Rise Against ist nicht die erste Rock-Band, die sich den Stadion-Hymnen verschrieben hat, aber nur wenige ihrer Vorgänger bewegten sich derart stilvoll und mit der hier gezeigten Selbstsicherheit. Nachdem sie zwei Jahrzehnte damit verbracht haben, den rasanten melodischen Hardcore ihrer frühen Werke mit mitreissenden Hooks und glänzender Produktion zu versehen, kommt vier Jahre nach «Nowhere Generation» ihr zehntes Studio-Album «Ricochet» auf den Markt. Die Platte der vier Veteranen Tim Mcilrath (v), Joe Principe (b), Brandon Barnes (d) und Zach Blair (g), ist ein Werk, dessen Bombast von gerechtem Zorn gespiesen wird.
«Ricochet» enthält zwölf Tracks und brillante Texte, die etwas Aufmerksamkeit verdient haben. Das Album beginnt mit dem kraftvollen und energiegeladenen «Nod», das die Band bereits im Januar 2025 veröffentlicht hatte. «I Want It All» ist leidenschaftlich und emotional, während der Titeltrack wieder nach vorne treibt. Anschliessend bringt «Damage Is Done» eine gewisse Schwere mit sich, gefolgt von «Us Against The World», das noch schwerer und trauriger ist. «Black Crown» nimmt wieder an Fahrt auf und an Entschlossenheit zu, gefolgt vom energiegeladenen und kraftvollen «Sink Like A Stone».
«Forty Days» besticht durch schwere Refrains und «State Of Emergency» marschiert erneut mit grossen Schritten vorwärts und gewinnt dabei immer mehr an Kraft. Mir persönlich fehlt am Album aber der Dreck und der treibende Dampf im Kessel! Die Songs weisen nur noch Bruchstücke des Punks auf und bewegen sich hauptsächlich im Midtempo-Bereich. In Zusammenarbeit mit der Produzentin Catherine Marks und dem Mixer Alan Moulder schaffen Rise Against zwar den Spagat zwischen Rock, Emotionen, Kitsch und hochglänzender Aufnahme-Technik, jedoch auf Kosten des Spasses.
Oliver H.