Das Duo aus Cascadia zeichnet seinen Kreis mit drei grossen Sätzen, die jeweils durch murmelnde Zwischenspiele verbunden sind. Diese Zwischenspiele sind wie Rauch zwischen Fackeln, sodass die Stunde nicht als Lieder, sondern als Prozession vergeht.
Musikalisch hat der Ritus zwei Seiten. Einerseits gibt es die Black-Metal-Klinge: Akkorde, die zu Rost und Feuer geschliffen sind, Tremolo-Linien, die das Firmament durchkämmen, Trommeln, die vom Herzschlag zur Jagd schreiten. In «Nature & Madness» hämmert das Schlagzeug wie Hufe auf nassem Lehm, während darunter der Bass anschwillt und die Gitarren, schrill und bitter, eine Disharmonie weben, die weniger komponiert als vielmehr heraufbeschworen wirkt. Stimmen erklingen als Krächzen, Gesänge und fernes Heulen – menschlich, doch nur halb in Erinnerung – und steigen aus einer Grube voller Hall empor, bis sie wie Rauch unter der Decke hängen bleiben.
Die zweite Seite ist die Ambient Embers: Drones, die am Rande des Schlafes schweben, Phantomklänge von Knochenflöten und Glockensteinen, abwechselnd herzerwärmend und grabeskühl. Diese Passagen bereiten uns vor auf was kommen mag. «A Conjuring» öffnet das Tor mit langen Atemzügen aus Tönen, «Labyrinths» zieht den Hörer mit kerzenzerstreuten Obertönen nach innen und «Femoral Sun» glimmt mit einem tiefen, optimistischen Summen, als wäre Licht eine Wunde. Wenn der Sturm zurückkehrt, dann mit schrecklicher Geduld: Gitarren, die sich wie Schichten überlagern, Becken, die zu weissem Rauschen zittern, die ganze Masse, die anschwillt und dann abebbt, als würde sie von einem unsichtbaren Mond angezogen.
«Eternal Return» bildet den Höhepunkt: ein 23 minutenlanger Wechsel von Stille zu Explosion, von torfschwarzem Dröhnen zu ruinösem Galopp. Fauna bevorzugen lange Bögen gegenüber Riff-Schwärmen und lassen Motive als Zeichen, nicht als Slogans, wiederkehren. Die Themen stolpern, bluten und stehen wieder auf – atavistisch, als wären sie aus einer Zeit entlehnt, bevor die Melodie lächeln lernte.
Es wird einige geben, für die dies nicht aufblühen will: Sein Tempo ist streng, seine Farben sind erdig und grauskalt. Doch für diejenigen, die verweilen, erweist sich «Ochre & Ash» als streng fesselnd – eine schamanische Unterreise, bei der Textur Text und Kadenz Glaubensbekenntnis ist. Es unterhält nicht, sondern verstrickt – Black Metal als Ritual der Erinnerung, bei dem die Hand an der Höhlenwand unsere ist und der Russ, der sie markiert, ein Lied. Sîhe!, und wisse: Diese Musik will nicht gefallen, sondern bannen.
Lukas R.