Zu Beginn noch als Quartett unterwegs, setzt sich das aktuelle Line-up zusammen aus Chris Ellis (Vocals), Edis Mano (Guitars), Severin Graf (Bass), Nico Looser (Drums) und Lukas Bosshardt (Keys). Zeugnis dieser Musikalität legte man mit dem letztjährigen Live-Doppel-Album «Access All Areas» hin, das Highlights von diversen Auftritten in der Heimat bietet. Dabei empfahl man sich nachhaltig als bühnenerprobtes Kollektiv, was im letzten Juli als Karriere-Highlight zu drei Support-Gigs für Deep Purple in Deutschland (Salem, Dresden und Winterbach) führte. Diesem Level musste sich nun auch das neue Album stellen, und das tut es sowas von locker.
Klingt der Opener «Virtually Love» erstmal erdig und durchtränkt von Bruce Springsteen, schleicht sich «Count Me In» gleich mal als Gute-Laune-Nummer in die gute Stube, bevor einem das balladeske «20 Years» eine wohlige Schläfrigkeit verpasst. Doch das, für was die Ellis Mano Band eben auch steht, bricht dann «For All I Care» vom Zaun! Bester Classic Rock in unüberhörbarer Manier der britischen Rock-Legende, für die man eröffnen durfte. Das schreit förmlich nach Lautstärke und herrlich, wie Lukas seine Hammond, zusammen mit Edis Mano, entsprechend in Szene setzt. Ein hammermässiger Track, der auch bei und mit den leiseren Parts brilliert.
Ein weiterer Pluspunkt ist der markige wie leicht raue Timbre in der Stimme von Chris, der vor allem bei getragenen, bluesigen oder etwas psychedelisch angehauchten Nummern wie «Scars» das volle Potenzial zu entfalten vermag. Spätestens an der Stelle sind wir zurück bei der eingangs schon erwähnten Musikalität wie Varianz dieser Top-Band. Zudem besitzt man ein spürbares Händchen für wohltuende Melody-Lines, die, wie bei «Ballroom» oder auch «Stray», den direkten Weg ins Herz finden. Meines öffnet sich zudem beim wunderbaren «Countdown To Nothing» und dem raumfüllenden «State Of Grace», schlicht grandios.
Als Zückerchen wurde nach den zehn neuen Studio-Tracks noch eine Live-Version von «The Fight For Peace» ab dem Album «Ambedo» (2021) angehängt, die sinnigerweise nicht auf dem Live-Album zu finden ist. Somit reiht sich «Morph» nahtlos an die vorangegangenen Alben an, und wem das Quintett bereits auf Tonträger mundet, sollte unbedingt den aktuellen Tour-Plan studieren und sich mindestens einen Auftritt genehmigen oder besser gar mehrere, mögliche Daten in der Schweiz ins Auge fassen. Den in den Presse-Unterlagen verwendeten Begriff "Reifeprüfung" kann ich dabei absolut nachvollziehen. Fazit: Umgehend zugreifen!
Rockslave