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19. November 2022, Dübendorf – The Hall
Text & Pics by Oliver H.
Wie waren sie doch herrlich, die jährlichen Geburtstage aus Kindertagen. Glücklicherweise gibt es Konzertreihen, die diesen Anlässen, gemessen an der Vorfreude, sehr nahe kommen. Dazu dürfen auch die bekannten "Wolfsnächte" der deutschen Formation Powerwolf gezählt werden. Für sie gilt es nach unzähligen pandemischen Monaten ebenso, eine Menge nachzuholen. Das wird zum einen beim hochkarätigen Support mit DragonForce und Warkings ersichtlich und zum anderen an der spürbar guten Laune in "The Hall" in Dübendorf.
Warkings
Als um 19:00 Uhr die ersten Töne erklingen, ist die Lokalität bereits gut gefüllt. Ein bärtiger Schmied mit Schurz wie Monsterhammer animiert die wartende Meute und macht sie heiss auf die Könige des Krieges. Ich habe mir sagen lassen, dass es sich bei ihm um den griechischen Gott Hephaistos handelt – Geschichtsstunde inklusive. Dann betritt ein Krieger nach dem anderen die Bühne, bis schliesslich der Sänger The Tribune die Truppe und den Opener «The Last Battle» komplettiert. Wie von mir persönlich gehofft, stürmt Morgana bereits beim zweiten Song, sprich «Spartacus» die Bühne, um den Frontmann mit harschen White-Gluz-Vocals und betörendem Klargesang zu ergänzen. Die oft sehr eingängigen Tracks laden das Publikum zum Mitmachen ein, dass es zeitweise fast schon den Anschein macht, als wären Warkings die heimlichen Headliner des Abends. Dass dem aber nicht so sein wird, merkte ich spätestens beim Auftritt der Wölfe. Bis dahin wird auf der Bühne noch das klassische die Schöne-und-das-Biest Konzept heruntergespult, was durchaus Anklang findet und eine grosse Abwechslung darstellt. Die Stimmung im Publikum ist sehr gut, und dieses nimmt mit Wonne auf, was ihnen zum Frass vorgeworfen wird. Ob alte oder neue Songs, der Pulk ist dabei. Beim Hit «Sparta», und während «Gladiator» wird im Publikum einmal mehr das Warkings-Banner gehisst. Nach vierzig Minuten dann der Abschied, der unter tosendem Applaus von statten geht, wie ich ihn bei einem Support-Act schon lange nicht mehr gehört habe.
Setliste: «The Last Battle» - «Spartacus» - «Maximus» - «Monsters» - «Fight» - «Hephaistos» - «Sparta» - «Gladiator»
DragonForce
Die goldene Mitte durften DragonForce an diesem Abend für sich beanspruchen. Wer die Band nicht oder schlecht kennt, ist rein vom Namen her vielleicht von einem anderen Bühnenoutfit ausgegangen. Weg sind die Berge aus Schädeln, angereichert mit Kriegsmaterial, und feuerspeiende Drachen sucht man auch vergeblich. Dafür thronen zwei übergrosse Spielhöllen-Maschinen mit Videotafeln auf der Bühne, die als erklimmbare Podeste fungieren und auf denen verschiedene 3D-Animationen abgespielt werden. In blauen Dunst gehüllt, startet Sänger Marc Hudson die Show, die von Anfang an viel Power und Metal mitbringt. «Highway To Oblivion» macht dabei den Anfang, dann die Rarität «Three Hammers», und während des furiosen «Fury Of The Storm» hängt das Gitarrenduo Sam Totman und Herman Li ein Frickelsolo ans nächste an. Die Engländer legen eine enorme Spielfreude an den Tag, und das Publikum dankt es ihnen gebührend. In Dübendorf ist zu dem Zeitpunkt jedenfalls von einem zahnlosen Drachen nichts zu bemerken, wie es in einigen Shows zuvor bemängelt wurde. Auch Celine Dions Titanic-Untergangs-Welthit wurde mit viel Speed auf zweieinhalb Minuten herunter gekürzt. Zum Durchatmen wird kurz die Power-Ballade «The Last Dragonborn» eingeschoben, bis schliesslich der Durchbruchs-Kracher «Through The Fire And The Flames», zwischen Funken versprühenden Sparkler-Effekten, das Set beendet. Letzterer sorgte im Spiel «Guitar Hero III» für Furore und hob die Band in der Metalszene auf ein neues Level. Die Axtschwinger Totman/Li stellen noch ein letztes Mal ihre Fingerfertigkeit zur Schau und bewiesen eindrucksvoll, dass sie ihre Instrumente im Griff haben. DragonForce haben bis dato zwar nie den ganz grossen Durchbruch geschafft, was sie sich teilweise jedoch selber zuzuschreiben haben, aber das scheint weder Fans noch Band an diesem Abend zu stören. Sie feiern sich schlichtweg gegenseitig!
Setliste: «Highway To Oblivion» - «Three Hammers» - «Fury Of The Storm» - «The Last Dargonborn» - «My Heart Will Go On (Celine Dion Cover)» - «Cry Thunder» - «Trough The Fire And The Flames»
Powerwolf
Nach einem kleinen Umbau gehen um 21:00 Uhr die Lichter aus. Der Vorhang fällt und gibt den Blick auf einen imposanten mehrstöckigen Bühnenaufbau frei, der von allerlei Requisiten und Side-Drops eingerahmt wird. Im Hintergrund untermalt eine riesige LED-Tafel die einzelnen Songs durch passend animierte Grafiken. Das Burgtor öffnet sich, und die fünf Musiker schreiten, von einem Fackelzug begleitet, aus dem Hintergrund nach vorne. Dann starten Powerwolf mit «Faster Than The Flame», das die Halle zum Auftakt gleich in ein Flammenmeer verwandelt. Das Publikum ist begeistert, und in den ersten Reihen ist die Hitze der Feuerlanzen mehr als spürbar. Sänger und Entertainer Attila Dorn begrüsst im Anschluss die Menge und führt mit viel Witz durch seine heilige "Metal-Messe". Zu Beginn verdammt er, gemeinsam mit dem Publikum, noch die ganze Popmusik aus dem Raum. Dann stehen «Incense & Iron» sowie «Cardinal Sin» auf dem Programm und dazwischen immer wieder die opulenten Showelemente der Saarländer Metal-Formation, die bei den diesjährigen "Wolfsnächten" integrale Bestandteile sind. Die Setliste ist ein gefundenes Fan-Fressen, das vorwiegend aus bewährten Klassikern und erprobten Hits besteht. Zusätzlich sind eine Handvoll neuer Songs sowie der einzige Oldie «Cardinal Sin» vertreten. Anhänger des Debüts- und des Zweitlings-Werks gucken allerdings ganz in die Röhre. Ein Konzept, an dem sich aber niemand zu stören scheint, denn die Halle tobt, singt mit und beklatscht jeden Gag des Frontmanns. Das Publikum wird auch nicht müde, Dorns ständige Singalongs mitzumachen. Wenn im Gegenzug wieder ein Knaller folgt, passt das doch wie Arsch auf Eimer.
Eines steht an diesem Abend fest. Der Fünfer ist ein sympathischer Haufen und nach der langen Live-Pause hochmotiviert. Dies macht sich immer dann bemerkbar, wenn Falk-Maria Schlegel immer mal wieder die Bühne stürmt, mit feuerspeiender Flagge den Derwisch mimt oder sich gar zu einem Walzer-Tänzchen mit Sänger Attila hinreissen lässt. Auch die grauen Wolfs-Brüder geben bei ihren Choreografien alles, und man nimmt ihnen schlichtweg ab, was sie da auf der Bühne treiben. Weniger als 100% scheint es in "The Hall" momentan nicht zu geben. Nicht von Seiten der Fans und nicht von Seiten der Band – sie befeuern sich gegenseitig! Attila Dorn leiert dem Publikum sogar einen Extra-Applaus für die Schneeräumhilfe aus der Tasche, die nach dem anhaltenden "Schneefall" bei «Where The Wild Wolves Have Gone» erst die Bühne bohnern muss, um jedes Rutschrisiko auszuschliessen. Nach drei weiteren Songs ist erst einmal Schluss und das Publikum gefragt, mit Zugabe-Rufen, Powerwolf nochmals auf die Bühne zu holen. Dies gelingt nach kurzer Zeit, und vermutlich ist auch niemand wütend darüber, dass der Sound von der Stage die Taylor Swift Rufe in den hinteren Reihen wieder übertönt. Ein letztes Mal schiesst Feuer durch die Halle, Funken sprühen und der Nebel verteilt sich schwadenartig im Raum. Das LED-Backdrop wechselt auf "Vielen Dank Zürich" und zeigt die Powerwolf Fahne, gekreuzt mit der Schweizerflagge, während Dorn & Co. sich verabschieden und im Schlussapplaus des Publikums baden. Ein denkwürdig grandioser Aufritt mit viel Witz und Metal!
Setliste: «Faster Than The Flames» - «Incense & Iron» - «Cardinal Sin» - «Amen And Attack» - «Dancing With The Dead» - «Armata Strigoi» - «Beast Of Gevaudan» - «Stossgebet» - «Demons Are A Girls Best Friend» - «Fire And Forgive» - «Where The Wild Wolves Have Grown» - «Sainted By The Storm» - «Army Of The Night» - «Blood For Blood (Faloadh)» - «Let There Be Night» -- «Sanctified With Dynamite» - «We Drink Your Blood» - «Werewolves Of America»