Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Wir befinden uns im Jahr 2023, und die ganze Musik-Szene ist durch amerikanische Popmusik und nuschelnde Hip-Hop Künstler besetzt. Die ganze Musik-Szene? Nein! Ein von unbeugsamen Metal-Fans besuchtes Festival hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten.
Mortal Factor gaben bereits am ersten Festivaltag schon eine beeindruckende Show zum Besten. (Bild oben)
(Achtung! Der umfassende Festival-Report folgt später)
Das lange Warten hat ein Ende: Am 08. und 09. September 2023 fand auf dem Hüttikerberg wieder das "Meh Suff! Metal-Festival" statt. Umgeben von Wäldern, fernab jedweder Zivilisation, wird jeweils dem Heavy Metal gehuldigt und gehörig dazu gebechert.
Bereits frühmorgens transportierte ein Gabelstapler schwere Metallfässer durch die pralle Sonne zum Bierzelt hin. Düstere Gestalten mit langen Haaren warteten bereits begierig auf das Bier und den nächsten Auftritt. Ihre schwarzen T-Shirts zeigten mitunter satanistische Symbole und Logos ihrer favorisierten Bands.
«Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst hierher zu kommen», erinnert sich die etwas skurrile, doch liebenswerte Elona aus der Westschweiz. Sie arbeitet als freiwillige Samariterin am Festival und hat die Fans ins Herz geschlossen: "Die Leute sind alle supernett und helfen einander!" Ihre Augen strahlen während des Gesprächs, und es ist nicht zu übersehen, dass sie begeistert ist.
Keine Kehle blieb trocken, kein Kämpfer unbeschäftigt, und die Bands spielten wie Besessene. Bis tief in die Nacht waren an zwei Tagen insgesamt zwanzig Bands eingeplant. Dabei bot jede Gruppe den Fans genau das, wofür sie gekommen waren: Echte Metal-Musik ohne Rücksicht auf Zartbesaitete und Duckmäusertum. Watain speiten Feuer auf der Bühne und zündeten umgedrehte Kreuze an, sodass jeder Geistliche sicherlich das Weite gesucht hätte. Der Masse gefiels, was durch lautstarkes Johlen und Headbanging quittiert wurde. Brutal Sphincter forderten die Fans zu Moshpits auf, und die Fans begannen freudig aufeinander einzudreschen.
Ebenso bleibende Erinnerungen erzeugte der Auftritt von Sólstafir. Im Vergleich zu den vorgehenden Black und Death Metal Bands bot die isländische Gruppe mit atmosphärischer Musik und cleanen Vocals eine gelungene Abwechslung. Der Sänger Aðalbjörn Tryggvason trat dabei zu den Fans hinab und gab einigen die Hand. Die Show trug eine göttliche Note, sprich jeder kam auf seine Kosten: Der verhaltene Fan, der ein paar Bier trinkt und schaulustig das Spektakel geniesst, sowie der ruppige Metaller, der seinen Kameraden gerne eins auf Dach gibt. Wer sich umhörte, erfuhr, dass das Festival im Grossen und Ganzen ein voller Erfolg war. Nach dem zweitägigen Anlass durfte sich der geneigte Metalhead bereits auf die nächste Ausgabe des "Meh Suff! 2024" freuen.
"Krasses Festival, an das ich sicher wieder kommen werde!" meinte Richard Lines (21; rechts im Bild), der sich auf die ersten Auftritte vorbereitete. "Der erste Festival-Tag verlief von Anfang an bis zum Ende genial. Mit Black, Death und Symphonic Black Metal war für jeden etwas dabei. Ich habe über den Instagram-Kanal von Carach Angren erfahren, dass das Festival stattfindet. Es ist meine Lieblings-Band, doch sie haben mich zum Schluss ihrer Show mit dem Song «Like A Conscious Parasite I Roam» enttäuscht. Danach sind sie dann einfach abgehauen, die Bastarde! Jedenfalls habe ich vorher nicht gewusst, dass in der Nähe von Zürich ein so ein krasses Festival stattfindet!"
"Geiler Auftritt mit geilem Publikum". Mortal Factor feierten am Festival ihr 20-jähriges Jubiläum: "Alles hier ist perfekt von "A bis Z" organisiert. Unser Auftritt lief sehr geil, auch was das Publikum betrifft. Manchmal sind sich Schweizer Metalfans zwar zu Showbeginn etwas verhalten, doch dann, nach ein bis zwei Bier mehr, tauen sie auf. Zum Teil braucht es halt in der Tat "mehr Suff". Es kann zwar auch schnell passieren, dass ein bisschen zu viel getrunken wird, aber die Metalfans sind grösstenteils sehr friedliche und tolerante Leute."
"Ich sage dazu: Geniesst das Meh Suff!" Vanessa (20) arbeitet als Dialogerin und besuchte das "Meh Suff!" zum ersten Mal. "Ich bin vor allem wegen Carach Angren hier. Das ist ein bisschen meine "Main-Band" zur Zeit, und sie haben gestern gut abgeliefert. Die Fans hier sind auch megafreundlich, was man zuerst gar nicht erwarten würde. Sie sehen zum Teil ein bisschen aggressiv aus und schlagen in Moshpits aufeinander ein. So passiert es halt auch, dass links- und rechtsextreme Leute manchmal aneinander geraten, doch die grosse Mehrheit besteht aus sehr friedlichen und toleranten Leuten."
"Eine gut organisierte und zuverlässige Zusammenarbeit" konstatierte Beatrice Derrer (51) aus Hüttikon. Sie bekleidet das Amt der Gemeindepräsidentin und war am Festival vor Ort: "Zwischen der Gemeinde und den Veranstaltern des Festivals lief bisher immer alles bestens. Zu Anfang herrschte bei einigen Bürgern Skepsis gegenüber den düsteren Gestalten, und es gingen einige Lärmbeschwerden ein. Jäger befürchteten zudem, dass das Wild durch die laute Musik verscheucht werden könnte. Doch die Leute haben sich über die Jahre an das Festival gewöhnt und tolerieren es. Sogar ein religiöser Aufschrei aufgrund der teils satanistisch geprägten Musik blieb bisher aus."
"Die Location im Wald ist sehr geil!" meinte Christoph Schönenberger (28) aus Pfäffikon (ZH) als Festival-Besucher und Ingenieur im Energiebereich. "Früher haben wir uns im Kollegenkreis viel Black wie Death Metal angehört, und ich habe auch lange in verschiedenen Bands Schlagzeug gespielt. Da führte natürlich kein Weg am "Meh Suff!" vorbei. Zurzeit höre ich mir zwar nicht mehr so oft Metal an, doch es ist mittlerweile zur Tradition geworden, einmal im Jahr hierher zu kommen. Es ist immer spannend zu sehen, was vor Ort alles abläuft. Heute Abend freue mich vor allem auf Fleshgod Apocalypse, da ihre Mucke auch Elemente aus der klassischen Musik beinhaltet."