Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
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Metal Factory since 1999
Sieben Alben in zehn Jahren Band-Geschichte! Die Power Metaller SERIOUS BLACK um Bassist Mario Lochert drücken seit ihrer Gründung 2014 das Gaspedal mächtig durch.
Einst von ihm zusammen mit Gitarrist Roland Grapow (Masterplan, Ex-Helloween), Schlagzeuger Thomen Stauch (Ex-Blind Guardian), Gitarrist Dominik Sebastian, Keyboarder Jan Vacik und Sänger Urban Breed (Ex-Bloodbound) ins Leben gerufen, hat diese Gruppe in einem Jahrzent haufenweise Klippen umschifft. Das zeigt sich nur schon daran, dass ausser Lochert und Sebastian kein einziges der Gründungs-Mitglieder mehr dabei ist.
Mit Schlagzeuger Ramy Ali besteht immerhin seit einigen Jahren eine weitere Konstante, während Bob Katsionis (Ex-Firewind) heute zwar nicht mehr mit auf der Bühne steht, bei den Album-Produktionen aber immer noch eine wichtige Rolle einnimmt und beim neuesten Werk, zusammen mit Mario Lochert, die Produktion übernahm. In Nikola Mijic konnten die Deutschen zudem einen tollen Sänger und Frontmann für sich gewinnen, der bereits den Vorgänger von «Rise Of Akenathon» vertonte. Metal Factory erhielt das Album exklusiv für ein Pre-Listening. Hier sind die Eindrücke, die wir beim ersten Anhören sammeln konnten.
Open Your Eyes
Das erste Lied des siebten Album zieht kurz nach ein paar Anfangsgeräuschen an, holt danach nochmals Atem und galoppiert weiter. Nach einem weiteren ruhigeren Intermezzo im Anschluss an den Refrain geht es in die Vollen. Die lyrische Aufbruchstimmung wird auch musikalisch in die heimischen Stuben transportiert. Es ist ein toller Albumeinstieg, der ganz ohne Gitarrensolo auskommt, dafür mit Keyboardmelodien aufwartet.
We Are The Storm
Auch dieses Lied geht gleich in die Vollen, wird aber in der ersten Strophe etwas ruhiger und baut Spannung auf. Im Refrain sind dann Gangshouts zu hören. Auch hier ist die zweite Strophe rockiger als die erste. Behandelt das Lied lyrisch die Reiter der Apokalypse will für mich die Musik nicht zum Text passen. Denn was bedrohlich klingen sollte, wirkt hier eher fröhlich. Da wäre deutlich mehr drin gelegen. Und as beweisen Serious Black später im Album. Trotzdem ist «We Are The Storm» ein gutes Lied, das zudem mit einem tollen Gitarren-Solo begeistert.
Silent Angel
Auch hier wird man zuerst mit der stampfenden Strophe etwas in die Irre geführt, wirkt der Refrain doch überraschend fröhlich. Das Lied eignet sich hervorragend für gesittetes Headbangen. Es würde mit einer roheren Produktion aber wohl noch mehr glänzen.
Take Your Life
Nach einem technoiden Einstieg übernimmt ein toller Refrain, bevor wieder Atem in Form von Ruhe genommen wird. Thematisch ähnlich wie «Open Your Eyes», lädt es zum mitmachen ein. Die Aufforderung «and sing with us this song» setzt man gerne um. Und wenn es heisst «unleash the Power of Rock'n'Roll» ist hier kein wildes Umherrennen und kein Pogotanz gemeint, sondern kontrolliertes Mitschunkeln.
Shields Of Glory
Der technoide Anteil von «Take Your Life» wird hier noch mehr auf die Spitze getrieben. Das Haupt-Riff kann man jetzt dem Industrial Metal zuordnen. Und das lässt Serious Black äusserst erfrischend klingen. Im Refrain wird es dann wieder episch melodisch. Hier wünscht man sich zuerst, dass die Band beim Industrial Metal geblieben wäre. Schnell merkt man aber, dass genau die Spannung zwischen den beiden Musikstilen den Reiz dieses Liedes ausmacht. Zudem punktet sie hier wieder mit einem geschmackvollen Gitarren-Solo.
When Im Gone
Ein Partylied erwartet bei diesem Liedtitel niemand. Und tatsächlich wird Sänger Nicola Mijic zu Beginn nur von Klavierklänge begleitet. Das Ganze erzeugt maximale Emotionen. Nach dem ersten Refrain zieht es merklich an. Dieses Lied könnte nach zwei bis drei Hördurchgängen ganz gross werden.
United
Von nachdenklich zu Party-Stimmung. «United» bietet einen guten Kontrast. Hier stampfen Serious Black wieder fröhlich. Die Melodie reisst mit und man glaubt ihnen, wenn sie singen "The union we rock". Der Song ist der wohl bisher livetauglichste.
Rise Of Akhenaton
Vermisste ich bei «We Are The Storm» die dazu passende bedrohliche Stimmung, zeigen hier Serious Black, dass sie solche Melodien doch in petto haben. Das Riff ist ähnlich stark wie bei «United» und «Shields Of Glory», wenn nicht sogar noch stärker. Zudem fügen sich das Keyboard-Solo und später das verspielte Gitarren-Solo ebenfalls hervorragend ins Klangbild ein. Ein echter Höhepunkt auf diesem Album.
Virtual Reality
Und nochmals spielen Serious Black einen Stampfer. Aber erneut ist es keine Kopie von etwas zuvor Gehörtem. Wirkt «Rise Of Akhenaton» düster, herrscht hier Fröhlichkeit pur. Wiederum überrascht der Refrain. Dieser drückt nicht auf die Bremse, sondern auf das Gaspedal. Der Druck wird aufrecht erhalten. «Virtual Reality» ist ein weiteres starkes Lied.
I Will Remember
Als nur flüchtiger Kenner von Toto war mir das Original von «I Will Remember» bisher unbekannt. Zur Vorbereitung für diese Prelistening hörte ich mir deshalb die Studio- und eine aktuelle Live-Version von Toto an. Serious Black interpretieren «I Will Remember» mit viel Respekt und etwas härter. Ihre Version kann damit neben dem Original bestehen und fügt sich hervorragend ins siebte Album ein. Gewidmet ist sie von Mario Lochert an die ganze Band und dem, was sie bisher erlebt hat. Einziger Wermutstropfen: Man merkt bei dieser Nummer, dass Serious Black mit den eigenen Liedern nicht an das überirdische Niveau von Toto heran kommen.
Metalized
Das brauchen sie aber nicht. Zumal auch eine Stufe tiefer noch tolle Lieder komponiert werden können. «Metalized» ist dazu der beste Beweis. Es packt den Zuhörer nach der ruhigeren Toto-Nummer sofort. Dazu wird gesungen «For Metal music we live and we die". Und man glaubt es der Band. Dieses Lied ist eine kleine Hymne mit grossem Live-Potenzial, die künftig hoffentlich seinen dauerhaften Platz im Set von Serious Black finden wird. Ein Hit, mit dem man Konzerte würdig abschliessen kann – sowie dieses Album.
Fazit
Beim ersten Anhören wirkt die zweite Hälfte von «Rise Of Akhenaton» eingängiger und zwingender als die erste. Das Potenzial von Serious Black wird hier voll entfaltet und ausgeschöpft. Vielleicht braucht die erste Hälfte aber auch schlicht ein paar Durchgänge mehr, um dieselbe Wirkung zu entfalten. Nach dem Durchlauf vorab ist man aber ein wenig enttäuscht und sieht songwriterisch einige verpasste Chancen. Wie es besser geht, erfährt man im zweiten Teil des Albums. Power Metal Fans dürfen sich auf jeden Fall auf den 27.09.2024 freuen, wenn dieses Werk erscheint.