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05. Juli 2022, Zürich – Hallenstadion
By Rockslave – All Pics by Tinu
Eigentlich hätte diese Tour ja schon vor zwei Jahren stattfinden sollen, aber auch hier spuckte natürlich das Corona-Virus schmerzlich in die Suppe, und dies gleich zweifach! Somit steht die britische Heavy Metal Institution bereits in ihrem 53. Dienstjahr (!), aber später lassen sich Jubiläen nach wie vor feiern, und das konnte nun endlich nachgeholt werden. Einziger grosser Wermutstropfen dabei war jedoch, dass ursprünglich Saxon mit dabei gewesen wären und dieses fette Package nun leider zu Makulatur wurde. Bei der «Firepower» Tour 2018 veredelten bekanntlich Megadeth den Auftritt von Rob Halford & Co. zusätzlich, während heuer Tremonti das Vorprogramm bestritten, und das ist die Solo-Band des etatmässigen Alter Bridge sowie Creed Klampfers Mark Tremonti. Während Alter Bridge es mit ihrem Alternative Rock nicht so übertreiben, frönt Mark derweil härterer Mucke, die mitunter modern-düster bis melodie-getrimmt gefahren wird. Da mir letzteres Sound-Paket bisher nicht gemundet hat und es auch nie wird, stellte ich sicher, dass es mir während dem Opener, sprich an meinem Presse-Tischchen sitzend, zur Ablenkung nicht an Speis und Trank mangelte.
Tremonti
Tja Freunde..., nach einer quälendlangen Stunde, heisst die Support-Band aus Detroit musizierte somit im Range eines "Special Guests", wurde ich endlich erlöst. Mein persönliches Fazit danach fiel, nicht unerwartet, vernichtend aus. Selten, respektive ziemlich lange ist es her, seit ich sowas Schwaches über mich ergehen lassen musste. Obwohl ich mein Brötchen genüsslich verdrücken und mit einem herrlich kalten Bier nachspülen konnte, war ich zumindest mit einem halben Ohr dennoch zwangsläufig bei diesem Audio-Massaker dabei, leider. Mit solchem Sound werde ich nicht warm, weil ich gegen diese typische Ami-Mucke, die nur auf dicke Hose macht und sich mit meist aufgesetzten Melodien einer breiteren Masse anbiedert, eine Aversion vom Allerfeinsten verspüre. Darum sorry liebe Tremonti-Fans da draussen, aber nebst dem Umstand meines legitimen wie subjektiven Empfindens zeigten die insgesamt sehr mauen Reaktionen des Publikums ohne Zweifel an, dass diese Truppe an diesem Abend und an dieser Stelle nichts anderes als ein kapitaler Rohrkrepierer war. Flasche leer, ich habe fertig!
Setliste: «Thrown Further» - «If Not For You» - «My Last Mistake» - «A World Away» - «Let That Be Us» - «Cauterize» - «Catching Fire» - «A Dying Machine» - «Marching In Time» - «Another Heart» - «Wish You Well»
Judas Priest
Nach dem voran gegangenen Schock hoffte ich nun auf baldige Besserung meines Befindens, und die liess nicht mehr lange auf sich warten. Gleichzeitig durfte man sich glücklich schätzen, dass das Ganze überhaupt noch stattfand, weil erstens Lead-Gitarrist Richie Faulkner letzten Herbst mitten auf der Bühne eine lebensbedrohliche Aortendissektion erlitt (die er nota bene nur überlebt hat, weil sich gleich eine geeignete Klinik in der Nähe befand!) und zweitens das peinliche Intermezzo mit dem unschönen wie unverständlichen Kaltstellen von Andy Sneap als Sidekick von Richie für massive Kritik sorgte. Während dieser Fehlentscheid bald korrigiert wurde, folgte umgehend auch die gute Nachricht aus dem Hause Faulkner. Somit konnte die Tour auch in Europa planmässig fortgesetzt werden, heisst, dass neben einigen Festival-Auftritten wie bei "Copenhell" (Dk), "Graspop" (Be) oder "Hellfest" (Fr) auch einige Hallenkonzerte abgehalten wurden. Im Zeitalter von YouTube konnte man sich natürlich ein paar Appetizer im Voraus genehmigen, die nur darauf abzielten zu sehen und vor allem zu hören, wie der Metal God stimmlich drauf ist. Da dies keinerlei Anlass zur Sorge bot, war die Vorfreude schon gross, und die Erwartungen schnellten entsprechend hinauf in höhere Gefilde. Ein weiterer wichtiger Punkt waren natürlich die unweigerlichen Änderungen an der Setliste bezüglich der letzten Tour von 2018, denn unter dem geschichtsträchtigen Jubiläums-Banner von wegen "50 Jahren Heavy Metal" konnte und durfte man "Historisches" ins Auge und Ohr fassen. Bevor es aber wirklich losging, blies man zuerst «Warpigs» von Black Sabbath in der Studio-Version und kompletter Länge, sprich mit der Spielzeit von acht Minuten, ins erwartungsvolle Publikum hinein.
Dies machen Kollegen wie Iron Maiden mit «Doctor Doctor» (UFO) oder H.e.a.t mit «The Heat Is On» (Glenn Frey) ebenso. Nach dem Intro «Battle Hymn» (inklusive kurzer Speech) folgte mit «One Shot At Glory» (ab dem Painkiller» Album) schon mal ein überraschender Einstieg. Bereits hier deutete die ganze Truppe unmissverständlich an, dass dies ein besonderer Konzertabend in Zürich werden wird. Obwohl nur etwa rund 4'200 Fans gekommen waren und die Halle deshalb mit dem quasi halbierten Platzangebot eingerichtet wurde, entwickelte sich von Anfang an eine grandiose Stimmung, die laufend an Intensität zunahm. Das nahm spätestens mit «You've Got Another Thing Comin'» (sonst eher hinten im Set) seinen Anfang und kulminierte anschliessend beim messerscharfen Klassiker «Freewheel Burning» ein erstes Mal. Rob Halford stapfte derweil, trotz Top-Performance, manchmal etwas wirr über die Bühne und ging nach fast jedem gespielten Song oder bei Instrumental- und/oder Solo-Parts der Kollegen laufend hinter die Bühne. Nichtsdestotrotz türmte sich das Ganze unaufhaltsam auf, und einen weiteren Gänsehaut-Moment bescherte «Victim Of Changes», wo sich das Duo Faulkner/Sneap nicht lumpen liess, auch wenn das Ur-Duo Downing/Tipton stets unerreicht bleibt. Rob meisterte letztlich auch «Painkiller», unter dem Jubel der entzückten Fans, mit Bravour. Schliesslich kam auch noch Glenn für die Zugaben auf die Bühne und sorgte für magische Momente wie gleichzeitig etwas Wehmut. Unter dem Strich lieferten Judas Priest als Band eine würdige wie sehr solide Show ab, die ausserdem von megageilem Licht begleitet war. Einzig die Bühnenausstattung war diesmal nicht so der Burner, aber das schmälerte die positive Bilanz nicht im Geringsten.
Setliste: «Intro (War Pigs - Black Sabbath Cover)» - «Battle Hymn / One Shot At Glory» - «Lightning Strike» - «You've Got Another Thing Comin'» - «Freewheel Burning» - «Turbo Lover» - «Hell Patrol» - «The Sentinel (mit "Monsters Of Rock" Intro)» - «A Touch Of Evil» - «Victim Of Changes» - «Blood Red Skies» - «The Green Manalishi (With The Two Prong Crown - Fleetwood Mac Cover)» - «Diamonds & Rust - Joan Baez Cover)» - «Painkiller» -- «The Hellion / Electric Eye» - «Hell Bent For Leather» - «Metal Gods (mit Glenn Tipton)» - «Breaking The Law (mit Glenn Tipton)» - «Living After Midnight (mit Glenn Tipton)» - «Outro (We Are The Champions - Queen Cover)»