Wer oder was ist eingedrungen, respektive, was wurde herausgebracht? Orthodox' Fusion aus chaotischen Rhythmen, bis zum Äussersten getriebenen Riffs und explosiv emotionalem Gesang hat sich auf ihrem monolithischen, expansiven Studio-Album «A Door Left Open» zu einem Soundtrack der Angst entwickelt. Die lebhafte Single-Auskopplung «Searching For A Pulse» verwandelt die groovigsten Elemente des Metal in eine geschmolzene Legierung, die ebenso heiss wie dicht ist. Die Riff-Salven, die Shredding-Soli des neuesten Mitglieds Ben Touchberry und unzählige Breakdowns erzeugen ein akustisches Gefühl der Unruhe in den zwölf Tracks der Platte. Im Mittelpunkt steht Gitarrist Austin Evans, dessen umgekehrte, linkshändige Spielweise ebenso unorthodox ist wie sein Songwriting, das mit Obertönen, Quietsch-Geräuschen und fast schon laserartigen Klängen gespickt ist.
Der Kontrast zwischen diesen Klängen und den vernichtenden Riffs, akzentuiert durch die Rhythmus-Fraktion um Mike White (Drums) und Bassist Shiloh Krebs, sorgt dafür, dass das Hörerlebnis nie eintönig wird. Darüber hinaus ist Adam Easterlings dreiste Stimme sehr kraftvoll, was zu einer neuen Dynamik führt, die Produzent Randy LeBoeuf (Jesus Piece, Kublai Khan TX, Dying Wish) zur Aussage veranlasste, er könne kaum glauben, dass sie von demselben Mann herrührt. Easterling vertont die Wehen des Lebens gekonnt am Mikrofon an, was ihm hilft, sich unter den Gastsängern zu behaupten.
So zeigt Andrew Neufeld von Comeback Kid in der vorab veröffentlichten Single «Commit To Consequence» eine vielfältige Darbietung, während Matt McDougal von der Band Boundaries der Straight Edge-Hymne «Blend In With The Weak» Brutalität verleiht. Ein gemeinsamer "What The Fuck?!" Schrei zu Beginn von «One Less Body» fasst den Gast zusammen, der dem epischen Ende des Songs ätherische Gedanken hinzufügt: Brann Dailor von Mastodon. «A Door Left Open» ist keine leicht verdauliche Platte, jedoch ein Rohling, der seine Zuhörerschaft in Form bringt.
Oliver H.