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Samstag, 12 Juli 2025 06:40

Wie J.R.R. Tolkien, der Vater vom Hobbit und Herr der Ringe Epos, zeitgenössische Rock-Musik beeinflusste (Teil 7)

Von Lukas O. Ritzel für 2025 für Metal Factory
Coverbild by Sepide Donne (2025)

Kurz, kürzer, Tolkien Musik im 2025
Minstrels of Middle-earth ist ein Musikprojekt, wenn auch keine traditionelle Tournee-Band. In erster Linie ist es das kreative Werk eines Solokünstlers, der Original-Musik komponiert und produziert, die von J.R.R. Tolkiens Legendarium inspiriert ist. Das Projekt verbindet Elemente aus Sinfonik, Filmmusik und Metal, um die Geschichten und Figuren von Mittelerde zum Leben zu erwecken.

Der Künstler lässt sich von Metal, Musicals, Symphonik und Filmmusik inspirieren und schreibt: "Ich bin ein Minnesänger auf einer Reise durch die Geschichte Mittelerdes, der Musik und Drama einsetzt. Ich lasse mich von Metal, Musical, Symphonik und Filmmusik inspirieren. Ich komponiere die Musik und drehe die Videos selbst. Vielen Dank für euer Interesse, eure Aufrufe und Likes. Das motiviert mich sehr, weiterzumachen. Mein grosses Ziel ist es, einen grandiosen Liederzyklus zu schaffen, der die gesamte Geschichte von Tolkiens Welt umfasst. Begleite mich auf meiner Reise und dabei, die Geschichten aus der tiefen Geschichte Mittelerde in Lieder zu verwandeln!"

Zu den bekannteren Kompositionen gehören: «Aurë Entuluva (Eldacars Exil)»: Ein symphonisches Stück, das die Dramatik von Eldacars Geschichte einfängt. «Thrones of Sundered Gondor»: Eine musikalische Interpretation des Kin-Streits, einem Bürgerkrieg in Gondor. «Beneath The Stars»: Ein Demo-Track, der in die tiefe Geschichte von Tolkiens Arda eintaucht.

Diese Kompositionen zielen darauf ab, die reichhaltigen emotionalen und thematischen Landschaften von Tolkiens Geschichten durch Musik zu evozieren.
Es ist aber in allen Aspekten auch ein Neuzeit Projekt in dem Sinne dass es sehr AI lastig visuell als auch musikalisch rüberkommt und die Songs eher kurz gehalten werden.

Tolkien's classic poem «The Shores Of Faëry» – set to music by Minstrels Of Middle-Earth (full song)

 

Funfact: Tolkien und die Iron Maidens, die es nie gab
In einem Interview mit dem Magazin Revolver aus dem Jahr 2018 verriet Iron-Maiden-Frontmann Bruce Dickinson, dass er zwar ein grosser Fan von Tolkiens Der Herr der Ringe sei, aber nie einen Song darüber geschrieben habe. Warum? Weil, wie er selbst sagte: "Es ist ein so umfangreiches Buch, dass es albern wäre, einen Song darüber zu schreiben. Das wäre fast so albern, wie sich vorzustellen, man könnte einen Film daraus machen. Obwohl das natürlich jemand ziemlich gut gemacht hat."

Selbst «Air Raid Siren» (Luftangriffs-Sirene) wusste also, dass sich Mittelerde nicht in einer vierminütigen Metal-Hymne zusammenfassen lässt. Trotzdem fragt man sich unweigerlich, wie ein von Tolkien inspirierter Maiden-Song geklungen hätte: «Run To The Shire», anyone?

In den Tolkien-Tunnel geraten
Die Rückeroberung von Mittelerde: Feminazguls Black Metal als feministischer Widerstand
In der sich ständig weiterentwickelnden Landschaft der von Tolkien inspirierten Musik tauchen neue Stimmen auf, die mit ihren Werken nicht nur musikalisch, sondern auch ideologisch mit Traditionen brechen.

Eine der auffälligsten ist Feminazgul, ein Black Metal Projekt, das Mittelerde aus einer radikalen, feministischen Perspektive neu interpretiert. Anstatt sich der oft reaktionären Nostalgie der High Fantasy anzuschliessen, nutzt Feminazgul Tolkiens Mythos als Schlachtfeld, um Patriarchat, Faschismus und systemische Unterdrückung zu bekämpfen. Ausgehend von der allegorischen Tiefe von "Der Herr der Ringe" interpretiert Feminazgul die Nazgûl neu als Symbole der unterwanderten Macht: einst Diener der Herrschaft, nun erobern sie als Instrumente des Widerstands ihre Autonomie zurück. Das Album «The Age Of Men Is Over» greift nicht nur Tolkiens anti-industrielle Kritik auf, sondern macht sie zu einer Waffe.

Die Natur, die Ents und die Zerstörung von Isengart werden dabei nicht zu Metaphern für Rückzug, sondern für Revolution. Die Band übernimmt Tolkiens Misstrauen gegenüber Macht und Hierarchien, geht aber noch weiter: Sie stellt die Orks als proletarische Figuren dar und demontiert die Romantik der Monarchie und ethnischen Reinheit, an der manche Interpretationen festhalten. In einer Szene, die noch immer vom Gespenst des National Socialist Black Metal (NSBM) heimgesucht wird, bieten Projekte wie Feminazgul ein kritisches Gegengewicht.

Sie entziehen dem Black Metal die Illusion, dass er rechts sein muss, um extrem zu sein, und bekräftigen den Aussenseitergeist des Genres durch antifaschistische, transinklusive und anarchistische Ausdrucksformen. Dies ist nicht Mittelerde als idyllische Fluchtwelt, sondern ein Schlachtfeld, auf dem Mythos, Identität und Politik aufeinanderprallen. Da immer mehr Künstlerinnen und Künstler Tolkiens Welt nutzen, um Macht, Ökologie und Gerechtigkeit zu erforschen, könnte das Zeitalter der unhinterfragten Interpretationen tatsächlich vorbei sein.

FEMINAZGUL - The Age Of Men Is Over (2018, full album)

 

Passend dazu eine Anekdote, die heuer in den Medien zu lesen war
Gandalf tanzt: Wie die Scissor Sisters Mittelerde nach Glastonbury brachten

Tolkien lebt, nicht nur in Büchern, Filmen und Rollenspielen, sondern auch auf den grossen Bühnen der Popkultur. Ein ganz besonderer Beweis dafür lieferte das "Glastonbury Festival 2025", als Sir Ian McKellen, besser bekannt als Gandalf, gemeinsam mit der queeren Disco Glam Rock Formation Scissor Sisters eine legendäre Performance des Songs «Invisible Light» hinlegte.

Was auf den ersten Blick wie ein schriller Gag wirkt, war in Wahrheit ein magischer Moment: Der grosse Zauberer Mittelerdes betrat die Bühne, um live sein gesprochenes Segment aus dem Song zu rezitieren – mit dem ihm eigenen Pathos, getragen von Lichtblitzen, Synth-Wellen und einem Publikum, das gleichermassen feierte wie ehrfürchtig erstarrte. "A darkness that stretches into infinity..." – dieser Satz, gesprochen von McKellen, war nie dramatischer, nie kraftvoller, nie tanzbarer.

Es war ein Zusammenprall von Welten: High Fantasy trifft High Energy und Queer Kultur und setzt gleichzeitig ein starkes kulturelles Zeichen: Tolkien lebt auch im Club.
Solche Auftritte zeigen, wie tief Tolkien in den kollektiven Bildern unserer Zeit verankert ist. Seine Figuren und Geschichten sind längst nicht mehr nur Teil einer literarischen Nische, sie sind vierlmehr Mythen moderner Populärkultur, wandelbar, lebendig und offen für neue Formen.

Wenn Gandalf zur Disco-Kugel greift, dann ist das nicht Verrat am Mythos, sondern dessen Weitererzählung. Es sind solche Momente, die Legenden frisch halten – nicht nur für Altleser, sondern auch für neue Generationen, die sich auf ganz eigenen Wegen Mittelerde nähern. Denn was lebt, ist das, was immer wieder neu erzählt wird.

SCISSOR SISTERS - Invisible Light (feat. Sir Ian McKellan, Glastonbury 2025)
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Night Owl - eine Reise durch Mythos, Erinnerung und Sterblichkeit
Um einiges sanfter erscheint hier der Zugang der Band Night Owls, die es zwar schon seit längerem gibt aber im 2024 mit einem speziellen Tolkien Song aufwartet der an Bardic Depths erinnert und wieder um einiges Tiefer geht.

In einer Musiklandschaft, in der von Tolkien inspirierte Kompositionen oft an Kampfhörner, Elfengesänge oder Black-Metal-Epen erinnern, schlägt Night Owl mit «Tolkien Dream» eine erfrischend introspektive Richtung ein. In diesem Track interpretieren sie Mittelerde nicht als Schauplatz von Krieg und Grösse, sondern als persönlichen Zufluchtsort, ‘...wo die Realität auf deine Fantasie trifft’.

Anstatt bestimmte Szenen oder Figuren nachzuzeichnen, verwebt der Song Tolkiens Mythologie zu einer zutiefst menschlichen Erfahrung von Verlust, Heilung und Sehnsucht. ‘Ist das der Himmel oder die Erde oder irgendwo dazwischen?’, fragt der Erzähler, während er in einem traumähnlichen Raum schwebt, der an die Unsterblichen Lande oder die Grauen Anfurten erinnert. Dieser liminale Zustand – möglicherweise eine Nahtoderfahrung – gibt den Ton für eine eher metaphysische als mythologische Reflexion an.

Es gibt Andeutungen auf Krankenhauswände und Traumata, auf ein Leben, das in der Schwebe hängt: ‘Alles, woran ich mich erinnere, ist das Krankenhauszimmer und das Schwert, das an einem kalten Nachmittag herabfiel.’ Doch statt Verzweiflung findet der Sprecher Erlösung – nicht durch göttliches Eingreifen, sondern durch narrative Erinnerung: ‘Du hast Adler geschickt’, eine Zeile, die an die wundersamsten Rettungen in Tolkiens Werken erinnert. Es ist diese emotionale Umdeutung, die Night Owl auszeichnet.

Wo andere Schwerter ziehen, zeichnet Night Owl Symbole. Mittelerde wird zu einem mentalen und spirituellen Zufluchtsort: ‘Walking the evergreen fields of a Tolkien dream’ (Wandern durch die immergrünen Felder eines Tolkien-Traums) findet der Sprecher keine Action, sondern Stille, kein Abenteuer, sondern Träumerei.

Am Ende des Songs kehrt er in die Kindheit zurück und erinnert an den Zauber, der viele Leser zuerst zu Tolkien gebracht hat: "It ends how it begins, through the eyes of a child" (Es endet so, wie es beginnt, durch die Augen eines Kindes). Auf diese Weise kehrt Night Owl Tolkiens Welt nach innen und schafft eine klangliche Elegie, die eher wie ein Gebet als wie eine Hommage eines Fans wirkt. In «Tolkien Dream» wird das Mythische intim, und Tolkien wird nicht zitiert oder dramatisiert, sondern geträumt.

NIGHT OWLS - Tolkien Dream

 

Punk, Disco, nun sogar Jazz.
Kandahar, eine progressive-Rock- und Jazz-Fusion-Band, 1972 in Gent (Belgien) gegründet hatte auch schon sehr früh tolkienskes in ihrem Repertoire. Die Gruppe veröffentlichte zwei Alben auf ihrem eigenen Label Dwarf. Weder Band noch Label konnten jedoch die kommerziellen Erwartungen erfüllen, woraufhin Frontmann Karel Bogard die Gruppe verliess. Unter der Leitung des Gitarristen Jeff De Visscher erschien noch ein weiteres Album. In den späteren Jahren wurde die Band zur Hausband des Arena-Theaters in Gent und komponierte darüber hinaus Musik für weitere Theaterproduktionen.

Ein besonderes Highlight ihres Schaffens ist der Song «The Hobbit» aus dem Jahr 1974, der von J.R.R. Tolkiens gleichnamigem Werk inspiriert wurde. Damit zählt die Band zu den frühen europäischen Musikgruppen, die sich künstlerisch mit Tolkiens Welt auseinandersetzten – ein eindrucksvolles Beispiel für die anhaltende kulturelle Strahlkraft von Mittelerde.

KANDAHAR - The Hobbit 1974

 

Lied der Fernen Küsten - Elben, Langschiffe und verlorene Zeiten
Oder auch John Lees, ein britischer Singer-Songwriter und Gitarrist, der vor allem als Gründer und Frontmann der Progressive Rock Band Barclay James Harvest (BJH) bekannt ist. Er gründete die Band 1966 zusammen mit Woolly Wolstenholme, Les Holroyd und Mel Pritchard, und die hatten dort auch schon einen Tolkien Song mit «Galadriel». In den frühen 1970er Jahren nahm Lees aber auch sein Solo-Album «A Major Fancy» auf. Obwohl es 1972 in den "Abbey Road Studios" mit Beiträgen von namhaften Musikern wie Rod Argent und Mitgliedern von 10cc fertiggestellt wurde, erschien das Album aufgrund von Problemen mit dem Label und sich ändernden Musik-Trends erst 1977.

Die Platte kombiniert epischen Prog-Rock, jazzigen Soft-Rock und introspektives Songwriting und wurde für Titel wie «Child Of The Universe» und «Long Ships» gelobt. Der etwa 5:20 Minuten lange Titel «Long Ships» ist dabei ein Epos im mittleren Tempo, das nordische Mythologie mit Tolkien-Referenzen, darunter Figuren wie Elrond und Legolas, verbindet und heroische Bilder von Langschiffen im Kampf gegen die Elemente heraufbeschwört. Obwohl Kritiker die starken Texte hervorheben, empfinden einige die Melodie als weniger überzeugend. Insgesamt ist «A Major Fancy» eine einzigartige Fusion verschiedener Genres und ein Beweis für Lees Ambitionen, die über seine Arbeit mit BJH hinausgehen. Die verspätete Veröffentlichung und die Abweichung vom zeitgenössischen Punk-Sound haben den kommerziellen Erfolg des Albums möglicherweise eingeschränkt, doch es bleibt ein Kult-Klassiker unter Jazz-, Prog-Rock- und Tolkien-Fans.

JOHN LEES - Long Ships

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Die Ballade von Bilbo Beutlin von Mr. Spock
Unter den seltsamsten Beiträgen in der riesigen und vielfältigen Welt der von Tolkien inspirierten Musik findet sich mit «The Ballad Of Bilbo Baggins» ein wahrhaft bizarres Juwel. Gesungen wird es von niemand Geringerem als Leonard Nimoy, der als Mr. Spock aus "Star Trek" (der Vulkanier aus Raumschiff Enterprise) bekannt ist. Der schon 1967 veröffentlichte Pop-Song, der die Abenteuer von Tolkiens Hobbit-Helden in einem wild übertriebenen und eingängigen Stil erzählt, entstand auf dem Höhepunkt der Popularität von "Star Trek" und der psychedelischen Ära.

Begleitet von einer inzwischen legendären Low-Budget-TV-Performance mit Tänzern in Hobbit-Kostümen und einem fröhlich mit spitzen Ohren singenden Nimoy erinnert diese Interpretation von Mittelerde eher an Las Vegas, als an Valinor.

Musikalisch ist sie zwar weit entfernt von der epischen Grösse späterer, von Tolkien inspirierter Werke im Rock- und Metal-Bereich. Mit ihrem fröhlichen Tempo, den schwungvollen Bläsern und ihrem Bubblegum-Charme wirkt sie eher wie etwas aus einer Kindershow als wie eine Hommage an Tolkiens reichhaltige Mythologie. Und doch hat «The Ballad Of Bilbo Baggins» Kultstatus erlangt, teils aufgrund ihrer schieren Absurdität, teils aufgrund von Nimoys unerschütterlichem Charme und teils, weil sie eine der frühesten bekannten musikalischen Hommagen an Tolkien in der Popkultur ist. Lange bevor Led Zeppelin Anspielungen auf Mordor machten oder Summoning Black-Metal-Kathedralen in Arda errichteten, sang Mr. Spock mit einem Grinsen und einem Tamburin über Bilbos Reise. Es mag nicht kanonisch sein. Es mag nicht einmal gut sein. Aber es bleibt unvergesslich.

LEONARD NIMOY - The Ballad Of Bilbo Baggins (Full Album Version)

 

Amon Amarth – Der Berg, das Reich, das Lied
Wenn es um erfolgreiche Bands geht, die sich zumindest in einigen Punkten an Tolkien anlehnen, dürfen Amon Amarth nicht unerwähnt bleiben.

"Amon Amarth" gehört zu den beliebtesten Begriffen aus Tolkiens Mythologie. Er bedeutet auf Sindarin (Elbisch) "Schicksalsberg" und ist der Name eines Berges in Mordor. An diesem Vulkan wurde der eine Ring geschmiedet und schliesslich zerstört. Amon Amarth sind aber auch eine Band und zwar eine sehr erfolgreiche. Die schwedische Melodic Death Metaller konzentrieren sich in ihren Texten und Themen stark auf die Wikinger-Mythologie, nordische Sagen und epische Kriege.

Der Song «Once Sent from the Golden Hall» ist von J. R. R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" inspiriert und bezieht sich speziell auf die Figur Éomer und das Königreich Rohan. Der Titel des Songs spielt auf den zweiten Band der ‘Herr der Ringe’-Reihe, ‘Die zwei Türme’, an. Darin wird Éomer aus der Goldenen Halle von Meduseld verbannt, dem königlichen Saal in Edoras, der Hauptstadt von Rohan. Nicht alle Alben und Songs sind jedoch direkt an Tolkien angelehnt, oft sind es auch einfach Wikinger-Legenden und Geschichten aus dem Norden, die von Amon Amarth übernommen werden.

AMON AMARTH - Once Sent From The Golden Hall

 

Baum-Rock
Im Kontext naturverbundener, waldinspirierter Rockmusik verweist die australische Band Treebeard schon mit ihrem Namen auf eine tief verwurzelte Quelle der Inspiration: Baumbart, den ehrwürdigen Anführer der Ents aus J.R.R. Tolkiens Welt. In ihren Werken spiegelt sich eine sehr persönliche, nachdenkliche Auseinandersetzung mit Mittelerde wider – insbesondere damit, wie Tolkiens Mythologie ihre künstlerische Identität und ihren musikalischen Ausdruck formt. Die Ents, jene uralten, baumähnlichen Wesen, gelten als Hüter der Wälder – stille Wächter der Natur, geschaffen, um den Stimmen der Bäume Gehör zu verschaffen.

Treebeard machen sich diese Symbolik auf eindrucksvolle Weise zu eigen. Alle vier noch jungen Bandmitglieder wuchsen nach eigener Aussage mit den ‘Herr der Ringe’-Filmen auf, tauchten erst später in die Bücher ein und entdeckten in verschiedenen Phasen ihres Lebens unterschiedliche Facetten von Mittelerde. Am meisten spricht sie jedoch nicht die mythische Grösse oder die komplexe Weltgestaltung an, sondern der emotionale Kern von Tolkiens Schreiben: die Art und Weise, wie Krieg, Freundschaft und Verlust mit einer zutiefst menschlichen Note dargestellt werden. Wie die Band im Interview selbst bemerkt, ist es Tolkiens Lebenserfahrung, insbesondere aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs, die den Bruderschaften und Kämpfen seiner Figuren Authentizität verleiht.

Musikalisch setzt die Band diese Themen auf subtile, aber eindringliche Weise um. Schon ihr Name dient als symbolischer Anker, der nicht nur die Verehrung für Tolkiens Universum widerspiegelt, sondern auch ein modernes ökologisches Bewusstsein. Der uralte Ent wird so zu einer Metapher für den Widerstand gegen den Klimawandel und verkörpert die Rebellion der Natur gegen ihre Ausbeutung. Dieses Konzept steht besonders im Vordergrund des ersten Albums der Band. Darüber hinaus finden die epische Dimension und der vielschichtige Erzählstil von Tolkiens Werk eine Entsprechung im Songwriting von Treebeard, das zu weitläufigen, facettenreichen Kompositionen neigt. Sowohl thematisch als auch formal ist ihre Musik ein zeitgenössisches Echo von Tolkiens unvergänglichem Geist.

TREEBEARD - Great White (Music-Video)

 

Echos von Mittelerde in Stahl und Geist
Exmortus sind vor allem für ihre mitreissende Mischung aus Thrash und Neoclassical Metal bekannt. Doch zwei ihrer jüngsten Songs sind direkt von Tolkiens Legendarium inspiriert.
«Oathbreaker» kanalisiert die gespenstische Angst der Toten von Dunharrow, die dazu verdammt sind, zu verweilen, bis ihre alte Schuld beglichen ist. Der Song ist durchdrungen von der Last gebrochener Schwüre und gespenstischer Rache. Im Gegensatz dazu spiegelt «Mind Of Metal» den kalten Intellekt und die verdorbene Ambition Sarumans wider und beschwört seine Besessenheit von der Herrschaft durch Handwerk und Maschinen herauf. Das ist keine Fan-Service-Fantasy, sondern eine wilde Hommage an Tolkiens tiefere Themen: Ehre, Macht und Untergang.

EXMORTUS - Oathbreaker (Official Lyric-Video)

 

Wenn Viking Metal auf Mittelerde trifft
Obwohl Vanirs Sagas (2022) in erster Linie die nordische Mythologie erforscht, wagt es das Album mit einer bemerkenswerten Ausnahme in Tolkiens Territorium: «Battle Of Middle-Earth». Der Track ist direkt von Tolkien inspiriert und greift den epischen Ton und die kriegerischen Bilder von Mittelerde auf, wobei komplexe Riffs mit melodischer Gravitas verschmelzen.

Im Gegensatz zu ihren nordisch geprägten Pendants ist dieser Song eine direkte Hommage, ein Metal-Tribut an Tolkiens Saga von grossen Schlachten und uralter Heldentat. In den Händen von Vanir finden Tolkiens kriegsgeschüttelte Landschaften eine neue, wilde Stimme.

BATTLE OF MIDDLE-EARTH - Vanir

 

Eine einzigartige Nische im Tolkien Musik Universum hat auch die italienische Truppe Wind Rose erfunden, nämlich:
Zwergen Metal
Die italienische Power-Metal-Band Wind Rose hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2009 in Pisa ganz der Welt von J.R.R. Tolkien verschrieben, genauer gesagt den Zwergen. Mit ihrem selbsternannten Stil des ‘Dwarven Metal’ kombinieren sie kraftvolle Riffs, orchestrale Elemente und hymnische Chöre zu einem Sound, der die raue, stolze und goldhungrige Kultur der Zwerge musikalisch zum Leben erweckt.

Sänger Francesco Cavalieri beschreibt die Faszination für Tolkiens Zwerge wie folgt: "Sie sind loyal, mächtig, gierig nach Ruhm, Ehre und Gold, wie wir!" Die Bandtexte basieren oft auf Zwergen-Mythen aus Mittelerde, wobei Cavalieri Tolkien-Gedichte in abstraktere, musikalisch umsetzbare Formen überführt.

Bekannte Songs wie «To Erebor» oder «The Breed of Durin» erzählen von der Rückkehr der Zwerge in ihre unterirdischen Hallen und spiegeln die epische Atmosphäre von Tolkiens Erzählungen wider. Mit ihrem viralen Hit «Diggy Diggy Hole» erreichte die Band 2019 ein breiteres Publikum und festigte ihren Ruf als musikalische Vertreter der Zwergenwelt.

Wind Rose hebt sich durch ihre konsequente thematische Ausrichtung und visuelle Inszenierung als "Dwarven Metal Band" von anderen Tolkien-inspirierten Gruppen ab. Während Bands wie Summoning oder Blind Guardian verschiedene Aspekte von Tolkiens Werk vertonen, konzentriert sich Wind Rose ausschliesslich auf die Perspektive der Zwerge und schafft so eine einzigartige musikalische Nische. Windrose werden als Hauptact an den Tolkien Tagen im Sommer 2026 in Geldern aufspielen. Wer nicht warten kann, Windrose spielen im Oktober auch im Basler Z7 auf. Der bartlose Autor dieser Serie wird vorne mitrocken.

WIND ROSE - Together We Rise (Official Video)

 

Fragt uns nicht länger nach den Adlern
Bei Mouth Of Sauron handelt es sich um eine Hard Core Death Metal Band aus Las Vegas, Nevada. Sie ist dafür bekannt, intensiven Metal mit satirischen Anspielungen auf Tolkiens Sagenwelt zu verbinden. Ihre Musik vermischt oft düsteren Humor mit Themen aus Mittelerde und bietet damit eine weitere wohl einzigartige Perspektive innerhalb der von Tolkien inspirierten Musikszene.

Ein bemerkenswerter Song ist «Stop Asking Us About The Eagles», der sich mit einer häufigen Frage von Fans bezüglich der Verwendung von Adlern in "Der Herr der Ringe" befasst. Der Song kombiniert aggressive Instrumentierung mit Texten, die die Frustration über dieses Thema auf humorvolle Weise zum Ausdruck bringen.

Ein weiterer Song, «Boil 'Em, Smash 'Em, Stick 'Em In A Stew», wurde von Gollums Dialogen in "Die zwei Türme" inspiriert und zeigt die Fähigkeit der Band, ikonische Zeilen in Metal-Kompositionen zu verwandeln. Ihre Arbeit zeichnet sich durch die Kombination von brutalem Death Metal und komödiantischen Elementen aus und bietet eine frische Interpretation von Tolkiens Universum.

MOUTH OF SAURON - Boil 'Em, Smash 'Em, Stick 'Em In A Stew

 

Wenn die Schatten Mordors in die real Geschichte treten
Eine interessante und etwas überraschende Anspielung auf Tolkiens Welt stammt von der schwedischen Power Metal Band Sabaton. Man könnte einwenden: "Aber Sabaton sind keine Tolkien Metal Band, sie konzentrieren sich auf historische Themen’" und damit hätte man recht. Genau das macht es so faszinierend.

SABATON - Shadows (Official Lyric Video)

 

In den Kommentaren steht da dann auch: Grossartig. Erst Militärgeschichte, jetzt auch noch Fantasy-Militärgeschichte??? Das ist perfekt. Ich wage zu sagen ...the one to rule them all!

Viele Tolkien-Fans behandeln die Geschichte Mittelerdes, als wäre sie echte Geschichte. Sie beziehen sich auf Werke wie das "Silmarillion" und die Geschichten Mittelerdes, als wären es tatsächliche historische Aufzeichnungen. Das ist keine Wahnvorstellung, sondern ein Beweis dafür, wie tief wir in der Überlieferung und Kultur von Tolkiens Welt verwurzelt sind, sodass die Grenzen manchmal verschwimmen. Als ich also in dem Song «Shadows» der Band Sabaton, die für ihren Fokus auf reale historische Ereignisse bekannt ist, die Erwähnung von Mordor hörte, war das für mich persönlich sowohl unerwartet als auch faszinierend und vor allem stimmig.

Anhänge und Referenzen – hier
Nächste Woche geht es weiter mit Teil 8
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