Es ist ein Album, das nicht langsamer wird, nicht zurückblickt und sich absolut nicht entschuldigt, denn noch selten klang das Grab so gut, wird wohl aber auch keine Musik-Kontinenalplatten verschieben. Sobald das geflüsterte Intro «There's No Such Thing As Monsters...» verklingt, bricht «Decease and Desist» wie eine wiederbelebte Leiche in Flammen herein. Dieser industriell angehauchte Opener schlägt mit knurrendem Gesang und einem Schlagzeug, das wie ein Presslufthammer klingt, hart und schnell zu. Ein klares Statement, dass der "Duke" mit dem Alter nicht milder, sondern nur mutiger geworden ist.
Dann kommt das wahre Biest: «When The Devil Commands». Dieser herausragende Single-Hit ist einer der stärksten Tracks von Wednesday und vereint donnernde Riffs, satanischen Sleaze und einen publikumswirksamen Refrain mit «...666!». Das ist Rock-Theater pur, eine Hymne aus der Hölle, die genug Wucht hat, um Grabsteine aus dem Boden zu reissen. Es folgt «Rotting Away» mit Friedhofs-Groove und Galgenhumor, ein Mitgröhl-Trauergesang, der wie für die Bühne gemacht ist. «No Apologies» tritt mit Taime Downe von Faster Pussycat und Sunset-Strip-Grit sowie Glam aufs Gaspedal.
Es ist eine Liebeserklärung an den Sleaze Rock von einst, komplett mit prahlerischen Soli und scharfem Gesang. Die zweite Hälfte lässt nicht nach. «Decapitation» ist Horror-Punk vom Feinsten: lustig, schnell und absurd im besten Sinne und doch "catchy". «In Misery» verlangsamt das Tempo, ohne an Bedrohlichkeit einzubüssen, und bietet einen seltenen Einblick in die eher gotischen und emotional rohen Ecken von Wednesdays Gruft. «Blood Storm» ist ein wütender Punk-Ripper, der an das frühe Chaos von Exploited erinnert, jedoch mit ironischer Bedrohung überzogen ist. Der Track ist eine Abrissbirne, die keinen Grabstein unberührt lässt.
«Xanaxtasy» und «I Hurt You» lehnen sich an den Kitsch an und verbinden Introspektion mit skandalösen Bildern, wobei sie Melodie und Chaos mit überraschender Finesse ausbalancieren. Den Abschluss bildet «Sick and Violent», ein Punk-Metal-Riot, der mit zusammengebissenen Zähnen und wilder Hingabe durch die Grabeserde schneidet. Er ist der perfekte Abschluss, kein sauberer Abgang, sondern Blut, Alkohol und ein letzter Schrei. «Mid-Death Crisis» ist wirklich keine Krise. Es ist eine Party der Monster, des Spottes und des musikalischen Chaos. Wednesday 13 beweist: Was schon untot ist, kann man nicht töten. So eine Krise macht doch Spass, ausser dem Cover, dies ist zwar passend, aber einfach schlecht gemacht.
Lukas R.