Ursprünglich als Akustik-Album geplant (so in der Presse-Information erwähnt), entwickelten die Songs mit der Zeit Biss wie Kraft und verlangten nach Schlagzeug, Verstärkern sowie diesem unverkennbaren elektrischen Kick. Beim Anhören kommt mir Stan Ridgway als Vergleich am ehesten in den Sinn. Ein Beispiel hierfür ist das wunderschöne «New Terms». Dieser Track beginnt mit einem unruhigen Groove, nimmt dann aber eine überraschende Wendung. Banjo und Bodhrán verweben sich mit schweren Gitarren-Klängen und gewinnen dabei immer mehr an Kraft.
«Us Or Them» ist ein rohes, treibendes Statement, schwer sowohl im Klang als auch in der Überzeugung. Die Stimmung ist ganz anders beim Einstiegs-Song «Anhedonia» oder auch «Hopeful Defiance», wo die Last der Erfahrung auf Momente der Leichtigkeit trifft. Es finden sich Melodie, Schmutz und ein Puls, der niemals aufhört zu schlagen. Alles bleibt bodenständig und echt, weit entfernt von jeglicher KI. Nichts wirkt glatt oder bearbeitet, sondern die Musik ist warm, rau und voller Leben.
Man kann sich gut vorstellen, wie die Verstärker im Raum aufblinken. Gegen Ende wird das Album immer ruhiger und die Musik fliesst behäbiger und beschliesst mit «Noble Man». Manchmal braucht es für gute Musik nur Stimme und Gitarre, mehr nicht. «Create Or Die» ist weder ein grosses Comeback noch eine Nostalgie-Reise. Es ist Wino der das tut, was er am besten kann: Emotionen in Riffs und Frustration in Rhythmus verwandeln, respektive damit beweisen, dass noch immer echter Rock'n'Roll in seinen Adern fliesst.
Lukas R.