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"...Einige Leute stossen sich daran, anderen ist es egal und wiederum andere finden unsere lyrischen Ergüsse erheiternd..."
Wann hat man schon mal die Möglichkeit, als Otto Normalbürger, mit einem Minister über Weltbewegendes zu diskutieren? Also nichts wie los, die Gelegenheit beim Schopf gepackt und so hat uns der werte Goreminister, der auch noch Sänger bei Kadaverficker ist, Red- und Antwort gestanden. Kadaverficker haben schon für einiges Aufsehen gesorgt, früher sicher auch wegen den Texten, die so neutral wie die Schweiz sind. Mit ihren letzten beiden Alben «KFFM 931,8» und «Kaos*Nekros*Kosmos» haben sie aber, zu Recht, sehr gute Kritiken eingefahren. Mit diesem Interview möchten wir euch gerne Kadaverficker vorstellen, denn diese Band aus dem Ruhrpott hat textlich wie auch musikalisch einiges auf dem Kasten….
MF: Kannst du KADAVERFICKER mal kurz und knapp vorstellen?
Goreminister: Inwiefern ich da etwas vorstellen soll, weiss ich nicht, aber ich gebe mir natürlich Mühe; Wir sind halt vier, aus dem tiefsten Rotz der Menschheit entstiegene Gestalten, die gerne ohne Hemmungen vor Stilwechseln ihre musikalischen Ergüsse in die Welt rotzen. Zuständig dafür sind Corporal Cruel am Schlagzeug, Major Maggotfeeder am Bass, Grandmoff Ghoul an der Gitarre und meine bescheidene Wenigkeit am Gesang.
MF: Ihr habt bereits 4 Alben und eine ungezählte Menge an Singles auf eurer Habenseite. Seit einer gefühlten Ewigkeit existiert Kadaverficker schon. Seid ihr mit dem Verlauf der Dinge so zufrieden?
Goreminister: Aber natürlich. Hätte mir damals jemand in meinem Jugendzimmer gesagt, dass wir mit dem Scheiss so weit kommen, dann hätte ich ihn sicherlich für verrückt erklärt. Aber die Band hat mir, bzw. uns schon so viele herrliche Erlebnisse beschwert, dass man dankbar sein sollte. Und das sind wir.
MF: Beim Vorgängeralbum «KFFM 931,8» drehte sich alles um eine Radioshow. Welches Konzept verfolgt das neue Album «Kaos*Nekros*Kosmos»?
Goreminister: Richtig! Der rote Faden bei „KFFM 931.8“ handelte davon, dass wir eine Radiostation besetzen und natürlich nur unsere Musik spielen, die von verschiedenen Kollegen aus der Musikszene angekündigt werden. Beim neuen Album „Kaos Nekros Kosmos“ dreht sich alles zum grössten Teil um Kulte und Sekten und dass wir versuchen, die armen, verirrten Seelen in unseren Bann zu ziehen.
MF: Für das neue Album «Kaos*Nekros*Kosmos» habt ihr weder Kosten noch Mühen gescheut, und mit dem Produzenten Jörg Uken von den Soundlodge Studios habt ihr einen wahren Meister für die Produktion gewinnen können. Wieviel hat Jörg zum Gelingen von «Kaos*Nekros*Kosmos» beigetragen?
Goreminister: Jörg ist wahrlich ein Meister seines Fachs und hat komplettes Mitspracherecht, solange wir bei ihm im Studio sind. Meist sind es nur Kleinigkeiten die er uns vorschlägt, aber bereits diese Änderungen machen eine Menge aus. Seine Ideen sind das Salz in der Suppe und darüber hinaus kommen wir auch menschlich sehr gut mit ihm aus, weswegen sich die Aufnahmesessions fast schon wie Urlaub anfühlen. Gut, für ihn nicht stetig, weil wir natürlich hart am Glas sind, aber die generelle Chemie stimmt einfach, wie man so schön sagt.
MF: Warum fiel die Wahl auf Jörg Uken?
Goreminister: Da kann er sich beim Joost von Cliteater bedanken. Mit diesem habe ich nämlich über potentielle Produzenten für unser Album „KFFM 931.8“ gesprochen und da Cliteater selber immer in den Soundlodge Studios zu Gast sind, habe ich der Aussage von Joost einfach vertraut und Kontakt zu Jörg aufgenommen. Dieser Erstkontakt war schon so angenehm, dass wir uns für ihn entschieden haben. Ausserdem, und das ist ein wichtiger Faktor, stimmt das Preis/Leistungsverhältnis und man hat die Möglichkeit im Studioappartment zu nächtigen. Also perfekte Grundvoraussetzungen für entspanntes „Arbeiten“.
MF: Musikalisch seid ihr weit vorne, aber am textlichen Konzept scheiden sich die Schöngeister. Sind eure Text im Hier und Jetzt noch ein Stein bzw. Steinchen des Anstosses?
Goreminister: Das ist immer Ansichtssache. Einige Leute stossen sich daran, anderen ist es egal und wiederum andere finden unsere lyrischen Ergüsse erheiternd. Recht machen kannst du es keinem und ganz im Ernst? Es interessiert uns auch einen Scheiss. Wenn wir das als Band witzig finden, dann wird es gemacht und gut. Ausserdem sollten sich vielleicht mal ein paar Leute daran stossen. Regt vielleicht an, den Kopf nicht nur als Hutablage zu benutzen, hehe!
MF: Wie wichtig sind euch eure lyrischen Ergüsse?
Goreminister: Das kommt darauf an. Mal möchte man einfach mit Wortwitz unterhalten, ein anderes Mal Geschichten aus dem Leben verarbeiten und manchmal den Finger in die Wunde legen. Das variiert, aber grundsätzlich denken wir nicht sonderlich viel drüber nach, ob das nun wichtig ist oder nicht. Es muss halt passen!
MF: Wenn man euer Bandgefüge betrachtet, stellt man fest, dass es schon den ein oder anderen Wechsel gegeben hat. Ist es so schwer mit dem Goreminister auszukommen und reiht er sich am Ende sogar in die Riege der namhaften Diktatoren ein?
Goreminister: Ich würde mich persönlich als einen umgänglichen Menschen bezeichnen, aber nur sehr selten die Peitsche schwingt und/oder Menschen anzündet, etc. Anderes Thema… Ja, meist ist es ja auch so, dass sich Charaktere verändern oder eben Lebensumstände, so dass nicht mehr viel Zeit für die totale Hingabe an den Nekrokore bleibt. Dann verlassen einen die Menschen eben, aber ich nehme ihnen das nicht krumm. Ich bin es gewohnt verlassen zu werden, weil sich für andere neue Lebenswege auftun…
MF: Ihr habt deutsche wie englische Texte. In welcher Sprache könnt ihr euch besser ausdrücken oder was passt besser zu Kadaverficker?
Goreminister: Es gibt nichts was besser oder schlechter passt, da wir uns sprachlich nach dem jeweiligen Song richten. Bei manchen passt eben die englische, bei andere die deutsche Sprache besser. Manchmal wird das auch wild kombiniert. Das hat sich mit den Jahren so ergeben und ist zu einem Bestandteil geworden. Mal sehen… Vielleicht gibt es auch irgendwann einmal ein rein deutsches oder englisches Album. Wer weiss schon, was passiert.
"...Recht machen kann man es eh keinem und wer so an die Sache herangeht, der kann ohnehin nur verlieren..."
MF: Wieviel trägt die textliche Message zum Gesamtkonzept bei und wie wichtig sind euch eure Texte?
Goreminister: In erster Linie wollen wir unterhalten, von daher sind die Text schon irgendwie wichtig, weil sie die Menschen zum Schmunzeln anregen sollen. Deswegen jonglieren wir auch gerne mit Wortspielereien oder versuchen textlich zu triggern. Unsere Art von schwarzem Humor mag nicht jedermanns Sache sein. Auf der anderen Seite finden wir die Texte von Band X, Y scheisse. Recht machen kann man es eh keinem und wer so an die Sache herangeht, der kann ohnehin nur verlieren.
MF: Kommt eure unverblümte Ausdrucksweise daher, weil ihr aus dem Ruhrpott stammt?
Goreminister: Das ist vollkommen korrekt. Wir Menschen im Ruhrpott tragen unser Herz auf der Zunge und das spiegelt sich dann natürlich auch in einer Band wie Kadaverficker wieder. Wir lieben den Pott einfach!
MF: Die Bezeichnung «Asi» ist bei euch eine Auszeichnung und keine Beschimpfung. Seid ihr sozusagen Asi-lanten?
Goreminister: Das kommt immer auf den Kontext an. Ich kenne dich nicht und bezeichne dich als Arschloch. Das wird als Beleidigung aufgefasst; Wenn man es anders herum zu einem Kollegen sagt, ist es schon beinahe ein Kosename. „Asi“ ist in einer Art und Weise schon eine Auszeichnung; Es kommt nur darauf an WER es sagt.
MF: Was habt ihr, ausser Trinkspielen, in dieser gig-freien Zeit so getrieben? Ist das nächste Album schon in der Mache?
Goreminister: Wir haben natürlich an neuem Material gearbeitet und Riff-Ideen gesammelt, aber "Kaos Nekros Kosmos“ ist ja gerade mal ein halbes Jahr alt und wir lassen uns stets Zeit mit dem Songwriting. Wenn wir meinen, genügend Scheissdreck beisammen zu haben, gehen wir Jörg wieder auf den Sack. Ich denke aber das nächste Album wird erst 2022 oder 2023 aufgenommen. Passend zum 30-jährigen Bestehen der Band. Tja, was macht man ansonsten in der Gigfreien Zeit? Ich vertreibe mir die Zeit mit Youtube Videos und die anderen werkeln zusätzlich mit ihren Zweit- oder Drittprojekten herum.
MF: Was habt ihr im 2021, ausser dem nachzuholenden Party-San-Gig, noch so alles geplant?
Goreminister: Eigentlich nicht viel. Erst einmal hoffen wir, dass Cthulu uns und der PartySan Crew wohl gesonnen ist und das Festival wie geplant stattfinden kann. Darüber hinaus planen wir aktuell noch 1, 2 Releases abseits eines Albums, jedoch sind diese Pläne noch nicht konkret und von daher … geheim.
MF: Die Gesichtsmaske vom Goreminister entspricht leider gar nicht mehr den aktuellen Vorschriften. Wird diese Maske, im Kampfe gegen die Aerosole, noch zum Einsatz kommen?
Goreminister: Nein! Ich glaube der Fasching ist vorbei! Zwar hab ich die Maske zu Fotoshootings noch getragen, aber sie live kaum noch aufgezogen. Wenn das zum Trend wird, habe ich da keinen Bock mehr drauf, haha!
MF: Ich habe von eurer gemeinsamen Verehrung von GHOST gehört. Wie wäre es mal mit einer Konzertserie: Kadaverficker plays Ghost?
Goreminister: Oh, da hat jemand aufgepasst. Aber es stimmt. Ghost ist bei den Kadaverfickern der kleinste gemeinsame Nenner, weil wir das Songwriting alle sehr mögen und die Band ansich toll finden. Scheiss Poser ich weiss, aber… We don´t give a fuck! Wer genau zuhört, der wird den Song „Deus Ex Sathanas“ als eine Art Hommage an diese Band anerkennen. Kadaverficker plays Ghost? Mmmh, warum? Ghost gibt es ja schon, aber wenn wir manchmal auf Tour sind und Langeweile haben, dann kann es schon vorkommen, dass auf Restplätzen „He Is“ auf Akustikgitarre intoniert wird…
MF: Habt ihr eure schleimig eitrige Spur auch schon durch die Schweiz gezogen?
Goreminister: Erstaunlicher Weise… NEIN! Unfassbar aber wahr. Wir sind ja beileibe schon viel herum gekommen, aber Schweiz und aus Österreich wurden noch nicht nekrotisiert. Also… Wenn Veranstalter dies lesen: Traut euch!!!
MF: Wo kann man eures Zeux (Merch, Vinyl, CD) bestellen und wo bekommt man die allerletzten News von Kadaverficker?
Goreminister: Am besten schreibt uns einfach über unsere Facebook-Seite an ODER schaut einmal in den Shops von Supreme Chaos Records, bzw. Rotten Roll Rex vorbei. Dort sollte es genügend Auswahl geben. Da wir die Stückzahlen der T-Shirts etc. jedoch stets begrenzt halten, ist jedes Merchandise-Stück auch immer selten. Es soll halt nie Stangenware, sondern etwas Besonderes sein und bleiben.
MF: Stimmt das, wenn man dich zuvorkommend anschreibt und diverses Zeux bestellt, dann sogar noch Discount bekommt?
Goreminister: Möglich! Zuweilen! Manchmal… Mit viel Glück und 5 Promille meinerseits.
MF: Danke vielmals fürs Beantworten der Fragen!!
Goreminister: ICH habe für den Support zu danken. Immer dran denken: Stay Nekro!!!
Kadaverficker sind weitaus mehr als nur ein Geheimtipp und wenn eine Band sich selber nicht allzu ernst nimmt, dann macht es die Band um so sympathischer! Danke, Goreminister für dieses geniale Interview!