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31.07.2022, Aarburg - Musigburg
By Rockslave
Zur Vorfreude auf die 1. August Feierlichkeiten krachte es heuer ganz gewaltig in Aarburg. Für alle Fans und Traditionalisten des echten Stahls kam hoher Besuch aus den Staaten angereist. Ironflame beehrten uns nach abgefeierten Gigs am "Keep It True" (2018) und "Stormcrusher" (2019) sowie einer erfolgreichen ersten Europa-Tournee in der Musigburg mit ihrer zweiten Schweizer Visite. Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf das Album «Blood Red Victory» (2020) gelegt, welches aufgrund der Pandemie noch nicht entsprechend "betourt" werden konnte. Des Weiteren bestand die Aussicht, dass es auch schon was vom neuen Knaller «Where Madness Dwells» zu hören geben wird. Doch das war aber noch lange nicht alles, was geneigte Fans von Heavy und Power Metal wie kleine Kinder auf- und abspringen liess! Die Stichworte dazu lauteten Icarus Witch mit ihrer allerersten Show auf Schweizer Boden überhaupt, sowie ein weiteres Stelldichein der einheimischen Thrasher von Comaniac, die weiter an ihrer Performance gefeilt haben. Auf das offizielle, morgige Feuerwerk am Himmel (wenn es denn wegen der anhaltenden Hitze nicht noch verboten wird) legte man heute Abend eh keinen Wert, da dies bereits auf der Bühne gezündet wurde!
Icarus Witch
Trotz dem bald 20-jährigen Bestehen fand die Band bisher den Weg nicht zu uns in die Schweiz. Nach einem umjubelten Auftritt am "Headbangers Open Air" im Jahre 2006 (das bisher erste und einzige Konzert von ihnen auf europäischem Boden!) sowie zahlreiche Gigs als Headliner und Support für Queensrÿche, Amorphis und Twisted Sister, kehrte das Quartett aus Pittsburgh nun tatsächlich zurück auf den alten Kontinent, um genau dieses Festival nochmals zu spielen. Abgerundet wird der Kurzbesuch mit einigen wenigen handverlesenen Club-Gigs wie dem hier von heute Abend. Die Band liess dabei verlauten, dass es, nebst einem Best-Of Set, auch ein paar Perlen von «Goodbye Cruel World» (2018), dem bisher letzten Studio-Album, zu hören geben wird. Im Zentrum des Ganzen standen die musikermässigen Überschneidungen zwischen den Gästen aus Übersee, die nicht weniger als drei Members betrafen, die somit einen doppelten Einsatz zu bewältigen hatten. Zuoberst auf dem Treppchen stand natürlich Tausendsassa Andrew D'Cagna (Lead vocals), gefolgt von Quinn Lukas (g) und Noah Skiba (d). Vervollständigt wurde das Quartett durch Bassist Jason Myers. Zwei der eingangs erwähnten Edelsteine markierten gleich die ersten beiden Tracks, wobei der Opener etwas flotter daher kam. Grundsätzlich treten Vibes von Judas Priest, Sumerlands, Iron Maiden, Lizzy Borden, Ironflame (wen wunderts?!) oder dezent auch Queensrÿche hervor. Andrew zeigte sich dabei als versierter Shouter, der keine halford'schen Schreie brauchte, um mit sauberen Gesangslinien auf sich aufmerksam zu machen. Hört man sich den aktuellen Longplayer an, kommen noch weitere Highlights wie der Titeltrack an Tageslicht, der ebenso zu 100% für den griffigen Heavy Metal steht, der da zelebriert wurde. Definitiv eine positive wie überraschende Entdeckung des Abends, die darin mündete, dass ich zum Glück das letzte verfügbare Vinyl-Exemplar abgreifen konnte und sich der vergleichsweise stolze Preis für diese raue und authentisch gespielte Metal-Mucke ohne jeden Zweifel lohnt!
Setliste: «Misfortune Teller» - «Through Your Eyes» - «Tragedy» - «10,000 Lightyears From Home» - «Out For Blood» - «Black Candles» - «Lightning Strikes» - «Until The Bitter End» - «Storming The Castle»
Comaniac
Auf besonderen Wunsch und Einladung von Ironflame kehrten Comaniac als "Special Guest" zurück in die Musigburg. Aufgrund der damaligen gemeinsamen 2019-er Tournee in Europa hat sich eine tiefe Freundschaft zwischen den Acts entwickelt. Aufgrund der Tatsache, dass mehrere Musiker bei Icarus Witch und Ironflame zocken (siehe oben), traten die Lokalmatadoren im Sandwich zwischen den Heavy und Power Metal Klängen der Ami-Bands auf, um Andrew ein bisschen Luft und Erholung für das grosse Finale zu gewähren. Das gute Verhältnis unter den Bands hatte mitunter dazu geführt, dass zur Tour 2019 eine exklusive Split-Single von Ironflame und Comaniac als limitierte 7"-Single erschien. Nebst dem Schweizer Appetizer «Holodox», dem Titeltrack des dritten full-lenght Albums, das 2020 erschien, boten Ironflame mit «Wolfen» einen bis dahin "unreleased track"! Ein nettes, auf weltweit total 400 Stück limitiertes Sammlerstück. Somit boten die Aargauer ein so zu sagen thrashiges Intermezzo und brachten einen feinen Querschnitt ihrer bisherigen drei Alben. Der Fokus lag dabei beim aktuellen Werk «Holodox», wo die Jungs kompositorisch nachgelegt und sich auch spielerisch weiter entwickelt haben. Da ich die Truppe schon eine ganze Weile nicht mehr live gesehen und gehört hatte, fiel auch die gesteigerte Tightness auf, was vor allem der Verdienst von Drummer Stefan Häberli ist, der einen ungeheuren Druck erzeugte. Vorne am Bühnenrand war man jedoch ebenso aktiv, sprich nicht untätig. Leadsänger und Gitarrist Jonas Schmid gibt stets alles, um dem Publikum die entsprechenden Reaktionen zu entlocken. Wenn sich jedoch nur gerade ein paar Dutzend Leute vor der Bühne verlieren, wird es halt schwierig, die entsprechende Lunte anzünden zu können. Nichtsdestotrotz powerte der Aargauer Thrash-Vierer vom Anfang bis zum Ende voll durch und liess zu keiner Sekunde locker. Zudem muss man der Band attestieren, dass trotz einiger Line-up Wechsel (Jonas ist noch das einzig verbliebene Ur-Mitglied) nach wie vor eine spürbar kompakte Einheit auf der Bühne steht.
Setliste: «Coal» - «Suborned» - «Holodox» - «Art Is Dead» - «The New Face Of Hell» - «Secret Seed» - «Love And Pride» - «1, 2, Rage» - «Head Of The Snake» - «Cut Throat»
Ironflame
Und dann war es soweit..., knapp drei Jahre nach dem schweisstreibenden wie kultigen Auftritt in Olten im Kellergewölbe des inzwischen leider verblichenen "Coq D'Or" standen Ironflame wieder als Headliner auf einer Schweizer Konzertbühne. Um etwa 22:10 Uhr kam die Band aus dem Backstage-Raum und stieg über die steile Treppe auf die Bretter herunter, die für jeden Musiker die Welt bedeuten. Andrew machte in der Zwischenzeit, sprich vorher wohl ein kleines Nickerchen und trank eine Tasse Tee statt Alkohol. Wie dem auch sei, aber die nun fünfköpfige Truppe, zu der, neben den besagten drei warm gespielten Protagonisten, nun noch James Babcock (b) und Jesse Scott (g) gehörten, liess sich ebenso nicht lange bitten und legte mit dem Opener «Firestorm», dem ersten Track des full-lenght Debüts von 2017, volle Kanne los! Im Gegensatz zu Icarus Witch ist die Mucke von Ironflame teils etwas flotter, sprich speediger ausgelegt, aber nicht ausschliesslich. Unter dem Strich sind eigentlich keine grossen Unterschiede auszumachen, wobei bei Ironflame keine progressiven Elemente verwendet werden und es mehr in die Richtung der Eisernen Jungfrauen geht, vor allem beim älteren Material. «Everlasting Fire», der erste Track der neuen Scheibe, schliesst da allerdings an, etwas rauer und mit mehr Schlagseite in Richtung der frühen NWOBHM. Auch «Ready To Strike», eine aktuelle Live-Granate, die zum Beispiel auch Anvil gut zu Gesicht stehen würde, bläst ins gleiche Horn. Wenn man sich zum Beispiel hiervon die Studio-Version anhört und sich vergegenwärtigt, dass alles Gehörte von Mr. Andrew D'Cagna himself eingespielt wurde, kann man nur noch den Hut ziehen, einfach Wahnsinn! Live braucht es natürlich entsprechende Mitstreiter, und die lieferten für ihren Chef ohne Fehl und Tadel ab. Mit dem abschliessenden «Fallen Glory» folgte die letzte Metal-Keule des Abends und setzte ein klares Ausrufezeichen zu dieser abermals beeindruckenden Chose. Als Wermutstropfen verblieb allerdings die betrübliche Tatsache, dass zu viele Leute durch ihre Abwesenheit "glänzten".
Setliste: «Firestorm» - «Bringer Of Fire» - «Marching On» - «Eternal Night» - «Everlasting Fire» - «Blood Red Cross» - «Vengeance Rising» - «Graves Of Thunder» - «Ready To Strike» - «Fallen Glory»