«The End», sein drittes Solo-Album unter dem Namen Mammoth, ist ein weiterer Beweis für diese Unabhängigkeit: ein reines, modernes Rockalbum, das Effekt-Hascherei gegen Gefühl und Virtuosität gegen Vision eintauscht. Das Album beginnt mit «One Of A Kind», einem Titel, der sich selbst referenziell anfühlt, wie eine knallharte, riffgetriebene Hymne, die die Energie Van Halen’s (Sammy-Hagar-Ära) mit Wolfgangs charakteristischer melodischer Klarheit verbindet. Der Titelsong «The End» beginnt mit einer hypnotischen Tapping-Sequenz, eine subtile Anspielung auf die Technik seines Vaters.
Was folgt, ist jedoch ganz Wolfie: ein explosiver und dennoch emotionaler Song mit stadiontauglichen Hooks und vielschichtigen Harmonien, die sowohl nostalgisch als auch modern klingen. «The Spell» strahlt eine warme 70er-Jahre-Rock-Atmosphäre aus, verpackt in modernem Glanz. «I Really Wanna» bringt mit frechen Texten und einem kraftvollen Groove Selbstbewusstsein und Sinnlichkeit in den Mix. «Happy» verwandelt Ironie in Kunst: Hinter dem Titel verbirgt sich einer der düstereren, grungigeren Momente des Albums, voller Cobain-ähnlicher Spannung.
Textlich balanciert «The End» Introspektion und Widerstandsfähigkeit aus. Wolfgang schreibt nicht, um zu beeindrucken, sondern um sich auszudrücken, also über Liebe, Verlust, Erschöpfung und stille Stärke. Songs wie «Better Off» und «Selfish» zeigen einen Mann, der sich nicht scheut, hinter einer Wand aus Verzerrung seine Verletzlichkeit zu zeigen. Der letzte Song «All in Good Time» beendet das Album mit Anmut wie Leichtigkeit und erinnert uns daran, dass ein Ende auch einen Neuanfang bedeuten kann.
Jedes Instrument, von den donnernden Drums bis hin zu den hochfliegenden Soli, wurde von Wolfgang selbst eingespielt und verleiht dem Album so seine Seele. «The End» ist keine Gitarren-Revolution wie «Eruption», aber das muss es wohl auch nicht sein. Es ist der Sound eines Mannes, der mit seinem Vermächtnis im Reinen ist, immer noch die Fackel trägt und auf seine eigene Weise das Herz des Rock am Leben erhält.
Lukas R.