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"...So etwas mit einem Bandnamen oder Logo zu beflecken, wäre aus unserer Sicht nur eine Verunstaltung dieser Kunstwerke..."
Wenn eine Band, im Fall von TAR POND, mit zehn von zehn Punkten zur Album-Review für ihr aktuelles Album «Petrol» von mir abgefeiert wurde, dann ist es höchste Zeit, diese Truppe ausgiebig mit Fragen zu löchern! Diesen stellt sich Bassist Chris Perez.
MF: Euer Bandname Tar Pond bedeutet frei übersetzt "Teerteich". Was für eine Bedeutung steckt dahinter?
Chris: Tar Pond reflektiert die Atmosphäre der Musik perfekt.
MF: Euer Debüt-Album «Protocol Of Constant Sadness» wurde im Zug der Veröffentlichung vom neuen Album «Petrol» ebenfalls nochmals neu aufgelegt. Wollt ihr hiermit das Andenken an Martin Ain in Erinnerung rufen und auch das erste Kapitel der Bandgeschichte abschliessen?
Chris: Die erste Platte haben wir nach dem Tod von Martin in Eigenregie heraus gegeben. Entsprechend wurden von dieser Platte nur dreihundert Stück gepresst. Da dieses gute Teil relativ schnell vergriffen war und uns nun bei der Produktion der Platten Prophecy unter die Arme greift, wollten wir auch die erste Scheibe für alle Plattenfans wieder erhältlich machen. Da die Erstausgabe limitiert war, haben wir das Cover leicht verändert (schwarzes File um das Cover vorne und schwarzer, statt weisser Background hinten).
MF: Hat es auf dem neuen Album «Petrol» noch Ideen, die aus der Zeit mit und von Martin stammen?
Chris: Nein, aber Riffs, die noch von A.C. Kupper stammen, der die Band vor den Aufnahmen verlassen hatte.
MF: Mit Marky Edelmann und Thomas Ott sind zwei altbekannte Musiker bei Tar Pond mit dabei. Warum bezeichnet ihr euch aber als Anti-Super-Group?
Chris: Keine Ahnung, die Bezeichnung kam von einer anderen Seite.
MF: Beide Album-Covers sind sehr sorgfältig gestaltet worden. Hat es einen Grund, warum bei beiden der Bandname auf der Frontseite fehlt?
Chris: Der Kunst wird oftmals versucht eine Bedeutung, eine Symbolik oder ein sonstiges Label zuzuordnen. Die Album-Covers sind, wie du sagst, sorgfältig gestaltet. Das liegt daran, dass wir das Bild eben auch genau so belassen haben, wie es der Künstler gemalt hat. Wir möchten hierbei das Kunstwerk für sich sprechen lassen. So etwas mit einem Bandnamen oder Logo zu beflecken, wäre aus unserer Sicht nur eine Verunstaltung dieser Kunstwerke.
MF: Sind die Trostlosigkeit und Traurigkeit in eurer Musik dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet?
Chris: Interessante Frage! Ich glaube im Detail sieht das wohl bei jedem Einzelnen etwas anders aus, aber ich würde sagen im Allgemeinen widerspiegelt sich in unserer Musik sowohl eine sehr persönliche Trauer, wie auch eine Art Weltschmerz. Trauer ist oftmals schwer zum Ausdruck zu bringen und Musik unserer Meinung nach das beste Kommunikations-Mittel für Emotionen. Wir treffen uns einmal wöchentlich in unserem Bunker, um eben solchen Emotionen den nötigen Platz einzuräumen, egal ob es sich hierbei um persönliche Trauer oder soziale Frustration handelt. Letztlich sind wir auch alle Kinder einer Welt, die teils auf dem Kopf zu stehen scheint, und so sind auch unsere persönlichen Dämonen stückweit ein Produkt des Weltgeschehens.
MF: Das neue Album «Petrol» ist an Genialität schwer zu übertreffen! Von mir habt ihr dafür eine zehn von zehn Punkte Review bekommen! Wie war sonst das Feedback?
Chris: Wir erhalten seit dem Release sehr gute Reviews für das neue Album. Auch die Reaktionen bei den Live-Shows sind sehr positiv. Wir sind sehr selbstkritisch und es freut uns daher, dass die Scheibe so gut ankommt. An dieser Stelle auch dir vielen Dank für die gute Bewertung.
MF: Mit Doom'n'Gloom habt ihr eine neue Stilbezeichnung kreiert! Wie seid ihr darauf gekommen?
Chris: Das wissen wir auch nicht, wer das mit dem Doom'n'Gloom gestartet hat, überlassen wir deshalb mal der Gerüchteküche.
"...Die Musik Szene in Zürich ist also sehr vernetzt, wir wären im Allgemeinen nirgends ohne diese Community..."
MF: Wieviel Zürich steckt im Sound von Tar Pond?
Chris: Schwer zu beantworten. Wir sind zum grössten Teil alle in Zürich aufgewachsen und somit zweifellos auch durch die Szene hier geprägt. Und einige von uns haben wiederum die Zürcher Szene sehr geprägt. Martin Ain hatte zum Beispiel jahrelang das "Karaoke From Hell" in Zürich gehostet, wo Stefano und Daniele mit etwa vierzehn Jahren das erste Mal lernten, wie es ist auf einer Bühne zu stehen und die Menschen anschreien zu dürfen. Ohne eine solche Plattform wären wir sicher nicht die selben Musiker, die wir heute sind. Die Musik-Szene in Zürich ist also sehr vernetzt, wir wären im Allgemeinen nirgends ohne diese Community und teilen eher eine gewisse Attitüde sowie Geschichte mit unseren Zürcher Freunden und Familien. Wieviel davon im Sound zu hören ist, überlassen wir den Kritikern.
MF: Bis anhin habt ihr vor allem Einzel-Gigs gespielt. Ist schon eine Tour in Planung, und mit welcher Band könntet ihr euch vorstellen, auf Tour zu gehen?
Chris: Im Moment planen wir noch keine Tour. Wir werden bis Ende Jahr noch einen Auftritt in Basel spielen und uns nachdem etwas dem Songwriting widmen. Petrol ist zwar erst vor kurzem erschienen, aber für uns bereits schon längers im Kasten. Durch diverse Konzerte und dem Release von Petrol und POCS haben wir neues Songmaterial nun für eine Weile auf Eis gelegt. Die Band freut sich momentan also eher darauf endlich da weiter machen zu können.
MF: Eure Videos sind sehr stilvoll in Szene gesetzt worden. Werden diese viel angeklickt und gehören sie einfach zum künstlerischen Gesamtkonzept von euch?
Chris: Im heutigen digitalen Zeitalter ist visuelle Stimulation so normal wie das Amen in der Kirche. Wenn du als Band keinen "Content" online stellst, gehst du ohnehin für einen grossen Teil der digitalen Welt unter. Es wird von einer Band also fast schon erwartet, Musik-Videos hochzuladen. Grundsätzlich machen wir jedoch Musik und kümmern uns eher spärlich um soziale Auftritte wie Videos oder Social Media Hits und möchten uns demnach auch nicht daran messen.
Heisst aber nicht, dass wir keine Freude am Drehen von Videos haben. Ist ja irgendwie auch geil, doch früher konnte sich das nur der leisten, welcher effektiv einen Broadcaster hatte, den es interessierte. Heute kann fast jeder ein low budged Video drehen und auf YouTube stellen. Das Gestalten und Drehen eines Clips selbst sehen wir als eine eigene Kunstform. Klar werden die Szenen thematisch oder ästhetisch passend zur Musik gewählt, der Clip sollte dabei aber eher für sich sprechen.
MF: Seid ihr schon am Songschreiben für das Nachfolge-Werk von «Petrol»?
Chris: Ja, wie bereits erwähnt, haben wir seit längerem diverse, neue Songs auf Eis gelegt und freuen uns über den kommenden Winter daran zu feilen.
MF: Wo kriegt man das neue Album «Petrol» und Merchandise von Tar Pond?
Chris: Merch bekommt man online via unserem persönlichen Merch-Store (die Ware wird dabei direkt von Stefano selber versendet) oder via Online-Store von "Prophecy Productions". Diese hat zudem einen sehr weiten Vertrieb, die Platten sollten somit auch in diversen Plattenläden in eurer Nähe zu finden sein.
MF: Gibt es etwas, dass ihr noch gerne den Lesern dieses Interviews mitgeben möchtet?!
Chris: As always thank you for lending us your ears.
Hoffentlich wird mit diesem Interview das Interesse für Tar Pond geweckt, und jeder Fan der gerne hören möchte, was die Essenz des Gloom'n'Doom ist, sollte unbedingt in das Album «Petrol» reinhören!