Der Titeltrack ist der erste Song, mit dem der Zuhörer konfrontiert wird. Glücklicherweise ist nicht das ganze Album voller Samples und Flüster-Geräusche! Düster klingt der wirkliche Start mit «Humanoides», einem sich langsam aufbauenden Track, der ein Gefühl der Unruhe erzeugt. Schnell wird klar, die White Stones schreiben keine fröhlichen Songs. Mit «La Ira», was auf Spanisch die Wut bedeutet, zeigt die Band ihren progressiven Ansatz. Es ist ein durchdringendes und wütendes Stück, das mit schreienden Gitarren und gequälten Vocals aufwartet. Wer aufmerksam hinhört, wird bemerken, dass hier nun ein Album mit Texten in spanischer Sprache produziert wurde.
Im Gegensatz zu den ersten Veröffentlichungen erzählt jeder Song eine Geschichte in Mendéz' Muttersprache. Dies wollte die Band bereits beim letzten Album ausprobieren, hat aber nicht funktioniert. Nun ist es Realität geworden! «Grito Al Silencio" ist ein Lied, das zeigt, wie die Truppe an ihre Musik heran geht. Der Anfang ist entspannt und strahlt ein Gefühl der Leichtigkeit aus. Gerade in dem Moment, in dem man sich zurück lehnen und geniessen möchte, nimmt der Song an Fahrt auf und, man ist in einem schweren, stampfenden Song mit hartem Gesang und heftigem Riffing gefangen. Cool gemacht! Wirkliches Durchatmen wird bei den Nummern «Zamba De Orun», «Somos» und «Yemaya» möglich.
Die ruhigen und akustischen Songs sind eher friedliche Momente der Hoffnung auf dieser Veröffentlichung. Dennoch liegen diesen unkonventionellen Songs Gefühle der Beklemmung zugrunde. Die White Stones setzen ihre musikalische Vision mit der Veröffentlichung von «Memoria Viva» fort. Etwas schade ist, dass von neun Songs auf «Memoria Viva» gerade mal fünf "wirklich fertig ausgebrütet" sind. Ansonsten ist ihre Musik anspruchsvoll und ausgefeilt, ohne zu komplex zu werden. Es handelt sich eher um eine gut strukturierte Vielseitigkeit, die es unmöglich macht, vorherzusagen, was als Nächstes kommt.
Oliver H.