist ein Beweis für die organische und leidenschaftlich getriebene Natur des Projekts. McCreary, anfangs zögerlich, sich an hochkarätige Künstler zu wenden, wuchs mit dem Fortschreiten des Projekts zunehmend in seinem Vertrauen. Als er den Track «Escape From The Machines» komponierte, wusste er, dass Slashs markanter Gitarrenstil perfekt zum anspruchsvollen Sound des Stücks passen würde. Nachdem Slash zugestimmt hatte, mitzuarbeiten, wurde die Aufnahme-Session zu einem unvergesslichen Erlebnis, bei dem er stundenlang ohne Unterbrechung Schichten hinzugefügt und so dem Song eine besondere Tiefe verlieh.
Diese Zusammenarbeit fand auch in «End Of Tomorrow» ihren Fortgang, wo Slashs rasante Gitarren-Soli das Stück zu einem der herausragenden Höhepunkte des Albums machten. Das Duell zwischen Slash und Satriani in «Escape From The Machines» zeigt nicht nur McCrearys Fähigkeit, Metal-Virtuosität mit emotionaler Tiefe zu verbinden, sondern auch die aussergewöhnliche Dynamik der beiden Gitarristen, unterstützt von der rhythmischen Präzision von Gene Hoglan und Bryan Beller. Ergänzt wird das Album durch überraschende Kollaborationen wie den schottisch-gälischen Gesang von Griogair und die kraftvollen Operntöne von Eivør, die «The Singularity» zu einem Erlebnis machen, das alle Erwartungen übertrifft.
Aber es ist nicht nur die Musik, die fesselt – Das «Singularity»-Projekt wird durch eine atemberaubende Graphic Novel ergänzt, die die Erzählung des Albums auf faszinierende Weise zum Leben erweckt. Dies in einer Zusammenarbeit mit einer Armada von Comix Legenden, darunter Ramón K. Pérez, Danilo Beyruth, Simone Ragazzoni, Danilo Beyruth, Eduardo Ferigato und Helena Marsellis, um nur einige zu nennen, ist die visuelle Komponente des Projekts ebenso fesselnd wie die Musik und webt eine kosmische Geschichte über Verlust, Wiedergeburt sowie die Suche nach Bedeutung. Die Integration dieser beiden Medien ist der Punkt, an dem «The Singularity wirklich glänzt und eine multisensorische Erfahrung bietet, die die Tiefe der Geschichte und ihrer Themen noch verstärkt.
Mit seinem ehrgeizigen Umfang und seinem unübertroffenen kreativen Talent ist «The Singularity eine Meisterleistung sowohl in der Welt der Musik als auch der Comics. McCrearys leidenschaftliches Projekt ist eine kühne Erkundung des Kosmos, die Vergangenheit und Zukunft, Metal und Orchester zu einem einzigartigen Erlebnis verbindet, das in der modernen Musik seinesgleichen sucht. Mit der Beteiligung von Musik-Ikonen und der Vision von Comic-Legenden ist dieses Projekt nicht nur ein Album - Es ist eine immersive Reise, die Ihr am intensivsten erlebt, indem Ihr Euch das Album anhört und gleichzeitig das Comic liest. Bear McCreary wird im 2025 auch im Komplex 457 in Zürich live auftreten.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/mLiFruc5Wmk
Wow! Dänen lügen nicht, heisst esim Volksmund. Zumindest auch nicht bei STEEL INFERNO, die mit ihrem vierten Album alle truen Metal-Freaks beglücken werden. Messerscharfe und pfeilschnelle Gitarren-Parts sowie eine mörderische Stimme machen aus «Rush Of Power» eine wilde und ungestüme Angelegenheit.
Erinnerungen an die "New Wave Of British Heavy Metal" werden wach, als Jaguar, Raven, Tokyo Blade oder Tank ihren Platz an der Sonne suchten. «The Abyss» und «Cut Down By The Chainsaw» machen keine Gefangenen und zeigen eine Truppe, die ihren Platz mit einer starken, eigenen Identität gefunden hat. Nein, Steel Inferno klingen nicht wie Enforcer, White Wizzard oder Ambush, sondern überzeugen mit einem ganz eigenen Charme. Auch die Produktion klingt nach den Achtzigern, ist aber weit davon entfernt eine rumplige Art aufzuweisen, sondern lässt die Boxen rauchen und kurz vor der Explosion stehen. «Electrocutor», «Cathedral Run» (mit einer gefühlvollen, akustischen Einleitung), «The Blitz» (Helstar lassen grüssen) und «Attack» bringen die Gitarren zum Aufheulen und belegen, dass man auch mit dieser Taktik, sprich mit «Rush Of Power» viele Freunde auf seine Seite ziehen kann.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/BR_74zqTBQo
Echt Klasse, was die Jungs um den ehemaligen Sabotage Sänger Loup Malevil hier nun mit LAST TEMPTATION lostreten. Schon der Opener «Get On Me» ist ein lupenreiner Hard Rock Kracher. Auch das folgende «Heart Starter» kann mit treibenden Gitarren und klasse gespielten Drums voll überzeugen. Kein Wunder, denn mit dem langjährigen Annihilator Schlagzeuger Fabio Alessandrini stieg ein echter Hochkaräter in die Band ein.
Natürlich hat das Ganze einen Ami Hard Rock Einschlag, aber mich erinnert Frontmann Loup auch ein wenig an den ehemaligen Bonfire Shouter Alexx Stahl. Gut zu hören beim starken «Get On Me», denn hier bieten die Jungs Musik auf höchstem Niveau. Besser kann man das nicht machen. Ein Kracher folgt nach dem anderen. Unglaublich, die Vielfalt der Musikstile, die sie jetzt einbringen, sei breiter als je zuvor, erklärt Peter. Mit Loup und Fabio an Bord habe man eine neue Dynamik gefunden. Dem kann ich mich nur anschliessen. Treibende Songs wie «I Won't Love You» zeigen das besonders gut auf. Bei «Live By Night» kann man sogar einen leichten Van Halen Touch ausmachen. Das kurze, wilde «We Are Alive», nur mit akustischer Gitarre, Chor und Gesang, erinnert etwas an Extreme und schliesst «Heart Starter» als ein durchwegs sehr starkes, an amerikanischen Hard Rock erinnerndes Stück Musik ab, das unheimlich Spass macht.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/WBDxHAeKXpI
In der 20-jährigen Bandgeschichte haben sich die Schweden TRIBULATION einen Namen machen können, indem sie Death Metal und Gothic miteinander verweben. Auf dem sechsten Album macht man aber nochmal einen gewaltigen Schritt näher zum Dark Rock.
Ist «The Unrelenting Choir» nun ein Intro oder ein Song? Wahrscheinlich eine Mischung aus beiden, richtig los geht es aber mit «Tainted Skies», dass zumindest mit der Stimme noch auf die Death Metal Vergangenheit hinweist. Tribulation beweisen mit «Hungry Waters» Mut zur Weiterentwicklung, indem sie mit den Synthies eine wabernde, psychedelische Atmosphäre schaffen oder mit «Reaping Song» eine melancholische Ballade auf das Album gepackt haben. Dazu wissen die Riffs durchaus zu gefallen, so beim flotten «Drink The Love Of God».
Aufgrund der Tatsache, dass hier mitunter auch harshe Vocals zu hören sind, würde ich Tribulation am ehesten mit Moonspell vergleichen. Werk sechs von Tribulation wird garantiert nicht zu meinen Jahres-Highlights zählen, aber dürfte für Genre-Fans dennoch von grossem Interesse sein, weil das Album absolut gut geworden ist , auch wenn mir die aktuellen Outputs von Unto Others und Cemetery Skyline noch ein wenig mehr zusagen. Trotzdem habe ich ein Problem damit, dass mir in Sachen Gothic vieles einfach zu ähnlich und vorhersehbar klingt.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/dGtb1F4SyDk
Wer kurzweiligen und lustigen niveauvollen Mittelalter-Rock sucht, wird mit dem neuen Album von VROUDENSPIL mehr als glücklich. Das geht musikalisch oft rasant und mit einer Spielfreude zu und her, die man bei Heavy Metal Alben sonst schmerzlich vermisst.
Stilistisch vermengen Vroudenspil dabei vieles zu einem Mix, der eher im Rock- als im Metal-Bereich angesiedelt ist. Trotzdem erzeugt die Band eine Intensität und Härte, die sich Fans von harten Bands gewohnt sind. Dafür muss man sich allerdings auch mal auf etwas Ska und Polka einlassen. Sonst funktioniert dieses Album nicht. Gerade live könnten sämtliche zehn hier aufgenommenen Lieder für Furore sorgen. Und wer sich mit den Texten befassen möchte, findet eine grosse Auswahl an verschiedenen Themen. Alles in allem ist «Schattenuhr» also eine runde Sache, die definitiv Lust auf mehr macht.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/8jI2KFfa9zw
Mit «Gospel Of Bones» zeichnen FUNERAL - die legendären norwegischen Pioniere des Funeral Doom - einmal mehr einen tiefen Abstieg in die Verzweiflung und Melancholie, indem sie einen gotischen Wandteppich erschaffen, der klassische Einflüsse mit ihren charakteristischen Klageliedern des Dooms vermischt.
Das achte Album zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung im Sound, mit orchestralen Elementen und opernhaftem Gesang, der an die Erhabenheit von Wagners Opern erinnert. Im Gegensatz zu vielen ihrer Zeitgenossen umarmen Funeral diese symphonische Qualität mit einer Tiefe, die das Album zu etwas sowohl Monumentalem, als auch Intimem macht. Das Album beginnt mit «Too Young to Die», wo Glockengeläut und eine schwermütige Violine eine fast filmische Atmosphäre des Untergangs heraufbeschwören.
Eirik Krokfjords opernhafter Bariton, eine beeindruckende Abkehr von den typischen Death Growls, verleiht dem Album ein ergreifendes Gefühl von Tragik und fängt die Schwere eines Requiems ein. Seine Stimme, die mal klagend, mal fast distanziert klingt, harmoniert mit den orchestralen Verzierungen des Albums und schafft einen Sound, der ebenso klassisch wie metallisch ist. Der Einfluss von My Dying Bride ist hier spürbar, mit Tracks wie «Yestertear», die deren melancholischen Doom widerspiegeln, während sie Schichten von orchestraler Traurigkeit hinzufügen, insbesondere durch den Einsatz von Geigen und die ätherische Präsenz der Hardangerfiedel.
Der Sound von Funeral bleibt in seinem Metal-Fundament verwurzelt, aber hier verleiht die Einbindung von Live-Streichern und minimalistischen Gitarren-Klängen dem Album eine eindringliche, opernhafte Qualität. Das Schlagzeug, schwer und bedächtig, pocht durch Stücke wie «Procession Of Misery» und unterstreicht den Trauermarsch, der einen Grossteil des Albums bestimmt. Doch es ist das Zusammenspiel zwischen den Metal-Riffs und den traurigen Streichern, das das Album wirklich ausmacht und Bilder von steinernen, mit Fackeln beleuchteten Korridoren heraufbeschwört.
Manchmal schwankt die Musik zwischen Momenten erdrückender Härte und düsterer Besinnlichkeit, wie in «My Own Grave» und dem Schlussstück «Three Dead Men», wo orchestrale Arrangements die emotionale Tiefe noch verstärken. Auch wenn der opernhafte Gesang nicht alle Zuhörer ansprechen mag, ist «Gospel Of Bones» ein Beweis für Funerals Meisterschaft in der Verschmelzung klassischer Elemente mit den düstersten Stämmen des Doom, was es zu einer tief berührenden Erfahrung für diejenigen macht, die bereit sind, sich auf die Welt der Trauer und Unvermeidlichkeit einzulassen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/Mh_wh4QVSDc
Die Musik der Norweger ist tief in den 70ern verwurzelt. Überhaupt scheinen norwegische Bands, wie auch KOSMODOME, ein Flair für den guten alten Progressive Rock zu entwickeln.
Schon der acht Minuten lange Opener «Neophobis» belegt das. Typischer verspielter Progressive der Marke Kaipa und The Tangent erwartet den verwöhnten Lauscher anspruchsvoller Mucke. Auch das folgende «Hyperion» taucht tief in die progressive Materie ein. Nicht leicht verdaulich, aber immer mit interessanten Spannungs-Bögen. Der Gesang von Sturle Sandvik, der auch die Gitarre bedient, ist etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch im Prinzip typisch für den norwegischen Progressive. Oft taucht man musikalisch ab ins Psychedelische, was das Ganze auch dramatisch erklingen lässt. Ich mag die dynamischen Spielereien der Norweger von laut nach leise, und immer wieder klasse gespielte Instrumental-Parts. Ab und zu blitzen auch die schwedischen Kollegen von The Flower Kings durch. Kosmodome bieten auf «Ad Undas» sicher keine einfache Kost, aber wer es sich gewohnt ist, in tiefe progressive Klänge abzutauchen, wird seine Freude an den Nordländern haben.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/R-kiSWyJipk
Das sechste Album von Tommy Denander und seiner Truppe RADIOACTIVE bietet erneut lupenreinen AOR-Rock, der von der Handschrift des Band-Leaders lebt.
Feine Hymnen mit viel Keyboards und einer Stimme, welche perfekt passt, um den Rock für eine Vielzahl an Zuhörern zugänglich zu machen. Dabei geht Tommy ab und zu mit würzigen Parts ans Werk und lässt «Shame On You Shame On Me» zu einem kleinen Rocker werden, um dann mit dem sehr sanften «Gaia» den Rock zugunsten einer sanften Melodie zu opfern und die Hausfrauen dafür wieder glücklich zu stimmen. Dass es aber immer wieder aus Mister Denander herausbricht, bezeugen «When The Lights Go Down» und «Breakaway». Mit vielen Gastmusikern wie Robin McAuley oder Jeff Paris weiss Tommy mit «Reset» zu überzeugen und wird sicherlich bei vielen AOR-Fans die eh schon offenen Türen nachhaltig einrennen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/pu2WPmGTEk8
MAGMA OCEAN, die sich aus der Band Molotov Train weiterentwickelt haben, präsentieren mit ihrer Debüt-EP «Liminal» ein faszinierendes Werk, das von einer Übergangs-Phase sowohl im Leben der Mitglieder, als auch in ihrem musikalischen Stil erzählt. Der Titel «Liminal», gewählt vom Sänger der Band, symbolisiert den „Zwischenzustand“ zwischen Leben und Tod, eine Metapher für die Wandlung und Neuausrichtung, die die Band durchlebt hat.
Die Drums wurden im renommierten grossen Saal der Schüür in Luzern aufgenommen, was den Stücken einen voluminösen, energiegeladenen Klang verleiht. Der erfahrene Jacob Hansen, bekannt als Hausproduzent von Bands wie Volbeat und Evergrey, übernahm das Mischen der EP, was der Musik eine klangliche Finesse verleiht. Zum Zeitpunkt der Vocal-Aufnahmen mit Harry waren die Stücke noch für den vorherigen Sänger komponiert. Bereits damals zeichnete sich jedoch ab, dass ein neuer Bandname und ein veränderter Metal-Stil auf die Band zukommen würden.
Diese Phase spiegelte den "liminalen" Moment der Band wider – eine Schwelle vor einem Neubeginn und einer Transformation, die den zukünftigen Stil prägen wird. Die EP umfasst fünf beeindruckende Tracks, die mit «Price Of Failure» kraftvoll eröffnet wird. Der Song beginnt in einem Stil, der an den schweren, rauen Metal von Metallica erinnert. Harrys Growls drücken intensiven Schmerz aus und verschmelzen mit der brodelnden Rock-Kulisse. Nach und nach entfaltet sich eine melodische Passage, die etwa bei Minute drei in einen rhythmischen Sprech-Gesang übergeht. Die Drums bleiben durchweg kompromisslos hart, während das Stück mit einer beruhigenden, melodischen Note endet.
Der zweite Titel, «Traces», hebt sich mit einem eingängigen Gitarren-Riff hervor und wirkt im Vergleich zum Auftakt fast zahm. Die Gitarre dominiert hier das Klangbild, und Harrys Stimme zeigt eine sanftere Facette, die immer wieder in kraftvolle Growl-Parts übergeht. «Bleed For You» ist ein langsameres, aber nicht minder intensives Stück, in dem Harrys vielseitige Stimme erneut überrascht. Dieser Song besitzt die eingängigste Melodie der EP und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. «Solitude», der erste veröffentlichte Track, zeigt deutlich die Richtung, in die sich die Band bewegt: melodischer, aber dennoch kraftvoller Rock.
Harrys Gesang ist voller Energie und fordert seine Stimme bis an die Grenzen. Die Gitarren-Parts sind durchdringend, und die treibenden Bass- und Drum-Rhythmen verleihen dem Song eine konstante Dynamik. Ein rockiger Chor-Gesang und ein Gitarren-Solo setzen spannende Akzente. Der finale Song, «Void», beginnt beinahe zart, doch schon nach der ersten Zeile ist klar, dass die Ruhe trügerisch ist. Die Spannung baut sich auf, bis die musikalische Explosion spätestens ab Minute zwei einsetzt. Gesang und Gitarre steigern sich bis zu einem Höhepunkt etwas später, bevor der Song fast beschwichtigend in einem klanglichen «Void» ausklingt. Insgesamt ist die EP eine fesselnde Mischung aus kraftvollem Metal und melodischen Elementen – eine vielversprechende Kombination, von der man noch viel erwarten kann.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/RzJu9z8fwMM
MARILYN MANSONs «One Assassination Under God - Chapter 1» markiert eine bemerkenswerte Rückkehr zur Form und bietet eine Mischung aus seinen klassischen Industrial-Rock-Wurzeln und einem gereiften, nachdenklichen Sound.
Das Album zeigt eine nachdenkliche Auseinandersetzung mit seinen persönlichen Kämpfen und schöpft aus den dunkelsten Ecken seines Lebens, einschliesslich seiner Kämpfe mit der Sucht, der öffentlichen Kritik und seinen eigenen Dämonen. Dies fühlt sich an wie ein authentischerer Ausdruck von Manson, frei von den hedonistischen Exzessen, die einige seiner letzten Arbeiten plagten. Der Titeltrack «One Assassination Under God» gibt mit seiner grüblerischen Intensität den Ton an und stellt Manson als eine Figur dar, die im harten Licht des öffentlichen Spektakels isoliert ist.
Manson singt hier ein wenig wie Ozzy. «No Funeral Without Applause» ist ein bissiger Kommentar zu Ruhm und der Besessenheit der Gesellschaft von Tragödien, überlagert von Mansons bekannter dunkler Romantik. Tracks wie «Nod If You Understand» und «Raise The Red Flag» zünden vor Wildheit und repräsentieren eine unverblümte Umarmung seiner konfrontativen Persönlichkeit. «As Sick As The Secrets Within» sticht als einer der emotionalen Höhepunkte des Albums hervor und bietet eine erschütternde wie verletzliche Reflexion über die Folgen von Sucht und persönlicher Zerstörung.
Mansons Zusammenarbeit mit Tyler Bates glänzt durchweg und verleiht der Produktion eine Tiefe, die seinen charakteristischen Industrial-Sound mit Blues-Rock-Einflüssen vermischt. Das Ergebnis ist eine raffinierte und doch düstere Atmosphäre, die die Themen des Albums unterstreicht. «Sacrilegious» sticht mit seinem mitreissenden Muse-Refrain hervor, der skurrile religiöse Bilder mit einer dunklen Kante mischt, während «Death Is Not A Costume» und «Meet Me In Purgatory» eine aggressive Energie mitbringen, die an seine früheren Arbeiten erinnert, aber mit einem ausgefeilteren Ansatz.
Mit dem eindringlichen «Sacrifice of the Mass» schliesst Manson mit einer düsteren Meditation über die Sterblichkeit. Die thematische Tiefe des Albums, die persönliche Reflexion mit Gesellschaftskritik verbindet, macht «One Assassination Under God - Chapter 1» zu einer kraftvollen, introspektiven Platte. Es ist zwar keine Rückkehr zu seinem Höhepunkt, aber es ist ein Beweis für Mansons Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln, relevant zu bleiben und gleichzeitig auf die Elemente zurückzugreifen, die seine früheren Werke ikonisch machten. Wer seine Karriere verfolgt hat, wird mit diesem Album, das Nostalgie mit neuen Erkenntnissen verbindet, wahrscheinlich genau den richtigen Punkt treffen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/ckIQOTduNbI
Da haben sich zwei gefunden. Tommy Denander und Tommy Henriksen hauchen CROSSBONE SKULLY ein dystopisches Leben ein, das an eine Version von Ziggy Stardust And The Spiders From Mars und den Diamond Dogs erinnern soll.
Dabei ist der Opener «Evil World Machine» ein räudiger Strassenköter geworden, bei dem Papa AC/DC und Mama Alice Cooper sich in einer schmutzigen Hintergasse ihren Trieben hingegeben haben. Bei «The Boom Went The Boom» hat Gastgitarrist Phil Collen (Def Leppard) seine Finger im Spiel und unterstützt Schlagzeuger Glen Sobel (Alice Cooper), Bassist Chris Wyse (Hollywood Vampires, Ace Frehley) und Keyboarder Jamie Muhoberac (My Chemical Romance), während die Stimme einer Vocal-App entsprungen ist.
Als Sprecher dienen logischerweise Alice Cooper (Henriksen ist seit Jahren Gitarrist beim Meister), Nikki Sixx, Joe Perry, Kane Roberts und Johnny Deep. Der nach vorne gespielte, dreckige Hard Rock reisst den Zuhörer von der ersten Sekunde an mit und wird sicherlich alle AC/DC und Airbourne Fans begeistern. Dabei stechen «Everyones On Dope», «Ima Bone Machine» und «Money Sex God» heraus. Crossbone Skully erfinden die Musik nicht neu, aber das was sie veröffentlichen, besitzt sehr viel Potenzial, das die Hard Rock Freunde begeistern wird.
Tinu
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Ist jemand auf der Suche nach einer Ersatzdroge für Autopsy?! Dann sind die schwedischen Sickos von REPUKED genau die richtige Adresse! Und so findet sich auf dem vierten Album «Club Squirting Blood» vergammelter Death Metal, der nichts für Schöngeister ist!
Den Auftakt macht «Stiff Dick In A Stiff» in reinster Death Metal Manier, der bis zum Hals in der Scheisse steckt. Gute Erinnerungen an die Glanztaten von Autopsy werden unweigerlich wach. Episch beginnt «Parasite Flesh», um dann mit Stumpf ist Trumpf gewaltig für Krawall zu sorgen. Massiv überrollt uns «Dark Purge Fluid», und so wird versiffte Genre-Mucke sehr geil dargeboten. Langsam und knietief sich im Dreck suhlend kommt «Dead Existence For Humilation» kaum von der Stelle, bis in der zweiten Hälfte das Tempo gewaltig gesteigert wird.
Punkig und schmutzig, wühlt sich «Crotch Rot» durch die Müllhalde und das mit dem Prädikat: Sensationell! Im gleichen Fahrwasser schwimmt auch «The Slobbering» von der Kloake obenauf. und die Qualität lässt kein bisschen nach. Wie eine gut geölte Maschine läuft «Rebel Of Vomit» zur Höchstform auf und macht keine Gefangenen. Der Titeltrack «Club Squirting Blood» kommt wie eine Schlammlawine den Hang hinunter und kann auch noch mit einem gelungenen Gitarren-Solo für gute Laune sorgen.
Kurz und heftig wird es mit «Loose Limbs», und das fühlt sich an wie ein Schlag in den Solar Plexus. Zähflüssigem Schleim gleich hört sich «Into The Anal Abyss» an, und an der Stelle wird mehr Doom als Death Metal offenbart. Den krönenden Abschluss erledigt «Stench Inhaler», und nochmals zeigen sich Repuked von ihrer besten Seite! Die Truppe aus Stockholm überzeugt mit «Club Squirting Blood» auf der ganzen Linie, und dieses tolle Album gehört für mich sicher zu den Top-5 dieses Jahres!
Roolf
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2004 ist das Album bei Remedy Records erschienen, nun gibt es dank Total Metal Records auch die Möglichkeit das Teil auf Vinyl zu kaufen. Die deutschen Thrasher NECRONOMICON waren bis dahin immer im Schatten von Destruction unterwegs, ein Umstand der sich bis heute nicht geändert hat.
Nun sind Destruction ja wahrlich nicht die schlechteste Referenz, wenn es um knallharten Thrash geht, auch wenn man hier etwas gemässigter als Schmier und Co. ans Werk geht. Allerdings kann auch «Construction Of Evil» nicht verheimlichen, dass man eben nur in der zweiten Garde spielt. Zwar sind Songs wie «Stormbringer», «From Hell» oder «Possessed Again» über alle Zweifel erhaben, aber es gibt hat auch ein paar Füller wie «Terrorist Attack» oder «Hard Pain». Trotzdem dürfte dieser Re-Release nicht nur Fans von Necronomicon ansprechen, denn sie erhalten eine kurzweilige, solide Thrash-Scheibe.
Rönu
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DAWN OF DESTINY sind eine Band, die bei mir immer irgendwie zwischen Stuhl und Bank fallen und das völlig zu unrecht. Das letzte Album war wirklich stark, überhaupt ist es bei dieser Band wie beim Wein: Je älter desto besser werden sie. Keine Ahnung, wieso ich diese Truppe immer etwas aus den Augen verliere, denn auch mit dem neunten Album liefern sie ab und präsentieren zwölf Songs die, ohne zu übertreiben, absolute Weltklasse sind.
Der Opener «Mortem Vidi» ist ein hymnischer Track, der repräsentativ für die ganze Scheibe ist. Der starke Gesang von Jeanette Scherf wird zudem durch Gitarrist Jens Faber ergänzt, welcher auch gelegentlich Growls einbaut. Dieser Wechsel-Gesang, die frischen Ideen und die Fähigkeit, Härte und Melodie ohne Kitsch zu verbinden, machen Dawn Of Destiny zu einer Hammer-Band. Der epische Bombast-Knaller «Crown Of Creation» lädt zum Träumen ein, die Uptempo-Hymne «Abandoned» lässt die Haare kreisen, und das an Accept erinnernde «Better Hold Me Tight» gehört mit zu den stärksten Songs des Jahres.
Mit «You Won't Be There» beschliesst die wohl geilste Ballade der letzten fünf Jahren ein sackstarkes Album. Keine Frage, «IX» gehört einfach in jede gut sortierte Power Metal Sammlung. Ich hoffe natürlich, die Band auch einmal live sehen zu können, denn an an der Stelle macht man sich leider immer etwas rar. Mastermind Jens beweist einmal mehr, dass er ein unglaubliches Gefühl dafür besitzt, verschiedene Genres wie Epic, Symphonic, Power und Heavy Metal zu einem äusserst stimmigen Mix zu verbinden. Power Metal für Erwachsene sozusagen.
Rönu
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Die Idee für das neue Album von Neal Morse hatte seine Frau. Ihr Gatte möge sich mit lokalen Talenten aus Tennessee zusammentun, um frische musikalische Ideen zu entwickeln. Aus den anfänglichen Jam-Sessions kristallisierten sich recht schnell konkrete Songs heraus, und das Projekt NEAL MORSE & THE RESONANCE nahm Anfang 2024 ernsthafte Formen an.
Natürlich sind die bislang in Progressive Rock Kreisen ziemlich unbekannten Chris Riley, Andre Madatian, Philip Martin, Joe Ganzelli und Johnny Bisaha keine Anfänger oder Amateure, sondern Vollblut-Musiker, die dem Altmeister scheinbar tatsächlich noch einmal einen heftigen Schub verpasst haben. Geboten werden zwei Longtracks: «Eternity In Your Eyes», knapp 21 Minuten lang und der fast halbstündige Titelsong. Ersterer erinnert dabei sehr stark an die guten alten Spock's Beard, wobei der Song bei Minute dreizehn einen starken Einschlag hin zu The Flower Kings aufweist.
Die jungen Musiker haben dem älteren Progressive-Meister wohl eine Verjüngungskur verpasst, aber im Ganzen ist daraus ein grossartiger Progressive-Song geworden, mit einem typisch grossen Finale. «The Thief», eine der kürzeren Nummern, klingt spannend und modern. Der anfangs ruhige Track wir über ein cooles Gitarren-Solo in einen schnelleren Part geleitet, mit klaren Parallelen hin zu Queen, sehr gelungen. «All The Rage» erinnert derweil an die frühen Transatlantic. Ebenso das Singer/Songwriter Lied «Ever Interceding», eine sehr schöne und gefühlvolle Ballade.
Das klar an 70er-Progressive angelehnte Titelstück ist der absolute Hammer! Ein Progressive-Epos auf höchstem Niveau. Alles, was die Helden dieser Epoche und Neal Morse, Spock's Beard und Transatlantic ablieferten, wird hier in einem Song verschmolzen. Einfach herrlich, in diese musikalische Perle einzutauchen und sich mitreissen zu lassen. Grosses Progressive-Kino, was der Meister und seine Mitmusiker hier auf «No Hill For A Climber» abliefern!
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/xSEc-YURcn4
Das Comeback-Album «Never Enough Snuff» der australischen Truppe ABRAMELIN zeigte 2020 klar auf, wohin die Reise künftig gehen soll. Die Truppe aus Down Under war heiss auf mehr und dachte gar nicht erst daran, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, im Gegenteil! Die Band nutzte die Zeit, hat ihren Sound etwas gestrafft, ohne dabei die Qualität ihrer lyrischen Fähigkeiten zu vernachlässigen.
Die durchschnittliche Songlänge liegt auf der neuen Platte «Sins Of The Father» bei vier Minuten, und «Conflagration Of The Dreamers» eröffnet diesen brachialen Todesreigen. Es ist kein langes Intro von Nöten, denn der Sound bricht mit einem mörderischen Oldschool-Growl von Langzeit-Sänger Simon Dower über die Zuhörer herein. Der Track wechselt hin zu ruhigeren Midtempo-Passagen, bevor der höllische Blast wieder ausbricht. Die Band ist schon länger dafür bekannt, ein wenig Sarkasmus in ihren horrorlastigen Death Metal zu mischen.
Der nächste Song ist ein Parade-Beispiel dafür - «The Gory Hole». Holt nun Eure schmutzigen Gedanken aus der Gosse und geniesst die Show! Eröffnet wird der Titel von Bassist Robert Mollica und dem Gitarristen-Neuling Joe Haley, dem Bruder des Schlagzeugers. Wilde Double-Bass Drum-Salven und einige doppelte Gesangs-Spuren lassen den Song manchmal wie Deicide klingen. Eine Sache, die Szene-Veteranen normalerweise nicht vergessen, ist die typische Songstruktur und das Schreiben einprägsamer Songs.
Allerdings würde ich den wütenden Sound von Abramelin nicht als übermässig eingängig bezeichnen, aber es finden sich genug knackige Elemente, die im Schädel vielleicht eingeprägt werden. «Last Rite» gewährt zur Mitte der Platte hin die Möglichkeit, etwas zu verschnaufen. Der Song beginnt langsam und atmosphärisch, der Gitarren- wie Schlagzeug-Sound glänzt, und man kann einzelne Gitarren-Töne klar heraushören. Der Vierer weigert sich aber, bequem zu werden und geht in einen brutalen Blastbeat mit schmetternden Becken über.
«Sins Of The Father» ist ein 10-Track starkes Stück Death Metal, das von Abramelin da rausgehauen wurde. Nach dem ersten Hördurchgang kriegt man das Gefühl, dass diese Platte noch stärker ist als ihr Comeback-Album von 2020 (bedingt natürlich, dass man den Vorgänger «Never Enough Snuff» kennt!). Wer auf brutalen, aber qualitativ hochwertigen Death Metal steht, sollte der australischen Truppe sein Ohr leihen und sich nebst dem aktuellen Werk auch die früheren Veröffentlichungen anhören - bis zurück in die 90er Jahre!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/ITMOVTKUdy8
Die deutschen ZAR sind keine neue Band. Sie waren in den Neunzigern stark unterwegs mit dem ehemaligen Uriah Heep-Sänger John Lawton. Der verliess damals die Band nach dem erfolgreichen Debüt. Ersetzt wurde er durch Thommy Bloch.
Natürlich war es schwer für die Jungs, den grossartigen Lawton zu ersetzen, aber Bloch passt hervorragend zum melodiösen Heavy Rock der Deutschen. Man wird bei deren Musik öfters an Bands wie Tyketto erinnert, gerade bei einer Nummer wie «A Touch Of Ebony». Natürlich abgesehen vom Gesang. Beim starken «Eagle's Flight» singt Thommy gar im Duett mit John, der ja 2021 leider verstorben ist, ein wunderbarer Track und ein absolutes Highlight dieses Albums. «Never So Alone» ist ein weiterer starker AOR-Song, der etwas an Bonfire erinnert, wunderbar melodiös und mit schönen Chören.
«I Can't Believe» könnte glatt auf einem älteren Domain-Werk zu finden sein. Klasse, wie die Deutschen hier mit tollen Melodien aufwarten. Jeder einzelne Song besitzt Klasse. Hört Euch nur mal den Chor/Refrain von «Angel» an, grosses Kino. Mit dem harten Instrumental-Song «Bushido» hat man zudem eine gelungene Metal-Nummer am Start. Die Mischung aus AOR und fetten Metal-Riffs ist sehr gelungen. Dass «From Welcome... To Goodbye» (1993) nun neu aufgelegt wurde, war eine sehr gute Idee. Zar bieten hier ein sehr abwechslungsreiches Werk, das unglaublich gut ist.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/cD6VDkk_GG4
NEVERLAND melden sich mit einem neuen Album zurück! Anfang der 2000er-Jahre begeisterten diese Schweizer Progressive Heavy Metaller die hiesigen Bühnen mit Auftritten, die mir in guter Erinnerung geblieben sind.
Auch zur Musik hatte ich immer ein sehr positives Verhältnis, auch wenn ich sie mir aufgrund unzähliger toller Alben anderer Bands kaum mehr angehört hatte. Nach dem Demo-Werk «Neverland» von 2003 und dem Album «Schizophrenia» von 2007 kam dann aber nichts mehr Neues heraus, und es wurde generell still um die Band. Doch setzt sind sie zurückgekehrt. Für den Gesang zeigt sich Mike Zotter verantwortlich, der bereits das Demo einsang und von zirka 2005 und 2009 bei den deutschen StormHammer dabei war. Das Album «Shizophrenia» sang dagegen Jean-Marc Viller ein.
Für Leute, die also nur das normale Studio-Werk kennen, könnte Mike Zotter also etwas ganz Neues sein. Vergleiche ich das alte und das neue Album ohne den Gesang zu beachten, wird schnell klar, dass Neverland heuer zwar immer noch die Marke "Progressive" verdienen, diese aber nicht mehr ganz so explizit in den Vordergrund stellen. Die Kompositionen auf dem neuen Album «Illusory World» sind griffiger, kommen schneller auf den Punkt und glänzen trotzdem. Wobei man sich zuerst an den Gesang von Zotter gewöhnen muss. Empfand ich diesen zuerst als etwas nölend, legte sich das schnell.
Zeitweise erinnert er mich gar an Tobias Forge von Ghost, ohne dass es in Richtung Plagiat geht. Aber zurück zu den Kompositionen: Diese klingen schlüssig, nachvollziehbar und ziehen einem richtiggehend in das Album herein. Und sie schaffen es, die Spannung über die ganze Länge zu halten. Diese mit knapp vierzig Minuten für eine progressive Band auch eher kurz geraten, unterstreicht dafür aber den gestrafften Charakter. Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht ist, dass «Illusory World» mit «No Time To Loose» etwas gar abrupt endet. Hier hätte ich mir einen etwas schwelgerischen Schluss gewünscht.
Dafür gelingt der Einstieg mit «Legends» hervorragend. Wer Neverland noch von früher her kennt, sollte hier unbedingt reinhören. Freunde von leicht verträglicher, progressiver Kost kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Dass dabei Ex-Dream Theater und Sons Of Apollo Keyboarder Derek Sherinian zusätzlich noch mit einem Gastbeitrag glänzt, wird bei diesem Niveau zur lieben, aber schlussendlich nicht entscheidenden Randnotiz.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/UDcwW5DWsIc
Das Debüt-Album wurde letztes Jahr in unserem feinen Web-Magazin von Mona mit satten zehn Punkten beschenkt, und in der Tat war «Prey» ein sehr starkes, symphonisches Death Metal Debüt von HALIPHRON. Nun erscheint mit «Anatomy Of Darkness» also bereits der Nachfolger der niederländischen Newcomer. Lyrisch beschäftigt man sich mit der inneren Dunkelheit und der Süchte der Menschen, wie Glücksspiel, Schmerzmittel oder Selbstverstümmelung und wie man sie bewältigt.
Los geht die Reise in die innere Seele mit dem Opener «Silent Escape», welcher sich langsam und orchestral aufbaut, bevor ein starkes Riff die brutale Seite der Band zeigt und spätestens wenn die Sängerin Marloes Voskuli einsetzt, ist klar dass Haliphron nichts von ihrer Qualität eingebüsst haben. Die opulenten Orchestrierungen spielen dabei eine gewichtige Rolle, sind aber extrem gut in die Songs eingeflochten worden, wie auch beim gleich folgenden «Feasting On Flesh». Richtig episch wird es bei «Buried Truth», welches auch mal Richtung Black Metal schielt und dabei ungemein an Dimmu Borgir erinnert.
Ein Schlagzeug-Solo des neuen Drummers Paul Beltman sorgt für mein persönliches Highlight «Epitome Of Perfection», das durch eine diskrete symphonische Melodie und erneut durch die imposante Breite des Gesangs von Marloes glänzen kann. Das Debüt-Album war eine Ansage, und insgesamt hat mir der Erstling noch einen Tick besser gefallen. Aber das ist nun wirklich Jammern auf einem verdammt hohen Niveau. In Sachen symphonischer Extrem-Musik haben die Holländer erneut ein starkes Album am Start. Eine Tour mit Aephanemer - meiner Lieblingsband aus diesem Genre - wäre ein Träumchen.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/JSD9ocRlP0g
Die Pandemie hat auch die Schotten von MIDNIGHT FORCE etwas ausgebremst. Nach zwei Alben und einer EP zwischen 2018 und 2020 hat es nun länger gedauert, bis das dritte full-length Werk der Epic Metaller auf die Kuttenträger losgelassen wird. «Severan» hat neun Songs zu bieten, welche sich mit der römischen und griechischen Historie befassen.
Der Opener «Megas Alexandros» weckt schon mal mein Interesse. Die hohe Stimme von John Gunn lässt sich problemlos in die Schublade der Marke Cirith Ungol oder Manilla Road stecken, entweder man kommt damit klar oder betätigt schon beim ersten Song die Stop-Taste. Dazu passt die Produktion, welche sehr reduziert daherkommt, aber dem ganzen Treiben auch ein charmantes Flair verleiht. Auch «Three Empires Fall» gefällt, ganz im Gegensatz zum folgenden, langsamen «Bergentrückung». Dieser Song ist echt langweilig, und der Refrain fällt in die Kategorie Reinfall.
Auch die Uptempo-Nummer «The Fires Of Nanyue» ist zu unspektakulär geraten, um im Langzeit-Gedächtnis zu verweilen. Aber die Briten finden zum Glück in der zweiten Hälfte wieder in die Spur, und mit «Last Raider King» folgt wieder ein echter Knaller. Midnight Force machen keine Musik für den Mainstream, und trotzdem würden sie auf dem "Keep It True Festival" sicher ihre Fans finden. Das Album weist Höhen wie Tiefen aus, und irgendwie kommt bei mir des Öfteren das Gefühl auf, das man mit etwas mehr Liebe zum Detail noch mehr aus «Severan» hätte herauskitzeln können.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/__QFL4_Cim0
Eigentlich sind die Italiener DANGER ZONE schon alte Hasen im Musikgeschäft, denn ihre erste EP erschien schon 1984. Nach diversen Besetzungs-Wechseln wurde das Album «Line Of Fire» 1989 aufgenommen, welches schlussendlich aber erst 2011 erschien. Einfach mal gut zwanzig Jahre später. Darauf folgten «Undying» (2012), «Closer To Heaven» (2016) und «Don’t Count On Heroes» (2019).
Während der Pandemie 2020/21 war es, wie allen anderen Bands, nur möglich, Musik zu komponieren. Wie ich finde, sind in dieser Zeit sagenhaft gute Alben entstanden. Warum? Die Bands hatten Zeit, und der Zeitdruck seitens Plattenlabel war weg. Zudem wurden die kreativen Prozesse nicht dauernd durch Tourneen unterbrochen, und man konnte sich aufs Songwriting konzentrieren. Danger Zone haben diese Zeit optimal genutzt, um mit «Shut Up!» ein grandioses Feuerwerk an Melodic und Hard Rock Songs abzuliefern. Einmal die Gitarren im Vordergrund, einmal eher Keyboard-lastig und zu jeder Zeit eingängiger Gesang. So wünscht man sich einen Hard Rock Longplayer. Für diejenigen, mich eingeschlossen, welche von dieser Band bisher noch nie etwas gehört haben, möchte ich vielleicht vergleichsweise Bands wie Treat, H.E.A.T oder Human Zoo nennen. Reinhören lohnt sich auf alle Fälle.
Björn
Punkte: 9.0 von 10
2. Meinung: Das fünfte Album der Italiener DANGER ZONE sollte alle Danger Danger und Cold Sweat Fans in seinen Bann ziehen. Rockige Rhythmen, die mit einer kernigen Stimme vorgetragen werden, sind die Haupt-Merkmale dieser sechsköpfigen Truppe. Speziell Sänger Giacoma Gigantelli weiss zu gefallen und führt mit seiner Röhre durch die elf Tracks hindurch, welche das typische Flair der Achtziger versprühen, ohne damit aber Dokken, Ratt oder White Lion die Butter vom Brot nehmen zu können. «Shut Up!» ist ein Album geworden, das man sich durchaus anhören kann, an dem man seine Freude hat, das aber bei den Grossen dieses Genres nicht mithalten kann.
Tinu
Punkte: 7.0 von 10
https://www.youtube.com/embed/QRDLPgvPE0E
Die Geschichte von NO FAVORS reicht zurück bis in die Achtziger. Ursprünglich wurde die Band von ein paar lokalen Musikern in Stoke-on-Trend, England gegründet. Über die Jahre und Jahrzehnte konnte die Formation aber in keinster Weise relevant in Erscheinung treten. Nun hat Carl Ogden (Guitars) der Band neues Leben eingehaucht, um mit komplett neuer Mannschaft nochmals Fuss zu fassen.
Dazu erscheint nun auch mit «The Eleventh Hour» endlich ein Album. Offiziell und labelseitig bewegt man sich im Classic Rock Bereich und beackert das Hard Rock und Heavy Metal Umfeld. Als Querverweise dienen unter anderem Saxon, Demon, Praying Mantis, Tygers Of Pan Tang und Samson. Man darf aber ungeniert auch Def Leppard ins Gespräch bringen. Die Scheibe besitzt aber noch einen weiteren, nicht zu vernachlässigenden Faktor, nämlich den des Sleazy Rock mit Heavy Metal Einschlag. Um konkreter zu werden sind da Quiet Riot, Ratt und W.A.S.P. relevante Ansatzpunkte. Vor allem die Parallelen von W.A.S.P. und Sänger Dani J Rankin sind nicht von der Hand zu weisen, sozusagen Blackie Lawless eine Spur weniger aggressiv.
In Bezug auf das Songmaterial schiesst die Band dann aber den Vogel ab. Da wird ein Feuerwerk aus satten Grooves und eingängigen Melodien gezündet. Hooklines, die sämtliche Zellen des Körpers zum Vibrieren bringen, Songstrukturen die einem zum Niederknien bewegen. Die Jungs musizieren mit einer unglaublichen Eleganz, gleichermassen mit Wucht und Ästhetik. Irgendwelche Lücken oder Schwachpunkte: Fehlanzeige! Natürlich haben No Favors das Rad des Rock'n'Roll keineswegs neu erfunden, deren Interpretation sucht aber ihresgleichen. In den Achtzigern hätten No Favors mit «The Eleventh Hour» mit Sicherheit in der ersten Linie, zusammen mit den erwähnten US-Bands, gestanden!
Chris C.
https://www.youtube.com/embed/CCeF1wjTzcw
Interessant, sehr interessant - was passiert, wenn man Bands wie Eisregen, Ewigheim, Eden Weint Im Grab und Konsorten nimmt, die direkte, blutrünstige Art der Texte etwas subtiler gestaltet und das Ganze auch in Modern daherkommen lässt, ohne die Herkunft zu verleugnen? Das klingt jetzt etwas arg nach Gedankenspielerei, ist aber ganz einfach das Debüt von SCHÄDLICH & SÖHNE.
Endlich mal ein Bandname, der exakt das trifft, was man ausdrücken möchte, auch der Titel stimmt meiner Meinung nach zu 100%. Schädlich & Söhne spielen quasi eine Mischung aus Dark Metal und etwas Death/Black'n'Roll, zwischendurch werden auch Gothic/Dark Rock-Ansätze mit eingefügt, alles aber so, dass man nicht komplett aus der Spur gerät. Der Horror ist allgegenwärtig, mal wird er sehr subtil zelebriert und zwischend den Zeilen versteckt (man stelle sich hierbei Klassiker der Marke Nosferatu oder Psycho vor), dann wiederum wird einem das Grauen direkt in die Kauleiste gedonnert (eher dann Richtung "Hostel" oder "Terrifier" gehend).
Der Sänger weiss, wie man mit der Stimme so umgeht, dass es einen nur schon schaudert, selbst wenn er mal quasi nichts Grässliches besingt. Ach, ich könnte mich hier noch ellenlang darüber auslassen, welche Details versteckt sind, wo überall die grässlich-grausigen Geister der Wahrheit lauern..., aber wisst Ihr was? Ich lasse Euch das selbst herausfinden. Denn, wie wir alle wissen, ist das Grauen in der Vorstellung der menschlichen Geistes viel schlimmer und eindrücklicher, als es je eine grafische Darstellung vermag. Gänsehaut!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/K7_aMFB7bCY
OPETH sind seit langem eine Band, die von der Unberechenbarkeit lebt und ihr Publikum mit jeder Veröffentlichung herausfordert. Aber mit «The Last Will and Testament», ihrem vierzehten Studio-Album, haben sie sogar ihre eigene legendäre Unvorhersehbarkeit übertroffen.
Dunkler, härter und progressiver als alles, was sie seit Jahrzehnten gemacht haben, ist dies ein Album, das ihr Vermächtnis neu definiert. Kompromisslos in seiner Vision ist es ein episches Konzept-Album - eine Geschichte, die durch einige der wildesten und experimentellsten Kompositionen vermittelt wird, die Mikael Åkerfeldt je geschrieben hat. Vom ersten Ton an ist klar, dass «The Last Will And Testament» etwas Besonderes ist. Tatsächlich ist es nicht nur eine Sammlung von Songs, sondern ein musikalisches Erlebnis.
Das erste vollständige Konzept-Album der Band seit ihrer Gründung ist eine beeindruckende Rückkehr zu Opeths Wurzeln und gleichzeitig ein Vorstoss in unbekanntes Terrain. Mit der Erzählung der Testaments-Eröffnung eines kürzlich verstorbenen Patriarchen trieft das Album vor Spannung und Dramatik, während Åkerfeldts beschwörende Growls - die ersten seit «Watershed» von 2008 - eine triumphale Rückkehr feiern. Das neue Werk ist nichts weniger als monumental.
Mit Gastauftritten von Ian Anderson (Jethro Tull, Querflöte auf «§4», «§7», «A Story Never Told» und gesprochenes Wort auf «§1», «§2», «§4» und «§7») sowie Joey Tempest (Europe, Hintergrundgesang «§2») fliesst «The Last Will And Testament» wie eine filmische Rockoper - dunkel, rätselhaft und zutiefst komplex. Es ist ein Album, das man sich in seiner Gesamtheit anhören sollte, wobei jeder Track ein wesentliches Kapitel in einer Saga von Betrug, Familienzwist und verdrehten Enthüllungen darstellt.
Die acht Tracks, von denen nur der Letzte genannt wird («A Story Never Told»), sind in nummerierte Kapitel unterteilt, von denen jedes die Geschichte mit atemberaubender Dramatik entfaltet. Der Opener «§1» setzt den Ton perfekt - ein kompliziertes Geflecht aus Trauer und Intensität, in dem die Gitarren an Fahrt gewinnen, bevor Åkerfeldts Growls die Atmosphäre wie ein Donnerschlag durchbrechen. Es ist, als ob die Luft selbst dick vor Angst und Spannung wird. Der Track wechselt von düsteren Klanglandschaften hin zu explosiven Crescendos und drängt den Zuhörer dazu, jede Wendung in der sich entfaltenden Geschichte mitzuerleben.
Hier erscheint auch der erste Sprechgesang, eingebracht von Mirjam Åkerfeldt. Der Übergang von einem Song zum nächsten ist nahtlos - «The Last Will And Testament» will als Gesamtwerk gehört werden, als eine kontinuierliche Reise durch eine Schattenwelt. Im weiteren Verlauf steigert sich die Komplexität weiter. «§2» ist dabei ein orchestrales Wunderwerk mit ausladenden, cineastischen Schnörkeln und sakralen Chören, die den Geist des klassischen Progressive Rock der 70er Jahre heraufbeschwören - man denke an Genesis, Marillion oder sogar «Jesus Christ Superstar» - aber immer mit Opeths charakteristischer Schwere, die jede Bewegung wie einen Donnerschlag wirken lässt.
Dies ist kein Song, den man sich einfach nur anhört, sondern ein Stück zum Erleben, das sich tief in die Seele frisst. Mit seinem detaillierten Arrangement und seiner gefühlsbetonten Spannung wir die Bühne für die darauf folgende Majestät aufbereitet. «§3» vertieft die Intrige mit einer zugänglicheren, melodischen Struktur, die sich im Kopf festsetzt und nicht mehr loslässt. Obwohl es weniger rau ist als sein Vorgänger, besitzt es immer noch eine treibende Intensität, die ein Gefühl der Dringlichkeit und eine erzählerische Dynamik aufrechterhält, die einen weiter in die Geschichte hineinzieht.
Jeder Track ist nicht nur ein Stück Musik, sondern eine vollständig realisierte Erfahrung, mit Gesangs-Melodien, die einem noch lange nach dem Ende im Gedächtnis verbleiben. Einer der bemerkenswertesten Momente ist der Auftritt von Ian Andersons Querflöte auf «§4». Seine eindringlichen, klagenden Töne verflechten sich mit schimmernden Gitarren, bevor sie in eine Keyboard-Passage übergehen, die den Zuhörer in eine reiche, jenseitige Atmosphäre einhüllt. Dieser Track ist, wie ein Grossteil des Albums, ein unvorhersehbarer Wüstenwind, der von ruhiger Schönheit zu intensiven Growls so fliessend übergeht, dass man nie weiss, was als nächstes kommt - aber man verbleibt gespannt, auf die nächste Wendung lauernd.
Bei «§5» treten erstmals orientalische Klänge auf, begleitet von einer verzerrten Stimme, die an Roger Waters in «The Wall» erinnert. Dem folgt ein Chor, der ein wenig an Queen denken lässt. Das Ganze hebt sich durch seine komplexen Arrangements und genreübergreifende Kühnheit hervor und wirkt wie eine Offenbarung. Es ist ein Epos, das lebendige Landschaften malt, zwischen Spannung und Entspannung wechselt, sich von zarten Momenten hin zu treibenden Gitarren-Ausbrüchen aufbaut und dabei einen cineastischen Sinn für das Erzählen von Geschichten beibehält.
«§6» ist das Masterpiece, bei dem Opeth wiederum ihre ganze Bandbreite entfesseln. Er beginnt mit Hammond-Orgel-Riffs, die an Deep Purple erinnern und steigert sich dann zu einer hymnischen Passage, bevor er sich in das volle Heavy-Terrain stürzt. Eine schwindelerregende Darbietung der stimmlichen Vielseitigkeit, denn Åkerfeldt wechselt zwischen klarem, melodischem Gesang und wilden Growls und führt den Zuhörer durch eine breite Palette von Stimmungen, von zarter Schönheit bis hin zu unerbittlicher Intensität.
Die Komplexität des Stücks ist auf die bestmögliche Art und Weise überwältigend - es ist ein Beweis für die schiere musikalische Meisterschaft der Band. Der vorletzte Track, «§7», erforscht diese komplexen Texturen weiter, mit einer Balance aus opernhaften Refrains, hypnotischen Keyboard-Linien und brutalem Metal, alles untermauert von Åkerfeldts souveräner Stimme. Diese Nummer ist eine Meisterklasse in Dynamik, wechselt von schwer zu ätherisch und überrascht immer wieder mit Melodien, die aus dem Nichts auftauchen und alles auf eine völlig neue Ebene anheben.
Die ständigen Veränderungen in Ton und Intensität halten einen gefangen, während die Geschichte von Verrat und Verlust ihren dramatischen Höhepunkt erreicht. Schliesslich gipfelt das Album in der atemberaubenden Klavier-Ballade «A Story Never Told“. Eine melancholische Ode, die auch aus der Feder der Prog-Giganten Transatlantic stammen könnte. Die Schluss-Nummer trägt die stille Schönheit einer letzten Reflexion in sich, bevor diese mit einem Gitarren-Solo endet, das sowohl traurig als auch transzendent ist.
Ein wahrhaft Floyd'scher Moment, der einen mit einem Gefühl von Erfüllung und Wehmut zurücklässt. «The Last Will and Testament» ist nicht einfach nur ein weiteres Album unter vielen, es ist vielmehr eine emotionale und klangliche Reise, die einem den Atem raubt. Opeth haben damit wieder einmal bewiesen, dass sie neue Wege gehen und gleichzeitig ihren Wurzeln treu bleiben können, indem sie ein musikalisches Monument geschaffen haben, das so komplex, abwechslungsreich und ehrgeizig ist wie alles zusammen, was sie bisher gemacht haben. Eine perfekte 10 von 10 Punkten.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/UenLRXki8KA
Nostalgiker werden sich noch gut an die gloriosen 90er-Jahre erinnern. Billy Morgan und seine SMASHING PUMPKINS sorgten damals mit ihrem knackigen und erdigen Gitarren-Sound und den Alben «Siamese Dream» (1993) und «Mellon Collie And The Infinite Sadness» (1995) für Furore.
Danach veröffentlichte die Band zwar noch weitere neun Alben über die Jahre, aber die zündeten niemals mehr so, wie die erstgenannten. Anstatt Songs auf den Punkt zu bringen, wurde man immer mehr zum missverstandenen Kunstobjekt. Auch diverse Wechsel im Line-up halfen der Stabilität der Band nicht. Aus diesem Grund können die Erwartungen an ein neues Album auch nicht allzu gross sein. Die Hoffnung an alte Grosstaten ist längst vorbei.
Und grade da kommt Billy Morgan, der Schelm, mal so eben um die Ecke, mit seinen alten Mitstreitern aus der Anfangszeit und knallt uns mit dem neuen Album «Aghori Mhori Mei» zehn epische Songs vor den Latz. Der Sound ist zurück, man fühlt sich in die 90er zurückversetzt, ohne jemals altbacken zu klingen. Wie wage ich immer so schön zu sagen? Die 90er sind zeitlos, und so überrascht es nicht, dass dieser konservierte Sound so wunderbar funktioniert, auch dreissig Jahre später. Ladies and Gentlemen, The Smashing Pumpkins are back!
Pat
https://www.youtube.com/embed/KNOFLu40NzY
War das erste Album «Live And Let Live» von STORACE noch eine kleine Enttäuschung, so darf ich gestehen, dass der Krokus Sänger nun mit «Crossfire» auch auf seinen Solo-Pfaden wieder zu seinen Stärken zurückgefunden hat.
Schon der Opener «Screming Demon» weisst den Weg dahin, wo man sich die Reibeisen-Stimme von Krokus wünscht. Bei kernigen Hard Rock, der sofort in die Ohren und die Beine geht. Das flotte und Stadion-taugliche «Rock This City» belegt dies auf eindrückliche Art und Weise und lässt das maltesische Urgestein dorthin aufsteigen, wo er auch hingehört, nämlich zu den besten Sängern des Universums. Wie auch «Love Thing Stealer», das mit einem feinen AC/DC Zitat versehen ist. Hatte ich beim ersten Solo-Gehversuch noch das Gefühl, das Marc auf sämtlichen Hochzeiten reinschnuppern wollte, so hat er nun mit «Crossfire» den richtigen Riecher bewiesen und zeigt, wo die hart rockende Harke hängt. Auch «Lets Get Nuts» bringt dieses AC/DC Feeling der neueren Alben. Das schwerfällige, hart rockende «Thrill And A Kiss» ist in meinen Augen das absolute Highlight auf der neuen Scheibe geworden.
Wer heute noch solche Lieder komponiert, hat die perfekt aufeinander abgestimmten Zutaten eines Klassikers mit der Muttermilch aufgesogen. Allein der mitreissende Chorus lässt keine Wünsche offen. «We All Need The Money» wird all die Krokus Fans beglücken, welchen bei den letzten Studio-Scheiben feuchte Augen bekommen haben. Dieses “lazy feeling” können im Grundsatz nur die Amis sonst so intonieren. Gesanglich einmal mehr in absoluter Topform, shoutet sich der 73-jährige gewohnt souverän durch die zwölf neuen Tracks hindurch. «Hell Yeah», «Millionaire Blues» und die wundervolle Klavier-Ballade «Only Love Can Hurt Like This» lassen «Crossfire» zu einem mächtigen Werk werden, das die jüngste Krokus, wie auch dieselbe AC/DC Vergangenheit am Leben erhalten. Fans beider Lager werden Marc, Dom Favez (Gitarre), Serge Christen (Mud Slick, neu an der Gitarre), Emi Meyer (Bass) und Patrick Aeby (Drums) aus den Händen fressen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/ivf7a-sNZx8
Seit Ice-T und seine Metalband, welche er Anfang der 90er bloss aus Spass gegründet hatte, damit sein Kumpel Ernie C seine Riffs spielen konnte, mit dem Album «Manslaughter» 2014 wieder aus den tiefen des Kellers hervorgekrochen sind, liefern BODY COUNT ein Brett nach dem anderen ab. «Manslaughter», «Bloodlust» und «Carnivore» gehören, neben dem Debüt, in jede Sammlung.
2017 schlitterte man sogar knapp an einem Grammy vorbei, welcher dann 2020 mit «Bum-Rush» abgeholt werden konnte. Wo andere Hip-Hopper mit ihren dicken Hosen den Player raushauen und rumprollen, redet Ice-T Klartext. Nein, Strassen-Brutalität und Rassismus sind keine Relikte der Vergangenheit, es ist allgegenwärtig. Hinzusehen und dies zu akzeptieren tut weh. Und so auch Body Counts klare Worte, manchmal mit wenig nötiger Vorstellungskraft gegenüber der Brutalität, aber immer auf den Punkt. Und wenn man die Band schonmal live gesehen hat, muss man sich mal vorstellen, dass der gute alte Ice Motherfucking T 66 Jahre alt ist. Body Count haben noch lange nicht genug und werden so lange weitermachen, bis auch der Hinterletzte geschnallt hat, wie die reale Welt da draussen aussieht. Gekrönt wird das neue Album mit einer grandiosen, neuen Version von Pink Floyds «Comfortably Numb», welche nicht nur von David Gilmour abgenickt wurde, nein, der gute Mann war von der Version gar so beeindruckt, dass er darauf sogar selber Gitarre spielt, Krönung pur. «Merciless» ist das Album, welches uns noch Jahre später begleiten wird, ein Meisterwerk!
Pat
https://www.youtube.com/embed/RAbV0eV1zd8
In ihrem epischsten Lied, «Heimsslit», stellen MÚR die Frage: "In Zeiten des Elends und der Verwahrlosung schneide ich meine Sinne ab. Führt der Weg abwärts? Geblendet steige ich auf." Ihre Antwort darauf lautet: Verfall. Doch Verfall ist dieses neue Werk garantiert nicht, es ist eher eine Sternstunde.
Das Album beginnt zart mit einer einzelnen Gitarre, die die Musik und den Opener «Eldhaf» einleitet. Doch kurz nach Beginn ändert sich der Ton dramatisch und offenbart die wahre Natur der musikalischen Reise. Dieser erste Track bleibt zunächst noch instrumental. Die isländische Progressive Metal Band Múr schickt sich mit ihrem selbstbetitelten Debüt-Album, das am 22. November 2024 über Century Media Records erscheinen wird, an, das Genre neu zu definieren. Múr sind bekannt für ihren genreübergreifenden Sound, der atmosphärischen Metal mit komplexer Technik verbindet und Einflüsse von Legenden wie Devin Townsend, Opeth, Meshuggah und Gojira aufweist. Ihre Musik verschmilzt progressiven Metal mit Jazz-beeinflussten Instrumenten und schafft einen dichten, eindringlichen Sound, der den Zuhörer auf eine transformative Reise mitnimmt.
Der Track «Frelsari» mit seinen Themen von blindem Glauben und Befreiung ist ein Beispiel für ihren einzigartigen Ansatz. Das Album ist episch, schwer und langsam, mit Songs wie «Heimsslit», «Vitrun» und «Holskefla», die jeweils zehn Minuten und mehr dauern. Der zweite Song stellt die kraftvolle Stimme des Keyboarders und Sängers Kári Haraldsson vor, dessen Auftritt einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Alle Tracks sind cineastisch, wobei sich «Heimsslit» so aufbaut, dass sein unheilvolles Ende unausweichlich erscheint. Die Musik ist durchweg innovativ und zelebriert alte Legenden sowie die verzweifelten Kämpfe tragischer Helden. Wenn J.R.R. Tolkiens "Die Kinder von Húrin" eine Klangkulisse bräuchte, wäre Múr die perfekte Ergänzung. Die beeindruckende Musikalität wurzelt in den frühen Erfahrungen ihrer Mitglieder.
Jeder von ihnen bringt einen reichen Hintergrund in verschiedenen, musikalischen Disziplinen mit. Frontmann Kári Haraldsson, der seine musikalische Reise im Alter von fünf Jahren begann, spielt durch den Einsatz von Keytar und Synthesizern eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der eindringlichen Klanglandschaften der Band. Die Gitarristen Hilmir Árnason und Jón Ísak Ragnarsson, beide klassisch ausgebildet und mit einer Jazz-Ausbildung, bereichern das progressive Metal-Fundament der Band. Zusammen mit dem Bassisten Ívar Klausen und dem Schlagzeuger Árni Jökull Guðbjartsson liefern sie eine zusammenhängende, dynamische Performance, die ihre unterschiedlichen, musikalischen Hintergründe widerspiegelt. Die subtilen, fast versteckten Details in der Gitarren-Arbeit und im Gesang unterstreichen die aussergewöhnliche Musikalität der Band.
Múr erlangten erstmals 2022 grosse Aufmerksamkeit, als sie im internationalen Finale des "Wacken Metal Battle" den vierten Platz belegten und damit auf die globale Bühne traten. Ihr Debüt-Album nimmt diesen Schwung auf und verbindet atmosphärischen Post-Rock mit komplexen Metal-Strukturen. Tracks wie «Heimsslit» mit seinem beeindruckenden Folk-Horror Musik-Video thematisieren persönliche Zerstörung und emotionale Zerrüttung, während Instrumental-Stücke wie «Eldhaf» und «Vitrun» die Fähigkeit der Isländer aufzeigen, ausgedehnte, kinematische Klanglandschaften zu schaffen. Der Erstling von Múr verspricht ein Meilenstein des progressiven Metals zu werden und bietet nicht nur technisches Können, sondern auch eine tief bewegende Erfahrung.
Ihre kühne Verschmelzung von Genres und ihre intensiven Live-Auftritte machen sie zu einem der vielversprechendsten Musikexporte ihrer Heimat. Fans von experimentellem Metal werden die Komplexität ihrer Kompositionen und die rohe, viszerale Energie die sie ausstrahlen, zu schätzen wissen. Dieses Debüt markiert den Beginn einer aussergewöhnlichen Reise für die Band. Jeder Song ist speziell; «Eldhaf» erstrahlt in einer Intensität, die die Zeit stillstehen lässt und die Zuhörer in einen Moment der Schwerelosigkeit versetzt. «Frelsari» beeindruckt mit kraftvollen Riffs, die den Himmel zu zerreissen scheinen. «Messa» fasziniert mit einem fesselnden und berauschenden Klang. «Holskefla» ist erfüllt von Leidenschaft und Chaos. Verpasst nicht ihr Live-Debüt in der Schweiz am 02.12.2024 im Komplex 457 in Zürich.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/UMS6gPXp5TI
ACCUSER gehören, wie auch Assassin, Darkness oder Exumer, zur zweiten Garde der deutschen Thrash Metal Szene. Was aber nicht heissen soll, dass die Jungs aus Siegen sich hinter den Grossen verstecken wollen, respektive müssen.
Mit dem dreizehnten Studio-Album beweisen die Jungs um den shoutenden Gitarristen Frank Thoms, dass sie noch immer viel zu sagen haben. Speziell die Gitarren-Solos lassen kaum Wünsche offen, wie auch die gnadenlos nach vorne preschende Rhythmus-Sektion, welche dem Zuhörer keine Verschnaufpause lässt (mit ein paar ganz kleinen Ausnahmen). Wut, Hass, Enttäuschung und Frust sind in den Tracks ein grosser Antreiber. «Ghost Of Desease» lässt auch kleine Querverweise zu Slayer zu. Trotzdem gehen Accuser einen sehr eigenständigen Weg und machen keine Gefangen. Wer sich auf dem Schlachtfeld einer Thrash-Orgie wohlfühlt, wird an «Rebirthless» seine höllische Freude haben.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/A_HaQ_QFY20
Aus Bayern stammt die Band BLACKEVIL und präsentiert mit «Praise The Communion Fire For The Unhallowed Sacrament» ihren dritten Streich. Geboten wird knackiger Blackened Speed Metal.
Rasant startet das Album mit «Timeless Throne», das eine tolle Melodie und viel ungezügelte Power ausweisen kann. War schon der zweite Streich «Forever Baptised In Eternal Fire» nicht von schlechten Eltern, so legt das neue Album in allen Belangen noch eine Schippe drauf. Genauso melodiös und mit in etwa gleichviel Energie wird «Divine Forces» sehr leidenschaftlich dargeboten. Bei «Beneath This Pentagram» gibt es zuerst ein geschmackvolles Intro zu hören, um dann mit gedrosseltem Motor von dannen zu ziehen! Blackevil im Midtempo-Bereich?! Absolut genial und gelungen. Lagerfeuer-Stimmung verbreitet «Praise The Fire For The Sacrament» für wenige Momente, aber dann geht es wieder voll zur Sache.
Blackevil beweisen dabei einmal mehr ihren Sinn für ausgezeichnete Musik. Flott vom Stapel wird «The Galdiator» gelassen, und schon wird der nächste Volltreffer gelandet! Wie eine Infanterie marschiert «Unknown Hands» unverdrossen vorwärts, um dann mit ganz viel Speed voll durchzustarten. Und das ohne auf eine geniale Melodie zu verzichten. Der letzte Song «Towards The Carpathian Winter Battle» hat es wirklich in sich. Über zehn Minuten zieht sich dieses Epos hin und beginnt sehr episch, um dann stetig an Intensität zu gewinnen. Genialer Schlusspunkt eines sehr gelungenen Albums. Blackevil haben mit «Praise The Communion Fire For The Unhallowed Sacrament» ein sackstarkes Werk rausgehauen!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/hYdZRfmGBU0
Das neueste Album des Quartetts WHISKEY OF BLOOD könnte man mit vier Worten beschreiben: Rock'n'Roll, Melodie, Power und Fun. Die Texte sind inspiriert vom Leben, Frauen, Alkohol, Rock’n‘Roll und Freundschaften.
Allein mit diesen Stichworten kann man sich schon in etwa denken, in welche Richtung sich Whiskey Of Blood stilistisch bewegen. Richtig: Rotziger Hard Rock mit etwas Punk-Attitüde, und hie und da ein paar Stoner-Elemente. Hier wird so richtig Kick-Ass Rock abgefeuert. Mal ein kurzes bluesiges Riff eingefügt, und auf einmal geht es richtig ab. Ganz klar, dass bei diesem Sound auch das Motörhead-Gen mal nicht fehlen darf. Produziert wurde das Album in Grenoble und gemixt wie gemastert in Schweden von Staffan Karlsson, auch bekannt für seine Arbeiten mit Arch Enemy, Spiritual Beggars, Meshuggah und Dream Evil. Als Special Guest konnte man noch Chris Holmes (Ex-W.A.S.P., Mean Man) mit ins Boot holen. «Diablesse Of Revolution» ist die Scheibe, welche auf jeder Biker-Party drehen sollte, bei saftigen Rippchen und genügend Bier ist der Hangover vorgeplant. Und auch zum Cruisen im V8 bestens geeignet. Nur dann das Bier weglassen, gell!
Björn
https://www.youtube.com/embed/hPPh8WUSaZU
Das Album «Hope & Hell» ist ein bemerkenswertes Finale der musikalischen Reise von OUR HOLLOW, OUR HOME. Mitreissende Melodien und kraftvolle Riffs charakterisieren das Album, das als eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und dem Musikgeschäft bezeichnet wird.
Trotz der Stärke des Longplayers könnte man kritisieren, dass die Band nichts Neues ausprobiert und ihrem etablierten Stil treu bleibt, was angesichts des Abschieds-Charakters des Albums etwas mehr Vielfalt hätte vertragen können. Dennoch wird «Hope & Hell» als ein würdiger Abschluss betrachtet, der genug Material für eine erinnerungswürdige Abschieds-Tour bietet und die Hoffnung hinterlässt, dass Tobias Young und seine Familie die anstehenden Herausforderungen packen können.
Roxx
"https://www.youtube.com/embed/lRvOgpekTiI
Letztes Jahr erschien mit «The Highest Level» ein neues Album der japanischen Death Metaller DEFILED, und nun wartet man bereits wieder mit einer brandaktuellen Scheibe auf potenzielle Käufer. Das insgesamt achte Werk der Jungs setzt da an, wo man mit dem Vorgänger «The Highest Level» (2023) aufgehört hat.
Das heisst konkret, dass ich die letztjährige Plattenkritik eins zu eins kopieren könnte. Noch immer packt die Band jede Menge Wendungen, Breaks und Riffs in die Songs, so dass diese einfach überfrachtet scheinen, zumal man kaum die 3-Minuten Marke schafft. Auch die Produktion gibt immer noch Anlass zur Kritik, vor allem das Schlagzeug scheppert für meinen Geschmack immer noch viel zu stark. Viel mehr gibt es zu «Horror Beyond Horror» eigentlich nicht zu schreiben, sprich wer die Band mag und den Vorgänger gut fand, wird am verfrickelten Old School Death Metal der Japaner auch diesmal seinen Gefallen finden. Der Rest ist gut beraten, sich die Mucke vor dem Kauf anzuhören.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/qK-VnCKq2q0
Lange haben DISPARAGED ihre Fans auf die Folter gespannt, das letzte wirkliche Studio-Album liegt schliesslich satte elf Jahre zurück. Doch dafür gibt es nun gleich vierzehn neue Songs um die Ohren und dazu eine Spielzeit von 66 Minuten.
Sirenen eröffnen das Album, bevor Schlagzeug und Gitarren wie ein Tornado über den armen Zuhörer hinwegfegen. «Among The Chosen Ones» dient sowohl als Opener, wie auch als Blaupause für das Album. Gnadenlose Härte wird gepaart mit furiosen Solos und melodiösen Passagen. Grandios auch «Servants Of Fire», welches mit akustischen Gitarre startet, sich dann aber zu einen Melodic Death Gourmet-Happen wandelt. Mit Andy LaRocque (King Diamond) und Damir Eskic (Destruction) sind auch zwei Gastauftritte vermerkt, wobei Letzterer beim rein instrumentalen Titeltrack sein Können zeigt.
Auch in der zweiten Hälfte findet sich mit «Sole Survivor Of The Flames», dem Stampfer «I Was Wrong» und dem Rausschmeisser «Born As Gods» viel abwechslungsreicher und dynamischer Death Metal. Natürlich verlangen Disparaged ihren Zuhörern einiges ab, vor allem die lange Spieldauer empfinde ich eher als etwas ermüdend. Das ist aber schon Jammern auf hohem Niveau, schliesslich reden wir hier von qualitativ hochwertigem Material. Pflichtfutter für Death Metal Fans und der Beweis, dass auch einheimisches Schaffen internationale Strahlkraft besitzt. Ach ja, und für das sensationelle Artwork gehört der Band noch ein Sonderlob.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/1O5C-La6w3k
Mehrfach bin ich beim Anhören an Bands wie Bauhaus, The Cure, The Sisters Of Mercy oder Joy Division erinnert worden. Das muss jetzt nicht allzu viel heissen, weist aber gut die Richtung, in welche sich SOROR DOLOROSA bewegen.
Nun, im Grunde genommen versucht die Truppe, die glorreichen Gothic-Zeiten wiederzubeleben - diejenigen, in welchen entsprechende Clubs und Bars an allen Ecken und Enden zu finden waren und man sich am Wochenende entscheiden musste, an welchen Anlass man gehen wollte, da so viele gleichzeitig stattfanden. Dies gelingt soweit auch ganz gut - das Problem an der Sache ist, dass man meiner Meinung nach einfach versucht, die Vergangenheit zu reanimieren, ohne aber den Sprung in die Moderne gleich intensiv zu vollziehen. Dies bewirkt, dass diese Platte wie aus der Zeit gefallen wirkt. Kann man mögen, und schlecht ist sie beileibe nicht. Einfach wie ein Kuriosum, das nicht wirklich in die heutige Zeit passt. Zudem erklingt der Sänger mit der Zeit leider etwas monoton. Nun, wie dem auch sei - will man sich an die guten alten Zeiten erinnern, mit Weihrauch und Kunstnebel in der Nase, so macht man mit «Mond» effektiv nichts falsch. Nostalgisch!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/QIrZqJUin20
Die Jungs von SINNER'S BLOOD leben noch immer von Meistersänger James Robledo, der einmal mehr mit seiner kräftigen Stimme überzeugt. Daneben sind es die verspielten Parts, welche den eigentlich sehr Metal-mässig ausgerichteten Tracks einen starken, progressiven Anstrich verleihen.
«Enemy» ist ein Parade-Beispiel dafür, das die Chilenen ein bisschen zwischen Stuhl und Bank fallen lässt. Was die Herren spielen, zeugt von musikalischem Können und Geschick, lässt auch modernere Parts («Not Enough») einfliessen und sperrt sich vehement dagegen, in eine musikalische Schublade gesteckt zu werden. Sehr schwer quillt der Titelsong aus den Boxen und wandelt das Cover geschickt in Töne um. Wundervoll ist die Ballade «The Voice Within», die eine gute Abwechslung zu den ansonsten eher düsteren und schweren Klängen bietet. Sinner's Blood sollten aber den jungen Zuhörern bestens gefallen, da sie die "neue Härte" geschickt mit melodischeren Parts vermischen und einen dabei auf eine turbulente Reise in eisige und stürmische Gewässer mitnehmen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/qyu9rSfaRNo
NEPTUNE sind eine schwedische Metal-Truppe, die mit ihrem zweiten Werk ins Rennen gehen. Mit einer gewissen Accept und Pretty Maids Affinität, sowie einem kleinen Querverweis zu Judas Priest versuchen die Jungs die Metal-Jünger auf ihre Seite zu ziehen, lassen aber auch symphonische Elemente einfliessen («The End Of Time»), was dem Gesamtbild ein bisschen den Flow raubt.
Mit einem Saxon-artigen Einstieg («The Eagle Has Landed») geht es mit schleppendem Part bei «Revenge» los. Was sich zu Beginn als gewaltiger Track anbiedert, entwickelt sich zu einem zähflüssigen Track, welcher nicht halten kann, was er zu Beginn verspricht. Es ist in meinen Augen immer ein bisschen gefährlich, wenn sich das Info-Blatt mit "für Fans von" schmückt und das Qualitäts-Level dann nicht gehalten werden kann. Wie so oft in der heutigen Zeit, ist «End Of Time» keine schlechte Scheibe, aber ein Werk, das sich nicht von der Flut abhebt und sehr wahrscheinlich in den Wellen unzähliger Truppen untergehen wird.
Tinu: 6.5 von 10 Punkten
2. Meinung: Der Infotext des Platten-Labels eröffnet folgendermassen: "Neptune ist eine Melodic Metal Band mit einer langen und lebendigen Geschichte, die bis in die frühen 1980er Jahre zurückreicht. Einflüsse von klassischen Helden wie Judas Priest, Black Sabbath, Deep Purple und Accept, aber natürlich mit einem modernen Touch, der ins 21. Jahrhundert reicht" - Ähm nun, soweit es um die genannten Einflüsse geht, muss ich klar "nein" sagen! Ausser vielleicht noch Sabbath, da die meisten Songs eher schwerfällig daher kommen. Jetzt kommt allerdings das grosse Aber, denn ich möchte fast behaupten, dass dieses Album von Sänger Row Alex und Keyboarder Johan Rosth komponiert und auch eingespielt wurde. Auch wenn auf dem Band-Foto eine komplette Band zu sehen ist und im Infotext namentlich alle Musiker erwähnt sind. Ich will Euch sagen, warum ich das denke.
Die Drums: furchtbar klingend, wie eben aus einem Keyboard, dazu noch sehr langweilig programmiert. Bereits nach dem vierten Song kriegt man das Gefühl, das sich die Rhythmik wiederholt und auch nur zwei oder drei Fills/Breaks zur Verfügung stehen. Leute glaubt mir, ich kenne Drum-Computer die mehr können und besser klingen. Die Gitarren hören sich nach einem Rasierapparat an oder sind soweit in den Hintergrund gemischt, dass sie kaum noch wahrzunehmen sind. Dazu noch dermassen banal gespielt und ohne ein einziges, anständiges Gitarren-Solo. Ist das Metal? Überhaupt wirkt das ganze Album überladen mit Keyboards. Man könnte ebenfalls zum Schluss kommen, dass die Gitarren vom Synthesizer herkommen. Sorry Leute, ich habe Demos gehört, welche besser klangen, und wenn es nicht am immer gleichen Groove liegt, dann auch weil das Ganze langweilig komponiert, arrangiert und vorgetragen wird. Ich würde sagen Finger weg!
Björn: 1.0 von 10 Punkten
https://www.youtube.com/embed/rT4gE2B_SuY
Mit dem Tod von Chester Bennigton war die Geschichte von LINKIN PARK eigentlich schon zu Ende erzählt, und Mike Shinoda machte danach als Solo-Künstler weiter. Jetzt aber, sieben Jahre nach dem Tod von Chester Bennigton, sind Linkin Park mit der Sängerin Emily Armstrong in neuer Frische und dem Album «From Zero» zurück, und wie sie das sind!
Mit dem Intro «From Zero» startet dieses Meisterwerk noch verhalten. Mit «The Emptiness Machine» wird ein wahres Feuerwerk an Volltreffern gezündet und dieser Song gehört zum Besten, was Linkin Park bis anhin veröffentlicht haben. Ein unvergesslicher Ohrwurm, den man nicht mehr aus dem Gedächtnis bringt. Sämtliche Trademarks von Linkin Park werden mit «Cut The Bridge» geboten, sprich Nu Metal, wie er besser nicht sein könnte. Emily Armstrong fügt sich nahtlos in das Band-Gefüge ein, und man hat das Gefühl, dass sie wie die Faust aufs Auge zu Linkin Park passt! Ein weiterer Volltreffer folgt mit «Heavy Is The Crown» und wird sicher ein unverzichtbarer Teil des Live-Sets sein.
Übrigens wurde zu diesem Track ein absolut sehenswertes Video abgedreht! Ein wenig Ruhe kehrt mit «Over The Each Other» ein und diese Halbballade sorgt für Gänsehaut, aufgrund der genialen Vocals von Emily Armstrong! Sie beherrscht aber auch ganz heftige Vocals, und so zeigt sie sich das neue Line-up mit «Casuality» von einer ungewohnt harten Seite! Abgespaced geht es mit «Overflow» sehr relaxt weiter und offenbart so auch die sehr elektronische Seite der Amis. Wie klingt Nu Metal im Jahr 2024 zeitgemäss? Genauso wie «Two Faced», inklusive Rap-Einlage von Mike Shinoda und geilen Scratches von DJ Joe Hahn. Dazu wird noch ein unvergesslicher Refrain serviert.
Elektronisch beginnt «Stained» und entpuppt sich als weiterer Volltreffer, der vom genialen Wechsel-Gesang von Emily und Mike lebt. Natürlich sind dabei auch die anderen Musiker, sprich Brad Delson (Gitarre), Dave Farrell (Bass) und Colin Brittain (Drums) absolut erste Sahne. Eine weitere Perle von einem Song ist «IGEIH» und bietet so nochmals absolut geilen Nu Metal dar, der auch 2024 noch relevant ist! Mit der gefühlvollen Ballade «Good Things Go» wird dieses hervorragende Album beendet. Linkin Park melden sich mit «From Zero» mehr als eindrücklich zurück, und mein Dank gebührt meinem Sohn Ivan, der diese Truppe schon lange für sich entdeckt und mir immer wieder von dieser wirklich genialen Band vorgeschwärmt hat!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/_f9b0NB5o4E
Die Freiburger DISTANT PAST bewegen sich immer weiter vom einst progressiv angehauchten Heavy Metal weg in Richtung klassischem Heavy Metal. Das ist gut, klingen sie so gar noch griffiger als früher. Gleichzeitig halten sie ein Songwriting aufrecht, welches auch über die ganze Album-Länge nie langweilig wird.
Hat man sich erst wieder an die sehr eigene Stimme von Ex-Emerald-Sänger Jvo Julmy gewöhnt, macht das neue Album richtig Spass. Dabei stört es nicht, dass zum Beispiel ein Lied wie «Warriors Of The Wasteland» vom Grund-Riff her auch von Judas Priest stammen könnte. Apropos eingängige Riffs: Von diesen sind auf «Solaris» sehr viele zu finden. So etwa bei «Rise Above Fear» oder «Fugitive Of Tomorrow». «Speed Dealer» macht dagegen seinem Namen nur im ersten Teil Ehre, während danach das Tempo gedrosselt wird und man sich schon fast bei Dio-Kompositionen wähnt. Bei diesem Mini-Epos wundert man sich allerdings, dass dieses Lied bereits nach etwas mehr als vier Minuten zu Ende geht.
Wer es gerne schnell mag, kommt spätestens mit «Realm Of The Gods» wieder auf seine Kosten, während «Fire & Ice» schon fast frech bei Iron Maiden klaut. Aber hier macht definitiv Jvo Julmys Stimme den Unterschied aus. Distant Past klingen hier zwar nach klassischem Heavy Metal, weisen musikalisch aber trotzdem kaum Gemeinsamkeiten mit den vielen, deutschen True Metal Bands auf. Dafür fehlen zum Glück die lyrischen Klischees. Trotzdem könnten sie mit diesem Album bei einem ähnlichen Publikum punkten, nur das dass Songwriting viele ähnliche Bands in den Schatten stellt. In dieser Form und ihrem neuen Werk «Solaris» sollten die Freiburger eigentlich massiv neue Fans gewinnen können.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/NYparq0ccdE
BATTLESWORD? Der Name sagt mir was und tatsächlich, nach einem kurzen Blick ins Regal finde ich die 2019er Scheibe «And Death Cometh Upon Us». Ehrlich gesagt, ist die Scheibe einmal gehört worden und ist dann in der Sammlung verblieben, ohne sich zu sehr ins Gedächtnis gebrannt zu haben. Das will freilich nicht heissen, dass die Mucke schlecht gewesen wäre.
Nun ist es also Zeit für Werk Nummer Fünf, welches pünktlich – der Albumtitel verrät es ja schon – zum 25. Geburtstag der Band erscheint. In der Zeit mussten die Deutschen viele Besetzungs-Wechsel akzeptieren, scheinen in der jetzigen Konstellation allerdings endlich zur Ruhe zu kommen, schliesslich wurde auch der Vorgänger mit derselben Mannschaft eingespielt. Schwedisch geprägter Melodic Death Metal ist aber immer noch das Credo der Band, welche mal an frühe Amon Amarth, mal an In Flames und mal an Unleashed erinnern. «Break The Seven Seals» ist so ein Beispiel, dass mit einprägsamen Riffs und der derben Stimme von Sänger Axel Müller sofort Erinnerungen an Amon Amarth weckt. Ziemlich überraschend ist dagegen «You Are The Fire», welches vom klassischem, Thrash bis zu Black Metal extrem abwechslungsreich daherkommt. Die Band ist meist im gemässigten Tempo unterwegs und setzt mehr auf Riffs, Solos und Atmosphäre als auf Geknüppel. «(XX)V: Of Tales And Tragedies» ist eine solide und kurzweilige Angelegenheit geworden, dem einzig ein, zwei Knaller fehlen.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/adR9vfhPXtw
Hmm..., echt nicht einfach zu beschreiben, was für eine Art von Mucke diese DEMON HEAD hervorbringen. Der Gesang bewegt sich in höheren Gefilden, erinnert gerne an Rod Usher von The Other. Ist nicht schlecht an sich, wirkt auf lange Dauer einfach ermüdend (im Gegensatz zu Rod, der weiss seine Stimme variabel einzusetzen).
Die Musik an sich bewegt sich zwischen Doom-Anleihen, Gothic Rock, etwas Horror Punk und doch wieder beinahe gothisch-mässig in Richtung von beispielsweise Dreadful Shadows. Und hier, meine Damen und Herren, liegt meiner bescheidenen Meinung nach der Hund begraben - Demon Head tanzen auf vielen Hochzeiten und versuchen, so viel wie möglich von allem mitzunehmen. Dies bewirkt jedoch, dass die Scheibe als solches zerfahren wirkt, ohne roten Faden oder Konzept. Kann man mögen, mir persönlich ist dies zu wenig, um mir eine Platte mehrfach anhören zu wollen, geschweige denn für gut zu befinden. Musikalisch attestiere ich den Herren auf «Through Holes Shine The Stars» zwar viel, kein Thema, aber man müsste sich einfach mal auf eine Richtung einigen. Geschmackssache!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/juz7_8CLqK8
Die schwedische Progressive Metalcore Formation ALLT hat anfangs Oktober ihr mit Spannung erwartetes Neuwerk «From The New World» veröffentlicht. Ihr Sound vermischt Einflüsse aus elektronischer Musik, Thall, Djent und Metalcore, angereichert mit dreckigen Gitarren und ein mitreissender Gesang, der nicht zu überhören ist.
Wer keinen blassen Dunst davon hat, was Thall sein soll, hier ein kleiner Exkurs: "Thall ist ein Subgenre des Extreme Metal, das aus Djent mit ähnlichen progressiven Elementen entstanden ist. Thall ist bekannt für seine klaren Gitarren-Melodien, die durch ähnliche, aber verzerrte Riffs mit verzerrten Noten, Obertönen und heruntergestimmten Gitarren-Riffs kontrastiert werden, wodurch ein Off-Note-Sound entsteht". Voilà! Die zehn Songs kommen mit einer unbändigen Energie daher und viele heftige und groovige Momente rütteln einem immer wieder durch. Dazu gibt es eine Flut an Breakdowns, eingängigen, melodischen Refrains und jede Menge elektronische Samples, die sich mit den "filthy Guitars" verbinden und es den Paniknoten erlauben, die Drum- und Bass-Grooves im Hintergrund zu betonen.
«From The New World» ist eine akribisch ausgearbeitete, musikalische Reise der Selbstfindung nach der Zerstörung. Das Album ist inspiriert von den Spannungen und Ängsten in der Welt und erforscht Themen wie Zusammenbruch und Widerstandsfähigkeit in der Folge eines nuklearen Ereignisses und der emotionalen und philosophischen Landschaft, die darauffolgen würde. Um sich voll und ganz auf den kreativen Prozess und die Themen des Albums einzulassen, verbrachten Allt einige Zeit isoliert in einer Waldhütte.
Dem Trupp um Robin Malmgren (Vocals), Olle Nordström (Gitarre), Adam Björk (Drums), Viktor Florman (Gitarre) und Samuel Mills (Bass) ist mit «From The New World» ein unterhaltsames, intelligentes Werk gelungen, das die Lücke zwischen einigen der traditionelleren Metalcore Bands wie Periphery und den extremeren Acts wie Vildhjarta schliesst. Mit ihren elektronischen Musik-Akzenten aus Drum and Bass betreten sie Neuland, und treten damit ganz offensichtlich aus der Metalcore Komfort-Zone heraus. Ich denke, dass es den kommerziellen Zuhörer von Core-Sound nicht überzeugen wird, Fans der etwas anderen Töne jedoch etwas verpassen würden, wenn sie dieses Album auslassen würden.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/CpSO7Gtuv1k
Thomas Gurroth hat erneut zugeschlagen und veröffentlicht ein neues Studio-Album. Dabei hat er erneut alle drei Bands (Debauchery, Blood God, Balgeroth) unter dem gemeinsamen Banner BLUTGOTT zusammengefasst. Die Texte handeln von dem eigenen Dark Fantasy Universum: der "World of Blood Gods". Benannt nach den Blutgöttern - biomechanischen Vampir-Drachen mit dämonischen Fähigkeiten.
Die drei berüchtigsten sind Bal-Geroth, der Bloodking von Knochenheim, Dracul Drakorgoth, der Debauchery Blood God und Setekh Drakorgar, der Rote Drache. Zusammen bilden sie die "Trinity of Blood Gods". In den Kriegszonen der Vergangenheit und der Zukunft, auf der Erde, auf Eden, anderen Planeten und der Hölle schlagen sie brutale Schlachten gegen Elben, Menschen und Zwerge, aber auch gegen andere Dämonen. Jeder der zehn Songs kommt in drei Versionen daher: Debauchery mit Growls, Balgeroth mit deutschen Texten und Blood God mit Klargesang. Dabei schüttelt der Mastermind so manch feines Riff aus seinen Ärmeln. «Fire & Steel», «Dragonsteel» und vor allem «Blood For Balgeroth» beweisen das Gespür von Gurroth für eingängige Songs, welche sofort auf den Punkt kommen. Allerdings klingen die Stücke doch alle recht ähnlich, vor allem was den Songaufbau angeht.
Der Klargesang dürfte ausserdem die Meinungen nach wie vor spalten. Die ganze Sache mit Blutgott besitzt allerdings einen ziemlichen Nachteil, vor allem wenn man Freund von Schallplatten ist. So erscheint die Blood God Version nicht auf Vinyl und will man sich die Debauchery und die Balgeroth auf dem schwarzen Gold sichern, zahlt man doppelt so viel wie für das 3CD-Digipak. Ausserdem klappt der verschiedene Gesang nicht bei allen Songs. Einmal ist die Debauchery Version die beste, einmal Balgeroth und in seltenen Fällen auch die Blood God Variante. Viel Kritik, dabei ist hier nicht alles gänzlich schlecht. Wer Debauchery oder Balgeroth schon immer mochte, bekommt hier massig neues Material, welches phasenweise auch Spass macht. Die Produktion ist erstklassig und die ganze Mühe mit dem Konzept um die Blood Gods bewundernswert.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/rBJf0vz8I6Q
Dieses Album gibt mir trotz seiner zweifellos vorhandenen Klasse wenig. «House Of Commando» ist das zweite Werk von BIRD'S VIEW, die sich um den Gitarristen und Sänger Huber gebildet hat. Huber ist der Sohn eines Gitarrenbauers und beherrscht sein Instrument.
Scheinbar hinterliess die Band nachhaltigen Eindruck im Vorprogramm von Soulfly und Skid Row. Live könnte dieser Sound auch besser funktionieren als auf CD. Ist er doch mal stürmisch, fast überverzerrt und dann wieder mal melancholisch zerbrechlich. Das Promo-Schreiben zieht eine stilistische Nähe zu Queens Of The Stone Age, Soundgarden und Refused – alles Bands, die mir noch nie viel gegeben haben. Das erklärt wohl auch mein Schulterzucken bei «House Of Commando». Zugute halten kann ich allerdings, dass dieses Album sehr roh und direkt aufgenommen wurde, und trotzdem viel Dynamik zulässt. Was mir fehlt, sind die grossen Refrains, die wirklich eingängigen Gitarren-Riffs. Am ehesten sind diese noch bei «Come Back Home» zu hören. Am Ende bleibt mit ein gutes Album, dass bei mir jedoch keine Begeisterung auslöst. Bei Fans und Versteher von Queens Of The Stone Age und Soundgarden sieht dies vielleicht ganz anders aus. Und wie gesagt, live könnte mir dieser Sound ebenfalls gefallen.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/8TAPj19Xm8w
Anthony White spielte einst bei Cold Sweat mit und haut nun bei STEELCITY in die Felle, die mit ihrem dritten Album die Welt erobern wollen. Heftiger US-Rock, der an die Türe des Arena-Rocks klopft, haben sich die fünf Herren auf die Fahne geschrieben.
Da kommen sicher Bands wie Keel ans Tageslicht, welche musikalisch eine Vorreiterrolle spielen, wie auch Spread Eagle. Die Gitarren heulen auf, die Drums zerstören jede Betonwand und Sänger Roy Cathey trumpft mit seiner Stimme auf, die kernig, angriffslustig und auch leicht wütend erklingt. Was Steelcity aber fehlt, sind Lieder, die sofort ins Ohr gehen. Nummern wie «Dizzy» hätte der Fünfer mehr aus den Ärmel zaubern sollen. Oder ein «Midnight Dancer», bei dem der Refrain sofort zupackt. Was man den Jungs aber zugutehalten muss, ist, dass sie einen sehr eigenen Weg gehen, doch die angesprochenen Lieder sowie «Losing Control» reichen nicht aus, um bei den Grossen der Achtziger anknüpfen zu können und sind zu wenig, um aus «Reverence» einen Klassiker zu machen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/EJJvuXnbUeo
WITCHPIT stammen aus Spartanburg/South Carolina und spielen angeranzten Doom / Sludge Metal. «Forever Spoken» nennt sich das neue Album, und mit dem Titeltrack beginnt das Schauspiel. Geboten wird der erwähnte Stil, der wirklich aus allen Poren stinkt und das Ablaufdatum massiv überschritten hat!
Mächtig angepisst, geht es mit «Through Eyes Of Apathy» weiter, und dabei knurrt und kläfft der Sänger wie ein verwahrloster Strassenköter! Eine Schippe Groove gefällig?! Dann ist «Mouth Piece Of Hate» genau der richtige Song und die richtige Wahl. Hier erklingt ein Riff, das vom Riff-Gott persönlich gesendet wurde. Das nächste massive Riff-Monster hört auf den Namen «Panacea» und der vierbeinige Mischling kläfft immer noch unaufhörlich. Mit «New Age Fallacy» zeigen sich Witchpit allerdings plötzlich handzahm, und so übernimmt das doomige Element den Lead. An Crowbar erinnert «Becoming I», und das ist sicher nicht die schlechteste Referenz! Wie zähflüssige Lava rinnt dieser Brocken aus den Boxen ins Gehör! Zum Abschluss kommt «Silver Turns To Rust» massivem Groove daher, und Witchpit lassen hierbei keine Ermüdungs-Erscheinungen erkennen. Mit «Forever Spoken» legen die Amis ein Album vor, das in allen Belangen gelungen ist und gelten ab sofort weit mehr als nur ein Geheimtipp!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/xUV2hAJ2glc
Hmm..., normalerweise lässt mich dieses Genre eher kalt, denn es gibt nur wenige Tracks, welche mich echt mitreissen. Nun, CANE HILL schaffen den Spagat doch irgendwie und lassen mich dennoch kalt bis zuweilen trotzdem nicht, so dass ich der stellenweise sehr brachialen Core-Mucke der Jungs weiterlausche.
Das mag auch am wirklich variablen Sänger/Shouter/Schreihals liegen, der sich zuerst die Stimmbänder rausbrüllt, dann plötzlich mit Kopfstimme beinahe weinerlich daherkommt (zum Glück überschreitet er die Grenze nicht), nur um dann etwas später gleich wieder das Mikro zu strangulieren. Der Sound kommt Core-typisch mit unterschiedlichen Tempi und Breakdowns daher, etliche elektronische Einsprengsel liefern einen dichten Sound-Teppich für Gitarren-Wände, welche zwischendurch wie diejenigen aus den neueren Doom-Games wirken, sprich Djent und Thall ohne Ende. Fazit: Wer melodischen Core mag, der sich von Track zu Track wirklich unterscheidet und dabei aber eine gewisse Grundstruktur beibehält, ist mit Cane Hills «Piece Of Me I Never Let You Find» gut bedient. Reinziehen!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/JwP2N3MZE3A
Es ist manchmal schon komisch, wie allergisch die Metal-Szene auf gewisse Genre-Bezeichnungen reagiert. Wenn man das neue Album der Connecticut Crusher VOMIT FORTH als Death Metal bezeichnen würde, gäbe es eine Menge Leute, die es sich nur deswegen anhören würden und ebenso viele, die es genau deswegen nicht mit der Kneifzange anfassen würden. Würde man «Terrified Of God» aber als Deathcore-Album bezeichnen, würden es vermutlich dieselben Leute hassen, die Death Metal lieben.
Nun, glücklicherweise existiert noch der Begriff Extreme Metal, der die neue Scheibe von Vomit Forth bestens beschreibt. Terrified Of God» ist genauso viel The Acacia Strain und Black Tongue, wie Cannibal Corpse und Suffocation! Die zwölf Songs klingen stellenweise noch interessanter, wenn Bailey Olinger (Gitarre), Jett Stotts (Bass), Luke Zeitler (Drums) und Kane Gelaznik (Vocals) sie ein wenig weiter in Richtung des einen oder anderen Extrems treiben. Auf der einen Seite steigern Songs wie «Negative Penance» und das Highlight «Non Responsive», sowohl die Intensität, als auch die Technik.
Auf der anderen Seite verschieben sich die Dinge mit den aufgewühlten Grooves und halsbrecherischen Rhythmen von «Blood Lead Index» und «Rotting Wool». Letzteres zeigt auch den Einsatz einiger unerwartet effektiver Semi-Clean-Vocals, um die Stimmung weiter zu verdunkeln. Der Vierer erlaubt sich auch einige faszinierende Flirts mit klaustrophobischer Atmosphäre - wie die basslastige Düsternis, in der zweiten Hälfte von «Poison Child» oder die unterschwellige Aura von angstauslösender Spannung und Terror, die «Fear Of Retaliation» durchdringt. Produziert und abgemischt wurde die Platte von Randy LeBeouf (Kublai Kahn, Jesus Piece).
Die rohe Intensität auf «Terrified Of God», die Frontmann Kane Gelaznik mit «Seething Malevolence» (2021) eingeführt hat, gelangt so zu neuen, erschreckenden Höhen. Das Album erkundet ein breiteres Spektrum brutaler Klänge, während es auch die wilde Live-Energie verfeinert, für die Vomit Forth bekannt sind. Dieser Ruf hat ihnen Bühnen-Engagements mit Genre-Schwergewichten wie Frozen Soul und Cattle Decapitation eingebracht. «Terrified Of God» sind 27 Minuten nicht nachlassender Extreme Metal, der nach noch etwas Tieferem, Dunklerem und Extremerem strebt. Stark!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/pvq73TsCPL8
Die Briten IHLO legen hier einen Longplayer vor, der mit interessanten Progressive-Songs aufwartet. Das zeigt schon der Opener und Titeltrack «Union»: Harte, tiefergestimmte Gitarren, coole Keyboard-Einlagen und ein klarer Gesang.
Sänger Andy Robison und Gitarrist Phil Monro, die beiden Gründungs-Mitglieder, sind verantwortlich für die beim ersten Anhören nicht gerade zugänglichen Songs. Es braucht eine Weile, bis die einzelnen Tracks zünden. Hie und da bedient man sich, wie viele Progressive Bands, auch mal bei Dream Theater. Gut zu hören bei «Reanimate». Sowohl bei der Instrumentierung, als auch bei der Gesangs-Melodie. Stark ist auch «Hollow», das sehr ruhig beginnt. Erinnert etwas an Pink Floyd. Später klingt der Song wie eine kraftvolle Dream Theater Ballade. In dieselbe Richtung geht das folgende «Triumph». Mir gefällt das verspielte «Parhelion», das in der ruhigeren Phase etwas von Porcupine Tree hat. Ihr seht, die Briten sind musikalisch sehr vielseitig und legen hier mit «Union» ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches Progressive-Album vor, sehr spannend.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/KWpq4PLlFv0
Wieso VOODOO CIRCLE nach wie vor ein Schattendasein fristen, wissen nicht einmal die Rock-Götter. Tja, der Olymp spielt wieder mal verrückt und die Musik-Gelernten fragen sich, wieso nur?!
Hört man sich den Opener «Lay Down Your Lovin» vom siebten Album der Deutschen an, erinnert man sich sofort an die Zeiten von Whitesnake, als sie mit dem Million Seller «1987» jede Stube rockten. Was Gitarrist Alex Beyrodt hier aus seinen Saiten zaubert, ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch eine Huldigung an die glorreichen Rock-Bands der Siebziger- und Achtziger-Jahre. Das Feingefühl, dass er bei «On The Edge» an den Tag legt und mit welcher Hingabe Sänger David Readman hier seine Emotionen ins Mirko schreit, sucht heute seinesgleichen. Led Zeppelin, aber auch die melodischeren und hingebungsvollen Whitesnake Parts lassen grüssen.
«Sweet Little Sister» macht derweilen keine Gefangenen und lässt Gotthard locker verblassen. Dies auch dank der Rhythmus-Sektion mit Alex Jansen und Markus Kullmann, die einen unglaublichen Teppich vorlegen. Die Mischung aus bodenständigem Hard Rock und Shuffle-Einlagen rauben jedem Hard Rock Fan, der etwas auf sich hält, den Atem. Herausragend erklingt die an alte Rainbow erinnernde Nummer «Castles Made Of Glas», wie auch das an «Kashmir» (Led Zeppelin) anklopfende «Black Country». Das verspielte «Strangers In The Night» steht Deep Purple ebenso gut zu Gesichte, wie das rockige und von Tony Carey (ehemals Rainbow) stammende «All For One».
Abgeschlossen wird das Werk mit dem Titelsong, den selbst Rainbow in ihrer DIO-Phase nicht besser hätten komponieren können. Alex trumpft auch auf diesem Album mit grandiosen Riffs und Solos auf, kleckert ohne Ende und lässt die guten alten Zeiten hochleben. «Hail To The King» ist eine Mörder-Scheibe geworden, welche vom musikalischen Können der Interpreten lebt und sich nicht scheut in einer Zeit, in welcher eigentlich nur noch der fünfzehn Sekunden dauernde Refrain angehört wird, Lieder zu veröffentlichen, welche zum Zuhören verweilen lassen und das Eintauchen in eine Welt voller Klänge, Melodien und musikalische Bilder sicherstellt, wie sie früher von Zeppelin, Purple, Rainbow oder Whitesnake gezaubert wurden.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/Vnc69HVwfiM
Manchmal lohnt es sich eben doch, wenn man mit einer Review eine Woche zuwartet. Denn eigentlich wollte ich diese CD-Kritik bereits früher schreiben, merkte dann aber, dass sich die Musik von ANCIENT CURSE noch entwickeln wird. Empfand ich ursprünglich bei diesem Album ein laues undefinierbares Rauschen auf gutem Niveau, zieht es mich zunehmend mehr in diese Kompositionen rein .
Sie können dabei geradlinig klingen, wagen aber auch mal Ausflüge in die hohe Kunst von Dream Theater Sphären. Das über viertelstündige «Dream Of Lucrecia» ist der beste Beweis dazu, und zählt für mich mittlerweile zu den absoluten Höhepunkten dieses Werkes. Hier erhält man progressiven Anspruch und gleichzeitig schwelgerisch gut nachvollziehbare Melodien. Aber auch auf dem Rest des Albums musizieren Ancient Curse auf durchwegs hohem Niveau. Allerdings müssen die vier Deutschen nicht zwingen progressiv sein, was dieses Werk um so sympathischer macht. «Isolation» klingt zum Beispiel sehr gerade, auch wenn es im Detail doch progressive Elemente aufweist und ebenso fast zehn Minuten lang ist.
Doch auch «Ave Maria» klingt eher nach Heavy bis Power denn nach Progressive Metal. Bei «Forever» schimmern für mich gar ein wenig alte Brainstorm durch. Ebenfalls grandios klingt das sehr dramatisch komponierte «Deny And Destroy», das sich lyrisch mit dem Sturm aufs Kapitol in Washington im Jahre 2021 befasst. Ancient Curse wurden 1987 gegründet, waren ab spätestens 2000 inaktiv und veröffentlichten 2020, in der alten Bandbesetzung, wieder ein Album. «Dimension 5» ist das Zweite seit der Wiederaufnahme der Bandaktivitäten. Zeigen sie sich weiterhin in der jetzt zu hörenden Verfassung, kann es mit diesen Bremer Metal-Musikanten eigentlich nur steil nach oben gehen. Von dieser Band wird man künftig wohl viel hören.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/HBf9eQ6zBD4
Untypisch liest sich die Diskografie der Amerikaner, welche mit dem 1991 erschienenen Album «From Beyond» ein absolutes Kultalbum abgeliefert haben, denn «Necrolution» ist erst der fünfte Release, und dem gegenüber stehen satte sieben EPs sowie drei Live-Alben auf der Haben-Seite.
Sänger Kam Lee ist (natürlich) voll des Lobes: "Bei «Necrolution» bestand die Idee darin, den Sound der Band durch eine Neuentwicklung weiterzuentwickeln Das gesamte Konzept bestand darin, etwas zu schaffen, das eine Weiterentwicklung des Death Metal darstellt…". Grosse Worte die natürlich völlig übertrieben sind. Im Grunde genommen, ist «Necrolution» ein 80er Jahre Album, welches klare Anleihen im Florida Death Metal besitzt (auch kein Wunder, da die Band aus Tampa stammt) und zumindest in der ersten Hälfte auch in Richtung Grossbritannien schielt. Dies, weil man es schafft Paradise Losts «Gothic» in den traditionellen US-Death Metal einzupflanzen, was wirklich geil klingt.
Dies ist schon beim Opener «Fear Of The Unknown» deutlich zu hören, prägnanter aber noch bei der Midtempo-Walze «Rituals Of The Abyss». Bei der Menge an Songs (dreizehn plus drei Intros) haben sich allerdings auch einige unspektakuläre Titel angesammelt. So überzeugt mich das fiese «Shriek Of The Castle Freak» genauso wenig wie das eher zähe «Ad Infinitum The Final Hour». An das Debüt-Album kommen Massacre bei weitem nicht heran, schaffen es bei einigen Tracks aber trotzdem, eine gelungene Atmosphäre hinzuzaubern, vor allem dann wenn die Melodien an alte Paradise Lost Glanztaten erinnern. Bitte das nächste Mal mehr davon!
Rönu
https://www.youtube.com/embed/QwoP3hah70Q
Interessant, was sich da so zusammengebraut hat. Nach dem Intro und dem Opener «Higher Calling» klingt der Track «Lost Silver» anschliessend so, als hätten ihn Type O Negative persönlich kreiert - fehlt nur noch Pete's typisches Gegrummel, und es wäre perfekt.
Nun, NEON NIGHTMARE kommen der Chose schon sehr nahe - generell schippert man sehr gerne im (toten) Fahrwasser der Jungs aus Brooklyn, aber doch mit einem Schuss Eigenständigkeit. Logisch, die Keyboard-Teppiche von Josh Silver fehlen, aber ansonsten kommt man sehr nahe an Type O heran. Allzu viel mehr muss man eigentlich nicht sagen, ausser: Fuck, das ist eine Debüt-Scheibe? Hätte ich persönlich nie gedacht! Alles auf «Faded Dream» klingt zu durchdacht, zu professionell..., da können sich so manch andere Bands etwas von abschauen. Stark!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/ZwcDP2CEvRo
Auf THE SPIRIT ist Verlass in Sachen Veröffentlichungen, schliesslich haben wir es hier mit dem vierten Album seit 2017 zu tun. Lyrisch bewegt man sich erneut sowohl im kosmischen, wie auch im irdischen Umfeld, wobei die Band nicht gerade Loblieder über die Menschheit singt. Musikalisch setzt es erneut einen recht anspruchsvollen Mix aus Black und Death Metal auf die Ohren ab.
Der über 8-minütige Dosenöffner «Against Humanity» geht ohne Umschweife in die Vollen, spielt aber geschickt mit dem Tempo, bevor ein kaltes, tiefschwarzes Riff die Hauptrolle übernimmt. Was folgt, ist ein abwechslungsreicher, dynamischer Ritt durch klassischen, Black und Death Metal. «Room 101» dauert nur halb so lang, verliert aber keinen Deut an Aggressivität und Wut. «Spectres Of Terror» ist ein Uptempo-Hammer mit geilen Thrash-Elementen geworden, während das erneut lange «Death Is My Salvation» in die gleiche Kerbe wie der Opener haut. The Spirit sind zwei hervorragende Musiker, die es verstehen Songs zu schreiben, die ein Stück weit progressiv ist, aber trotzdem voll auf die Fresse zielen. Die Death Metal Einflüsse sind zwar vorhanden, aber die Mucke zieht eher auf Fans von Dissection. Diese sieben Songs "gegen die Menschlichkeit" sind ein verdammt starkes Statement der Saarländer.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/_CXGnAyVuqk
Die Paarung mit den tiefergestimmten, fetten Gitarren, den Keyboards, Synthies und den meist gefühlvollen Vocals mit melancholischem Hintergrund sind eine spezielle Mischung, welche die Musik der Proggies ausmacht. So klingt heute moderner Progressive Metal, wie ihn VOLA zelebrieren.
Hört Euch «Break My Lying Tongue» an. Hier werden Metal und elektronische Spielereien vermischt, dazu der klare Gesang von Asger Mygind, das klingt wirklich gut. Dem entgegen steht das ruhige, fast poppige «Glass Mannequin» als guter Kontrast zum Rest des Albums. «Bleed» glänzt mit einer starken, melancholischen Melodie, wobei hier mit den Auswüchsen ins Elektronische fast ein wenig übertrieben wurde. Auch stark ist «Paper Wolf», das mit einem coolen Gitarren-Riff glänzt und in einen schönen, gefühlvollen Refrain übergeht. Das ruhige «I Don't Know How We» erinnert mich etwas an Steven Wilson, sehr atmosphärischer Track. Wem die glockenhelle Stimme von Asger Mygind gefällt und wer mit komplett modernem, mit Synthesizern vollgepackten Breitwand-Sound etwas anfangen kann, der wird «Friend Of A Phantom» sicherlich mögen.
https://www.youtube.com/embed/OFIX12o3tao
HARPYIE haben sich mit ihrem neuen Album «Voodoo» aufgemacht, verschiedene Genre-Grenzen zu sprengen. Das wird bereits beim titelgebenden Einstieg klar. Hier vermischen sie deutsch gesungenen Mittelalter Metal mit modernen Elementen und englisch gesungenem Hip-Hop. Das klingt dabei nicht aufgesetzt, sondern durchaus stimmig und schlüssig.
Wer es traditioneller möchte, kriegt das zum Beispiel mit «Ikonoklast». Hier erinnern Harpyie gar etwas an Saltatio Mortis. «Omen» dagegen ist schon fast Industrial Metal, gemischt mit New Metal, bevor auch hier ein mit Groove unterlegter Hip-Hop Part auftaucht. Das kann man bejubeln, ist aber schlussendlich Geschmackssache. Aber auch Skeptiker dürften bei dieser Scheibe schnell erkennen, dass Harpyie nach musikalischer Freiheit schreien, und diese schlicht ausleben. Ich selber fühle grossen Respekt gegenüber der Band. Aber ob ich will oder nicht: Hip-Hop und Techno sind schlicht nicht mein Ding – egal in welcher Form. Was musikalisch gilt, stimmt auch für die Texte.
Diese sind nie dümmlich, insgesamt thematisch abwechslungsreich und meist geistreich. Auch hier dringt immer wieder der Anspruch durch, mit diesen Texten eher auf Kunst, als auf den schnellen Effekt zu setzen. Schön auch, dass die Produktion sehr roh und heavy gehalten wurde. So könnte man sich diese Lieder auch gut von einer Bühne her vorstellen. Und die Idee, bei «Fischer Fischer» einen Kinderchor einzubauen, sorgt für ein kleines Aufhorchen gegen Ende des Albums. Wer sich mutig komponierten Mittelalter Metal anhören möchte, wird «Voodoo» mehr als glücklich. Traditionalisten sollten dagegen vor dem Kauf ein bis zweimal reinhören oder auf die zahlreiche Genre-Konkurrenz ausweichen.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/7bSuiImchqQ
Mit ihrem neuesten Album «Down South» haben sich die "Heiligen" einmal mehr als einer der heissesten Rock-Exporte der Schweiz etabliert. Die elf Tracks sind purer Rockgenuss und atmen den Geist von Blues, Gospel und melodischem Rock, ganz in der Tradition von Uriah Heep, Deep Purple, Titanic und Bad Company. Für Rockfans, die auf Schweizer Bands mit Energie, Melancholie und Authentizität setzen, ist dieses Album das Highlight von 2024.
Doch wer Saints von früher her kennt, wird wohl auch ein wenig überrascht werden. Dies hat aber seine Gründe. Während BASEMENT SAINTS einst traditionell mit Percussion und zwei Gitarren auftraten, sind es heute zwar immer noch drei, aber die Lead-Gitarre wurde durch eine sehr dominante Hammond Orgel ersetzt. Das "warme" Instrument von Robby verleiht den Songs Tiefe und einen nie dagewesenen "Swag". Nachdem Brexit ihnen den Lead-Gitarristen entzogen hat, musste das Trio das Repertoire komplett neu arrangieren und erfindet sich nun als Hammond-lastige Formation neu.
Jeder Song ist voller Leidenschaft und präsentiert treibende Rock-Drums nach wie vor von Molly "gehauen", freakig bluesige Gitarren-Soli und vor allem perlende und epische Keyboard-Licks, die Robby als wahrer Tasten-Magier liefert. Die souligen und kraftvollen Vocals von Anton, die durch ein wunderschön eingesetztes Vibrato Fülle, Wärme und Ausdruck verleihen, verbinden alles zu einem Hörerlebnis voller Seele und Tiefgang. Antons "Engelsstimme" glänzt besonders in «Sail Through The Night», welches auch im Radio gespielt werden könnte.
«Down South» ist nicht einfach ein weiteres gutes Rock-Album, sondern es gehört zweifellos zu den besten Veröffentlichungen einer Schweizer Band der letzten Jahre. Ich meine Tracks wie «Highway Lines» wären Songs, die auch Deep Purple gerne geschrieben hätten, und gerade eine Nummer wie «Night Owl» zeigt wohl auch lyrisch auf, wie die Musik von Basement Saints zu verstehen ist. Da wird eindringlich vom Leben nach Mitternacht erzählt – einem Leben, das von der Atmosphäre des Nachtlebens, den strahlenden Konzert-Lichtern und den mitreissenden Menschen-Massen geprägt ist.
In dieser Welt scheinen die Nächte unendlich zu dauern, während sich die Eindrücke und Momente immer intensiver und lebendiger anfühlen. Die Rock-Piraten Simon (Molly), Anton und Robby beweisen mit jedem Track, dass sie zu den modernen Rock-Ikonen zählen, die die Musik von Purple, Bad Company und Heep zelebrieren, ohne aber je altbacken zu wirken. Mit «Down South» bringen die Saints ein Stück südlichen Rock in den Norden, und «Making Amends» lässt den Spirit der legendären, norwegischen Band Titanic durchschimmern. Dieses Album ist ein absoluter Volltreffer, ohne einen einzigen Lückenfüller. Wie gut diese Songs zusammenpassen, erfährt man am besten, wenn man sich das ganze Album von vorn bis hinten in einem Durchlauf anhört.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/CBQvi-VKB7E
Die isländische Band SÓLSTAFIR, deren Name "dämmrige Strahlen" bedeutet, verschmilzt auf einzigartige Weise Einflüsse aus Black Metal, Classic Rock, Post Rock wie Punk und schafft so eine Klanglandschaft, die von der wilden, majestätischen Schönheit Islands durchzogen ist.
Ihr neuestes Werk, «Hin helga kvöl», stellt eine klangliche Odyssee dar, die die melancholische Essenz der Band mit den Schatten ihrer Vergangenheit vereint. Der Titel, der übersetzt "Das heilige Leiden" bedeutet, symbolisiert den universellen Kampf, dem jeder Mensch gegenübersteht. Das Album-Cover von Rowan E. Cassidy mit seinen dramatischen Kohleschatten verkörpert perfekt die emotionale Tiefe und eindrucksvollen Höhen des Werks. Tryggvason beschreibt den kreativen Prozess poetisch als Malen in Dunkelheit, bis das Licht schliesslich die Wahrheit enthüllt. Diesmal nahm sich die Band vor, ihre epischen Geschichten in kompaktere Hymnen zu kleiden – eine Herausforderung, die ihnen eine neue, intensive Ebene des Songwritings eröffnete. Der Spannungsbogen des Albums reicht von den tiefen Echos ihrer Black Metal Wurzeln bis zu den majestätischen, hymnischen Wellen ihres charakteristischen Rocks.
Die Instrumentation bleibt kraftvoll und authentisch, wie die ungezähmte Natur Islands. Borgar Magnasons Kontrabass erzeugt in «Freygátan» die Resonanz uralter Gletscher, während Jens Hansons Saxophon wie ein Echo über verschneite Weiten klingt. Die erhabene Stimme von Erna Hrönn Ólafsdóttir in «Vor ás» scheint wie das Klagen vergessener Geister. Tryggvasons Stimme, rau und unerschütterlich wie der Wind des Nordatlantiks, trägt die dramatische Ernsthaftigkeit und rohe Lebendigkeit dieser musikalischen Saga. Im Track «Blakkraki» reitet die Band, gehüllt in schwarze Gewänder, durch die eisige Landschaft – eine unvergessliche Hommage an ihre Heimat und die wilden Geister ihrer Ahnen. «Kuml» bringt geisterhafte Klänge mit sich und beschwört ein Ritual herauf, das jenseits der bekannten musikalischen Grenzen liegt. Das Album endet jedoch in vertrauten Rockgefilden und zeigt, dass Sólstafir sich in vielen Stilen zuhause fühlen.
«Hin helga kvöl» ist eine eindringliche Ode an das Leiden, das in der wilden Natur und in den tiefen Gefühlen widerhallt. Tryggvason beschreibt das Album als Ausdruck des universellen Kampfes, den jeder erlebt. Die Aufnahmen fanden in den "Flóki Studios" im abgeschiedenen Skagafjörður statt, wo die ungezähmte Landschaft jeden Takt mit Leben füllte. So vereinen Sólstafir die Magie des Nordens mit musikalischer Meisterschaft und schaffen ein Werk, das heller strahlt als je zuvor. Ein Aufruf, den Stürmen des Lebens entgegenzutreten und die raue Schönheit von «Hin helga kvöl» zu erleben – ein Album, das zeigt, dass sich Leiden noch nie so kraftvoll und rein angefühlt hat.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/s6qKV8s9-BA
Nachtmystium waren einmal eine grosse Nummer im USBM, aber dann hat der Bandleader Blake Judd leider zig Leute abgezockt, und so waren Nachtmystium plötzlich Geschichte. Jetzt meldet sich die Truppe aber genauso plötzlich mit dem Album «Blight Privilege» wieder auf der Bildfläche zurück!
«Survivor’s Revenge» beweist vom ersten Ton an, dass wieder mit Nachtmystium zu rechnen ist. Dieser Song ist ganz klar in der Champions League des USBM anzusiedeln. Sehr geil dieser Start. Spezieller wird es mit «Predator Phoenix», denn das ist Country Musik, die von einem Black Metal Mantel umhüllt ist und ebenfalls sehr geil klingt. Ruhiger geht es mit «A Slow Decay» weiter, und das ist nun wieder USBM der Spitzenklasse, auch wenn das Tempo immer mal wieder gedrosselt wird. Sehr abwechslungsreich gestaltet sich auch dieser Track.
Mit genialem Songmaterial erobert mich auch «Conquistador» vollständig, und so wird dieser Stil hochintensiv und genial zelebriert. Im selben Fahrwasser schwimmt «Blind Spot» obenauf und markiert den nächsten Volltreffer. Mit «The Arduous March» wird sehr episch gestartet, aber dann nimmt das Ganze gewaltig an Fahrt auf und bietet den Sound in Perfektion feil. Den Titeltrack «Blight Privilege» haben sich Nachtmystium für den Schluss aufgehoben und fahren da ihre Mucke nochmals flott auf. Damit gelingt Blake Judd mit Nachtmystium ein beeindruckendes Comeback. «Blight Privilege» stellt dabei einen Meilenstein in der Geschichte des USBM dar!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/0ZeeP9VlcEQ
Das letzte Album «It Leads To This» erschien erst Anfang diesen Jahres, und da überrascht diese neue EP «Last To Run», ehrlich gesagt, die fünf neue und unveröffentlichte Tracks von THE PINEAPPLE THIEF enthält.
Kommen wir zu den Songs: Der Opener «All Because Of Me» ist ein melodiöser, flotter, eingängiger Progressive Song mit einer tollen Melodie. Das Titelstück «Last To Run» zeigt sich derweil als ein emotionales, melancholisches Stück, das irgendwo in der Schnittmenge Anathema, Riverside und Steven Wilson liegt. Verspielt und man geht sehr gut mit der Dynamik um. «Election Day» geht in dieselbe Richtung, spielt ebenfalls mit der Dynamik, das haben die Jungs voll im Griff. Gegen Ende folgt dann noch ein längeres, wunderbares Gitarren-Solo, sehr schön.
«The World To Me» ist eine Mischung aus Rock, AOR und feinem Progressive Rock, klingt etwas schräg, passt aber wunderbar. Den Abschluss bestreitet das rockige «No Friend Of Mine», ein typischer Pineapple-Song: rockige Gitarren, verspielte Synthies mit eigenen schrägen Takten, sehr spannend. Für mich klingen die Songs nicht wie Outtakes. Vielmehr bringen hier die Ananas-Diebe fünf starke Nummern auf die Rille. Sehr hörenswert das Ganze, respektive was «Last To Run» schon nur als EP zu bieten hat.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/nRjALNgC9NI
Dass eine Sängerin bei SEVEN KINGDOMS am Mikro steht, soll nicht bedeuten, dass wir es hier automatisch mit einer Symphonic Truppe zu tun haben. Sabrina Valentine shoutet sich nämlich gekonnt und mit einer kräftigen Stimme durch diese EP hindruch und hinterlässt einen mehr als nur guten Eindruck.
Musikalisch bewegen sich die Musiker im Fahrwasser von Power Metal, was bereits der Titelsong zeigt. Mit einem flotten Drumbeat wird «Through These Waves» eingeläutet. Eine Nummer, die sich sehen und hören lassen kann. Wie auch der gefühlvolle Einstieg zu «Wilted Pieces», der in einen kleinen, emotionalen Hit übergeht. Hier haben die Amis wirklich alles in einen Song gelegt, den man sich gerne immer wieder anhört. Wie auch bei der Mr. Mister Cover-Version von «Kyrie», die in diesem rockigen Gewand wirklich sehr hörenswert daherkommt. Coole EP der Amis!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/0WycHeHv04c
Die Amerikaner UNDEATH bleiben ihrem Zwei-Jahre Rhythmus treu und veröffentlich nun vier Jahre nach dem Debüt ihr drittes Album. Der zweite Output schaffte es sogar an die Spitze der besten Alben 2022 im Metal-Magazin "Decibel".
"Wir setzen uns selbst mehr unter Druck als alle anderen - das ist alles intern", sagt Sänger Alexander Jones. "Wir versuchen immer, uns selbst zu übertreffen. Natürlich gibt es auch Druck von aussen, aber den ignorieren wir. Letztendlich sind wir einfach große Fans unserer Band. Wir wissen, was wir von uns selbst hören wollen, also machen wir immer Musik, die wir als Undeath Fans gerne hören würden."
Die Jungs aus Rochester, New York beweisen auch auf «More Insane», dass sie vor allem eines vortrefflich beherrschen, denn das Album groovt wie Hölle! «Dead From Beyond» startet nach kurzem Soldaten-Marsch mit furiosen Riffs wie dem brutalen Gesang von Jones und stellt sofort höchste Anforderungen an die Nackenmuskulatur. «More Insane» ist ebenfalls aus demselben Holz geschnitzt und überrascht immer wieder durch kurze Überraschungen, wie die plötzlich einsetzenden Screams oder durch ein Bass-Solo. Es sind genau diese Wendungen im Songwriting, welche Undeath von anderen Kapellen unterscheiden.
Dabei wirken die Songs aber nicht zerhackt und übertrieben progressiv, sondern immer noch verdaulich. Als Band-Referenzen dürften Cannibal Corpse, Frozen Soul und Autopsy eine ungefähre Richtung angeben, in der sich die Amis bewegen. Dazu passt die Produktion von Mark Lewis, der schon mit oben erwähnten Cannibal Corpse oder The Black Dahlia Murder zusammengearbeitet hat. Sicher kein Klassiker, aber mit «More Insane haben Undeath da zweifellos ein gutes Album am Start.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/OCB6ybFdTkg
Der 51-jährige Daniel Cavanagh und Anathema-Drummer und Producer Daniel Cardoso hauen hier unter dem Banner von WEATHER SYSTEMS ein Progressive-Album heraus, das nahe am Sound der beliebtesten Phase seiner alten Band liegt, die man ungefähr zwischen «Alterative 4» (1998) und «We're Here Because We're Here» (2010) einzuordnen vermag.
Die Songs punkten auch durch jene Gitarren-Härte, die die Gruppe damals noch häufiger auszeichnete. Aber auch die ruhigen, atmosphärischen Klänge sind hier oft vertreten. Dazu die tollen, fliegenden Gitarren-Soli, auch gut zu hören beim interessanten «Synaesthesia». Bei dieser 9-minütigen Nummer vereint sich das ganze musikalische Spektrum der Band. Daniel hat hier übrigens, bis auf das Schlagzeug, alle Instrumente selber eingespielt. Natürlich sind die Erwartungen der Anathema-Fans gross, und ich finde, die werden grösstenteils auch erfüllt.
Verspielte Songs wie das starke «Do Angels Sing Like Rain» führen das Erbe weiter durch gefühlvolle Parts, die durch laute, von Gitarren geprägte Teile ergänzt werden. Daniel Cavanagh hat schon angekündigt, dass er langfristig wieder mit seinem Bruder arbeiten und Weather Systems als Nachfolgeband von Anathema etablieren könnte. Vorweg geniessen wir mal dieses wunderbare Stück Musik des Multi-Instrumentalisten, das den Titel «Ocean Without A Shore» trägt.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/SkLBJU7SBoY
Schwere Riffs prägen die Musik des Trios LUNA SOL, dazu treibende Drums und ein etwas düsterer Gesang sowie ein donnernder Bass. Hört Euch nur mal das sehr schwerfällige «Evil (Is On The Rise)» an, setzt Mega-Druck frei der Song.
Die oft gedoppelten Stimmen erinnern an Soundgarden und Chris Cornell. Aööerdings ohne ganz deren Niveau zu erreichen, was ja auch schwer ist. Aber auch hier stehen wieder mal die alten Black Sabbath Pate, zumindest was das Gitarren-Riffing und die düstere Note der Musik betrifft. Ist ja schon unglaublich, wie viele Gruppen die Mutter aller Heavy Metal Bands heute noch beeinflusst.
David Angstrom (Gitarre und Gesang), Zeth Pedulla (Drums) und Doug Tackett (Bass) toben sich hier gnadenlos auf ihren Instrumenten aus. Immer wieder hört man wilde Jams zwischen den Gesangs-Parts. Krasse Bass-Linien à la Geezer Butler, lebendige Drums und lange Gitarren-Soli. Ich finde, die drei haben hier coole Songs kreiert, meistens eigenständig und mit hörbaren Einflüssen einiger alter 70er-Jahre-Bands. Und so ist «Vita Mors» ein starkes, aber auch düsteres Album geworden, ausgestattet mit viel Druck und Power. Stoner-Fans werden es mögen.
Crazy Beat
Als ehemaliges Urgestein der norwegischen Black Metal Bewegung sind die Erwartungen an TRELLDOM und Gaahl natürlich sehr hoch. Mit dem Album «…By The Shadows…» werden aber sämtliche Ketten gesprengt, und man könnte von einem Pendant zu Free-Jazz im Metal sprechen.
Bereits mit «The Voices Of What Wispers» wird sehr frei von irgendwelchen Konventionen munter wie avantgardistisch drauflos musiziert. Sehr jazzig, vor allem dann, wenn der Saxophonist Kjetil Moster sein Können unter Beweis stellt. Dark Metal wird mit «Exit Existence» geboten, und Gaahl setzt seine Stimme wie eine zusätzliche Waffe ein. Am Ende des Songs werden die Nerven jedoch auf eine gewaltige Probe gestellt. Nervig wie der letzte Song aufgehört hat, geht es mit «Return The Distance» weiter, und für mich ist diese Kakophonie nur schwer zu ertragen.
Auch «Between The World» ist nicht leicht verdaulich, was aber bei Avantgarde Metal auch nicht verwunderlich ist! Abgespaced geht es mit «I Drink Out Of My Head» weiter, und so folgt die nächste, ungewöhnliche Nummer. Noch schräger fräst sich «Hiding Invisible» in die Hirnrinde hinein, und das Prädikat lautet: Unhörbar! Zum Schluss bleibt noch der Titeltrack, und hier ist das Ganze immerhin einigermassen hörbar! Trelldom sind mit «…By The Shadows…» sehr experimentell unterwegs, und bevor man die Absicht hat, dieses Album zu kaufen, unbedingt reinhören und das auf eigene Gefahr hin!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/iPDVPOrSN_Q
Mit dem zweiten Langeisen «Phantast» melden sich ÄERA zu einem Bewertungs-Termin zurück. Mit «Kosmos» wird man geradewegs in die Umlaufbahn katapultiert und das mit schnellem Black Metal, der aber auch Platz für ergreifende Melodien bietet.
Der Gesang wird mit deutschen Texten vorgetragen. Wie es in einem Bienenstock zu und her geht, demonstriert dieser Song auf eindrückliche Art und Weise. Mit «Emporor» wird ebenfalls blinde Raserei geboten, und so gerät das Ganze zu einer Kopie des Vorgängers. Beinahe eine Viertelstunde Musik wird mit «Schattenkreuz» geboten, wovon der harzige Start mit Gitarren-Gezupfe schon mal mehrere Minuten dauert. Danach wird das gewohnte Flirren frei Haus geliefert. Nach dem gleichen Schema wird dieses Album mit «Fleisch und Knochen» garstig zu Ende gebracht. Mit Phantast» haben Äera ein solides Werk veröffentlicht, das keine Tiefpunkte enthält, nur fehlen jedoch wirkliche Höhepunkte!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/Reh7tfpbNnI
Die Briten PSYCHLONA hauen uns hier ihr drittes Album um die Ohren. Erneut hört man wieder schwere, treibende Gitarren-Riffs und den klaren Gesang von Shouter Phil Hey. Die Mischung aus Stoner, Desert und Post Rock Songs wie «Let's Go» erzeugt eine ungeheure Wucht, dazu ein dreckiges Wah-Wah Solo.
Das Ganze erinnert an Kyuss wie Monster Magnet, und das etwas gemächlichere «Smoke» trägt durchaus Spuren von Soundgarden. In der zweiten Hälfte des Albums nimmt die Musik der Briten zunehmend eine düsterere und experimentellere Wendung. Die Tracks «Topanga» und «Kaleidoscope» sind von einer doomigen Schwere geprägt. Wobei mir beim Gesang von «Topanga» die Stimme von Phil irgendwas von David Gilmour hat. Ja ich weiss, das klingt seltsam, ist aber so. Und so hat auch das ruhigere «Split», mal abgesehen von den wuchtigen Gitarren, durchaus was von Pink Floyd. Ihr seht, die vier Herren aus good old England können musikalisch sehr vielseitig sein, was das Album wiederum sehr interessant macht. «Warped Vision» bietet also beste Unterhaltung, und das ist ja das, was sein soll.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/PSJZZly1bFM
Trotz einer Band-Geschichte, die bis ins Jahr 1992 zurückreicht, ist «Grievances» erst das zweite Album der Amerikaner und es markiert ausserdem das Comeback, nachdem man sich 2009 aufgelöst hatte. Einen wichtigen Anteil daran, dass Avernus wieder zusammen musizieren, hat M-Theory Inhaber Marco Barbieri, der die Band seit seiner Zeit bei Metal Blade kennt.
Wenn mich jemand nach meinem Lieblings-Album von Paradise Lost fragt, lautet meine Antwort sofort «Gothic». Nach mehrmaligem Durchhören erinnert mich «Grievances» durchaus in Teilen an dieses Meisterwerk der Briten, vor allem die Riffs mit ihren Melodie-Bögen und der daraus entstehenden Atmosphäre. Auch My Dying Bride dürften Pate gestanden sein, denn schnell ist das Album definitiv nicht. Nach einem Intro geht es mit «Nemesis» gleich mit dem längsten Song los. Melancholische Melodien, atmosphärische Parts und Riffs die eben an Paradise Lost erinnern ergeben den perfekten Soundtrack für neblige Herbsttage. Das folgende «Exitus» und «Return To Dust» sind weitere Beispiele für das feine Gespür der Band um diese spezielle melancholische, tieftraurige Stimmung zu erzeugen.
Weniger gefällt mir die zweite Hälfte des Albums, welche durch zwei Instrumentals und dem ziemlich langweiligen «Utter Euphoria» nicht wirklich begeistern kann. Diese NUmmer zieht das Album unnötig in die Länge und provoziert so einen klaren Abzug bei der Bewertung. Insgesamt ist «Grievances» trotzdem ein hörenswertes Album geworden, und wer auf gotisch angehauchten Death / Doom Metal steht, sollte Avernus mal anchecken.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/qdbaw_2lyuY
SKYLINE kennt man vor allem als die Band, welche als eine von zwei Headlinern am allerersten "Wacken Open Air" spielte. Zu den Gründungs-Mitgliedern des Festivals gehörten Skyline Bassist Thomas Jensen und Schlagzeuger Andreas "Gösy" Schlüte. Während Jensen, neben Holger Hübner, schon lange als Festival-Manager fungiert, führt Schlüte die alte Band bis heute weiter.
Und nach wie vor gehören Skyline zum Live-Inventar des "Wacken Open Airs". Auf Tonträger machte sich die Band aber bisher rar. Erst 2019 erschien das Debüt-Album «Uncovered», und jetzt folgt «Human Monster». Das Promo-Schreiben erklärt nun, dass die Band ihren Wurzeln treu bleibt, aber gleichzeitig innovativ ist. Ich selber höre in erster Linie innovativ, denn Skyline präsentieren auf «Human Monster» eine tanzbare Mischung aus Hard Rock, Heavy Metal, Industrial und Pop-Rock. Das ist durchaus griffig, kurzweilig und macht Spass zum Anhören. Von einer Wacken-Band hätte ich mir jetzt allerdings einen intensiveren Härtegrad vorgestellt. Das ist jedoch egal, wenn das Songwriting hält, was es verspricht.
Und das tut es, denn hier erhält man tatsächlich nur gute Lieder und keine Füller. Dabei setzt die Band auf Abwechslung, baut wie etwa bei «Dream Engine» schöne Spannungs-Bögen auf und driftet immer wieder in Richtung Rock ab. Das könnte aber schlicht auch an der Einstellung meiner Soundanlage liegen. Bringt diese Band ihre Musik live noch mit mehr Druck ins Publikum, ist es gut vorstellbar, dass Skyline mit «Human Monster» bald den reinen "Wacken Open Air" Stempel ablegen wird. Mit «Human Monster» stehen der Truppe alle Türen offen, und als gefeierte Kult-Band sollte zumindest die Neugier vieler potenzieller Fans geweckt werden können. Reinhören ist hier somit Pflicht!
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/_57kh0nR28Y
Anders Johansson dürfte eingefleischten Metal Fans als ehemaliger Drummer von HammerFall und Yngwie Malmsteen ein Begriff sein. Zusammen mit seinen Söhnen Kalle und Niklas gründete der mittlerweile über 60-Jährige 2019 die Band TUNGSTEN. «The Grand Inferno» ist der vierte Streich der Schweden, die sich seit der Gründung mit Michael Andersson als Sänger als Quartett präsentieren.
Wer europäischen Power Metal nicht mag, kann gleich zur nächsten Review switchen! Wer darüber hinaus kitschigen "Over The Top Metal" nicht mag oder mit modernen Elementen (bis hin zu Industrial Anleihen) nichts anfangen kann, braucht auch nicht weiterzulesen. Noch da? Gut, dann gehört Ihr wahrscheinlich auch zu Fans von Bands wie Angus McSix, DragonForce oder Ad Infinitum und habt eine Schwäche für Rammstein. Irgendwo dazwischen platzieren sich Tungsten, die ein Faible für absolut eingängige Refrains besitzen.
Der knallharte, gleichzeitig aber auch bombastische Opener «Anger» kommt mit fetten Rammstein Riffs und Screams daher, aber die Melodie-Bögen sind tief im Power Metal verwurzelt. Dazu gibt es Hymnen wie «Blood Of The Kings», «Walborg» oder den geilen Titeltrack, der sich als eine toll gesungene Halbballade entpuppt. Leider ist der Grat zur Peinlichkeit auf dem Tungsten wandern, ziemlich schmal. «Lullaby» ist mit seinen Kinder-Chören, den Disco-Beats und der viel zu poppigen Melodie ein Totalausfall.
Auch «Falling Apart» und «Chaos» wirken zu sehr auf modern getrimmt und fallen bei mir komplett durch. Tungsten pendeln hier zwischen Genie und Wahnsinn, respektive sind eigentlich nur dann am stärksten, wenn sie nicht zwanghaft versuchen irgendwelche Loops, Beats und sonstige, unnötige Spielereien mit in die Songs zu packen. Die vierköpfige Truppe besitzt zweifellos Talent, keine Frage, bleibt aber mit «The Grand Inferno» eine absolute Nischen-Band.
Rönu
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Das Geheimnis ist schon seit einer Weile gelüftet. Nach fast neun Jahren Pause sind die schwedischen Prog-Rocker BEARDFISH zurück. «Songs For Beating Hearts» ist die erste brandneue Musik von Beardfish seit neun Jahren.
Während sich die vielen magischen Momente des Albums entfalten, scheint es, als wäre die Band nie weg gewesen. Schon der gefühlvoll gespielte Opener «Ecotone» gefällt beim ersten Anhören. «Songs For Beating Hearts» ist ein leuchtendes Zeugnis für die Magie, die entsteht, wenn sich diese vier Musiker zusammentun - mit starken Anklängen an vergangenen Ruhm, aber auch mit einer ganz neuen, wehmütigen Stimmung. Heisst von der verträumten Melancholie und der vertrackten Opulenz des fünfstimmigen «Out In The Open» über den Progressive-freundlichen Sound des bittersüssen, 11-minütigen Epos «Beating Hearts».
Und das geht anschliessend so weiter bis zum ernüchternden "Prog Noir" des abschliessenden «Torrential Downpour», womit das Quartett nicht nur ihr bisher stärkstes Werk erschaffen hat, sondern auch ihr emotionalstes. Hier wird der Geist von Genesis und Yes am Leben erhalten, ebenso wie die musikalische Verbindung hin zu Spocks Beard, so wie auch zu den Flower Kings offengelegt wird. Den schwedischen Musikern mit dem neuen Album «Songs For Beating Hearts» ein wunderbares Stück Progressive Rock gelungen. Welcome back, Beardfish!
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/Ji3vT-J7yww
Mit dem sechsten Studio-Album spielt sich die Athener Truppe INNERWISH in die Herzen aller Symphonic Metal Fans, die einen starken Hang hin zum traditionellen Metal haben. Dass dabei schwere und grosse Chöre ihren Auftritt haben sowie orchestrale Momente das Album abrunden, dürfte niemanden überraschen.
Auch die filigrane Gitarren-Arbeit von Manolis Tsigos und Thimios Krikos wird seine Fans finden, wie auch die Stimme von George Eikosipentakis, der den zwölf Tracks mit einem leicht theatralischen Hang seinen Stempel aufdrückt. InnerWish sind weit davon entfernt mit Nightwish verglichen zu werden, sondern ziehen ihre Wurzeln eher aus dem US Metal und der NWOBHM. Sicherlich standen auch italienische Pathos-Truppen Pate, dies aber nicht mit einem zu effektiven Eindruck. Wer sich in diesem Genre wohl und zu Hause fühlt, sieht auf «Ash Of Eternal Flame» schon beim kunstvoll gestalteten Cover, wohin die Reise führen wird. Anspieltipps: «Sea Of Lies», «Higher», «Cretan Warriors» und «Send Me An Angel». Letzterer Track ist dabei gar ein Cover von Blackfoot (!).
https://www.youtube.com/embed/qV16cDAw5oI
Das vierte Studio-Album der schwedischen Rocker SEVENTH CRYSTAL bietet, hört man sich den Opener «Oathbreaker» an, nicht nur Schweden Rock, sondern auch Elemente von Gun und moderne Gang- Shout-Parts.
Das Leben ändert sich auch im Musik-Zirkus, denn was früher noch "sauber" getrennt wurde, wird heute zu allem Möglichem vermischt. Das darf seine Berechtigung haben und zeigt immer wieder, dass dies durchaus eine erfolgreiche Karriere versprechen kann. Wie das bei den Schweden aussieht? Richtig geil werden die Songs, wenn die mit viel Gefühl und einer tollen Technik vorgetragenen Solos den Platz einnehmen. Speziell beim Opener wären allerdings weniger oder keine dieser aggressiven Gang-Shouts bedeutend besser gewesen.
Das fröhliche und mit viel Schmackes vorgetragene «Thirteen To One» belegt nämlich, das der Fokus auf das Wesentliche zu mehr Durchschlagskraft führt. Im krassen Gegenteil dazu steht «Blinded By The Light», das mit hasserfüllter Aggressivität vorgetragen, um dann wieder mit viel lieblichen und verletzlichen Parts angereichert wird. Ich wage zu behaupten, dass Fans von Dynazty mit Seventh Crystal viele Berührungspunkte haben. Das Wechselspiel zwischen sämtlichen Emotionen des Lebens führt auf «Entity» zu Klängen, welche jüngere Fans garantiert begeistert werden.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/CQLDzQx0vH8
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass Chris IMPELLITTERI bei mir immer wieder ein bisschen in Vergessenheit gerät. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass ich den Wunder-Gitarristen noch nie auf der Bühne erleben durfte, denn an den Scheiben die er veröffentlichte, kann es nicht liegen.
Der Neo Classic Gitarrist hat seit dem Debüt-Album, einer 4-Track EP aus dem Jahre 1987, immer Qualität abgeliefert. Ein Jahr später folgte «Stand In Line», bei welchem Graham Bonnet für kurze Zeit Rob Rock ersetzte. Chris hatte immer unglaubliche Musiker in seinen Reihen, wie Ken Mary (Drums), Claude Schnell (Keyboards), Dave Spitz (Bass), Pat Torpey (Drums), Glen Sobel (Drums) oder Jon Dette (Drums).
Auf dem zwölften Studio-Album hat sich nun der ehemalige Slayer Trommler Paul Bostaph hinter die Kessel und Becken gesetzt und verleiht dem Werk einen wuchtigen Wumms. Rob Rock singt einmal mehr wie ein junger Gott und James Pulli, der seit 1990 den Bass bedient, lässt dem Gitarristen genügend Platz, um sich zu entfalten. Mister Impellitteri selbst nützt diesen und rifft sich mit der bekannten Sicherheit durch seine Tracks hindurch. Dass die Solos entfernt an Yngwie Malmsteen erinnern, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Somit ist «War Machine» genau das Album geworden, das in den Achtzigern Jahren von den Gitarren-Fetischisten abgefeiert worden wäre und heute nur noch die Wenigsten interessieren wird. Gerade aus diesem Grund sollten sich aber alle «War Machine» anhören, denn die Tracks killen ohne Ende und bringen bei jedem weiteren Anhören Neues ans Tageslicht. Dabei erinnert ein «Hell On Earth» an die besten Zeiten von Loudness oder ein «Light It Up» und «Beware The Hunter» an die besten von…, Impellitteri!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/F8uVvq80EHk
Junge Junge, wie doch die Zeit vergeht! SUIDAKRA feiern tatsächlich schon ihren dreissigsten Geburtstag und beschenken sich mit ihrem fünfzehnten Werk gleich selber. Erstmals wurde ein Album im eigenen "GHA Studio" von Bandgründer Arkadius in Würzburg aufgenommen wie gemixt und von Dan Swanö gemastert.
Edge Of Sanity waren in der Anfangsphase ein wichtiger Einfluss auf den Sound. Wer sich über den seltsamen Titel wundert, er bedeutet übersetzt Armageddon. Dass man musikalisch jedoch eher wieder "back to the roots" geht, zeigt schon der starke Opener «As Heroes Abide», der abgeht wie Hölle und gleichzeitig alles bietet, was Suidakra Fans lieben: Folkige Melodien, Riff-Gewitter, rasende Parts und sogar klar gesungene Passagen. «Unraveling Destinies» nimmt den Schwung mit und kommt mit überraschenden Breaks und jeder Menge Drive um die Ecke, phasenweise erinnert der Song an In Flames.
Nach dem Instrumental «Ashes Of Truth» werden einem mit «The Heart Of Darkness» und «The Last Guardian» zwei lange Songs um die Ohren gehauen, wobei Letzterer das absolute Album-Highlight darstellt. Als Abschluss folgt noch ein Medley von At The Gates sowie Edge Of Sanity, was fraglos wichtig für die musikalische Reisei ist. Suidakra haben auch nach drei Dekaden genug Pfeffer und Ideen um ein fraglos qualitativ starkes Album zu veröffentlichen. Deshalb kann man nur hoffen, dass die Düsseldorfer uns noch lange erhalten bleiben.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/F8uVvq80EHk
Viele Dinge sind neu bei den Deutschen ASSASSIN. Zum ersten Mal veröffentlicht der Fünfer eine EP, wo auch das Songwriting diesmal von allen Band-Mitgliedern stammt. Dann wurde auch zum ersten Mal in den "Lucky Bob Studios", zusammen mit Jean Bormann (Gitarrist von Rage) aufgenommen.
Wie hören sich die fünf neuen Tracks nun an? Wie das gewohnte Abriss-Kommando der Truppe um Sänger Ingo. Schwerfällige Riffs leiten «Blood For Blood» ein und gehen mit einem knüppelharten Rhythmus an den Start, der sich schleppend in einem fetten Thrash-Bolzen entlädt. Das kernige und angriffslustige Riff zum Titelsong trägt dabei schon etwas Hitverdächtiges an sich. Wie auch «In And Out By The Tide», das vage an Sodom erinnert.
Mit dem von Judas Priest bekannt gemachten, respektive Peter Green geschriebenen «The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown)» versuchen sich die Thrasher nicht einmal schlecht an diesem Klassiker und kreieren daraus eine ganz ungewöhnliche Nummer. «Skullblast» ist eine erstaunlich coole und runde EP geworden, die sich die Assassin Jünger ohne mit den Wimpern zu zucken kaufen werden und zudem auch Neu-Fans für sich gewinnen könnte.
Tinu
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Die frischgebackene Mutter kommt mit einem Solo-Album ums Eck, das sich auch so nennen darf. Statt nicht verwendetes Thundermother Material als Solo-Dtreich zu veröffentlichen, bietet FILIPPA NÄSSIL hier feinsten US Country Blues Rock.
Die Songs entstanden, als Thundermother den Support für die Scorpions in den USA spielen konnten und atmen das Flair und die Weiten der Staaten förmlich ein. Man schnuppert am Morgenduft, den rötlichen Felsen in den Nationalparks, den trockenen und grünen Ebenen und merkt, wie inspirierend das Land für die Gitarristin war. Die Lieder wurden in einem Monat geschrieben und entfernen sich ganz bewusst vom "Kick Ass Stuff", mit dem sie mit den Donnermüttern Abend für Abend die Bühne zum Brennen bringt und taucht in eine sanfte, verletzliche und nachdenkliche Welt ein.
Hört man sich den Opener «Richmond, Virginia» an (ein Lied über mexikanische Tacos, die sich "Pastor" nennen), weiss man wohin die musikalische Reise geht. Oder in «San Francisco» wo das Wiedersehen mit ihrem Freund besungen wird, der sie auf der damals laufenden Tournee besuchte. Ein sehr persönliches Album, das uns da Filippa präsentiert und bei dem sie die sechs Tracks in englischer und schwedischer Sprache präsentiert. Für Thundermother Fans ist «American Diaries» sicher ein gewöhnungsbedürftiges Album, aber für Freunde vom Blues und Country ein Album zum Verlieben.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/Mjb3mQtucbU
Der nimmermüde, kanadische Ausnahme-Musiker DEVIN TOWNSEND hat sich schon mehrfach neu erfunden, und besitzt innerhalb seines selber erschaffenen Musik-Kosmos völlige Narrenfreiheit. Je nachdem wie er drauf ist und/oder was ihn gerade beschäftigt, haut er Alben heraus, die alles zwischen lieblich-balladesk und bombast-deathig abdecken. Letzteres Terrain hat er schon mit einigen Werken bedacht und sich dabei auch live gross inszeniert.
Dazu gehören mitunter längst geschichtsträchtige Auftritte in der Londoner Royal Albert Hall, wo Master Townsend alle Register zog und seine Fans, wie sich selber, damit überaus glücklich machte. Die komplette Musik zum neuen Studio-Album «PowerNerd» wurde in gerade mal elf Tagen geschrieben und unterstreicht einmal mehr, wie kreativ dieser Mann ist. Die Herangehensweise war diesmal aber eine andere, die Devin selber so formulierte: "Ich dachte, ich habe so viel Zeit damit verbracht, über jeden Aspekt meiner Arbeit nachzudenken - was würde passieren, wenn ich das nicht täte?"
Dem Resultat liegt schliesslich dieser ergänzende Kommentar zugrunde: "Vielleicht hätte ich dann die Möglichkeit, etwas direkter zu sagen, was ich zu tun versuche. Ich wollte wirklich sehen, ob ich einige der Mäander durchbrechen kann". Herausgekommen ist ein neues (Solo-) Werk, das insgesamt auf den Spuren des vergleichsweise "sehr ruhigen" Vorgängers «Lightwork» (2022) wandelt. Darin eingebettet ist jedoch immer die "townsend'sche DNA", heisst einerseits das für ihn typische Arrangieren seines Gesanges und andererseits die begleitenden, einzigartigen, musikalischen Eruptionen.
Bei «PowerNerd» stechen zudem Synthie-Sounds der 80er heraus und verleihen dem Ganzen noch eine spezielle Note. Wer das umfangreiche Palmarès des Canucks aus New Westminster, Vancouver kennt und liebt, hat, je nach Stimmung, eh eine breite Auswahl zur Hand. Nun kommt ein eigentlich sehr generisches Album hinzu, das die drumseitig bekannten Rasereien für einmal (ausser beim coolen Absacker «Ruby Quaker») auslässt, die Handschrift sonst aber unverkennbar weitergepflegt wird. Anspiel-Tipps sind «Ubelia», «Jainism» und «Younger Lover», letzterer Track gar mit akustischen Parts, grandios!
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/8-we4aXo_NM
Das Debüt-Album von Sybreed, «Slave Design» konnte sich im Jahr 2004 klar von anderen Platten des Genres abheben, indem es erfolgreich auf der Grundlage klassischer Werke von Fear Factory und Strapping Young Lad aufbaute und gleichzeitig Electro Industrial-Einflüsse sowie progressive Elemente mit einem starken Sinn für Melodie einführte.
Es war ein Album, das mühelos Aggression und Melodie in Einklang brachte, ohne dass eines der beiden Attribute jemals in Frage gestellt wurde. Um den Sound von Sybreed um 2004 zu beschreiben, würde eine Mischung aus Fear Factory, melodischem Geschrei à la Devin Townsend, elektronischen Melodien von Depeche Mode und einem Hauch Meshuggah wohl funktionieren. Der Track «Decoy» zeigt diese Mischung perfekt mit seinen scharfen Start-Stopp-Riffs, schrulligen, zuckenden Rhythmen, einer auffälligen Elektronik-Schicht, einem starken, melancholischen Refrain und heftigen, harschen Vocals.
Mein persönlicher Favorit ist jedoch «Next Day Will Never Come». Es ist einer der melodischeren Songs auf dem Album, mit einem massiven, eingängigen Refrain, treibenden Percussions, frickelnden Keyboards und einer starken metallischen Kante. «Slave Design» ist auch zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen ein herausragendes Album, dessen zwölf Tracks in Würde gealtert sind und eine einzigartige Mischung aus Industrial Metal präsentieren. Etwas schade ist, dass der Gesamtsound des «20th Anniversary Remasters» keine wirkliche Verbesserung gegenüber dem Original darstellt.
So ist es kaum zu rechtfertigen, diese Platte erneut rauszuhauen. Die auffälligste Veränderung ist vermutlich, dass sich die Höhen und Tiefen bei fast jedem Instrumental-Part voller anhören. Insgesamt schafft der aktualisierte Sound aber keinen Wow!-Effekt zu erzeugen, was ich persönlich als vertane Chance ansehe. Die zwei neuen Tracks «Bioactive» und «System Debaser» machen am Ende der Platte den Unterschied noch deutlicher, was an Klangqualität und Produktion zu erreichen gewesen wäre. Eigentlich ist es ganz egal, ob man sich als langjähriger Fan das Original oder als Neuling die remasterte Version von «Slave Design» zu Gemüte führt. Das Album ist es alleweil wert, angehört zu werden.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/aoqEIgn6mdA
Cool, das Album beginnt mit einem starken Heavy Rock Song mit dem Titel «Never Too Late». Sängerin Siân Greenaway, die hier wohl das letzte Mal singt bei den Birminghamer Rockern von ALUNAH, zeigt hier eine starke Leistung am Mikrofon. Das ist wohl ein herber Schlag für die Jungs, prägt doch Siâns Stimme die Songs wesentlich.
Auch das folgende «Trickster Of Time», das durch ein Querflöten-Solo einen leichten 70er-Jahre-Touch verströmt. Ganz stark finde ich das leicht bluesige, entspannte «Fever Dream». Hier wird mit viel Gefühl gespielt und gesungen. Immer wieder erinnert mich die Musik der Briten etwas an Klaus Schuberts Rock-Bunnies mit deren starken Album «Speedmachine». Songs wie «Sacred Grooves» besitzen Tiefe und glänzen mit tollen Gitarren-Soli. Ergänzt durch ein schweres Riff macht der Song echt Spass. «Celestial», ein instrumentales Stück, beginnt mit Folk-Einschlag, bevor man dann mit dem nächsten, schweren Riff weiterfährt.
Die Musik der Briten ist echt geil, macht Spass und verbreitet positive Vibes. Man trifft hier zudem auf viele stilistische Wechsel, was meiner Meinung nach «Fever Dream» sehr spannend macht. Und wie gesagt, Siân Greenaway macht ihre Sache sehr gut und veredelt die jeweiligen Songs wunderbar. «Fever Dream» geht auf jeden Fall als cooles Album durch, das jedem Rock-Fan gefallen dürfte, der auf starke Melodien steht.
Crazy Beat
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Im Kopf eines Selbstjustizlers tobt der Krieg. Von einer gefallenen Gesellschaft an den Rand gedrängt, beschliesst er, die offenen Rechnungen auf seine Art zu begleichen. Was wie ein Exposé einer Netflix-Psychothriller-Serie klingt, ist für A KILLER'S CONFESSION Realität.
Auf ihrem vierten Album «Victim 1» und Debüt bei MNRK Heavy, stürzt sich die Band um Sänger und Mastermind Waylon Reavis über den Punkt ohne Rückkehr hinaus und kanalisiert die fesselnde Abscheulichkeit wahrer Verbrechen zu einem Soundtrack aus melodischem Hard Rock, der mit Anflügen von stampfendem Metal und heimtückischem Industrial versetzt ist. Nach drei bahnbrechenden Alben mit Mushroomhead zog sich Waylon ganz von der Musik zurück. 2016 kehrte er mit A Killer's Confession zurück und lieferte bis dato drei Kult-Alben ab.
Zusammen mit Bassist JP Cross, Gitarrist James Skritch und dem Schlagzeug-Duo Will Spodnik und Kegan King konnte die Truppe auch live begeistern. So kehrte Reavis mit seinen Kollegen und Produzenten Dusty Boles (Make Me Famous) und Evan Mckeever (Nine Shrines) ins Studio und kreierte die zehn Tracks umfassende Platte «Victim 1». Die Single «Greed» dreht sich um einen bedrohlichen Keyboard-Sound, gepaart mit stampfenden Gitarren, während bei «Martyr» das Schlagzeug unter einem Gitarren-Gewitter donnert.
Bei «Voices» mischt Aaron Nordstrom von Gemini Syndrome mit, der mit Waylon ein fesselndes Wechselspiel entfacht, das den wahnsinnig eingängigen Groove des Songs unterstützt. An anderer Stelle («Purpose») übernimmt Waylon die Stimme des Rächers, indem er der Täterschaft mit dem Tod droht. Letzten Endes erzählen A Killer's Confession bloss eine fesselnde Geschichte, der man sich nicht wirklich entziehen kann. «Victim 1» ist groovig und fesselnd zugleich, stürzt jedoch bei den Cleanvocal-Passagen ein wenig ab, da meines Erachtens zu viel Druck verloren geht. Ansonsten eine unterhaltsame Platte.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/8MGwbI09-Ns
APRIL ART entstanden 2014 aus der Asche von Scarlet Fire, gegründet durch Philipp Tesarek, Nico Neufeld und Marek Haesler. Zwei Alben wurden in dieser Ära produziert, dann war Schluss! Der Bandname ist geblieben, die Mitglieder jedoch nicht. Völlig umgekrempelt, hat die Band um Lisa-Marie Watz (Vocals), Benjamin Juelg (Schlagzeug), Julian Schuetze (Gitarre) und Chris Bunnell (Bass) kürzlich ihren dritten Longplayer «Rodeo» veröffentlicht.
Mit einer Trackliste von elf Songs, beginnend mit dem Titeltrack «Rodeo», wird dem Album der richtige Ton für die nächsten 36 Minuten vorgegeben. An Nu Metal erinnernde Riffs, diverse Samples und ein massiver Groove sind die Haupt-Zutaten, die die Richtung ihres Sounds vorgeben. Die Vocals von Lisa-Marie sind stark und wechseln sich nahtlos zwischen Gesang und Geschrei ab. Beim Durchhören wurde ich unweigerlich an Combos wie Guano Apes oder Die Happy erinnert. Auch Einflüsse von Lambretta sind nicht von der Hand zu weisen, jedoch sind April Art aggressiver, auch wenn Tracks wie «Jackhammer» mit Dancehall-Samples eingeleitet werden.
Der Song ist schwer, klingt modern und schlägt mit einigen Rap-Parts eine etwas andere Richtung ein. Er ist kommerziell, süss, aber glücklicherweise nicht zu klebrig, was für die Qualität der Band spricht. Die elf Songs sind wie ein wilder Ritt auf einem Pferd, das immer wieder versucht, den Reiter abzuwerfen. Jeder Song ist anders, ohne jedoch ein gewisses Mass an Geradlinigkeit vermissen zu lassen. Symbolisch, passend dazu auch das Cover-Artwork, das die Sängerin entspannt auf einem steinernen Riesengaul zeigt. «Let Em Go» kombiniert schliesslich modernen Metal mit atmosphärischen Zwischenspielen, bevor eine röhrende Gitarre das pulsierende «Head Up High» einleitet.
«Not Afraid» läutet donnernd das Ende der Platte ein, die noch eine Akustik-Version von «Not Sorry» und mit «Change Part II» eine Erweiterung der Version von 2022 enthält. April Art sind überraschend und «Rodeo» strotzt vor Energie und Können. Es ist eine Veröffentlichung, die den richtigen Punkt trifft, um rohen und ungezähmten Nu Metal mit der Leidenschaft für Rock-Musik zu verbinden. Eingängigkeit und Härte sind zwei der Hauptfaktoren dieses Albums, die sich nicht gegenseitig abstossen, sondern miteinander verschmelzen. In ihrem Segment gehört der Vierer mit Sicherheit zu den vielversprechenderen Bands der Zukunft.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/FAgNWdTqwps
Mit technisch ausgefeiltem und anspruchsvollem Melodic Death Metal haben sich die Steiermarker CROWORD in den letzten Jahren einen exzellenten Ruf erarbeitet. Drei Jahre nach ihrem letzten Output, der hochgelobten EP «Crimson Gaze», legt die mittlerweile zum Vierer geschrumpfte Band nun ihren zweiten Longplayer «The Ignorance Cut» vor.
Mit zwei Neuzugängen an den Gitarren und nach der Übernahme der Vocals, präsentiert Bassist und Mastermind Lukas Rappitsch ein weitestgehend neues Line-up, welches die konstante Weiterentwicklung von CroworD unterstreicht. Kompromisslos und auf höchstem Niveau werden die Genre-Grenzen des Death Metals neu definiert. Grenzen und selbst auferlegte Beschränkungen sind auch das zentrale Thema auf «The Ignorance Cut». CroworD haben sich das Ziel gesetzt, auf den zehn Tracks, sowohl persönliche und musikalische Grenzen zu sprengen als auch in den Songtexten einige unangenehme Fragen und Wahrheiten an die Gesellschaft zu richten.
Dafür lässt sich Haupt-Songwriter Rappitsch stets von der klassischen und neuzeitlichen Kunst leiten. «The Devils Truth» (Die Teufel von Loudon von Aldous Huxley), «Die Fakultätsbilder» von Gustav Klimt in «Secession» oder Arnold Böcklins «Die Toteninsel» die zur «Isle Of The Dead» wird. Auch der Opener «Brothers» ist inspiriert vom Buch «Der Junge im gestreiften Pyjama» von John Boyne, in dem, die stetig weiter entwickelte Tonalität, in Relation zum Seelen-Zustand des Protagonisten steht. Genre-übergreifend wird der Song durch ein Streichquartett, unter der Leitung von Johanna Pichlmair (Berliner Philharmoniker), verstärkt.
Beim eben erwähnten «The Devils Truth» konnte zudem Per Nilsson (Scar Symmetry, Ex-Meshuggah) für ein feines Gitarrens-Solo gewonnen werden, das mit einer gewissen Leichtigkeit und hohen Eingängigkeit punkten kann. Man muss also kein Nerd sein, um bei «The Ignorance Cut» voll auf seine Kosten zu kommen, so denn auch bei ihrem neuen Werk setzen CroworD in gewohnter Manier auf brachiale Grooves, feine Melodien und mächtige Riffs, die sich präzise in die Gehörgänge fressen und sich dort gezielt festkrallen.
Aufgenommen und produziert wurde die Platte von Lukas Rappitsch in zwei verschiedenen Studios in Wien. Für Mix und Mastering wurde «The Ignorance Cut», an Kai Stahlenberg, in die renommierten "Kohlekeller Studios", im hessischen Seeheim, übergeben. «The Ignorance Cut» ist mit seinen Kompositionen ein gelungenes Album, das ein altes Genre mit neuen Einflüssen veredelt.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/gsDt6XBDlbg
Stoner Rock Ikone Brant Björk hauen dem Zuhörer ein neues Album um die Ohren. Diesmal aber nicht als Solo-Künstler, sondern als Trio. Zusammen mit Basser Mario Lalli und Drummer Ryan Güt.
Dreckige, verzerrte Gitarren dominieren den Sound des Dreiers und immer mit einem Schuss Düsterness eines Tony Iommi an der Gitarre. Dazu der klare Gesang des Namensgebers. Passend auch die trockenen Drums, heisst hier wird ohne viele Effekte gerockt, und man(n) beschränkt sich auf das Wesentliche. Auch wenn Brant soliert, ist keine zweite Gitarre zu hören, denn da kommt der Bass einfach mehr zur Geltung. Klasse auch die Arbeit des Drummers, der sich hier mit interessanten Breaks austobt. Ja, als Trio hat hier natürlich jeder Musiker mehr Spielraum für sein Instrument.
Der Desert Rock verströmt hier natürlich viel 70er-Jahre-Vibes, und eben, wie bei «Down The Mountain» hört man ein klassisches Iommi-Riff der Sabbath-Anfangszeiten. Die Gitarren klingen oft, als kämen sie aus einem alten, kaputten Fender-Amp. Brant und seine Jungs erfinden hier mit «Once Upon A Time In The Desert» freilich nichts Neues, schmücken aber das Genre mit einem starken Album, düster, wild, dreckig und staubig, Desert Rock halt.
Crazy Beat
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Im August und September 2023 unternahmen die multinationalen Progressive Rocker BIG BIG TRAIN ihre bisher längste Tournee. Sie spielten siebzehn Shows in 21 Tagen, respektive in neun Ländern Grossbritanniens wie Europas und schlossen mit zwei triumphalen Konzerten in Londons prestigeträchtiger "Cadogan Hall" ab. Diese beiden Konzerte sind nun als «A Flare On The Lens» verewigt.
Insgesamt achtzehn Songs auf drei CDs oder siebzehn auf einer Blu-ray. Hervorzuheben wäre insbesondere die emotionale Tiefe und musikalische Vielfalt der Songs. Klasse, wie die sechs Musiker und das The Big Big Train Brass Ensemble das hier darbieten. Hört Euch das wunderschöne «Love Is The Light» an, wunderschöne mehrstimmige Gesänge werden mit viel Gefühl gesungen. Ganz gross auch das 8-minütige «Judas Unrepentant». Hier zeigen die Proggies nochmals, dass sie sehr starke Progressive Rock Songs draufhaben. Ganz klar kann man auch musikalische Verbindungen hin zu Yes und Spock's Beard ausmachen, wunderbar hier einzutauchen und sich von der Musik mitreissen zu lassen.
Oder das mit akustischer Gitarre und mit viel Gefühl gespielte «Telling The Bees». Die kombinierten Elemente des klassischen Progressive Rock mit Folk und symphonischen Einflüssen sind einfach grossartig. Da kommt kein echter Proggie dran vorbei. Ich würde dabei empfehlen, die Blu-ray zu kaufen, um das ganze Konzert noch mehr geniessen zu können. Sehr starke Darbietung der Briten mit ihrem aus Los Angeles stammenden Drummer und Sänger Nick D'Virgilio.
Crazy Beat
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In einer Branche, die wöchentlich von Neuveröffentlichungen überschwemmt wird, ist das Momentum wichtig. Die Hardcore Thrash Band ENFORCED aus Virginia, die im letzten Jahr ihr drittes Album «War Remains» auf den Markt gebracht haben, legen mit «A Leap Into The Dark» eine schlagkräftige EP vor.
Die Fans kommen in den Genuss von drei brandneuen Eigenkompositionen sowie drei B-Seiten, darunter eine remasterte Version von «Casket», das ursprünglich 2021 über das Decibel-Magazin als 7"-Flexi-Single veröffentlicht wurde, sowie Cover-Versionen von English Dogs («The Chase Is On») und Obituary («Deadly Intentions»), die die vielfältigen Einflüsse der Gruppe aufzeigen. Die Riffs von «Betting On The End» überrumpeln einen sofort, denn hier bellt Knox Colby mit seiner Hardcore-Bissigkeit, während das Gitarren-Duo Zach Monahan und Will Wagstaff zwischen Bay Area-Stomp und Ostküsten-Ästhetik hin und her pendelt.
Der Titeltrack bietet geschmackvolle Start/Stop-Action à la Slayer. Die stetigen Double-Kick-Nuancen lassen den Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen, während die wirbelnden Rhythmen wutentbrannte Emotionen schnell abklingen lassen. Der rasanteste Track des neuen Trios, «Deafening Heartbeats», umkreist ein wenig die Atmosphäre von Kreator und schwedischem Death Metal. Dies äussert sich vor allem in Bezug auf die schnelleren Gesangsmelodien, die mit dem Tremolo-Picking und der flotten Snare zusammenpassen. Die ursprüngliche Seite der Gruppe kommt dann auf der zweiten Hälfte dieser Veröffentlichung klar zum Vorschein.
Nach fast zwanzig Minuten wird sich der geneigte Fan schweissgebadet vom Boden erheben, während er seine Knochen wieder in Position bringt - ein echtes Hardcore Thrash Abenteuer, das einem Publikum geboten wird, das darauf brennt, diesen deftigen Sound neu zu entdecken. Während sich Enforced nun auf ihre nächste Europa-Tournee vorbereiten, ermöglicht «A Leap Into The Dark» den Fans einen Einblick in das, was dieses Quintett antreibt und an ihren Live-Konzerten erwartet werden kann.
Oliver H.
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DREAMLESS VEIL geben ihr musikalisches Debüt mit der Platte «Every Limb Of The Flood». Die Band, die sich aus Mitgliedern von Inter Arma, Artificial Brain und Psycroptic zusammensetzt, manifestiert derbsten Blackened Extreme Metal.
In internen Kreisen wird ihr Erstling als eine der eindringlichsten Veröffentlichungen des Jahres gehandelt. «Every Limb Of The Flood» ist ein Konzept-Album, das die Zuhörer mit Tracks wie «A Generation Of Eyes», «Saturnism» und «Cyanide Mine» in ihre Pflicht nimmt. Der Sänger Mike Paparo fordert mit seiner Truppe den Fan auf, sich Gedanken darüber zu machen, wie es wäre, wenn die Individuen auf der Erde vollständig verschwinden würden. Dreamless Veil tauchen während acht Tracks in diese Dunkelheit ein - dramatische Riff-Wirrungen, melodische Crescendos und übelste Blastbeat-Stösse machen Platz für introspektivere Momente, die schliesslich in purem Horror enden.
Paparo erforscht das Konzept der körperlichen Zersetzung mit schmerzhaften Schreien und körperlosem Gebrüll, was zu einer der entfesselndsten Darbietungen seiner langen Karriere führt. Die Texte der Platte erzählen nicht, sie prangern an. Das Konzept von Dreamless Veil spielt auf das Elend der Menschheit an, das schliesslich zur Apokalypse führt. Was folgt, ist eine Trauer, die so stark ist, dass sich die Probanden von innen heraus zersetzen. Das Endergebnis findet sich im Album-Schlussstück «Dreamless», wo die humane Hülle ist vollständig entsorgt und deutet die mögliche Erleuchtung durch einen schrecklichen Prozess an.
Klanglich ist «Every Limb Of The Flood» eine ätzende und zerstörerische Reise ohne Wiederkehr. Der von der Kritik gefeierte Schlagzeuger David Haley zeigt seine bisher kreativste Schlagzeugarbeit. Er zieht die Fans durch wilde Tempowechsel, halsbrecherische Drumsalven, die plötzlich zum Stillstand kommen, während Gitarrist Dan Gargiulo verwirrende Gitarreneinlagen einflechtet. Aufgenommen wurde die Platte von Brett Bamberger (Revocation), von Gargiulo abgemischt und von Colin Marston (Gorguts, Krallice) gemastert. «Every Limb Of The Flood» ist ein Biest, das seinesgleichen sucht!
Oliver H.
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Das italienische Trio berieselt den Zuhörer meist mit sanften Elektronik-Sounds, weichen Synthie- und Keyboardspuren, verträumten, zumeist melancholischen Gitarren und unterschiedlichen Perkussionen. Und dies findet bei PLATONICK DIVE alles instrumental statt.
Songs wie «Faro» und «Anesthetic Analgetic» verflechten elektronische Klänge und akustische Gitarren hervorragend in den rockig-treibenden Flow. Diese Leichtigkeit schafft fast meditative Sounds mit Tiefgang. So lebt die erste Hälfte des Albums von ideenreicher Experimentierfreude, die in der zweiten Hälfte etwas zurückgenommen wird. Man höre das etwas zugänglichere «Falls Road». Oder das fast schon poppige «Santa Monica», könne man sich gut mit Gesang vorstellen. Man kann sich von der Musik der Italiener eine Viertelstunde lang wegtragen lassen, durch die Leichtigkeit ihrer Klänge und den Flow dieser meist ruhigen Nummern. Hier fliesst, schwebt und groovt alles ineinander. Wer sich gerne bei solcher Musik entspannt, wird «Take A Deep Breath» in vollen Zügen geniessen können.
Crazy Beat
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ELEPHANT TREE, eine Combo aus London, spielen tonnenschweren Doom mit melodischen Einsprengseln, aber nicht im groovigen Sektor (ja, tonnenschwer und groovend geht, fragt mal Black Sabbath), sondern beinahe schon in Richtung Funeral.
Diese Compilation beinhaltet neben Demo-Versionen von bisher erschienen Songs auch alternative Versionen sowie drei originale Songs. Scheint mir ein guter Einstieg zu sein, wenn man seine Doom-Sammlung erweitern möchte. Viel mehr gibt es da nicht zu schreiben, hört es Euch an und entscheidet selbst. Schwer!
Toby S.
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Ich höre die Kritiker schon laut protestieren: "Grand Magus klingen seit 2010 immer gleich!". Dem entgegne ich mit der Faust in der Luft: "Ja, und das ist auch gut so!". Grand Magus klingen nach Grand Magus und haben in der Nische zwischen epischen und klassischen Metal mit Doom-Anleihen ihren Thron zurecht, wie auch das neueste Album, auf das die Fans seit fünf Jahren sehnsüchtig warten, eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Ohne Umschweife legt «Skybound» mit einem göttergleichen Riff und der unvergleichbaren Stimme von Sänger JB Christoffersson los. Dazu kommt ein simpler, aber nicht minder starker Refrain. Noch stärker ist der Titeltrack, welcher sich mit einer fast schon unverschämten, majestätischen Melodie sofort im Ohr festsetzt. «Winter Storms» ist ein knackiger Midtempo-Stampfer, bei dem JB noch tiefer singt, was dem Song eine wahrhaft winterliche Melancholie verpasst.
Dazu kommen typische Granaten wie das flotte «Grendel», das eingängige «The End Belongs To You» oder der Black Sabbath huldigende Song «The Black Lake». Die Schweden sind einfach unfassbar authentisch und haben mit ihrem zehnten Streich erneut ein klasse Scheibchen veröffentlicht, welches sich nahtlos in die Diskografie einreihen kann. Wer Grand Magus kennt und, wie ich, verehrt, kann «Sunraven» problemlos blind kaufen, und dem Rest sei dringend geraten, sich das Teil anzuhören. Grandiose Kost!
Rönu
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Die Berliner Deutschrocker HERBST veröffentlichen mit «Spiegel» ihr zweites Album. Darauf klingen sie modern, treibend, rockend und immer wieder im Heavy Metal Härtegrad. Das Grundgerüst aus Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug wird zusätzlich mit dezenten Keyboards untermalt.
So etwa beim Titelsong. Das raubt der Band zwar nichts an Drive, und trotzdem frage ich mich, ob diese zusätzlichen Klänge bei diesem Quartett wirklich nötig sind. Zumal ich befürchte, dass diese auch von der Bühne ab Band kommen werden, denn die Lieder würden auch ohne diese Keyboards wunderbar funktionieren. Dafür ist das Songwriting schlicht zu gut. Hier groovt es, die Refrains sind eingängig und die Texte nicht prollig, sondern durchaus intelligent. Wie etwa beim leicht verträumten «Argumente», das differenziert vom Ende einer Beziehung handelt.
Oft höre ich trotz der Härte eine gewissen Melancholie heraus, und das ohne, dass Herbst jetzt in Richtung Emocore abdriften. Denn auch so bleibt die Grundbasis immer noch groovender Rock. Wie offen musikalisch die Berliner sind, beweisen sie mit «Tausend Fragen», bei dem gar gerappt wird. Hier dominieren dann zu Beginn definitiv die elektronischen Zusatzklänge. Herbst klingen auf «Spiegel» anders als andere Deutsch singende Rockbands. Das Album hört sich gut durch, und könnte auch live überzeugen. «Spiegel» erwischt mich allerdings in einem dummen Moment.
Als Verfechter von Bands, die live auf Playback-Einspielungen zum grossen Teil verzichten, musste ich diese "Schlager-Unsitte" kürzlich an einem Heavy Metal Festival bei fast jeder Band feststellen und bin entsprechend etwas verärgert. Deshalb: Würde bei den Bandmitgliedern von Herbst noch ein Keyboarder auftauchen, wäre dieses Album in der Bewertung mindestens einen halben Punkt besser. So bleibt für mich das Gehörte aber zwiespältig und das trotz seiner Klasse.
Roger W.
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Die britische Band ZETRA legt mit ihrem gleichnamigen Album das Debüt auf Konserve vor. «Suffer Eternally» ist bittersüss und vollgepumpt mit Elektro-Beats. Sehr modern, aber zugleich erfährt auch die Synthie-Ära ein Comeback.
Waviger Modern Metal wird mit «Sacrifice» geboten, und wenn man diesem Song eine Farbe zuteilen müsste, wäre das zartrosa. Das gilt auch für «Starfall», «Mirror», und «Shatter The Matter». Eine bittersüsse Ballade ist «Holy Malice». Weitere Balladen werden mit «Inseparable», «Gaia» und «Moonfall» geboten. Der letzte Song «Miracle» ist Dark Wave, heiss wie man diesen Musikstil vor dreisiig Jahren an jeder Ecke hören konnte. Zetra sprechen Metalfans mit ihrem selbstbetitelten Erstling nicht wirklich an und sind somit bei Metal Factory möglicherweise an der falschen Adresse gelandet.
Roolf
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Obwohl die Anfänge von CURSE THE SON durch Mainman Ron Vanacore (g, v) bereits 2007 initiiert wurden und im Jahr darauf erst mal als Studio-Projekt liefen, führte das Ganze langsam wie stetig zu ungeahnten Erfolgen. Nach der ersten EP «Globus Hystericus» mündete dies im ersten Line-up mit gleichgesinnten Kollegen. Zwischen 2011 und der Gegenwart sind fünf full-lenght Alben erschienen, von denen ich bisher jedoch keinerlei Notiz nahm.
Einer der Gründe dafür ist wohl, dass die Truppe aus Hamden, Connecticut vor allem in der Heimat unterwegs war, und so traten Curse The Son im Verlauf der Jahre bei vielen hochkarätigen Festivals wie dem "Maryland Doom Fest", "Descendants of Crom" oder dem "New England Stoner/Doom Festival" auf. Das alles fand so um 2018 herum statt und einst voll im Saft, wurden die Amis durch den schweren Unfall ihres damaligen Bassisten Brendan Keefe zurückgeworfen, doch man hat die Prüfungen der Zeit überstanden. Besetzungswechsel, traumatische persönliche Verluste und die globale Pandemie haben die Band jedoch in eine völlig andere Welt versetzt.
Das letzte Lebenszeichen kam 2020 in Form vom Album «Excruciation», wo Brendan noch drauf zu hören ist. Vier Jahre später sind Strippenzieher Ron, Dan Weeden (b) und Logan Vanacore (d) sowie Gast-Drummer Brian Harris, der den Titeltrack einspielte, wieder zurück. Geboten wird raumfüllender Stoner Doom, wo mich der Gitarren-Sound schon beim Opener ein wenig an Tom Warrior (Celtic Frost, Triptykon) erinnern lässt. Weiteres, herausstechendes Merkmal ist die Gesangs-Stimme von Mr. Vanacore, dessen Timbre sich beim jüngeren Ozzy Osbourne verorten lässt. Wer aktuell noch Fan dieses Genres ist, wird «Delirium» bestimmt mögen, darum reinhören!
Rockslave
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