2017 kehrte die Band in die Szene zurück und weigerte sich weiterhin, in die Fussstapfen anderer Genrekollegen zu treten. Sie gingen strickt ihre eigenen Wege, was auf dem 2020 erschienenen, experimentellen und progressiven Comeback-Album «Hinsides Vrede» deutlich hörbar ist. Seit der Rückkehr sind Mörk Gryning aktiver denn je und nun liegt ihre siebte Platte «Fasornas Tid» vor. Die zwölf Songs sind eine brutale Hommage an die rohe Wildheit und den alterslosen Geist der Szene mit einer dystopischen Symphonie, die von einem unstillbaren Hunger nach Selbstzerstörung angetrieben wird.
Black Metal ist normalerweise nicht die Musik, die ich mir stundenlang reinziehe, aber schon nach ein paar Minuten wurde klar, dass diese Band mehr zu bieten hat als reinen Schwarzmetal. Neben Geschwindigkeit und Brutalität findet sich auch eine Menge Melodie. Die Tremolos tragen viel zu den Melodien bei, ebenso die traditionellen Metal-Elemente, darunter einige cleane Vocals und fulminante Gitarren-Soli. Im Verlauf des Albums wird deutlich, dass die Eröffnungs-Triplette nur ein Vorgeschmack auf das war, was die Zuhörerschaft noch erwartet. Es gibt zwar keine langen Epen auf diesem Silberling, was aber nicht bedeutet, dass die Songs etwa öde wären.
Tracks wie «Savage Messiah» und «An Ancient Ancestor Of The Autumn Moon» dauern keine fünf Minuten, aber in diesen wenigen Minuten passiert so viel, dass es nahezu perfekt umgesetzt ist. «Black Angel» bietet im Anschluss sogar einen Refrain mit cleanem Gesang und einem raffinierten Gitarren-Solo. «Barren Path» ist ein 2-minütiges Gitarren-Instrumental, das ein wenig zum Durchatmen einlädt, bevor das letzte, gnadenlose Viertel des Albums losbrettert. Fast etwas blasphemisch lasse ich mich dazu hinreissen zu sagen, dass Mörk Gryning mit «Fasornas Tid» eine Black Metal-Scheibe geschaffen haben, bei der das Szene-atypische das ist, was der Platte ihren wahren Glanz verleiht. Melodie statt schredden!
Oliver H.