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«The Wounded Healer» ist von einer Art Fieber durchdrungen - einem Fieber, das brennt, reinigt und einen zitternd, aber gereinigt zurücklässt. PREYRS, das Projekt der in Belfast lebenden Musiker Amy Montgomery und Michael Mormecha, liefert mit diesem Album ein Debüt, das die kathartische Schärfe des Post Hardcore mit den hypnotischen Klängen des Alternative Rock verbindet.
Es klingt, als würden Sonic Youth, Halestorm und Siouxsie And The Banshees in einem Ritual zwischen Verzweiflung und Erlösung aufeinandertreffen. Der Sound ist hier roh, aber nicht rücksichtslos. Tracks wie «Zeros, Ones & Lies» und «Crucify» pulsieren mit industrieller Dringlichkeit - metallische Beats prallen auf verzerrte Gitarren, während Montgomerys Stimme wie ein in Honig getauchtes Messer durchschneidet. Sie heult, flüstert und verbiegt ihre Phrasierung, bis sie sich fast wild anfühlt. Dann klart plötzlich der Sturm auf: «Nova» und «Bring Your Bruises» gleiten in melodische Weite über und vermischen Melancholie mit einer seltsamen, leuchtenden Hoffnung.
Diese Wechsel lassen das Album atmen, und seine emotionalen Höhen und Tiefen wirken bewusst und sogar heilend. Textlich wird das Album seiner jungschen* Inspiration gerecht, indem es Schmerz als eine Art Transformation erkundet. Jeder Schrei, jeder verzerrte Akkord scheint die Frage zu stellen, ob das Zerbrechen der einzige Weg zur Heilung ist. Preyrs klingen wie eine Band, die auf den Ruinen des Alternative Rock steht und aus deren Trümmern einen Tempel errichtet. Die Gitarren dröhnen, die Trommeln hämmern wie schweres Wetter und Amys Stimme wirkt halb menschlich, halb rituell.
Es ist ein dichtes, immersives Hörerlebnis, das diejenigen belohnt, die bereit sind, sich darauf einzulassen und eine Weile darin zu verweilen. Wäre «The Wounded Healer» ein Ort, so wäre es eine dunkle Kathedrale voller Störgeräusche und Licht. Es ist etwas Belohnendes für Fans von Katharsis statt Komfort - und für alle, die glauben, dass Rock noch bluten, schimmern und retten kann. *Carl Gustav Jung prägte den Begriff des "verwundeten Heilers" – die Idee, dass wahre Heilung nur aus der Konfrontation mit dem eigenen Schmerz entsteht; genau diesen Gedanken verwandeln Preyrs auf «The Wounded Healer» in Klang – roh, kathartisch und zutiefst menschlich.
Lukas R.