Dienstag, 01. April 2025

Metal Factory since 1999

Dienstag, 11 März 2025 21:03

Leaves' Eyes – Nytt Land – Ater – Project Renegade – Verderbnis in Aarburg Empfehlung

11. März 2025, Musigburg - Aarburg
By Rönu

Zwei Wochen vor Tourstart wurde auch die Musigburg überrascht, als plötzlich bekannt wurde, dass mit Leaves' Eyes und Nyttland noch drei weitere Bands auf Tour kommen würden. Die Zusammenstellung dieser Konstellation warf ebenso Fragen auf, wie auch die Anspiel-Zeiten der jeweiligen Bands, denn wenn am Schluss der Headliner vor halbleeren Rängen spielen muss, weil viele auf den Zug müssen, ist das wohl ein klassisches Eigentor. Die Musigburg war nur mässig gefüllt, was ebenfalls nicht für ein glückliches Händchen bei der Wahl der Supportbands spricht. Doch schön der Reihe nach...

Verderbnis
Eine Black Metal Band ist wohl nicht ganz das bevorzugte Genre eines Fans von Leaves' Eyes, auch wenn es dann offenbar doch ein paar Leute gab, welche sich nicht nur melodiösen Metal anhören. Die Deutschen mussten bereits (oder eben erst...) um 18:55 Uhr auf die Bühne, wobei Sänger Martin mit einer Wolfsmaske für einen optischen Hingucker sorgte. Der Melodic Black Metal mit phasenweise epischer Ausrichtung holte erwartungsgemäss nicht viel mehr als Achtungs-Applaus ab. Wieso der Frontmann ausserdem die Ansprache plötzlich in Englisch abhielt, weiss wohl auch nur er selber. Das klingt jetzt ziemlich negativ, was dem Auftritt aber nicht entsprach. Die Jungs gaben sich redlich Mühe und auch die Mucke hatte durchaus ihre starken Momente, aber trotzdem wurde der berühmte Funke nicht gezündet. Verderbnis wären auf einer reinen Black Metal Tour besser aufgehoben gewesen.

Setliste: «I Am The Wolf» - «Lebenswinter Wanderschaft» - «Dusk Maiden» - «Iskorp» - «Walking Through Forgotten Forests»

verderbnis25a

Project Renegade
Wow, in Sachen Umbau-Pause ging es aber heute sehr flott zu und her. Kaum hatte man sich ein Getränk seiner Wahl besorgt und vielleicht ein Schwätzchen abgehalten, ging es schon weiter. Die Griechen hatten schon am Riverside Festival aufgespielt und deshalb schlugen sie ihre Zelte bereits zum zweiten Mal in Aarburg auf. Optisch hob sich die Truppe massiv vom Rest ab, denn die neonfarbene Kleidung deutete schon eine modernere Ausrichtung an. Mir persönlich war eigentlich bereits jetzt klar, dass ich wohl so meine Schwierigkeiten mit der Musik haben würde. Irgendwo zwischen Modern Metal, Alternative und Metalcore angesiedelt kann man Project Renegade zumindest nicht absprechen, alles versucht zu haben.

projectrenegade25a

Sängerin Marianne war voller Bewegungsdrang, und auch ihre Mitstreiter waren energiereich wie äusserst engagiert. Dass die Stimme bei so viel Bangen, Tanzen und Rumhüpfen nicht ganz sauber klang, dürfte dem spärlichen Publikum egal gewesen sein. Trotzdem muss auch hier das Fazit gezogen werden, dass das Zielpublikum das völlig Falsche war, was der von Marianne geforderte Circle-Pit bewies. Diesem Aufruf folgten gerade mal vier Leutchen. Aufgrund der Spielfreude sicher ein guter Auftritt, welcher vielleicht sogar ein paar neue Anhänger gefunden hat.

projectrenegade25b

Ater
Nach Deutschland und Griechenland war die Reihe nun an Chile und dessen Vertreter Ater. Mit ihrem Mix aus Death, Black und Doom Metal und der statischen Bühnen-Show zu dauergrünem Licht und Rauch konnte die Band zwar eine mystische Atmosphäre schaffen, aber das Publikum knacken, das vermochten auch Ater nicht. Dass sich deshalb nach ein paar Songs eine gewisse Langeweile einstellte, konnte man auch daran sehen, dass es sich es doch recht viele Zuschauer nicht nehmen liessen, draussen frische Luft zu schnappen.

ater25a

Sowohl der Gitarrist wie auch der Bassist waren unter Kapuzen versteckt, und aufgrund der Licht-Verhältnisse wären aber auch die Gesichter kaum zu sehen gewesen. Es war also auch der dritten Vorband nicht gelungen, dass Schweizer Publikum zu knacken. Dabei konnten die Bands eigentlich aber nicht mal viel dafür, denn das geschürte Package passte schlicht nicht zum Headliner. Dass das Aarburger Publikum durchaus Stimmung machen konnte, zeigte sich später beim Haupt-Act des Abends.

Setliste: «Striges» - «Descending» - «Somber» - «The Fall» - «Ignis Immortalis» - «Saeculi Fine»

ater25b

Nytt Land
Müsste ich den Auftritt von Nytt Land mit einem Wort beschreiben, käme dabei wohl "faszinierend" heraus! Der Dark Folk des sibirischen Ehepaars Anatoly und Natasha Pahalenko verzichtet auf Gitarren und Bass, stattdessen mit wird mit Trommeln und exotischen Instrumenten eine fast schon schamanische Wirkung erzielt. Im Foyer meinte jemand, es sei fast wie ein Regentanz, und was soll ich sagen…, es hat geklappt, denn draussen hatte es mittlerweile tatsächlich angefangen zu regnen. Der gurgelnde Gesang von Anatoly ist auf Dauer aber auch anstrengend, und so konnten mich auch Nyttland nicht wirklich abholen. Mit Metal hat das eigentlich gar nichts zu tun, aber scheinbar geniesst Dark Folk in der Szene doch eine breite Akzeptanz, weshalb Nytt Land dennoch auf ein interessiertes Publikum zählen konnten.

Setliste: «Völuspa (Adr Burs Synir)» - «The Fires Of Ragnarök» - «Risu Raknar» - «U-Gra» - «Fenris Kinder» - «Huginn And Muninn» - «Ragnarök» - «Nord»

nyttland25a

Leaves' Eyes
Kurz nach 22:00 Uhr war es dann endlich soweit und der Headliner betrat die Bühne. Mit «Chains Of The Golden Horn» hatte man das Publikum sofort auf seiner Seite und endlich war auch Stimmung im Saal. Alex Krull zeigte sich einmal mehr als humorvoller Zeitgenosse und plauderte immer wieder über kleine Anekdoten. So meinte er nicht ganz zu Unrecht, dass früher Metalheads als seltsam galten, aber bei den heutigen Vollpfosten von Politikern (man müsse sich nur mal Deutschland und die USA ansehen) sich die Sichtweise verändert habe und man mittlerweile als normaler als so viele andere gelte. Dazu konnte er der finnischen Sängerin Elina Siirala tatsächlich auch ein paar Worte in Deutsch entlocken. Diese hat sich übrigens längst etabliert und zeigte auch heute eine starke, gesangliche Performance, und so wurde wohl manchem Betrachter bei «Who Wants To Live Forever» eine zentimeterdicke Hühnerhaut beschert.

leaveseyes25b

Die Setliste selber setzte sich mehrheitlich aus Songs der letzten vier Alben zusammen, was mich überhaupt nicht störte, da ich diese alle klasse finde, inklusive des letzten Werkes «Myths Of Fate». Man hätte der Band gerne noch etwas länger zugehört, aber erstens mussten eben viele Fans bereits die Heimreise antreten, und zweitens darf die Musigburg auch nicht überziehen. So blieb es bei rund 75 starken Minuten und der Gewissheit, dass Leaves' Eyes die vielen Vorbands ebenfalls zum Verhängnis wurden. Für einen jungen Fan aus Solothurn wird der Abend dennoch in super Erinnerung bleiben, denn er wurde von Alex nach dem Konzert besonders geherzt und durfte, zusammen mit ihm, auf der Bühne ein Selfie machen. Tolle Aktion des Bandgründers!

leaveseyes25c

Das Fazit des ganzen Abends fällt also sehr zwiespältig aus. Die Bandbreite der Genres war nicht passend, und wenn es schon fünf Bands sein müssen, dann gehört die erste Band um 18:00 Uhr auf die Bühne, damit dem Headliner auch genügend Zeit zur Verfügung steht. Leaves' Eyes Fans dürften ihr Kommen aber nicht bereut haben, denn die Band sorgte für jede Menge Spass, auch wenn sich, wie schon beim letzten Auftritt im Kofmehl, heute Abend keine Krieger auf der Bühne zeigten. Ach ja, mit Ausnahme eines Songs war die Setliste mit der des letzten Jahres identisch, heisst hier hätte etwas Abwechslung nicht geschadet.

Setliste: «Chain Of The Golden Horn» - «Hammer Of The Gods» - «Across The Sea» - «Serpents And Dragons» - «Edge Of Steel» - «Who Wants To Live Forever» - «Sign Of The Dragonhead» - «Realm Of Dark Waves» - «My Destiny» - «Swords In Rock» - «Hell To The Heavens» - «Farewell Proud Men» - «Forged By Fire»

leaveseyes25d

leaveseyes25e

Seite durchsuchen

Don't have an account yet? Register Now!

Sign in to your account