Die 1997 gegründete Gruppe hat sich schon immer für den analogen Weg entschieden und auch hier wieder die Bandmaschine mitgebracht, um den Schweiss, das Schimmern und die Schatten ohne jede Beschönigung einzufangen. Keine KI, keine sonstigen Tricks, kein Studio-Patchwork – nur das Summen der Bühnenbeleuchtung und der Atem einer Menge, die nah genug ist, um zu spüren, wie der Bass ihre Knochen zum Vibrieren bringt.
Das Kernquartett – Sam Riffer am Bass, Love Forsberg am Schlagzeug, Johan Borgström mit seiner immer wieder stechenden Gitarre und Zubaida Solids beeindruckende Stimme und Keyboards – entfaltet zwölf Songs, die den langen Weg der Band nachzeichnen, ohne die Schritte ihres früheren Albums «Root Jam» zu wiederholen. Stattdessen taucht dieses neue Doppelalbum tiefer in den Katalog ein und verwebt Blues-Grit, psychedelische Wirbel und schwere Prog-Texturen zu einer lebendigen, atmenden Performance.
Die Gäste Erik Petersson (Orgel, Clavinet) und Lisa Isaksson (Flöte, Gesang) verleihen dem Ganzen zusätzliche Farbe und verwandeln Passagen in Klang-Kaleidoskope, in denen ein Hammond-Drone oder ein Flötenhauch den Dunst durchbrechen. Gemeinsam bringen sie das improvisatorische Herz von Siena Root zum Vorschein: Jams, die sich wie geschmolzenes Glas ausdehnen und zusammenziehen und von leisen Beschwörungen zu tosendem Donner übergehen.
Wichtig: «Made in KuBa» wurde für Vinyl mit halber Geschwindigkeit gemastert und ist weit mehr als nur ein weiteres Live-Album – es ist eine klingende Zeitkapsel, ein lebendiges Dokument jener Tage, in denen Rock noch roh eingefangen wurde, als jede Note zwischen Risiko und Freiheit balancierte. Für alle, die bereit sind, sich auf dieses Werk einzulassen, entfaltet sich hier eine doppelte Reise durch den Root Rock in seiner dynamischsten und unverfälschtesten Form.
Und vielleicht gilt noch mehr: Sollte die Menschheit je wieder eine Informations-Disk ins Weltall senden, wäre «Made in KuBa» ein würdiger Botschafter – ein Zeugnis echter Handarbeit, aufgenommen in einer Zeit unmittelbar vor der alles verändernden Ära der künstlichen Intelligenz. Besorgt Euch das Vinyl, falls Ihr einen Plattenspieler besitzt. Es lohnt sich.
Lukas R.