Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Was tun, wenn man sich nicht mehr physisch im selben Raum mit verschiedenen Journalisten treffen darf, um gemeinsam neuer Musik zu lauschen? Dann sind auch die Plattenfirmen richtig gefordert, denn eine grossangelegte Listening Session zu einer Albumankündigung ist wahrlich kein Zuckerschlecken, erst recht nicht, wenn die Vorführung international ausgelegt ist.
Atomic Fire Records machten deshalb Gebrauch vom mittlerweile mehr als bekannten Zoom-Meeting. So erhielten ca. 40 Musikjournalisten die Möglichkeit, exklusiv das am 11. Februar 2022 erscheinende neue Amorphis-Album «Halo» anzuhören und an der anschliessenden Pressekonferenz teilzunehmen. Neben dem Gastgeber und Label-Chef Markus Wosgien war die Band vollständig anwesend, sowie Coverartist Jean-Emmanuel "Valnoir" Simoulin und Produzenten-Legende Jens Bogren. Satte drei Stunden an einem Samstagabend – Listening Session einmal anders!
«Halo» besticht mit 11 brandneuen Tracks, die während 55 Minuten einen ziemlich wilden Ritt versprechen. Die Gegensätze hell/dunkel des Coverartworks wurden auch musikalisch mehrheitlich umgesetzt. «Halo» wirkt noch eine Spur progressiver und anspruchsvoller als der Vorgänger «Queen Of Time», wobei gerade die experimentellen Elemente des Vorgängers wieder aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. So wechseln sich spacige Keyboardklänge und orientalische Momente mit der allgemeinen musikalischen Grundausrichtung der Band ab. Diese Elemente machen «Amorphis» seit Jahren einzigartig.
Die Finnen agieren weiterhin ausserhalb aller gewohnten Genregrenzen und -Schubladen. Sie musizieren in ihrem eigenen Kosmos. «Halo» zeigt beim ersten Hördurchlauf grosse Qualitäten und wird auf jeden Fall mehrere Durchgänge benötigen, um sich vollständig zu entfalten. Der Bombast von «Queen Of Time» wurde etwas zurückgefahren, dafür zeigt sich Sänger Tomi Joutsen nochmals erstarkt, der ganz offensichtlich an seiner Stimme gearbeitet hat. Sein Klargesang ist heller, geschmeidiger und stabiler als je zuvor und sorgt des Öfteren für Gänsehautmomente. Folglich sind auch mehr Clean-Vocals als auf den Vorgängeralben zu hören. Es verfügt ausnahmslos jeder Refrain auf «Halo» über Klargesang. Dies tut dem Sound allerdings keinen Abbruch in Sachen Härte, denn da hat der Trupp noch eine Schippe draufgelegt, zumindest wenn man Esa Holopainen nach seinem Urteil fragt.
Gerade bei den tiefen Growls sticht auch wieder Joutsen mit bisher unbekanntem Volumen hervor - er scheint gesanglich in der Form seines Lebens zu sein. Fragt man jedoch Produzent Jens Bogren nach seiner Meinung, so fällt das durch den oft hellen, geschmeidigen Klargesang poppiger aus. Viele Melodien und Gesangsharmonien sind unverschämt catchy, eine Handvoll der neuen Lieder haben echt das Potential, neue Band-Hits zu werden. Vermutlich haben beide Recht, denn wahrscheinlich machen genau diese verschiedenen Sichtweisen die Platte umso interessanter.
Nach «Under The Red Cloud» und «Queen Of Time» ist «Halo» übrigens schon das dritte Album mit dem Produzententeam um Jens Bogren und Coverartist Valnoir. Bogren habe sich deswegen bereits im Vorfeld überlegt, nicht mehr mit «Amorphis» zu arbeiten, damit sich die Band nicht in Kürze selbst kopiert. Valnoir hingegen ging wie immer entspannt an sein Projekt heran. Während der Entstehung des Albums sprach er oft mit Amorphis über Konzept, Texte und das Thema des Albums. Die Band wollte für das Albumcover etwas Nordisches mit nordischen Elementen - mit diesen Vorgaben hat er herumgespielt und danach das Artwork erstellt. Unterdessen arbeitet er bereits an einem ersten Musikvideo, verriet aber nicht, zu welchem Song.
Eines ist bereits schon drei Monate vor der Veröffentlichung von «Halo» klar. Die Platte wird Amorphis noch ein Stück weiterbringen auf ihrem unkonventionellen Weg, den sie bis dahin musikalisch gegangen sind und es ist ein Album, das dem Gütesiegel Amorphis eindeutig gerecht wird!