Freitag, 25. April 2025

Metal Factory since 1999

Freitag, 11 April 2025 21:28

Rock-Out – Jack Slamer in Solothurn Empfehlung

By

11.04.2025, Solothurn - Kofmehl
By Rockslave

Nach dem Auftritt am ICE ROCK Festival 2024 schrieb ich in der Rezi der Emmentaler Vorzeige-Rocker Rock-Out mitunter diesen Satz, Zitat: "Allerdings wäre es langsam an der Zeit, mit geballt neuem Material daherzukommen, denn ausser «Bloodmengang» und «I Wanna Live» hat der Rest mehr als drei Jahre auf dem Buckel." Seither ist wieder einiges Wasser die Aare heruntergeflossen und wir schreiben nun das Jahr 2025. Der heutige Anlass, respektive das Konzert trug noch einen kleinen, wichtigen Zusatz, der bei der Setliste zuoberst stand, nämlich "Release Set 90 Min."

Das hiess natürlich nichts anderes, als dass fünf Jahre nach dem gefeierten Zweitwerk «Stand Together» mit «Let's Call It Rock'n'Roll» endlich der langerwartete Nachfolger in den Startlöchern steht! Im Vorfeld der Release-Sause sah es bezüglich den Ticketverkäufen allerdings ziemlich mau aus, denn das Konzert war zunächst für die Raumbar (!) angesagt. Erfreulicherweise fanden sich dann aber doch so gegen 250 Leute im Kohmehl ein, was den Wechsel auf die grosse Bühne ermöglichte. Alles andere wäre für die heutige Affiche eine beschämende Angelegenheit gewesen und allen Protagonisten, darunter auch der Support-Band Jack Slamer, keinesfalls gerecht geworden.

Jack Slamer
Bevor der Lützelflüher Rock-Express über die Bühne des Kofmehl rauschte, machten die Winterthurer Retro-Rocker Jack Slamer ihre Aufwartung in Solothurn. Es ist inzwischen schon eine ganze Weile her, seit ich die Band das erste Mal im Z7 gesehen hatte. Das war, man glaubt es kaum, Ende September 2016 und am Vortag des beginnenden "Up In Smoke" Festivals. Da die Aussenbühne schon komplett stand und es nicht möglich war, inhouse zu spielen, verlagerte man das Ganze kurzerhand nach draussen. Vor einer äusserst mageren Anzahl Zuschauer (so um die dreissig Leutchen herum!) liess sich der damalige Support für die Briten Inglorious nicht beirren und begeisterte auf der ganzen Linie. Warum ich Truppe nun fast eine Dekade lang nie mehr live gesehen habe? Keine Ahnung.

jackslamer25a

So freute ich mich umso mehr auf diesen Auftritt und wurde nicht enttäuscht. Während Frontmann Florian Ganz, inklusive seiner Rasta-Locken, immer noch gleich aussah, trugen vor allem die beiden Gitarristen Omar Fra und Marco Hostettler fette Oberlippen-Bärte der Ausführung "deluxe" und katapultierten sich auch von der Kleidung her gleich zurück in die 70er-Jahre. Eigentlich fehlten nur noch ein paar Teppiche und Räucherstäbchen auf der Bühne. Durch das seitliche Platzieren des Drums von Adrian Böckli, das ganz rechts stand, kriegte der Rest der Band die grösstmögliche Fläche vor dem bereits aufgebauten Material des Headliners, was dann auch entsprechend ausgenutzt wurde. Vor allem Omar (der letztes Jahr Cyrill Vollenweider ersetzte) und Marco gaben Gas ohne Ende.

jackslamer25b

Ein Blick auf die Setliste offenbarte zudem, dass dem Support klar mehr als diese mittlerweile unsäglichen dreissig Minuten zugestanden wurden. Um es gleich vorweg zu nehmen: Jack Slamer zelebrierten ihren Sound letztlich eine ganze Stunde lang (!), was sie damit in den Rang eines "Special Guest» versetzte. Das machte auch Sinn, denn die Mucke der Winterthurer, die ohne jegliche, zusätzliche Effekte dargeboten wurde, geriet zum Live-Erlebnis der Sonderklasse, was vor allem der Verdienst der Saiten-Fraktion, inklusive Bassist Hendrik Ruhwinkel, war. Zusätzlich angetrieben vom agilen Stageacting des Frontmanns, lieferte die ganze Band ein kompaktes 70ies-Feuerwerk ab, was vom gut antizipierenden Publikum mit verdientem Applaus wie spürbarem Zuspruch belohnt wurde!

Setliste: «Favorite Enemy» - «Lust & Sins» - «Lost» - «Mask Of Broken Glas» - «Sisters & Wolves» - «Mirror» - «Ocean» - «Futures Ground» - «See Glitter Magic Love» - «Sun Soul Healing» - «Turn Down The Light»

jackslamer25c

Rock-Out
Ich habe die aufstrebenden Youngsters in den letzten paar Jahren nun einige Male abrocken sehen, und sie gaben stets alles "in the name of Rock'n'Roll". Das stand an diesem Abend freilich nicht zur Debatte, zumal heute der erste Release-Set für das just erschienene, neue und dritte full-lenght Album «Let's Call It Rock'n'Roll» abgehalten wurde. Nebst dem Album-Track «Pump It Up», der bereits 2024 erschien, schickte man heuer zuerst die auf Airplay gebürstete Single «American Way», gefolgt vom Titeltrack, ins Rennen. Damit einhergehend wurde auch gewahr, dass Rock-Out ganz frisch im Roster des italienischen Label-Krösus "Frontiers Music s.r.l" stehen und sich nun erahnen lässt, dass die Zeit der "Kindergeburtstage" definitiv um ist und ab sofort ein anderer Wind wehen wird!

rock out25b

Das erhoffte ich mir umgehend vom anstehenden Konzert des Headliners, der sinngemäss und passend zugleich mit dem Album-Opener «The Boys Are Back» den Set knackig eröffnete. Der Berner Vierer zeigte sich von Beginn weg agil wie immer, und Frontmann "Flopsi" sorgte mit seinen Latzhosen für einen Hingucker wie ein paar Lacher gleichzeitig. Im Zentrum stand jedoch klar die Musik, und davon gab es, vor allem vom neuen Material, reichlich. Dazu gehörte auch die Radio-Single «American Way», inklusive ein cooles Video, das mitunter an der Aare und auf dem Flughafen Bern-Belp abgedreht wurde. Mit «House Of The Rising Sun» (Weltkultur-Lied, das The Animals berühmt machte), folgte auch eine Cover-Version, die sich in der Interpretation von Rock-Out schadlos hielt.

rock out25c

Dazu gab Flopsi alias Florian Badertscher wiederum ein paar flotte Sprüche zum Besten, die zur allgemeinen Erheiterung beitrugen und ihre Wirkung nicht verfehlten. Das färbte entsprechend ab und erzeugte eine gute Stimmung beim anwesenden Publikum, das sich zwischendurch auch immer wieder mal animieren liess. Auf der Bühne ging es derweil wie erwartet schweisstreibend zu und her. Orgel- und Pianoklänge, die auf dem Tonträger zu hören sind, wurden keine eingespielt. Die Band rockte, wie Jack Slamer zuvor ebenso, hundert Prozent live und ohne doppelten Boden. Das könnte sich in Zukunft vielleicht noch ändern, wenn das Quartett aus Lützelflüh, Frontiers sei Dank, zu höheren Weihen berufen wird und das heimatliche Lokal-Kolorit in die zweite Reihe zu rutschen droht.

rock out25d

Bis dahin besteht noch etwas Zeit in sich zu gehen und das abzurufen, was man mindestens mittelfristig und hoffentlich auch weiterhin gemeinsam angehen will und kann. Dass der Wille zumindest da ist, geht von der ganzen Truppe aus, sprich Severin Held (g), Luca Gfeller (b) und auch David Bärtschi (d) ziehen am gleichen Strang wie Master Badertscher, der mit seinem hammermässigen Gesang den Unterschied ausmacht. Dies kam vor allem bei älteren Songs wie «Whiskey Keeps The Doctor Away», «Stand Together» oder der zweiten Zugabe «Dynamite» zum Tragen. Mir persönlich fehlte quasi nur der Kracher «Hard Rock'n'Roll Tonight», der in der Art vom Krokus Klassiker «Long Stick Goes Boom» in den 80ern stets zu Beginn alles wegpusten und eine klare Ansage machen sollte.

rock out25e

Damit wäre ich beim Fazit des am Schluss komplett durchgespielten, neuen Albums «Let's Call It Rock'n'Roll». Was auf dem Tonträger ohne Makel umgesetzt wurde, muss jetzt auf der Bühne zuerst noch reifen. Dem neuen Material fehlte es, obwohl sauber gespielt, noch etwas an Durchschlagskraft, wie das beispielsweise Airbourne an den Tag legen. Mit den rasiermesserscharfen und kräftigen Vocals von Florian besitzen Rock-Out aber eine überaus schlagkräftige Waffe, die jedoch auch "ruhigere Töne" zu meistern vermag. Die gelegentlichen Anleihen bei den alten Krokus oder der Steve Withney Band wirken auf jeden Fall erfrischend, und es wäre den sympathischen Jungs aus dem Emmental zu gönnen, dass die neue Scheibe hoch chartet und so ein neues Kapitel losgetreten wird.

Setliste: «The Boys Are Back» - «American Way» - «Ice Of Fire» - «House Of The Rising Sun (The Animals Cover)» - «Tears Are The Rain» - «Hit Me» - «Don't Call Me Honey» - «Stand Together» - «Let's Call It Rock'n'Roll» - «I Wanna Live» - «Whiskey Keeps The Doctor Away» - «Dead Riders» - «Pump It up» - «7 Minutes in Paradise» -- «HCRNRSM» - «Dynamite»

rock out25f

rock out25g

Mehr in dieser Kategorie: « Avantasia in Zürich-Dübendorf

Seite durchsuchen

Don't have an account yet? Register Now!

Sign in to your account