Für mich persönlich war nach ihrem grandiosen Debüt «Burn My Eyes» (1994) Schluss, dennoch habe ich jedem weiteren Album wieder mein Ohr geliehen. Die US-Amerikaner sind mit «Unatøned» mittlerweile bei ihrem elften Studio-Album angelangt, was grundsätzlich schon eine reife Leistung ist. Die zwölf Songs sind wiederum ein anderes Thema. Was mit «Atømic Revelatiøns» und «Unbøund» vielversprechend beginnt, fällt mit den folgenden Tracks rasend schnell. Flynns Stimme hat in den vergangenen Jahren oft zu reden gegeben, und sie scheint auf «Unatøned» nochmals nachgelassen zu haben, was in vielen Strophen, den oft hektischen Quasi-Rap-Gesang erklären würde.
Viele Riffs, auch wenn einige davon ganz knackig sind, sind rudimentär und mit den bandtypischen Harmonien überstrapaziert. «Addicted To Pain» klingt wie «Halo» (The Blackening, 2007) in beschleunigter Form und «Scars And Shattered Dreams» beklaut sich selbst bei «Imperium» (Through The Ashes Of Empires, 2003). Ausserdem scheinen Machine Head Gefallen an überflüssigen Füllern gefunden zu haben, wie «Dustmaker», ein zwei Minuten langes, fast Trip-Hop artiges Bass-Intermezzo beweist. Das «Landscape Of Thorns»-Intro schlägt in dieselbe Kerbe, und «Addicted To Pain» wird von der Art DJ-Scratching-Effekt untermalt, die Slipknot vor einem Vierteljahrzehnt auf «People = Shit» verwendet haben. Ich weiss nicht, woran es liegt. Vielleicht ist man bei den grossen Bands kritischer, aber ich finde irgendwie zum neuen Material hin keinen positiven Zugang.
Ich finde das unerbittliche Streben nach Neuerfindung und Weiterentwicklung nur dann gut, wenn es immer noch geschmackvolle Metallica-meets-Death-Momente beinhaltet. Die strengen Songwriting-Parameter: kürzere, fokussiertere Songs mit ausgesprochen amerikanischem Flair, unkonventionellen Tonart-Wechseln und wechselnden Strukturen, die mit allen Erwartungen brechen, scheinen auch die überzeugenden musikalischen Momente im Schaffen des Vierers gebrochen zu haben. Mit «Unatøned» beweisen Machine Head einmal mehr, dass Langlebigkeit im Metal nicht mit grandioser Kreativität einhergehen muss, sondern auch mit der Weigerung zur Stagnation gelingen kann. Fans des Quartetts dürfen ruhig zugreifen, der Rest wird wohl auch mit dieser Platte nicht warm werden.
Oliver H.