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Wahrscheinlich am 5. April vor 30 Jahren verlor die Rockwelt eine musikalische Ikone: Mit nur 27 Jahren verstummte der Gitarrist, Sänger und Songwriter von Nirvana, dessen Musik Millionen auf der ganzen Welt berührt und die Neunziger massgeblich geprägt hat. Sein Tod gilt als Selbstmord, da der Sänger mit einer Schrotflinte, die er einige Tage zuvor besorgt hatte, zwischen seinen Beinen, einer Kopfwunde und einem Abschiedsbrief, an seinen imaginären Freund Boddha (ein Relikt aus seiner Kindheit), gefunden wurde.
Mit Kurt Cobains Tod hat die Rockmusik eine wichtige Stimme verloren, die den Geist, die Befindlichkeit einer ganzen Generation einfangen konnte. Noch heute gehört er zu den grössten Idolen unserer Zeit, dessen Werke einen erheblichen Einfluss auf die Rockmusik hatten und noch immer haben. Cobains unverfälschte Texte und raue Stimme sprachen viele Menschen an, insbesondere Jugendliche, die sich in seinen Liedern wiederfanden. Die Musik von Nirvana war ein Ventil für diejenigen, die mit ähnlichen inneren Kämpfen zu kämpfen hatten, ein Trost in einer Welt voller Unsicherheiten und Zweifel. Dieser Einfluss auf die Generation X spiegelte sich nicht nur in Cobains persönlichen Erfahrungen, sondern auch in seiner künstlerischen Arbeit wider.
Geboren am 20. Februar 1967 in Aberdeen, Washington, erlebte Kurt Cobain eine zerrüttete Kindheit, geprägt von der Scheidung seiner Eltern, häufigen Umzügen und familiären Problemen. Diese turbulenten Erfahrungen sollten später in seiner Musik und seinen Texten widerhallen, die die Gefühle und Ängste einer ganzen Generation einfingen.
In der Musik von Nirvana reflektierte Kurt Cobain nicht nur seine eigenen Erfahrungen, sondern auch die Gefühle und Ängste einer ganzen Generation. Seine Texte waren geprägt von familiären Konflikten, innerer Zerrissenheit, Einsamkeit, Isolation, Selbstzweifeln und Depressionen. Jeder Song war eine Reise in die Tiefen der menschlichen Seele, ein Spiegelbild der inneren Kämpfe, die viele Menschen, insbesondere Jugendliche, durchmachten.
Titel wie "Serve the Servants", "All Apologies", "Dumb", "Lithium", "Something in the Way" und "Heart-Shaped Box" sind nur einige Beispiele für Cobains aufrichtige Auseinandersetzung mit den emotionalen Abgründen seines Lebens. Diese Lieder waren mehr als nur musikalische Kompositionen - sie waren Ausdruck einer zutiefst persönlichen Reise durch die Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins.
"Serve the Servants" reflektiert eine zynische Sicht auf die Welt, geprägt von Cobains scharfem Blick auf die Gesellschaft und seine eigene Rolle darin. Club sind ein Schrei nach Authentizität in einer Welt voller Fassaden und Täuschungen, ein Versuch, die Wahrheit hinter den Masken zu finden.
"All Apologies" hingegen drückt Reue und Selbstreflexion aus, während Cobain sich mit den Konsequenzen seines eigenen Handelns auseinandersetzt. Die Zeilen sind eine Mischung aus Vergebung und Schuld, ein ehrlicher Versuch, sich mit den eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten zu versöhnen.
Die rohe Intensität von "Dumb" spiegelt Cobains Kampf mit seinem , während er versucht, einen Platz in einer Welt zu finden, die ihm oft fremd erschien. Hier ist der Text eine Mischung aus Verwirrung, Verletzlichkeit und einem verzweifelten Verlangen nach Verständnis.
"Lithium" taucht ein in die Dunkelheit der menschlichen Psyche, wo Cobain mit den Höhen und Tiefen seiner eigenen Gefühlswelt ringt. Die Worte sind ein Schrei nach Erlösung, ein Ausdruck der Sehnsucht nach einem Ausweg aus dem emotionalen Chaos.
"Something in the Way" ist eine melancholische Reflexion über das Gefühl der Ausgrenzung und des Alleinseins, das Cobain oft erlebte. Club sind eine eindringliche Darstellung der Einsamkeit und Isolation, die ihn trotz seines Ruhms umgab.
"Heart-Shaped Box" fängt die Zerrissenheit des menschlichen Herzens ein, während Cobain mit den Höhen und Tiefen der Liebe jongliert. Die Worte sind eine Mischung aus Sehnsucht und Schmerz, ein Versuch, die Komplexität der menschlichen Gefühlswelt zu erfassen.
Die Gründung der Band erfolgte in den 1980er Jahren, als Cobain und Krist Novoselic, der ebenfalls aus der Kleinstadt Aberdeen stammte, ihre musikalischen Visionen in der aufstrebenden lokalen Musikszene von Seattle vereinten. Getrieben von einer gemeinsamen Leidenschaft für Punkrock und alternative Musik, formten sie die Grundlagen für das, was bald zu einer der einflussreichsten Bands der 1990er Jahre werden sollte.
Die Band, die eine musikalischen Ära bezeichnen würde, wurde offiziell im Jahr 1987 ins Leben gerufen und durchlief einige Besetzungswechsel, bevor sich die endgültige Formation mit Dave Grohl als Schlagzeuger stabilisierte. Der Weg der Band begann in kleinen Clubs und Veranstaltungsorten in Seattle, doch der grosse Durchbruch kam mit dem zweiten Album "Nevermind" im Jahr 1991, das Hits wie "Smells Like Teen Spirit" enthielt.
Die Lead-Single des Albums, erstmals live in einem kleinen Club in Seattle im April 1991 live aufgeführt wurde, noch bevor sie überhaupt aufgenommen wurde, explodierte daraufhin regelrecht im Radio und tauchte plötzlich überall in den Hitparaden auf. Die rohe Energie des Liedes, gepaart mit Cobains gequältem Gesang, fasste die Frustrationen einer Generation zusammen, brachte Nirvana an die Spitze der Alternative-Rock-Bewegung, ebnete dem Grunge-Rock den Weg. Im Januar 1992 verdrängte das Album Michael Jacksons "Dangerous" von Platz eins der Billboard-Album-Charts und war weltweit die herausragende Platte des Jahres.
Der Ursprung des ikonischen Hits hatte seinen Anfang in einem unerwarteten und humorvollen Moment. Sechs Monate vor der offiziellen Veröffentlichung des Songs verbrachten Kurt Cobain und Kathleen Hanna, die damalige Freundin und Sängerin von Bikini Kill, einen Abend zusammen. Während dieser Zeit schrieb Hanna mit einem Marker den Satz "Kurt riecht nach Teen Spirit" an die Wand seines Schlafzimmers, als spöttische Bemerkung über Cobains enge Beziehung zu seiner Freundin Tobi Vail (Schlagzeugerin von Bikini Kill), die das Deodorant "Teen Spirit" benutzte. Cobain interpretierte den Satz jedoch als Kompliment für seine rebellische und unkonventionelle Einstellung, da er das Deodorant nicht kannte und dachte, es sei eine Reaktion auf ihre vorherigen Gespräche. Diese amüsante Verwechslung inspirierte Cobain letztendlich zu einem Song, der zur Hymne einer ganzen Generation wurde, die die Künstlichkeit der Mainstream-Kultur satthatte.
Nur noch zwei weitere Alben von Nirvana wurden veröffentlicht. "Bleach" (1989), eine Low-Budget-Produktion, die angeblich nur 606 US-Dollar kostete und es zunächst nicht in die Charts schaffte. Cobain stand nach eigener Aussage unter einem enormen Druck seitens der Plattenfirma, die ein Album im Stil des damaligen Seattle-Sounds haben wollte. Die Songs hatten für Cobain praktisch keine Bedeutung. Er selbst sagte, dass er sie meist kurz vor der jeweiligen Produktion ohne bestimmte Absicht, aber oft in einer "angepissten" Grundstimmung verfasste. 1992 wurde "Bleach" erneut veröffentlicht und erreichte dabei Rang 89 der US Billboard 200-Charts, Rang 33 im Vereinigten Königreich und Rang 24 in Deutschland. Das Album hat sich seitdem allein in den USA voraussichtlich etwa 2 Millionen Mal verkauft und wird nun in Fachkreisen als Meilenstein der Rockmusik angesehen.
Die deutliche Abkehr von ihren ersten beiden Alben sollte mit "In Utero" aufgenommen werden. Aufgrund des Erfolgs von "Nevermind" wäre es für Nirvana naheliegend gewesen, den Veteran der Underground-Punk-Szene, Butch Vig, erneut zu verpflichten. Aber Cobain, Krist Novoselic und Dave Grohl gingen einen weniger kommerziellen Weg, indem sie Steve Albini, der für seine Integrität, seine Kompromisslosigkeit und seine Verachtung für die Konzernmusikindustrie bekannt war, engagierten. Die Plattenfirma war nicht mit dem rohen und komplexen Sound einverstanden, den die Band ausprobieren wollte, weil sie befürchtete, dass der kommerzielle Erfolg ausbleiben würde. Nirvanas letztes Album wurde in weniger als zwei Wochen im Pachyderm Recording Studio aufgenommen und wurde mehrfach mit Platin ausgezeichnet. Heute zählt es als Klassiker, der seiner Zeit voraus war.
In Bezug auf Nirvanas live-Auftritte, insbesondere ihr Unplugged-Set für MTV, ist zu erwähnen, dass dieses Konzert am 18. November 1993 aufgenommen wurde und am 31.10.1994, fast sieben Monate nach Cobains Tod, veröffentlicht wurde. Eigentlich stand Cobain dem Musiksender MTV eher kritisch gegenüber, da Nirvana anlässlich der MTV Video Music Awards 1992 ihren Song "Rape Me" live performen wollten und dieser abgelehnt wurde. Stattdessen trat die Band mit "Lithium" auf (nicht ohne die erste Zeile von "Rape Me" zu singen).
Nirvanas Unplugged-Set war zunächst provokant: Kein "Smells Like Teen Spirit", nur ein bekannter Song. Von den 14 Liedern waren nur acht von ihnen selbst, der Rest waren Cover-Versionen, darunter "The Man Who Sold The World" von David Bowie. Die Bühne war mit Kerzen und Lilien dekoriert, was dem Raum eine feierliche Atmosphäre verlieh. Kurt Cobain nahm in seiner charakteristischen fleckigen Strickjacke auf einem Bürostuhl Platz, während er seinen Songs mit einer Mischung aus Melancholie und Intensität eine ganz besondere Stimmung mit auf den Weg gab. Es war wohl das intimste Konzert, das Nirvana je gegeben hatten. Besonders die Interpretation von "Pennyroyal Tea" war der Gänsehautmoment schlechthin. Cobain spielte das Stück dann mit geschlossenen Augen. Zeitlos schön.
Die Begegnung zwischen Courtney Love und Kurt Cobain in einem Klub in Portland im Jahr 1989 markierte den Beginn einer turbulenten und komplexen Beziehung. Zwei Jahre später trafen sie sich erneut in Chicago, und ihre Verbindung war von Beginn an von zahlreichen Herausforderungen geprägt. Die Hochzeit am 24. Februar 1992 in Hawaii war ein Höhepunkt ihrer Beziehung. in einer Zeit, die von persönlichen Kämpfen und dem Druck des Ruhms gezeichnet war. Die Geburt ihrer Tochter Frances Bean brachte Momente der Freude, vermochte jedoch nicht, die Dunkelheit zu vertreiben, die Kurt Cobains Leben umgab. Seine tiefe Zuneigung zu Frances Bean war unbestritten, aber begleitet von der ständigen Sorge, ob er ihr genügend Unterstützung bieten konnte. Trotz ihrer Bemühungen, eine stabile Umgebung zu schaffen, blieben die Anforderungen der Elternschaft hoch und trübten die Aussichten auf eine harmonische Zukunft für die Familie.
Der tragische Tod von Kurt Cobain im Alter von 27 Jahren brachte den Begriff "Club 27" ins Rampenlicht und begründete einen Mythos, der die Welt des Rock'n'Roll durchdrang. Die Medien spekulierten über die Gründe, warum so viele berühmte Musiker gerade in diesem Alter starben, und der Mythos nahm Gestalt an. Cobains Tod fügte sich in eine Liste von Legenden wie Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin und Jim Morrison ein, die ebenfalls im Alter von 27 Jahren verstorben waren. Diese Verbindung zu anderen Mitgliedern des "Club 27" führte zu weiteren Spekulationen über die mysteriöse Natur dieses Phänomens. Während einige Cobains Tod als bewussten Eintritt in den "Club 27" interpretierten, betonen Studien, dass das Alter von 27 Jahren nicht signifikant mehr Musiker betrifft als jedes andere Alter. Trotzdem bleibt die Vorstellung von Cobains Tod als Teil dieses Mythos in der kollektiven Erinnerung verankert.