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Gerade vorne weg: Sabaton haben mich nie wirklich interessiert. Ihre Aufarbeitung der Weltkriege sowie ihr Sound empfand ich in den meisten Fällen eher lahm. Entweder ist in den letzten Jahren etwas mit mir und/oder der Band passiert, denn «Legends» ist anders.
Zwar sind Kriege noch immer Inhalt ihrer Texte, doch konzentriert sich die Band diesmal auf die Persönlichkeiten und deren Geschichten. Jeanne d’Arc, Napoleon Bonaparte, Julius Cäsar und viele weitere Personen werden einer sabatonischen Behandlung unterzogen. Diese scheint eine erfrischende Wirkung zu haben, denn alle bis dato veröffentlichten Singles («Templars», «Hordes Of Khan», «Lightning At The Gates», «The Duelist» und «Crossing The Rubicon» sind spannend, gehören aber nicht alle zum Besten, was die Platte zu bieten hat. Das ist gut, denn somit wird das Pulver nicht schon im Vorfeld verschossen.
«Legends» ist eine richtige Rock-Odyssee, die Zeit und Grenzen überschreitet, mit melodischen Gitarrenriffs, Gänsehaut erzeugenden Chören und epischen Refrains. Es ist eindeutig groove-lastiger ausgefallen als vorgängige Alben, die sich hauptsächlich auf Powermetal-Riffs stützen. Die Tracks verweilen nie zu lange bei einer Melodie, sondern wechseln sich in schnelleren und langsameren Parts ab. «Legends» scheint erstmals die Arbeit aller Musiker zu sein, besonders Hannes Van Dahls Schlagzeugspiel fühlt sich besser eingebettet an, denn je.
Zwar bin ich noch immer der Meinung, dass Joakim Brodén gesanglich abwechslungsreicher sein könnte, doch auf die ganze Platte verteilt, passt es dennoch. Schliesslich soll es Sabaton bleiben. Die Gitarristen Chris Rörland und Rückkehrer Thobbe Englund kreieren hymnische und vielschichtige Melodien, und Pär Sundström vervollständigt den typischen Sound am Viersaiter. Die elf Songs haben meines Erachtens einen symphonischeren Ansatz als frühere Veröffentlichungen, und spielen je nach Song, mit neuen musikalischen Elementen.
Mein absoluter Favorit diesbezüglich ist «Till Seger». Es ist der Rausschmeisser und einzige Titel, der nicht auf Englisch gesungen wird und einen deutlich keltischen Touch hat. Grossartig! Etwas langweilig klingt der Titeltrack und etwas enttäuschend dürfte die Tatsache sein, dass die Album-Version von «Crossing The Rubicon» ohne die Band NothingMore daherkommt.
Obwohl Sabaton für bombastische Hintergrundgesänge stehen, ist die Version der Chorstimmen beider Bands, kraftvoller. Wie die Templer ihrerzeit, die Pilger auf dem Weg nach Jerusalem beschützten, so bewahren Sabaton die Metalheads vor modernen Enttäuschungen. Die Qualität der Produktion, des Mixings und des Masterings von «Legends» ist pompös, wie es sich für eine Band wie Sabaton gehört.
Oliver H.